Mehr Flexibilität mit modularen Digital-Experience-Plattformen – Composability beendet die Vorherrschaft der IT-Monolithen

In einem wettbewerbsintensiven Markt müssen Unternehmen zunehmend agiler auf Veränderungen reagieren und auf der Produktseite kürzere Time-to-Markets realisieren. Wer sich dabei auf starre IT-Lösungen verlässt, tritt auf die Innovationsbremse – die Zukunft ist eine Composable-Architektur, die mit offenen Schnittstellen und Standards völlig neue Wege eröffnet. Der Digital-Dienstleister Macaw erklärt die Prinzipien sowie die Vorteile für IT und Marketing.

Am Anfang war der Monolith. Die in Unternehmen lange Zeit sehr beliebte Softwarearchitektur stellte Allround-Lösungen von einem Hersteller dar, die zwar kurzfristig die Anforderungen der Anwender mehr oder weniger erfüllten, aber aus Gründen von weit flexibleren und agileren Ansätzen abgelöst werden. Die Probleme von monolithischen Systemen sind einerseits die entstehenden Abhängigkeiten. Softwarehersteller bestimmen die Geschwindigkeit, mit der neue Technologien und Funktionen implementiert werden und verhindern damit unter Umständen genau die Innovationen, die Fachbereiche für neue Geschäftsszenarien benötigen. Auch die starren Strukturen aus voneinander abhängigen Komponenten sind nicht dafür konzipiert, schnell auf neue Geschäftsanforderungen zu reagieren. Updates und Erweiterungen werden so schnell zu teuren und zeitintensiven Unterfangen. Die Folgen sind behelfsmäßige Konstruktionen sowie eine teure und komplexe IT-Infrastruktur. Modulare Architekturen sind angetreten, um genau dieses Szenario zu verhindern und Unternehmen mit einem Baukastenprinzip für ihre individuellen Anforderungen auszustatten. Dieser auch als Composability bezeichnete Ansatz bringt die Flexibilität zurück – beispielsweise für noch stärker personalisierte Customer Journeys, eine verbesserte Skalierbarkeit und zeitnahe Reaktionen auf geänderte Kundenwünsche.

Composability ist mehr als nur Technologie. Hinter der Abkehr von den großen Komplettlösungen einzelner Anbieter hin zu einem auf offenen Schnittstellen und Standards basierenden IT-Ökosystem verbirgt sich mehr als nur ein technologischer Paradigmenwechsel. Die Entwicklung stellt ein neues Bewusstsein der Unternehmen dar, in dessen Kern die Komponenten Flexibilität und Skalierbarkeit die treibende Kraft bilden. Das Konzept der Composability kappt die Bindungen zu starren Softwarestrukturen und versetzt Unternehmen in die Lage, sich mit ausgewählten Anwendungen und Tools genau die individuelle Infrastruktur zusammenzustellen, die sie für ihre Use Cases benötigen. Im Fokus stehen dabei insbesondere die Implementierung einer nahtlosen, kanalübergreifenden Customer Journey sowie eine schnellere Time-to-Market. Dabei zeigt sich bereits, dass ein modularer Ansatz abteilungsübergreifend zu mehr Entscheidungsfreiheit führt. Beispielsweise dann, wenn die Marketingabteilung neue Tools oder Services integrieren möchte, um mehr Berührungspunkte mit der Zielgruppe zu schaffen oder um die Customer Journey auf Basis der gewonnenen Daten weiter zu personalisieren. Die dafür notwendige Interaktion mit anderen Systemen oder Plattformen wurde bisher durch Monolithen ausgebremst, die nicht auf eine Zusammenarbeit ausgelegt waren. Marketing und IT profitieren mit dem Öffnen der eigenen Infrastruktur von den Innovationen und Lösungen auf dem Markt, die lange Zeit außen vor geblieben sind. Auch ist nicht mehr die Roadmap des Anbieters ausschlaggebend für die Implementierung neuer Funktionen, vielmehr erobern sich die Unternehmen ihre Selbstverwaltung zurück. Dabei suchen sie nicht mehr den besten Kompromiss oder den kleinsten gemeinsamen Nenner als Lösung, sondern bauen sich ihre Lösung aus vielen individuell ausgewählten Komponenten zusammen.

Angesichts der Vielzahl neuer Technologien, Tools und Services, die durch die fortschreitende Digitalisierung auf den Markt kommen, wird die Fähigkeit zur flexiblen Anpassung und dem Adaptieren von Innovationen zunehmend zu einem zentralen und wettbewerbsentscheidenden Faktor.

Der Weg zum eigenen IT-Baukasten. Die Transformation zu einer offenen und leicht erweiterbaren IT-Landschaft ist, nicht sehr überraschend, auf eine im Vorfeld erarbeitete Strategie und ein abteilungsübergreifendes Composability-Team angewiesen. Weil das letztendliche Design auf den Wünschen und Anforderungen aller Beteiligten beruht und daher von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich ausfällt, gibt es dabei keine fest vorgeschriebene Roadmap. Eine To-do-Liste gibt es dennoch, etwa die Zusammenstellung eines verantwortlichen Teams, das die Orchestrierung und Auswahl der gewünschten Anwendungen mit Vertretern aller beteiligter Abteilungen übernimmt. Schon hier zeigt sich eine der tragenden Säulen einer Composable-Strategie: das Aufbrechen von Silos. Mit der Einbeziehung der Fachseite holen sich Unternehmen die Expertise aus der täglichen Arbeit ins Boot, die nah am Kunden, beziehungsweise an den jeweiligen Realitäten ist – vom Kundenservice und Betrieb über die Personalabteilung bis hin zu Marketing und IT.

