Wie hat sich die IT-Branche in Deutschland in letzter Zeit entwickelt?

Illustration: Absmeier, Jenny Friedrichs

Die Relevanz der Technologieunternehmen und -innovationen ist für Deutschland und seinen Status als einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte der Welt nicht zu unterschätzen. Darüber hinaus ist der Technologiesektor einer der wichtigsten Motoren der deutschen Wirtschaft. Die deutsche IT-Branche hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt, was unter anderem durch die großen Dynamiken in den Sektoren Hardware und Software/IT-Dienstleistungen begründet ist.

 

Analog zu digital

Die Digitalisierung macht viele Geschäftsmodelle überflüssig und digitale Unternehmen treten die Nachfolge an. IT ist also immer gefragt. Beispielsweise findet in der Glücksspielbranche ein Wandel von herkömmlichen Casinos hin zu Online Casinos statt. Die Spieler genießen es, dass man online keine Beschränkung beim Spielen im Casino hat und noch dazu viele Promotionen in Anspruch nehmen kann.

Aufgrund des digitalen Wandels könnte man annehmen, dass die IT fantastische Wachstumsraten verzeichnen kann. Aber ist das wirklich so?

 

Das Wachstum der IT-Branche

Über 100.000 Unternehmen mit insgesamt mehr als einer Million Arbeitsplätze und einem Umsatz von über 230 Milliarden Euro gehören zu diesem Sektor. Die Wachstumsraten für Software betrugen laut Statista in den letzten Jahren zwischen 5 und 8 Prozent. Es ist aber ein eindeutig positiver Trend zu erkennen und laut Prognosen dürfte der Sektor in den nächsten Jahren sogar um 8 bis 9,2 Prozent wachsen. Im Bereich der IT-Services hingegen wird lediglich ein Wachstum von etwa 3 Prozent erwartet, was jedoch immer noch weitaus positiver wäre als die leichten Umsatzrückgänge in 2020 und 2021. Die Umsatzwachstumsraten im Sektor IT-Hardware schwanken deutlich stärker, da sie von mehr Faktoren abhängen und die Unternehmen in der Regel größere Fixkosten aufweisen als Softwareentwickler und Dienstleister.

 

Zunehmende Spezialisierung

Während im Bereich der IT-Serivices zwar kein großes Wachstum erreicht wird, können einzelne Firmen dennoch überzeugen. Die Branche der Fernwartungssoftware wird beispielsweise immer wichtiger, da Unternehmen zunehmend IT-Prozesse auslagern und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Anbieter wie Damware decken mit ihrem vielseitigen Sortiment viele Kundenwünsche im Bereich Fernwartung ab. Auch die Aareon AG ist hier zu nennen, die in der Immobilienwirtschaft als eine der besten Adressen gilt, was IT-Beratung angeht.

Im Bereich Softwaretechnologie werden vor allem die großen Namen SAP und Lufthansa Systems immer wieder genannt. Mit Akquisitionen und organischem Wachstum konnte SAP sich als einer der wichtigsten Anbieter von ERP-Systemen etablieren, die aufgrund ihrer tiefgreifenden Integration in das jeweilige Unternehmen nur schwer zu ersetzen sind und daher eine hohe Kundenbindung mit sich bringen. Technologien wie Cloud Computing und Datenanalysen werden von SAP ausgiebig genutzt, um das Kundenerlebnis zu optimieren.

 

Arbeitsmarkt

Die Spezialisierung zeigt sich auch beim Arbeitsmarkt, der kaum noch Generalisten nachfragt und insbesondere im Bereich der Informationstechnologie großen Bedarf an Spezialisten hat. Insbesondere Start-ups klagen über den Mangel an Fachkräften und fordern ein spezielles Fachkräftevisum, um den Bedarf zügig mit Talenten aus dem Ausland decken zu können. Die baltischen Staaten und Spanien seien beispielsweise schon deutlich weiter und würden solche Visas innerhalb von 10-30 Tagen ausstellen. In Deutschland kann es sich beispielsweise bei einem Inder bis zu acht Monate hinziehen.

 

Internationaler Vergleich

International schneidet Deutschland nur durchschnittlich ab, was die IT-Branche angeht. Die Wettbewerbsbedingungen sind deutlich schlechter als beispielsweise in Großbritannien, Schweden, Dänemark und der Schweiz. Positiv hervorzuheben sind die dynamische Forschungs- und Entwicklungsgemeinschaft, das zuverlässige Rechtssystem und die solide IT-Infrastruktur.