Die Jungen packen’s an: Akzeptanz für E-Mobilität sinkt mit höherem Alter. Autofahrer wollen »grünen« Ladestrom für Elektrofahrzeuge.
Zwei Drittel aller Autofahrer können sich grundsätzlich vorstellen, ein Elektroauto anzuschaffen. Das ergab eine repräsentative Erhebung von Statista im Auftrag der Infineon Technologies AG [1]. Bei den Jüngeren ist die Offenheit für E-Autos stärker ausgeprägt, sie bringen die E-Mobilität ins Rollen: In der Altersklasse zwischen 18 und 39 Jahren liegt die Zustimmung bei knapp 80 Prozent. Bei den 60- bis 69-Jährigen dagegen nur bei rund 50 Prozent. Die Bereitschaft zum Kauf eines E-Autos steigt mit dem Einkommen: Die größte Bereitschaft zeigen mit 74 Prozent die Befragten in der Einkommensklasse 4.000 Euro und mehr monatliches Haushalts-Nettoeinkommen.
Die Studienteilnehmer wollen für die E-Mobilität vor allem »grünen« Strom. Annähernd 60 Prozent der Befragten halten diesen für wichtig (27 Prozent) oder sehr wichtig (30 Prozent). Auffällig: Auch hier ist die Beurteilung stark abhängig vom Alter. Je jünger die Befragten, desto größeren Wert legen sie auf regenerative Energiequellen als Stromlieferant für emissionsfreies Fahren.
»Schon heute könnte der gesamte Personenkraftverkehr ausschließlich mit regenerativen Energien angetrieben werden,« sagte Peter Wawer, Division-Präsident Industrial Power Control von Infineon. Im Jahr 2017 wurden in Deutschland 547 Terawattstunden (TWh) Strom erzeugt, davon mit Solar und Windkraft 143 TWh. Das würde rechnerisch für rund 47,7 Millionen Fahrzeuge ausreichen, bei aktuell 46,5 Millionen zugelassenen Pkws in Deutschland [2]. »Die größte Herausforderung bei der Umstellung vom Verbrennungs- auf den Elektromotor ist der Aufbau einer Ladeinfrastruktur und die Aufrüstung der Stromnetze. Diese sind in Deutschland noch nicht für eine höhere Leistungsfähigkeit ausgelegt, wie sie die E-Mobilität erfordert. Insbesondere, wenn das Netz auch noch einen höheren Anteil von regenerativen Energien vertragen soll.«
Diese »saubere« E-Mobilität würden sich die Deutschen auch etwas kosten lassen: Bei angenommenen 4 Euro Stromkosten pro 100 km Reichweite wären 62 Prozent bereit, für regenerativ erzeugten Strom mehr zu zahlen. 15 Prozent würde sogar sehr tief in die Tasche greifen und mehr als 6 Euro für eine 100-km-Stromladung ausgeben – wenn sie sicher sein könnten, dass der Strom nicht aus Kernkraftwerken oder Kohlemeilern stammt.
»Nicht in meinem Garten«
Die Mehrheit der Befragten findet: Strom aus erneuerbaren Energiequellen sollte auch dort erzeugt werden, wo die Bedingungen besonders gut sind. Das gilt zum Beispiel für Offshore-Windkraftanlagen in der Nordsee. Allerdings würden nur 21 Prozent der Befragten eine große Stromtrasse akzeptieren, wenn diese weniger als 5 Kilometer von ihrem Wohnort verliefe. Am wenigsten störend empfinden die Deutschen regenerative Energieerzeugung in ihrem Umfeld: Solarparks genießen dabei die höchste Akzeptanz, gefolgt von Windkraftparks, Wasserkraftwerken und Biomasse-Anlagen.
