Der Hays-Fachkräfte-Index IT ist im 4. Quartal 2018 gegenüber dem Vorquartal um weitere 10 Punkte auf 172 gestiegen. Es ist mit Abstand der höchste Wert, der im vergangenen Jahr erreicht worden ist. Im gesamten Jahr lag der Index größenordnungsmäßig 20 bis 80 Punkte über den Werten aller Quartale der Jahre 2015 bis 2017.
Die Nachfrage nach IT-Spezialisten ist ungebrochen. Bei den meisten der betrachteten IT-Positionen ist im 4. Quartal 2018 gegenüber dem Vorquartal ein Anstieg zu verzeichnen. Das stärkste Nachfrageplus gab es für IT-Security-Spezialisten (+ 47 Punkte auf 321), Datenbankentwickler (+ 34 Punkte auf 213), IT-Testmanager (+ 21 Punkte auf 183) und IT-Berater (+ 20 Punkte auf 147). Rückläufig war nur der Bedarf an .NET-Entwicklern (– 7 auf 139).
IT-Fachkräfte werden branchenübergreifend benötigt und gesucht. Mit einer Ausnahme stieg der Indexwert in allen untersuchten Branchen weiter deutlich an. Das stärkste Wachstum gab es bei Architektur- und Ingenieurbüros (+ 36 Punkte auf 174), bei Finanz- und Versicherungsdienstleistern (+ 25 Punkte auf 222) sowie in der IT-Branche (+ 21 Punkte auf 184).
Die exponierte Stellung der IT-Spezialisten bei der Fachkräftesuche zeigt sich auch im Vergleich zum Vorjahresquartal: So haben die Indexwerte im 4. Quartal 2018 bei allen untersuchten IT-Positionen deutlich zweistellig zugenommen, am stärksten bei den IT-Security-Spezialisten (+ 89 Punkte) und Datenbankentwicklern (+ 63 Punkte). Eine ähnliche Entwicklung gibt es bei den untersuchten Branchen: Typisch war ein – meist sehr hohes – zweistelliges Wachstum. Einzige Ausnahme: Der Index der Automobilindustrie stagnierte (– 2 Punkte).
Nach Bundesländern gegliedert wurden 2018 die meisten IT-Experten in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gesucht. Die geringste Nachfrage gab es in Brandenburg, im Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern. Bezogen auf die Ebene von Städten und Landkreisen sind es München, Berlin und Frankfurt am Main, in denen die meisten IT-Positionen veröffentlicht werden.
Der Hays-Fachkräfte-Index basiert auf einer quartalsweisen Auswertung der index Internet und Mediaforschung GmbH für Hays. Einbezogen werden Stellenanzeigen der meistfrequentierten Online-Jobbörsen, von Tageszeitungen sowie des Business-Netzwerks Xing. Den Referenzwert von 100 bildet das 1. Quartal 2015. Zur vereinfachten Lesbarkeit wird bei den Positionsbezeichnungen nur die männliche Form verwendet, auch wenn die Anzeigen sich gleichermaßen an Männer und Frauen richten.
82.000 freie Jobs: IT-Fachkräftemangel spitzt sich zu
- Zahl offener Stellen steigt 2018 deutlich um 49 Prozent.
- IT-Jobs bleiben im Schnitt fünf Monate vakant.
- Sechs von zehn Unternehmen erwarten künftig weitere Verschärfung.
Der Mangel an IT-Fachkräften hat einen neuen Höchststand erreicht. In Deutschland gibt es derzeit 82.000 offene Stellen für IT-Spezialisten. Das entspricht einem deutlichen Anstieg um 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2017 waren 55.000 Stellen vakant. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte des Digitalverbands Bitkom [1]. Grundlage ist eine repräsentative Befragung von mehr als 800 Geschäftsführern und Personalverantwortlichen in Unternehmen aller Branchen.
Demnach konstatieren acht von zehn (82 Prozent) aktuell einen Mangel an IT-Spezialisten. Vor einem Jahr waren es noch zwei von drei (67 Prozent). In den Unternehmen geht man davon aus, dass die Zahl unbesetzter Stellen weiter steigen wird. Sechs von zehn (59 Prozent) erwarten, dass sich der Fachkräftemangel in Zukunft weiter verschärfen wird. Die Personalsuche gestaltet sich als langwierig. Im Durchschnitt dauert es fünf Monate, eine offene IT-Stelle zu besetzen. Jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) berichtet, dass IT-Jobs langsamer besetzt werden können als andere Positionen.
