Mindestlohn bedeutet Aus für die Generation Praktikum

Der Mindestlohn hat zahlreichen Praktikumsplätzen den Garaus bereitet. Das geht aus der neuen Randstad-ifo-Personalleiter-Befragung hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde. Grob gerechnet halbierte sich die Zahl der Unternehmen, die Praktika anbieten. Gaben vor dem Mindestlohn 70 Prozent der Firmen an, sie böten freiwillige Praktika, waren es nach dessen Einführung nur noch 34 Prozent. Das gilt auch für Pflichtpraktika: Der Anteil der Unternehmen mit diesem Angebot sank von 62 Prozent auf ebenfalls 34 Prozent.

Der Rückgang ist durchgängig in allen Größenklassen. Bei Firmen über 500 Beschäftigten sank der Anteil der Unternehmen mit freiwilligen Praktika von 88 auf 52 Prozent; bei Pflichtpraktika von 91 auf 68 Prozent. In Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten gingen die Anteile zurück von 59 auf 26 Prozent (freiwillige) und von 49 auf 21 Prozent (Pflichtpraktika).

So geben nicht wenige Personaler an, dass die Anzahl der angebotenen Praktikumsplätze angesichts ihres Personalbudgets zum Teil deutlich reduziert wird. Andere Unternehmen bieten nun nur noch Pflichtpraktika an oder reduzieren die Dauer der freiwilligen Praktika auf drei Monate. Einige Unternehmen bemängeln zusätzliche Dokumentationspflichten sowie eine Unsicherheit über die Abgrenzung zwischen freiwilligen und verpflichtenden Praktika.

Ausgenommen vom Mindestlohn sind seit 1. Januar 2015 lediglich Pflichtpraktika, die im Rahmen der Studien- oder Ausbildungsordnung vorgeschrieben werden, sowie freiwillige Praktika bis zu drei Monaten vor oder während der Berufs- oder Hochschulausbildung. Vom Mindestlohn befreit sind zudem Langzeit-Arbeitslose innerhalb der ersten sechs Monate.


Fast drei Viertel der Unternehmen wollen Praktikanten keinen Mindestlohn zahlen

31.05.2014

Kaum ein Unternehmen will Praktikanten den Mindestlohn zahlen. Das zeigen Daten einer Befragung von Index. Demnach gaben 46 Prozent der befragten Firmen an, künftig keine Praktikanten einstellen zu wollen, die unter die neuen Regelungen fallen. Weitere 26 Prozent antworteten, dass sie auf Praktikanten ausweichen wollen, denen nicht der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro in der Stunde zusteht. Zusammen sind dies fast drei Viertel der Unternehmen, genauer: 72 Prozent.

Auch die übrigen wollen zum Teil bei den Praktikantenstellen einschnitte machen: So gaben 17 Prozent an, sie würden künftig weniger Praktikanten beschäftigten. Nur 11 Prozent der Firmen sagten, es werde aufgrund des neuen Gesetzes keine Änderungen bei ihnen geben.

Dabei sind Praktikanten der gleichen Befragung zufolge für viele Unternehmen wichtig. Auf die Frage, wie wichtig die Tätigkeiten der künftig vom Mindestlohn betroffenen Praktikanten für den Erfolg des Unternehmens seien, antworteten 35 Prozent, dass die Arbeit ohne sie deutlich schwieriger oder kaum bis gar nicht zu bewältigen sei. Dass die Arbeit kaum oder nicht zu bewältigen sei, gaben dabei sieben Prozent an. 44 Prozent sagten immerhin, dass die Arbeit ohne die entsprechenden Praktikanten etwas schwieriger zu bewältigen sei.

Für viele Unternehmen sind Praktikanten also offenbar nicht nur Personen, die ihre Kenntnisse über die Branche erweitern sollen, sondern bedeutende Arbeitskräfte. Den Daten zufolge jedoch nicht so bedeutend, dass sie ihnen 8,50 Euro in der Stunde wert sind. Angus Baigent

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