Gibt es ein Comeback für Nokia?

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Am 18. Mai 2016 wurden die Nokia-Markenrechte an Smartphones an die neugegründete Firma HMD verkauft. Beteiligt ist ein Investmentfonds, der von einem ehemaligen Nokia-Manager verwaltet wird. Die Firma plant in den kommenden drei Jahren Investitionen von über 500 Millionen Euro in neue Smartphones und Tablets.

Wie aussichtsreich wird dieses Unterfangen?

Müssen CIOs in Zukunft ein weiteres Betriebssystem neben Android, Windows und iOS in ihre Mobile-Enterprise-Strategie mit einplanen? Wahrscheinlich nicht. Aus Sicht von Experton Group gibt es nur dann Aussichten auf Erfolg, wenn Nokia auf die bestehende Android-Plattform aufsetzt.

Der Name Nokia ist noch immer die Referenz für alle tragbaren Telefongeräte, die vor dem Smartphone kamen. Doch längst vergangen sind die Zeiten, in denen der finnische Hersteller durch mobile Endgeräte zum europäischen Giganten wurde. Nokia war damals so erfolgreich am Markt und als Markenname, dass: a) viele Menschen dachten, Nokia wäre auch ihr Anbieter von Gesprächsminuten und SMS, b) die europäischen Wettbewerbshüter den finnischen Anbieter genauer unter die Lupe nahmen, weil er mit über 40 Prozent Marktanteil als Hersteller mit Significant Share of Power eingestuft wurde.

Dann kam der Absturz und der verzweifelte Rettungsversuch über Microsoft. Nachdem alle Versuche von Stephen Elop, das Unternehmen wieder an die Weltspitze zurückzuführen, gescheitert waren, hat das Management von Microsoft zwei Jahre später übernommen. Damit verbunden war der Abbau von 6.000 Arbeitsplätzen in der Mobiltelefonsparte. Auch dieses Abbauprogramm wird heute von Kunden mit dem Namen Nokia in Verbindung gebracht.

Wie kann Nokia es schaffen, gegen nun etablierte Konkurrenten wie Apple und Samsung in diesem Markt Fuß zu fassen? Mit welchem Betriebssystem? Eigentlich nur mit Android.

Eine eigene Plattform sieht derzeit nicht nach einer realistischen Option aus. Das ehemals von Nokia entwickelte und dann im Management-Buyout Jolla ausgelagerte finnische OS-System Sailfish fristet genauso ein Nischendasein wie Blackberry. Der immer noch sehr verhaltene Marktanteil von Windows Phone zeigt deutlich, wie schwierig es ist, eine dritte Plattform neben iOS und Android erfolgreich zu platzieren. Zudem würde Nokia zu lange brauchen, um auf einer eigenen Plattform ein ähnliches Momentum wie Android und iOS für Anwendungen und Inhalte zu erreichen. Application-Entwickler sind sehr gefragt. Es ist mehr als fraglich, dass sie es nötig haben, auf eine derzeit unbekannte Plattform umzulernen.

Wenn HMD die Marke Nokia auf die Android-Plattform aufsetzt, kann sich das Unternehmen voll und ganz auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Mit einem guten Design und altbekannten Tugenden wie Batteriedauer und intuitiver Bedienbarkeit könnten sie es so schaffen, mittelfristig zum ersten Samsung-Jäger zu werden. Doch auch das ist kein Selbstläufer. Die Konkurrenz aus Nahost schläft nicht, und Anbieter wie Sony und LG haben diesen Markt noch lange nicht aufgegeben.

Dr. Henning Dransfeld, Experton Group


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