Messenger »Wire« im App-Test: Vielversprechende Mischung aus Privatsphäre und Funktionalität

screen-psw-group-wire_einstiegshuerdenEin neuer, kostenfreier und plattformunabhängiger Instant-Messenger-Dienst mit Namen Wire, ein Deutsch-Schweizerisches Joint Venture, schickt sich derzeit an, Threema, WhatsApp & Co. den Kampf um die Nutzergunst anzusagen. Der Dienst wirbt mit vertraulicher und sicherer Kommunikation, Chats voller Bildern, Filmen, Musik und Skizzen und vielem mehr. »Die Mischung aus Privatsphäre und Funktionalität klingt vielversprechend, so dass wir uns Wire in einem Test genauer angesehen haben. Und mit einigen Abstrichen, leider ausgerechnet in Sachen Sicherheit, macht Wire auch tatsächlich vieles richtig«, fasst Christian Heutger, Geschäftsführer der PSW GROUP, zusammen.

Der IT-Sicherheitsexperte lobt die einfache Übertragung von Kontakten sowie die wenigen Zugriffsberechtigungen, die Wire fordert. Auch in Sachen Usability überzeugt der Messenger-Dienst im Test: Zwar wartet Wire mit weniger Funktionen wie Spassmessenger WeChat auf, dennoch ist die Feature-Liste deutlich länger als beispielsweise die vom Sicherheitsmessenger Threema: Die App arbeitet sehr zuverlässig und lässt sich leicht bedienen. Als gelungen erachten die Tester auch den kleine Wire-Bot »Otto the bot«, der dem Anwender nach dem ersten Login die Wire-Welt erklärt. »Die Bedienung von Wire ist kinderleicht, optisch ansprechend und gelingt intuitiv – nicht zuletzt durch das fabelhaft umgesetzte Learning-by-Doing-Konzept«, zeigt sich Christian Heutger begeistert.

Sicherheit

Im Testbereich Sicherheit fällt dann das Urteil des Verschlüsselungsexperten gemischter aus: »Die Ende-zu-Ende Verschlüsselung von Text, Sprach- und Videonachrichten mit der OTR-Weiterentwicklung Axolotl ist sicher und dank PFS ist auch nachträgliches Entschlüsseln unmöglich. Die fehlenden QR-Codes zur Verifikation der Identität werden prima durch die Fingerprint-Kontrolle ausgeglichen«, lobt Heutger. Kritik müssen sich jedoch die AGB und Datenschutzbedingungen gefallen lassen: »Die Herausgabe von persönlichen Daten an Strafverfolgungsbehörden sehen wir kritisch. Diese Problematik umgeht Wettbewerber Threema deutlich besser, indem dieser Dienst einfach keine Nutzerdaten speichert. Nach meinem Verständnis von Privatsphäre ist dies auch die einzig sinnvolle Lösung«, so Christian Heutger.

Nutzerdaten bei Vermögensübertragung

screen-psw-group-wire_usabilityAuch die Regelung über den Verbleib der Nutzerdaten bei Vermögensübertragung, sofern das Unternehmen oder Teile einmal verkauft werden sollten, stößt auf deutliche Kritik: »Das erinnert an die Zeit, in der Facebook WhatsApp übernahm: Wird es einen Zusammenschluss, eine Übernahme oder ähnliches geben, könnten Vermögensgegenstände, zu denen Nutzerdaten zählen, übertragen werden. Da Übernahmen dieser Art nun schon häufiger stattgefunden haben, wäre ein klares Nein zum »Vermögenswert persönliche Daten« mehr im Sinne der Privatsphäre, die sich Wire auf die Fahnen schreibt«, bemängelt Christian Heutger.

Dass die Server des Messenger-Dienstes in Europa stehen, ist eigentlich positiv. Allerdings wären konkrete Angaben zu den Serverstandorten besser. Apropos Datenspeicherung: Leider schweigt sich Wire darüber aus, wie lange aus Sicht des Unternehmens ein »angemessener Zeitraum« für die Speicherung persönlicher Daten ist.

ChatSecure

»Für Anwender mit sehr großem Sicherheitsdenken ist ChatSecure tatsächlich der empfehlenswertere Messenger. Hier stimmt die Verschlüsselung, der Quelltext ist offen, Tor erlaubt anonymes chatten und es wird sowohl auf die Nutzung des Telefonspeichers als auch auf Übertragungen an Server gänzlich verzichtet«, rät Heutger. Abstriche muss man bei ChatSecure dafür dann aber bei den wenig umfangreichen Features machen. Ein bisschen umständlich sind hier auch die Bedienung und der Chat – beide leiden unter den strengen Sicherheitsaspekten.

Weitere Informationen unter: https://www.psw-group.de/blog/messengerrevival2016-chatsecure-wire/3555
(Bildquelle: PSW GROUP)

 

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