Business Intelligence – Mit Hilfe von Datenvisualierung überzeugen

Interview-Robert-Schmitz

Die höchste Wertschöpfung aus Entscheidungen lässt sich in den Knotenpunkten, wo traditionelle BI-Daten und Big Data sich vermischen, erzielen.

»manage it« sprach mit Robert Schmitz, dem neuen Country Manager bei Qlik über seine Ambitionen, den BI-Markt und was eine gute BI-Lösung auszeichnet.

Wie sehen Sie den BI-Markt in DACH? Was sind Ihre Ziele als neuer Country Manager für Qlik?

Der BI-Markt in DACH wächst jährlich um durchschnittlich zehn Prozent. Im weltweiten Vergleich ist der deutschsprachige Markt sicherlich kein »Early Adopter«. Die DACH-Region gehört zu einem der anspruchsvollsten Märkte, wenn es um Daten geht: Datenschutz und Datensicherheit stehen ganz oben. Ich kann mich noch erinnern, dass beispielsweise vor rund vier Jahren die Unternehmen besonders am Konzept der assoziativen Datenanalyse und In-Memory-Technologie interessiert waren. Heute geht es konkret um die Frage: Welchen Return on Investment bringt Business Intelligence für mein Unternehmen? Als Country Manager für die Region sehe ich es als meine Aufgabe, Unternehmen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten sich aus der Analyse von Daten für sie ergeben. Es fasziniert mich immer wieder, wie der Zugang zu BI und den Daten dahinter ein Unternehmen verändern kann. Erfolgreiche Unternehmen sind diejenigen, die ihre Daten nutzen – und auch wirklich verstehen. Hierfür ein stärkeres Bewusstsein herzustellen, ist mir ein großes Anliegen.

BI-Software wird oftmals nur als ein »nice to have« angesehen. Wie sehen Sie das?

Mit Business Intelligence verkaufen wir unseren Kunden immer einen Mehrwert: Mit einer BI-Lösung wissen unsere Kunden immer mehr als zuvor über ihr Unternehmen, aber auch über Märkte und Konkurrenten. Wo interne Daten nicht ausreichen, können externe Informationen das Bild vervollständigen. Dennoch ist die Motivation hinter der Anschaffung von BI-Software sehr verschieden. Es gibt Unternehmen, die uns dann an Bord holen, wenn sie sich bereits in einer Schieflage befinden. Hier gilt es schnell zu analysieren, an welchen Stellen die größten Herausforderungen liegen und gezielt daran zu arbeiten. Andere holen uns hingegen hinzu, wenn es darum geht, beispielsweise die Lagerplanung zu optimieren – oft exemplarisch an einem Standort, um dann die neue Strategie im gesamten Unternehmen auszurollen. Auch innerhalb einer Organisation gehen Nutzer unterschiedlich mit BI um: Da gibt es den »Alteingesessenen«, der schon sein Leben lang ohne BI-Analysen ausgekommen ist und immer skeptisch bleiben wird. Andererseits sind da aber auch Anwender, die sich bewusst dafür entscheiden, in BI zu investieren, um einen Unterschied im Unternehmen zu machen.

Wird BI in Unternehmen in DACH wirklich genutzt? Welche Skills brauchen Mitarbeiter? Sind wirklich alle auf der Suche nach Data Scientists?

Oft hört man, dass drei Viertel der Unternehmen nach wie vor mit Excel ihre Daten analysieren und nur rund ein Viertel eine BI-Lösung nutzt. Tatsächlich ist es so, dass Excel nicht von einem auf den anderen Tag überflüssig wird – nur sollte nicht der Fehler begangen werden, Excel als ein BI-Tool zu sehen. Denken Sie beispielsweise an die Anfänge der E-Mail: Damals wurde viel über die Vision eines komplett papierlosen Büros gesprochen – sicherlich sind wir auf dem Weg dorthin. Das heißt aber nicht, dass Papier aus unserem Arbeitsalltag gänzlich verschwunden ist. IT-Entscheider müssen sich vor einem Investment überlegen: Wie viele Mitarbeiter brauchen wirklich Zugang zu einer BI-Software? Wo und wann bringt es einen tatsächlichen Nutzen? Für den Anwender selbst ist am wichtigsten, dass er schnell und einfach – ohne große Vorkenntnisse – zu neuen Erkenntnissen kommt. Das müssen keine Statistiker oder gar eigens ausgebildete »Data Scientists« sein. Eine gute BI-Lösung muss so gut geregelt und so intuitiv zugleich sein, dass Nutzer in ihren vorgegebenen Rollen und in einem verwalteten Datenraum Self-Service-Analysen fahren können. Was hilft, ist ein Gefühl dafür, welche Form der Darstellung von den Ergebnissen am besten funktioniert. Wie kann ich andere mithilfe von Datenvisualisierung von einer Sache überzeugen?

Gibt es Branchen, die in Sachen Datenauswertung und Datennutzung schon weit vorne sind? Welche Branchen hinken hinterher?

Naturgemäß gibt es Branchen, die in hohem Maße auf die Verfügbarkeit von Datenanalysen quasi in Echtzeit angewiesen sind: Die Fertigung beispielsweise, in der bereits ein kurzer Stillstand schwerwiegende Folgen für die gesamte Lieferkette haben kann. Business Intelligence betrachtet jedoch vielmehr die einzelnen Funktionen im Unternehmen: Vertrieb, Einkauf, Produktion, Logistik, Finanzen, Controlling und HR haben ihre jeweiligen Kennzahlen und brauchen deshalb eigene BI-Dashboards, die genau an ihre Analysebedürfnisse angepasst sind.

Nichtsdestotrotz zeigt beispielweise die Automobilbranche, was mit der Auswertung von Big Data möglich ist. Moderne Autos sammeln über Sensoren bereits eine Vielzahl an Daten. Deren Speicherung und Auswertung ist für die Entwicklerteams der einzelnen Hersteller essenziell. Autonomes Fahren wird durch Datenanalyse erst ermöglicht. Und die Daten, die das fahrerlose Auto sammeln wird, werden wiederum selbst zum Antrieb für weitere Innovationen.

Welche Trends werden den BI-Markt künftig beeinflussen?

Der Big-Data-Hype wird abklingen, da immer mehr Unternehmen bewusst Daten analysieren, die außerhalb des eigenen Daten-Kosmos liegen. Neue Datenquellen werden nicht mehr als fremdartig angesehen, sondern als Teil einer umfassenden und komplexen Datenlandschaft aus mehreren internen sowie externen Quellen betrachtet. Die höchste Wertschöpfung aus Entscheidungen lässt sich in den Knotenpunkten erzielen, wo traditionell BI-Daten – etwa finanzielle Transaktionen – und Big Data sich vermischen.

Business Intelligence entwickelt sich mit dem allgemeinen Fortschritt auf dem Markt mit: Die generell weiter voranschreitende Digitalisierung, zunehmende Automatisierung in der Produktion und das Realwerden der Industrie 4.0 beispielsweise werden künftig den Ton und die Geschwindigkeit in der Datenanalyse vorgeben.


Robert Schmitz ist als Country Manager bei dem Visual Analytics-Anbieter Qlik
für Deutschland, Österreich und die Schweiz verantwortlich.
Weitere Informationen unter: www.qlik.com/de 

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