Die hohe Zustimmung für Solarparks ist bei den Umfrageteilnehmern, für die ein E-Auto infrage kommt, noch einmal höher. 74 Prozent würden einen Solarpark im Umkreis von 5 Kilometern zur Wohnadresse akzeptieren (67 Prozent insgesamt). Umgekehrt lehnen Befragte ohne Bereitschaft zum E-Auto zu 18 Prozent alle zur Auswahl gestellten Formen der Energieerzeugung im eigenen Umfeld ab. Von den Studienteilnehmern, für die ein E-Auto infrage kommt, lehnen dies nur 7 Prozent ab. Deutlich abgeschlagen bei den Akzeptanzwerten sind Kernkraftwerke und Kohletagebau mit 7 beziehungsweise 5 Prozent.
Am liebsten zu Hause und unterwegs unter 30 Minuten
Beim Laden von E-Autos gibt es eine klare Präferenz: Die Befragten wollen am liebsten zu Hause Strom tanken. Deutlich weniger Menschen bevorzugen die Lademöglichkeit bei der Arbeit, fast gleichauf mit den Ladepunkten Einkaufszentrum, Tankstelle und öffentliche Parkplätz/Parkhäuser. Beim Stromtanken unterwegs liegt die »Schallmauer« bei 30 Minuten: 70 Prozent der Befragten sind nicht bereit, längere Ladezeiten zu akzeptieren. Auch deshalb bauen unterschiedliche Anbieter sowohl in Städten als auch entlang der Autobahn eine Infrastruktur fürs Schnellladen auf. Neue Materialien für Halbleiter wie zum Beispiel Siliziumkarbid ermöglich dies. Verfügt das Auto über eine entsprechende Batterie, können die Elektrofahrzeuge damit bei einer Ladeleistung von 350 kW innerhalb weniger Minuten aufgeladen werden.
Offenbar steht das Laden daheim deshalb so hoch im Kurs, weil sich das Auto auch bei längeren Ladezeiten »nebenher« laden lässt – etwa über Nacht. Dabei wissen die meisten nicht, mit welchen anderen Tätigkeiten sich das Stromtanken verbinden lässt: Weniger als die Hälfte weiß, wo sich die nächstgelegene Ladestation befindet.
Auf den Punkt gebracht: Erhalten Sie Einblicke in das elektrische Laden sowie alles Wissenswerte rund um Elektromobilität.
https://www.infineon.com/cms/de/discoveries/elektroautos-aufladen/
https://www.infineon.com/cms/de/discoveries/elektromobilitaet/
[1] Befragungszeitraum: Ende November 2018. Für die repräsentative Online-Erhebung wurden 1.690 Menschen in Deutschland befragt.
[2] Annahme: Ein Pkw fährt durchschnittlich 15.000 km pro Jahr und benötigt pro 100 km 20 kWh. Quellen: Kraftfahrt-Bundesamt; Fraunhofer Institut, »Power generation in Germany«
Elektromobilität: Ladenetz für Elektroautos wächst rasant
Die Zahl der zugelassenen Elektroautos steigt rasant an. In einem ebenso schnellen Tempo schreitet mittlerweile auch der Ausbau der nötigen Infrastruktur voran. Weltweit gibt es bereits beinahe 750.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektroautos und ein immer größer werdender Teil davon sind sogar Schnellladestationen, die innerhalb von 20 Minuten Strom im Gegenwert von bis zu 300 Kilometer Reichweite nachladen können. Patrick Wagner
https://de.statista.com/infografik/14167/e-ladestationen-weltweit/
IONITY – Paneuropäisches High-Power-Charging-Netzwerk ermöglicht Elektromobilität auf Langstrecken
- Gemeinschaftsunternehmen zum Aufbau eines High-Power-Charging-Netzwerks (HPC) für Elektrofahrzeuge nimmt Geschäftsbetrieb auf
- IONITY errichtet und betreibt circa 400 Schnellladestationen entlang der Hauptverkehrsachsen in Europa bis 2020
- Aufbau von 20 Stationen in mehreren europäischen Ländern startet bereits in 2017
- Leistung von bis zu 350 kW ermöglicht signifikante Reduzierung der Ladezeit im Vergleich zu vorhandenen Ladelösungen
- Markenunabhängige Kompatibilität mit den meisten Elektrofahrzeugen der heutigen und nächsten Generationen durch Combined Charging System (CCS)
Mit der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens IONITY stellen die BMW Group, Daimler AG, Ford Motor Company und der Volkswagen Konzern mit Audi und Porsche die Weichen für den Aufbau des leistungsstärksten Schnellladenetzes für Elektrofahrzeuge in Europa. Die Errichtung und der Betrieb von insgesamt rund 400 Schnellladestationen bis 2020 sind wichtige Schritte, um Elektromobilität auch auf Langstrecken zu gewährleisten und sie damit im Markt zu etablieren. Das neue Unternehmen IONITY mit Sitz in München hat die Geschäftstätigkeit aufgenommen. Michael Hajesch (CEO) und Marcus Groll (COO) übernehmen die Geschäftsführung des Joint Ventures (JV). Das IONITY Team wird schon Anfang 2018 rund 50 Mitarbeiter umfassen und sukzessive ausgebaut.
