Wie Meta, Alphabet, Microsoft & Co. Gehälter senken 

Illustration Absmeier foto freepik

»Acqui-Hiring« – Kauf von Start-ups zur Talent-Suche – beseitigt Wettbewerb.

Große Tech-Firmen wie Meta (Facebook) und Alphabet (Google) begründen den Kauf von Start-ups oft damit, die Mitarbeiter im eigenen Unternehmen beschäftigen zu wollen. Laut Wirtschaftsforschern steckt dahinter jedoch eine andere Logik: Die Akquisition und die Personalübernahme unterdrücken den Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt und senken damit die Gehälter. So lautet das zentrale Ergebnis des Diskussionspapiers »Acquihiring for Monopsony Power« des EPoS Economic Research Center an den Universitäten Bonn und Mannheim. 

 

»Große Tech-Unternehmen wie Alphabet und Meta kaufen ständig Start-ups und andere Firmen auf«, sagt Volker Nocke vom EPoS Economic Research Center. »Zur Begründung heißt es, man wolle nicht den Produktwettbewerb unterdrücken, sondern Talente übernehmen – in den Worten von Mark Zuckerberg: ›um exzellente Leute zu bekommen‹. Die Frage ist jedoch: Warum geben große Tech-Firmen Geld für eine Akquisition aus, anstatt höhere Gehälter zu zahlen und damit die Fachkräfte anzulocken? Um diese Frage zu beantworten haben wir die Acqui-Hiring-Strategie untersucht und zeigen wettbewerbswidrige Auswirkungen auf.«

Mangelnder Wettbewerb drückt die Gehälter

Wenn Unternehmen wie Facebook oder Google kleine Firmen aufkaufen, können sie damit gleichzeitig Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt ausschalten: Nach der Übernahme ist die große Tech-Firma häufig der einzige Arbeitgeber für spezialisiertes Personal auf dem Markt – vergleichbar mit der Position eines Monopolisten. Das Unternehmen ist jetzt in der Lage, die Gehälter zu drücken, weil Talente nur diesen einen potenziellen Arbeitgeber haben. Im Ergebnis verdienen die neuen Mitarbeiter weniger, als wenn sie abgeworben und direkt eingestellt würden.

Zudem verweisen die Forscher auf einen zweiten Mechanismus, der die Acqui-Hiring-Strategie im Vergleich zur direkten Beschäftigung interessanter macht: Die Aussicht auf einen intensiven Wettbewerb um Talente bei der Direkteinstellung senkt den Übernahmepreis und macht die Akquisition damit für die großen Firmen profitabler.

Wettbewerbsverzerrungen auf dem Arbeitsmarkt prüfen

»Wir haben die Gründe analysiert, warum es aus Sicht großer Unternehmen Sinn macht, den Aktionären oder Risikokapitalgebern von Start-ups Geld für die Übernahme zu bezahlen«, sagt Nocke. »Diese Vorgehensweise ist günstiger, als das Personal direkt einzustellen. Überraschenderweise werden die Arbeitnehmer durch den Eintritt eines Wettbewerbers dann schlechter gestellt. Unsere Empfehlung an die Wettbewerbshüter lautet, bei künftigen Übernahmen die potenziellen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sorgfältig zu überprüfen.«

Das vorgestellte Diskussionspapier ist eine Publikation des Sonderforschungsbereichs (SFB) Transregio 224 EPoS. Die vollständige Studie finden Sie hier: https://www.crctr224.de/research/discussion-papers/archive/dp500

Eine Liste aller Diskussionspapiere des SFB finden Sie hier: https://www.crctr224.de/research/discussion-papers.

 

Die Autoren:

Heski Bar-Isaac, Professor für Volkswirtschaft und Finanzen, University of Toronto
Justin P. Johnson, Professor für Management, Cornell University
Volker Nocke, Professor für Volkswirtschaftslehre, Universität Mannheim und Mitglied des EPoS Economic Research Center

 

Der Sonderforschungsbereich Transregio 224 EPoS 
Der 2018 eingerichtete Sonderforschungsbereich Transregio 224 EPoS, eine Kooperation der Universität Bonn und der Universität Mannheim, ist eine langfristig angelegte Forschungseinrichtung, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. EPoS befasst sich mit drei zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen: Wie kann Chancengleichheit gefördert werden? Wie können Märkte angesichts der Internationalisierung und Digitalisierung der Wirtschaftstätigkeit reguliert werden? Und wie kann die Stabilität des Finanzsystems gesichert werden?