Auf technologischer Seite steht eine MACH-Architektur. Sie setzt sich aus den Komponenten Microservices, API-first, Cloud-native sowie Headless zusammen und bietet die geeignete Grundlage für die nahtlose Verbindung von Anwendungen und Tools. Ein erster wichtiger Schritt ist dabei die Entkopplung von Backend und Frontend. Mit diesem Headless-Konzept können die jeweiligen Experten auf die Suche nach den Lösungen gehen, die für ihren Use Case den größtmöglichen Mehrwert bieten – von SaaS-Angeboten bis hin zu State-of-the-Art-Tools. Ein ganz und gar kopfloses Zukaufen ist dabei allerdings nicht ratsam, sollen die neuen Komponenten doch zukünftig ergänzend und sich gegenseitig unterstützend in die wachsende IT-Landschaft aufgenommen werden. Steht die Liste der ausgewählten Komponenten, werden sie in einer composable Digital Experience Platform (cDXP) zusammengeführt. Für eine optimale Customer- und Employee-Experience sollte dabei auf eine einheitliche Benutzeroberfläche Wert gelegt werden, damit der Transformation zu einem agilen und wettbewerbsfähigen Unternehmen nichts mehr im Wege steht.

 


Jack Klaassen,
CTO bei Macaw

 

 

Illustration: © Anthonieone | Dreamstime.com

 

Welche konkreten Vorteile hat Composability in der IT ? Welche Maßnahmen sind zu ergreifen um die IT umzustellen. Gibt es auch Nachteile?

 

Composability ist ein Konzept, das es ermöglicht, IT-Ressourcen dynamisch zu kombinieren und zu konfigurieren, um den Anforderungen von verschiedenen Anwendungen und Workloads gerecht zu werden. Composability bietet einige konkrete Vorteile für die IT, wie zum Beispiel:

  • Höhere Flexibilität und Agilität: Composable IT kann sich schnell an veränderte Geschäftsanforderungen anpassen, indem sie Ressourcen je nach Bedarf zuweist oder freigibt. Dadurch wird die Auslastung der IT verbessert und die Kosten gesenkt.
  • Schnellere Innovation und Time-to-Market: Composable IT ermöglicht es, neue Anwendungen und Services schneller zu entwickeln und bereitzustellen, indem sie die Komplexität der IT reduziert und die Integration vereinfacht. Dadurch wird die Wettbewerbsfähigkeit der Organisation gesteigert.
  • Einfachere Skalierung und Erweiterung: Composable IT kann mit dem Wachstum der Organisation skaliert werden, indem sie neue Ressourcen nahtlos hinzufügt oder bestehende Ressourcen erweitert. Dadurch wird die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der IT erhöht.

 

Um die IT auf Composability umzustellen, sind einige Maßnahmen zu ergreifen, wie zum Beispiel:

  • Die Auswahl einer geeigneten Plattform für Composable IT, die eine offene, modulare und softwaredefinierte Architektur bietet, die mit verschiedenen Ressourcen und Anwendungen kompatibel ist.
  • Die Definition einer klaren Strategie für Composable IT, die die Ziele, Anforderungen und Prioritäten der Organisation berücksichtigt, sowie die Bestimmung der relevanten Metriken zur Messung des Erfolgs.
  • Die Implementierung einer effektiven Governance für Composable IT, die die Rollen, Verantwortlichkeiten und Prozesse für die Verwaltung, Sicherheit und Compliance der IT festlegt, sowie die Förderung einer Kultur der Zusammenarbeit und des Lernens.

 

Composability hat jedoch auch einige mögliche Nachteile, wie zum Beispiel:

  • Höhere Komplexität und Risiken: Composable IT erfordert eine hohe Abstimmung und Koordination zwischen den verschiedenen Ressourcen und Anwendungen, was zu mehr Komplexität und potenziellen Fehlern führen kann. Außerdem kann Composable IT anfälliger für Cyberangriffe sein, wenn sie nicht angemessen geschützt wird.
  • Höhere Anforderungen an das Personal: Composable IT erfordert ein hohes Maß an Fachwissen und Fähigkeiten von den IT-Mitarbeitern, die in der Lage sein müssen, die dynamischen Ressourcen zu verwalten, zu integrieren und zu optimieren. Außerdem erfordert Composable IT eine ständige Weiterbildung und Anpassung an neue Technologien und Trends.
  • Höhere Investitionen und Umstellungskosten: Composable IT erfordert eine signifikante Investition in neue Hardware, Software und Dienstleistungen, die möglicherweise nicht mit den bestehenden Systemen kompatibel sind. Außerdem erfordert Composable IT eine umfassende Umstellung der bestehenden Prozesse, Strukturen und Kulturen, was zu Widerständen und Herausforderungen führen kann.

Genki Absmeier