»Die Verfügbarkeit eines flächendeckenden High-Power-Charging-Netzwerks ist für die Marktdurchdringung der Elektromobilität unabdingbar. Die Gründung von IONITY ist ein wichtiger Meilenstein, der zeigt, dass die Automobilhersteller ihre Kräfte dazu bündeln.
Mit der Schaffung des ersten paneuropäischen HPC-Netzes machen wir die Elektromobilität langstreckentauglich. Wir haben dabei insbesondere den Kunden im Blick. Schnelle, komfortable und digital bezahlbare Ladevorgänge sind unser Ziel«, so Michael Hajesch.
Aufbau der ersten 20 Schnellladestationen startet in 2017
IONITY wird bis 2020 insgesamt rund 400 Schnellladestationen errichten und betreiben. Der Aufbau der ersten zwanzig Stationen startet noch in 2017. Diese werden an Autobahnen und Hauptverkehrsachsen unter anderem in Deutschland, Norwegen und Österreich errichtet. Sie werden öffentlich zugänglich sein und mit einer Entfernung von etwa 120 km zueinander liegen. Dabei setzt IONITY auf die Zusammenarbeit mit starken Kooperationspartnern wie Tank & Rast, Circle K sowie OMV und profitiert insbesondere von deren attraktiven Standorten. Die europaweite Skalierung auf über hundert Schnellladestationen erfolgt in 2018. Jede der IONITY Schnellladestationen wird über mehrere Ladesäulen verfügen. Dadurch erhalten Kunden bis 2020 marken- und leistungsunabhängig Zugang zu Tausenden von HPC-Ladepunkten. Das HPC-Netzwerk verwendet den europäischen Ladestandard Combined Charging System (CCS). Die Ladeleistung von bis zu 350 kW pro Ladepunkt ermöglicht entsprechend ausgelegten Fahrzeugen eine deutlich kürzere Ladezeit im Vergleich zu heute verfügbaren Systemen. Die Offenheit des Systems und die europaweite Verbreitung werden helfen, die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen deutlich zu erhöhen.
Gemeinsam Europa vernetzen
Eine sorgfältige, an den Kundenbedürfnissen ausgerichtete Standortwahl steht bei der Realisierung des IONITY Netzwerks im Fokus. Auch die intelligente Verknüpfung mit bestehenden Ladelösungen hat das JV im Blick. IONITY steht deshalb in intensivem Austausch mit bestehenden Infrastrukturinitiativen – unter anderem unterstützt von den Gründungsunternehmen und der Politik. Mit den Investitionen in den Aufbau des IONITY Netzwerks bündeln die beteiligten Automobilhersteller ihr Engagement für die Elektromobilität.
Zusätzlich baut das Bündnis branchenübergreifend und international auf Kooperationen und starke Partnerschaften.
