Die Analyse der 30 beliebtesten Onlineshops in Europa auf Nachhaltigkeit zeigt, dass das Umweltbewusstsein noch entwicklungsfähig ist: Ökologischer Ausgleich des Versands wird von nur zwei E-Commerce-Unternehmen angeboten. Vier Webshops schenken Second-Hand-Produkten ein neues Leben.
Im Vergleich der 30 beliebtesten Onlineshops Europas bieten nur zwei eine CO2-Kompensation für den Paketversand an: Otto und Zalando. Das ist das Ergebnis einer Analyse des European Circular Bioeconomy Fund (ECBF). Der erste Impact-Fonds im Bereich Bioökonomie wollte wissen, wie bewusst die beliebtesten E-Commerce-Unternehmen in Europa agieren. Vor allem zum Jahresbeginn ist das Paketaufkommen wegen zahlreicher Retouren hoch, nachdem Verbraucher im Dezember auf Geschenkjagd gingen.
Der Risikokapitalgeber untersuchte die fünf umsatzstärksten Shops der größten Volkswirtschaften Europas zudem hinsichtlich des Verpackungsmaterials, der Rücknahme gebrauchter Produkte und des Angebotes von Second-Hand-Waren.
CO2-Kompensation beim Onlineshopping
Um den eigenen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, können Unternehmen ihren Kundinnen und Kunden einen ökologischen Ausgleich für den Versand anbieten. Diese Möglichkeit wird nur selten genutzt: Lediglich die Versandhändler Otto und Zalando offerieren eine CO2-Kompensation. Diese schlägt bei Zalando aber mit 0,25 Euro zu buche. Somit sind die zwei deutschen Unternehmen im internationalen Vergleich die beiden einzigen, die Verbraucher diese Möglichkeit bieten.
»Alleine dieses Ergebnis zeigt, dass beim Onlineshopping ein Großteil der Unternehmen bisher nur wenige Maßnahmen für eine nachhaltigere Zukunft umsetzt. CSR-Richtlinien hinsichtlich der Nachhaltigkeit spielen zumindest auf den ersten Blick nur eine untergeordnete Rolle. Spätestens nächstes Jahr werden E-Commerce-Unternehmen jedoch mit strengeren Anforderungen konfrontiert sein und ihren Fokus in Sachen Umweltbewusstsein nachjustieren müssen. Denn 2022 wird die Einhaltung von Environment, Social und Governance-Kriterien (ESG)-Kriterien unumgänglich. Zwar können Verbraucher den nachhaltigsten Anbieter auswählen, jedoch sind vorwiegend die Unternehmen in der Pflicht, den Status quo zu verbessern«, kommentiert Michael Brandkamp, Managing Partner des ECBF, die Analyse.
So nachhaltig ist der Versand bei den beliebtesten europäischen Webshops
Nicht nur der Transportweg kann ausgeglichen werden: Bereits bei der Verpackung können Unternehmen etwas für die Umwelt tun. Beim Versandmaterial setzen 18 der 30 beliebtesten Onlineshops in Europa dabei auf Papier oder Pappe. Ebenfalls 18 Unternehmen wählen Plastik als ihr Versandmaterial. Neun der beliebtesten Webshops in der EU nutzen gleichermaßen Papier bzw. Pappe sowie Plastik, um Produkte an Kundinnen und Kunden zu verschicken.
Diese Unternehmen schenken Produkten ein neues Leben
Wird ein neuer Gegenstand angeschafft, muss der alte nicht gleich entsorgt werden. Viele Produkte können bei neuen Besitzer ein zweites Leben finden.
Verkäufer von Elektrogeräten müssen alte Geräte bis zu einer äußeren Abmessung von 25 cm ab einer Lagergröße von 400 Quadratmetern wieder zurücknehmen. Zumindest bei Elektrogeräten sind also alle untersuchten EU-Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet, diese für ein sachgerechtes Recycling wieder zurückzunehmen.
Unabhängig von Elektrogeräten nehmen nur Mecadona und Zalando alte Produkte, die von ihren Besitzer nicht mehr gebraucht werden, wieder zurück. Ein weiteres Unternehmen nimmt lediglich dann Produkte wieder zurück, wenn diese noch ungeöffnet und damit neuwertig sind.
Von den 30 größten Webshops bieten vier Plattformen Second-Hand-Produkte über die eigene Internetseite wieder an. Lediglich das französische Unternehmen Auchan vertreibt gebrauchte Produkte in zehn eigens für diesen Zweck geschaffenen Läden.
Michael Brandkamp, Managing Partner des ECBF, kommentiert die Analyse: »Verbraucher können durch die Händler bzw. deren Arbeitspraxis beim nachhaltigen Einkaufen behindert werden. Die immer stärker wachsende Nachfrage nach ESG-Konformität sowohl bei vonseiten der Regierungen, Investoren und Konsumenten werden hier jedoch in Zukunft zum Handeln anregen. Dabei ist es jedoch wichtig, dass sich die Unternehmen nicht auf diesen Standards ausruhen, sondern eigene Konzepte umsetzen. Diese dürfen auf keinen Fall als Greenwashing verenden, sondern müssen aktiv evaluiert und kontinuierlich optimiert werden. Dabei kann auch die Zusammenarbeit mit innovativen Jungunternehmen helfen, bspw. bei der Einführung umweltfreundlicher Textilien oder biologisch abbaubarer Plastikalternativen.
Bei ECBF sind wir davon überzeugt, dass das Fortbestehen vieler Branchen von der Zusammenarbeit mit aufstrebenden Startups aus dem Biotech-Bereich abhängt. Durch den engen Kontakt mit unserem Investoren-Netzwerk erkennen wir, dass sich die Sichtweise von Kapitalgeber verändert: Der früher gesehene Trade-off zwischen Rendite und Impact hat sich aufgelöst. Mehr noch – Investoren sehen heute keinen Trade-off, wenn Unternehmen keine ESG-Strategien verfolgen. Die Wirtschaft wendet sich also immer mehr dem Thema Nachhaltigkeit zu, was auch für globale Player wie die Unternehmen dieser Untersuchung Auswirkungen haben wird.”