»Quer durch alle Branchen werden IT-Spezialisten händeringend gesucht«, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. »Auch in vielen klassischen Berufen steigen die Anforderungen an die Digitalkompetenz. Diese Entwicklung zeigt sich in der rasant wachsenden Zahl vakanter IT-Jobs.« Der Fachkräftemangel könne schon bald zur bedrohlichen Wachstumsbremse werden. Rohleder: »Jede offene Stelle bedeutet einen Verlust. Einen Verlust von Wertschöpfung, ein Weniger an Innovationen – und das gilt schon lange nicht mehr nur für die IT-Branche, sondern die gesamte Wirtschaft und den öffentlichen Bereich.«
Software-Entwickler sind begehrt
Die besten Aussichten auf dem IT-Arbeitsmarkt haben Software-Entwickler. Drei von zehn Unternehmen aller Branchen (29 Prozent) mit mindestens einer offenen IT-Stelle suchen Programmierer. Dahinter folgen Projektmanager (17 Prozent), Anwendungsbetreuer (13 Prozent), Qualitätsmanager (9 Prozent) und Sicherheitsexperten (8 Prozent). Einen aufsteigenden Trend gibt es bei den vergleichsweise neuen Profilen Data Scientist (7 Prozent) und Virtual Reality Designer (6 Prozent). »Die IT-Berufe differenzieren sich immer weiter aus und es entstehen immer neue Berufsbilder«, sagt Rohleder.
Unternehmen beklagen zu hohe Gehaltsvorstellungen der Bewerber
Die Besetzung von IT-Stellen scheitert vor allem am Geld, aber auch an fehlender Qualifikation und Kompetenz. So lässt die starke Nachfrage nach IT-Spezialisten auch die Gehaltsvorstellungen der Bewerber steigen. Drei von vier Unternehmen (76 Prozent) erklären, die Bewerber forderten zu viel Gehalt. Vier von zehn (38 Prozent) bemängeln fehlende fachliche Qualifikation, ein gutes Drittel (35 Prozent) vermisst Soft Skills wie etwa Sozialkompetenzen. Erst danach rangieren mangelhafte Testergebnisse im Auswahlverfahren (24 Prozent). Rohleder: »IT-Fachkräfte haben beste Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Bei guter Qualifikation können sie sich den Job in der Regel aussuchen. Das führt dazu, dass gute Kandidaten für viele Unternehmen kaum zu bezahlen sind – gerade für den Mittelstand und die öffentliche Hand.«
Unternehmens-Website ist wichtigste Plattform für Job-Angebote
Bei der Personalsuche allgemein setzen die Unternehmen vor allem aufs Internet. Neun von zehn (92 Prozent) veröffentlichen Job-Angebote auf der eigenen Webseite beziehungsweise einer zugehörigen Karriereseite. Sieben von zehn (70 Prozent) suchen über die Arbeitsagentur nach Mitarbeitern, etwa ebenso viele (69 Prozent) verlassen sich auf Mund-zu-Mund-Propaganda beziehungsweise persönliche Kontakte. Jedes zweite Unternehmen nutzt Online-Stellenbörsen (51 Prozent) oder Business-Netzwerke wie LinkedIn oder Xing (50 Prozent), jedes vierte Soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter (28 Prozent). Für das künftige Recruiting werden in den Erwartungen der Unternehmen Online-Medien und direkte Kontakte immer wichtiger. An Bedeutung gewinnen werden zudem Online-Stellenbörsen wie Monster oder Stepstone (69 Prozent), Karrieremessen (61 Prozent), Personalvermittlungen beziehungsweise Headhunter (54 Prozent) und Kooperationen mit Hochschulen und deren Netzwerken (51 Prozent). Dagegen werden klassische Kanäle wie Zeitungen (87 Prozent), Fachmagazine (70 Prozent) und Arbeitsagentur (45 Prozent) an Bedeutung verlieren, prognostizieren die Unternehmen.
[1] Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 855 Personalverantwortliche in Unternehmen ab 3 Mitarbeitern telefonisch befragt.