Die Gründungspartner BMW Group, Daimler AG, Ford Motor Company und der Volkswagen Konzern mit Audi und Porsche beteiligen sich zu gleichen Teilen an dem JV. Weitere Automobilhersteller sind ebenso willkommen, sich aktiv am Ausbau des HPC-Netzwerks zu beteiligen. Mehr Informationen finden Sie unter www.ionity.eu
Elektromobilität: Die größten Märkte für Elektroautos
Während Deutschland weiterhin über mögliche Dieselfahrverbote diskutiert, wird sich beim Genfer Autosalon, der am Donnerstag seine Tore öffnet, auch in diesem Jahr vieles um die elektrische Zukunft des Automobils drehen.
So wird unter anderem Volkswagen auf der Messe eine neue Elektrostudie vorstellen, die einen Vorausblick auf das autonome Fahren im Jahr 2030 gewähren soll. So groß das Thema E-Mobilität seit Jahren ist, so klein ist nach wie vor der Marktanteil von Elektroautos in den meisten Ländern.
Mit Ausnahme von Norwegen, wo Elektroautos (inkl. Plug-in Hybride) im vergangenen Jahr mehr als ein Drittel der Neuzulassungen ausmachten, liegt der Marktanteil von E-Autos in den größten Automobilmärkten weltweit im niedrigen einstelligen Bereich. Wie die Infografik von Statista zeigt, ist der chinesische Markt der mit Abstand größte für PKW mit Elektroantrieb. Deutschland liegt im weltweiten Vergleich auf Rang 5. Felix Richter
https://de.statista.com/infografik/13144/absatz-von-elektroautos/
Elektromobilität: Streetscooter der Post fährt allen davon
Elektroautos sind nicht nur in aller Munde sondern auch zunehmend auf deutschen Straßen unterwegs. Neben Tesla, dem Vorreiter in Sachen emissionsfreie Mobilität, haben mittlerweile fast alle großen Hersteller ein paar Modelle für den Privatgebrauch in ihrer Produktpalette, die ganz ohne Verbrennungsmotor auskommen.
Im Güterverkehr sieht es zwar noch anders aus, doch auch hier stehen die Zeiger auf Elektrifizierung. Im November 2017 stellte Elon Musk sein Konzept für einen E-Truck vor: rund 800 Kilometer Reichweite bei einer Ladung von 40 Tonnen. Kurz darauf kündigten auch Volvo, MAN und Daimler an, entsprechende Schlepper auf den Markt zu bringen. Während die großen Hersteller noch mit Presseterminen und Kick-Offs beschäftigt sind, schafft ausgerechnet die Deutsche Post – zugegebenermaßen in sehr kleinem Rahmen – das, wovon die großen im Geschäft noch träumen. Mangels Alternativen beschloss der Paketzusteller kurzerhand selbst unter die Autoproduzenten zu gehen und in Zusammenarbeit mit der Aachener Firma Streetscooter, eigene elektrobetriebene Zustellfahrzeuge zu produzieren. Das Konzept funktionierte so gut, dass der Streetscooter Work mittlerweile in fünf Ausführungen existiert und sogar in den Schaufenstern ausgewählter Ford Händler steht.
Wie die Grafik zeigt, steigt die Anzahl der der elektrobetriebenen Lastkraftwagen seit 2012 rapide an. Zwar bleibt die Menge der Fahrzeuge mit einer Nutzlast von über 1000 Kilogramm beinahe statisch, doch in der Klasse bis 999 Kilogramm, scheinen die E-Lkws ihren perfekten Einsatzort gefunden zu haben. Vergleicht man den Bestand mit den jährlichen Neuzulassungen des Streetscooters der Deutschen Post, erkennt man, wer den Markt in Deutschland dominiert – obgleich der Postlaster bisher noch hauptsächlich von der Post selbst angekauft wird. Patrick Wagner