Beim Bezahlen des Online-Einkaufs sind die Verbraucher eigen. Über 29 Prozent brechen den Bestellvorgang kurz vor dem Kauf ab, weil sie nicht mit der gewünschten Zahlungsart bezahlen können. Nach Angaben von Statista ist die Kaufabbruchquote wegen fehlender Zahlungsmöglichkeiten in Deutschland der am Häufigsten genannte Grund, die Website zu verlassen. Erst mit weitem Abstand folgen an zweiter und dritter Stelle »der Bestellvorgang war zu kompliziert« und die »Lieferkosten waren zu hoch«.
Die unterschiedlichen Zahlungsgewohnheiten stellen aber nicht nur den deutschen Online-Handel vor eine Herausforderung, sondern sind vor allem für den internationalen Handel ein Hemmschuh. Fast nirgendwo sonst trifft die alte Weisheit »andere Länder – andere Sitten« so zu wie beim Bezahlen im Internet. Denn ein einheitliches Zahlungssystem hat sich im E-Commerce noch längst nicht in allen europäischen Ländern durchgesetzt. Zwar sollte durch die Einführung von SEPA alles besser werden – doch von einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehr ist im Internet bisher nicht viel zu spüren.
Meistens fehlt das Vertrauen
»Die Gründe liegen in erster Linie in der gefühlten Unsicherheit und in dem nicht vorhandenen Vertrauen, neue Zahlungsmöglichkeiten zu nutzen«, sagt Dorothe Eickholt, Geschäftsführerin von Asendia Germany und Asendia Austria. Am deutlichsten wird dies, wenn man die beiden Zahlungsarten »Kauf auf Rechnung« und »Zahlung per Vorkasse« miteinander vergleicht.
Während bei der Zahlung per Vorkasse der Kunde dem Händler vertrauen muss, ist es beim Kauf auf Rechnung genau umgekehrt. Auch bei Lastschriften trägt der Händler genauso wie beim Kauf auf Rechnung das Risiko. Denn sie können innerhalb eines Monats vom Kunden zurückgegeben werden. Fast alle anderen Zahlungsmethoden verringern das Risiko oder versuchen es durch Versicherungsleistungen zu reduzieren. So schützen Bezahldienste wie PayPal unter bestimmten Voraussetzungen Käufer und Verkäufer gleichermaßen.
Auslandsgeschäft deutscher Online-Händler wächst
Eine möglichst einheitliche Lösung für den Zahlungsverkehr wird für den internationalen E-Commerce immer dringlicher. Denn inzwischen verkaufen rund 85 Prozent der deutschen Online-Händler international – Tendenz steigend. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie von ibi research für den E-Commerce Leitfaden 2016. Bevorzugte Geschäftspartner sind demnach die Nachbarländer Österreich (89 %), Schweiz (77 %), Niederlande (73 %) und Frankreich (72 %).
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Zahlungsmethoden müssen zum Markt passen
»Wer mit einem eigenen Webshop im Ausland aktiv wird, muss neben der Sprache und den AGB vor allem das Zahlverfahren anpassen«, rät Eickholt. Welche Zahlungsarten in Frankreich, der Schweiz, Österreich, Großbritannien und der Tschechischen Republik am häufigsten genutzt werden, zeigt folgende Aufstellung:
Frankreich
Das Bezahlen per Carte Bleue/Kreditkarte ist in Frankreich weit verbreitet und hat eine lange Tradition. So begleichen fast 80 Prozent der Franzosen ihre Einkäufe im Internet per Karte. Die übrigen nutzen Bezahldienste wie PayPal. Da Vorkasse üblich ist, ist dementsprechend auch die Zahlungssicherheit für den Versandhandel besonders hoch.
Schweiz
Im Gegensatz zu Frankreich zahlen in der Schweiz 87 Prozent der Online-Käufer am liebsten per Rechnung. Damit ist die Schweiz Spitzenreiter im europäischen Vergleich. Nur sieben Prozent nutzen Kreditkarten. Wird nur eine Bezahlung per Vorkasse angeboten, verlassen rund 80 Prozent der Kunden den Webshop wieder.
Österreich
Der Kauf auf Rechnung wird auch in Österreich bevorzugt. So zahlen 81 Prozent der E-Commerce-Käufer am liebsten nach der Lieferung. Im Vergleich zur Schweiz akzeptieren bedeutend mehr Österreicher die Zahlung per Kreditkarte. Rund 58 Prozent nutzen sie für ihren Online-Einkauf. Den Rest teilen die verschiedensten Bezahldienste unter sich auf.
Großbritannien
In Großbritannien spielen nur die drei Zahlungsmöglichkeiten Kreditkarte, Debitkarte wie Meastro und PayPal eine Rolle. Mit 40 Prozent am häufigsten wird die Kreditkarte vor der Debitkarte mit 35 Prozent zum Bezahlen im Online-Shop genutzt. PayPal erreicht derzeit eine Quote von 21 Prozent – holt aber weiter auf.
Tschechische Republik
Rund 76 der Tschechen zahlen ihre Online-Einkäufe per Kreditkarte und machen sie damit zur beliebtesten Zahlungsmethode. Doch auf Platz zwei folgt bereits das Mobile Payment per Smartphone oder Tablet. Zehn Prozent nutzen sogenannte E-Wallets im E-Commerce. Banküberweisungen liegen bei rund acht Prozent und spielen ebenso wie andere Zahlungsarten in Tschechien eine untergeordnete Rolle.
Akzeptanz von Kreditkarten ist ein Muss
»Ein absolutes Muss für die Betreiber von internationalen Webshops ist die Akzeptanz von Kreditkarten«, so Eickholt. »Die Karten genießen bei den meisten Kunden ein vergleichsweise hohes Vertrauen und reduzieren die Zahl der Kaufabbrecher.« Dennoch sind Kreditkarte und Bezahldienste alleine keine Lösung, da noch längst nicht alle Europäer über eine Kreditkarte oder ein Konto bei einem Bezahldienst verfügen. Um die Zahl der Kaufabbrecher so gering wie möglich zu halten, gibt es nur ein Mittel: Sich auf die Sitten und Gebräuche einzustellen und die jeweils gebräuchlichsten Zahlungsarten anzubieten.
Dorothe Eickholt, Geschäftsführerin von Asendia Germany und Asendia Austria
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