Online-Shops haben eine Sollbruchstelle: mit dem Umsatzwachstum steigt auch schnell die Komplexität bei Lagerhaltung und Logistik – bis hin zur Grenze der Wirtschaftlichkeit. Die naheliegende Lösung des Dilemmas sind Online-Marktplätze.
Wer will schon auf der Stelle treten? Unsere Wirtschaft ist von Wachstum geprägt, und jeder Gründer eines Online-Shops hat das Expansionsziel im Auge. Das klappt aber nur bedingt, denn zunehmender Umsatz wird mit einer steigenden Anzahl von Produkten erkauft. Ein solch umfangreiches Angebot stets vorrätig zu halten, zu versenden, die ansteigenden Retouren zu verwalten und die zunehmende Organisation: all das verschlingt viel Kapital, wird schnell komplex und zudem ineffizient, bis hin zur Unwirtschaftlichkeit des gesamten Betriebs. Die Verwaltung frisst sich förmlich selber auf; so entsteht eine unweigerliche Wachstumsgrenze.
Die zentrale Organisation ist schuld. Ein dezentraler Ansatz, also die Verteilung der Last auf viele Schultern, würde das Problem lösen. Online-Marktplätze machen es möglich. Mirakl stellt sechs Thesen vor, warum sie die Zukunft des E-Commerce sind.
- Verteilte Last. Mit der Öffnung eines E-Commerce-Auftritts für dritte Anbieter kann jeder Betreiber die Lagerhaltungs- und Logistikaufgaben auf die neuen Partner verteilen. Weil sie völlig losgelöst voneinander wirtschaften, gibt es keine Grenze, wie viele eingebunden werden können. Die Organisation gleicht einer Zellenstruktur, die beliebig organisch wachsen kann, weil jede einzelne Zelle in der Lage ist, völlig autark zu existieren. In der Konsequenz heißt das: die Wachstumsgrenze bei klassischen Online-Shops ist mit der Organisation eines Online-Marktplatzes aufgehoben, da er völlig unabhängig von seiner Größe reibungslos funktioniert.
- Produktvielfalt. Wer einen Marktplatz aufbaut, egal, ob er geografisch, thematisch oder nach anderen Kriterien ausgerichtet ist, sucht sich Partner mit den passenden Produkten oder Dienstleistungen. Damit entsteht eine beliebig große Produktvielfalt, die ebenso wenig Grenzen kennt. Im Gegenteil: je größer ein Marktplatz ist, desto eher sind einzelne Produkte lieferbar, weil die Wahrscheinlichkeit steigt, dass mehrere Partnerhändler sie anbieten. Die Attraktivität für die Zielgruppe steigt damit zweifach: es gibt mehr Produkte, die schneller lieferbar sind.
- Geringere Risiken, höhere Margen. Durch die Verteilung der Aufgaben und Pflichten auf die eingebundenen Partner sinkt das finanzielle Risiko für den Marktplatz-Betreiber beträchtlich. Und durch das größere Angebot und die Economies of Scale wird nicht nur mehr Umsatz generiert: gleichzeitig steigt auch die Rendite. Eine weitere Einnahmequelle kommt für den Betreiber hinzu: durch die Gebühren, die er den Partnern berechnet, weil sie von seiner Plattform profitieren.
- Verbindung von online und offline. Marktplatzteilnehmer, egal, ob Betreiber oder Partner, können das Angebot ihrer physischen Verkaufsflächen nicht nur online übernehmen, sondern auch problemlos erweitern. Zudem sind sie in der Lage, neue Angebote zuerst im Internet risikolos zu testen, um sicherzustellen, dass sie auch auf der Verkaufsfläche gut angenommen werden. Durch die schiere Größe eines Marktplatzes gegenüber einem Online-Shop verfügen sie außerdem über eine deutlich validere Datenbasis, um Entscheidungen bezüglich des Portfolios zu treffen.
- Zufriedenere Kunden. Kunden profitieren mehrfach von einem Marktplatz: erstens ist die Angebotsvielfalt gegenüber einem Online-Shop deutlich größer, zweitens sind einzelne Produkte besser verfügbar und drittens sinken durch die Konkurrenzsituation innerhalb des Marktplatzes auch viele Preise. Zudem können Kunden flexibler einkaufen: im Internet bestellen, im Laden abholen. Dieses Click&Collect-Vorgehen stellt für viele eine erhebliche Erleichterung dar.
- Keine Macht den Großen. Im deutschen Markt ist in den letzten Jahren ein Marktplatz-Oligopol entstanden: wenige große Betreiber diktieren die Spielregeln. Das betrifft unter anderem die Gebühren für Dritte, die teils übertrieben hoch sind. Aus diesem Grund wächst die Unzufriedenheit vieler Händler, die sich von diesen Betreibern abwenden. Außerdem haben Kunden weniger Auswahl, wenn sie immer wieder zu den Großen tendieren. Bauen viele kleinere Unternehmen eigene Marktplätze auf – und dazu zählen explizit auch frühere Partner der großen Betreiber – entsteht eine gesündere Einkaufslandschaft und eine dynamischere Wirtschaft: Gebühren normalisieren sich und Kunden haben deutlich mehr Auswahl, vor allem wenn sich Marktplätze geografisch oder thematisch spezialisieren.
»Marktplätze sind der Befreiungsschlag für jeden Online-Shop-Betreiber, der expandieren will«, erklärt Rabie el Hassani, Director of Sales Central and Eastern Europe bei Mirakl in München. »Aber nicht nur sie profitieren von Marktplätzen, denn mit ihnen entsteht eine dreifache Win-Win-Win-Situation: für den Betreiber, die Partner und die Kunden. Und mit den verfügbaren Marktplatzlösungen können beliebige Unternehmen diesen Weg gehen, egal, wie klein sie sind oder welcher Branche sie angehören.«