Arbeitskräftemangel in 2030 birgt große Gefahr für Wohlstand und Wachstum
Deutschland könnten in 15 Jahren zwischen 5,8 und 7,7 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Alle Bundesländer sind davon betroffen, die neuen Bundesländer aber besonders stark. Verlust an Wirtschaftsleistung in 2030 bis zu 550 Milliarden Euro möglich.
Vom Babyboom zur Mangelware – der demografische Wandel wird zu einem großen Problem für den deutschen Arbeitsmarkt, denn Fachkräftemangel bremst das Wirtschaftswachstum. Diese Entwicklung wird sich bis 2030 noch verschärfen. In Deutschland könnten so in den kommenden 15 Jahren 5,8 bis 7,7 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Dies geht aus der neuen Studie Die halbierte Generation von The Boston Consulting Group hervor. »Von dieser Arbeitskräftelücke sind alle Bundesländer betroffen. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, steht das deutsche Wirtschaftswachstum auf dem Spiel und letztlich auch unser Wohlstand«, sagt Rainer Strack, BCG-Senior-Partner und Autor der Studie. Den Berechnungen zufolge könnten Deutschland aufgrund dieser Lücke in 2030 rund 410 bis 550 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung entgehen.
Arbeitskräfteangebot deckt nicht den Bedarf
In der Studie werden vier verschiedene Szenarien simuliert, wie sich Arbeitskräfteangebot und -bedarf bis 2030 entwickeln könnten, um aus dieser Differenz die Arbeitskräftelücke zu berechnen. Eines der vier Szenarien ist das sogenannte Basisszenario, dem beispielsweise eine optimistische Bevölkerungsentwicklung zugrunde liegt, die bereits eine hohe Nettomigration und eine steigende Erwerbsquote voraussetzt.
In diesem Basisszenario ergibt sich in Deutschland eine Arbeitskräftelücke von 6,1 Millionen im Jahr 2030. In den Bundesländern werden die Lücken unterschiedlich groß sein: Während Bayern das nach absoluten Zahlen höchste Arbeitskräftedefizit von rund 1,2 Millionen verzeichnen könnte, sieht sich Thüringen mit der größten relativen Lücke von minus 28 Prozent konfrontiert. »Vor allem in den neuen Bundesländern wird der Mangel zum großen Problem werden«, sagt Rainer Strack voraus. »Den Verlust von bis zu einem Fünftel der Arbeitskräfte werden diese Regionen kaum verkraften, ohne in ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erheblichen Schaden zu nehmen. Bleiben Gegenmaßnahmen aus, sind eine weitere Verödung ländlicher Gebiete, die Abwanderung von Betrieben und das Schrumpfen lokaler Märkte absehbar.«
Hoher Handlungsdruck: Deutschland braucht langfristige Personalstrategie
Das Wachstum der gesamten Wirtschaftsleistung in Deutschland – gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf – würde im Verhältnis zu Vergangenheitswerten folglich drastisch zurückgehen: von durchschnittlich 1,3 auf 0,5 Prozent pro Jahr. Der Handlungsdruck für die Beteiligten in Politik und Wirtschaft, diese Auswirkungen abzumildern, ist hoch.
»Wir brauchen eine langfristige Personalplanung – das gilt für Unternehmen wie auch für Deutschland. Im Vergleich zur Kapitalseite, bei der kontinuierlich gemessen wird, wie produktiv Eigen- und Fremdkapital eingesetzt werden, sind viele Unternehmen und eben auch die deutsche Politik von einer vergleichbar intensiven Betrachtung des Vermögenswertes ›Mitarbeiter‹ noch weit entfernt«, resümiert Strack. »Wir müssen uns viel stärker damit auseinandersetzen, welche Mitarbeiter wir jetzt und in Zukunft brauchen, woher sie kommen und wie wir sie bestmöglich ausbilden können.«
[1] Die aktuelle Untersuchung »Die halbierte Generation« ist eine Vertiefung und Weiterentwicklung der BCG-Studie The Global Workforce Crisis. $10 Trillion at Risk aus dem Jahr 2014 über demografische Entwicklungen und ihre Folgen auf weltweiter Ebene. Das Onlineportal findet sich unter www.bcgperspectives.com.