Nachhaltigkeit: »Grün« werden in der Cloud

Illustration: Absmeier ds_30

Das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels – 2015 im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegt – scheint nach einer neuen Studie der Universität Hamburg aktuell ferner denn je. Die Folgen bekommen wir heute schon zu spüren, vor allem in Form von Extremwettereignissen. Es bedarf großer Anstrengung, diese Entwicklung zu stoppen, und zwar von Jedem. Das betrifft selbstverständlich auch Unternehmen. Dabei können, und sollten, sie an verschiedenen Stellen ansetzen. Eine davon: ihre IT. Simeon Nachev, SVP Global Microsoft BizApps & Global ESG Lead bei DIGITALL, erklärt, warum der Wechsel in die Cloud dabei eine wichtige Maßnahme ist.

 

Die Digitalisierung ist ein zweischneidiges Schwert, wenn es um Nachhaltigkeit geht: Zwar lassen sich durch technologische Fortschritte viele Prozesse wesentlich effizienter gestalten, was den Energieverbrauch und CO2-Ausstoß senkt. Doch wird oft übersehen, dass die Verarbeitung von Daten aller Art auch sehr viel Energie kostet. Dementsprechend muss die IT selbst möglichst ressourcenschonend betrieben werden. Für Unternehmen heißt das zum Beispiel, dass sie auf eine eigene IT-Infrastruktur verzichten und stattdessen auf Cloud-Computing setzen.

Tatsächlich verfolgen immer mehr Unternehmen eine »Cloud-first«- oder sogar eine »Cloud-only«-Strategie: Sie beziehen Infrastruktur, Plattformen und Anwendungen hauptsächlich oder ausschließlich aus der Cloud. Zahlreiche Provider bieten inzwischen die entsprechenden Servicemodelle – Infrastructure, Platform und Software as a Service – aus großen Rechenzentren an.

Und genau diese Rechenzentren sind der Grund, warum Cloud-Computing nachhaltiger ist als eigene On-Premises-Lösungen:

Bessere Auslastung

Bei einer lokalen Infrastruktur müssen Unternehmen im Grunde Ressourcen für Spitzenbelastungen betreiben, auch wenn diese nur wenige Male im Jahr erreicht werden. Das kostet nicht nur unnötig Geld, sondern auch Energie. Die Server von Datenzentren werden dagegen von mehreren Unternehmen gleichzeitig in Anspruch genommen, was zu einer wesentlich höheren Auslastung der vorhandenen Kapazitäten führt.

Effizientere Hardware

Für Unternehmen ist ihre IT-Infrastruktur oft eine einmalige Investition. Neue Hardware wird erst gekauft, wenn die vorhandene nicht mehr den aktuellen Anforderungen des Unternehmens genügt. Aspekte wie der Energieverbrauch veralteter Systeme spielen dabei kaum eine Rolle. Serviceprovider haben hingegen ein gesteigertes Interesse daran, ihren Kunden regelmäßig die neuste, effizienteste Hardware bereitzustellen. Durch den niedrigeren Energieverbrauch können so auch mehr Kosten eingespart werden als etwa bei der On-Premises-Infrastruktur eines Unternehmens.

Innovative Kühlsysteme

Einer der Hauptkosten- und Energietreiber in Rechenzentren ist die Kühlung, die rund um die Uhr erforderlich ist. In der Regel kommen dafür luft-umwälzende Systeme zum Einsatz. Doch immer mehr Technologieanbieter, Betreiber von Rechenzentren und Cloud-Provider suchen nach effizienteren Alternativen, etwa wasserbasierte Flüssigkühlsysteme. Microsoft testet derweil bereits seit einigen Jahren die Umsetzbarkeit von Unterwasser-Rechenzentren, die durch das Meer gekühlt werden.

Erneuerbare Energien

Neben einem energieschonenden Rechenzentrumsbetrieb haben die Anbieter natürlich noch weitere Möglichkeiten, nachhaltiger zu handeln. Strom aus erneuerbaren Energien gehört dazu und gerade die Hyperscaler – gemeint sind die größten Cloud-Provider wie Microsoft , Google oder Amazon – sind hier schon sehr weit. So gehört Google zum Beispiel zu den größten Abnehmern erneuerbarer Energien, während Microsoft ab 2030 eine negative CO2-Bilanz erreichen will.

Energierückgewinnung

Neben diesen Aspekten, die den Betrieb von Rechenzentren selbst betreffen, können sie auch noch auf andere Weise zu mehr Nachhaltigkeit beitragen: indem die Abwärme der Server zum Heizen von Wohnungen genutzt werden. In Stockholm geschieht dies bereits seit Jahren systematisch. In Finnland werden alle neuen Rechenzentren so gebaut, dass sie in der Lage sind, Wärme an Energieunternehmen zu verkaufen. Und auch in Deutschland, etwa in Frankfurt, wird dieses Energiekonzept langsam umgesetzt.

 

Aus Nachhaltigkeitsaspekten spricht also einiges dafür, Computerressourcen aus der Cloud zu beziehen, statt eine eigene Infrastruktur lokal zu betreiben. Denn viele Anbieter sind sich ihrer Verantwortung bewusst und geben sich nicht nur mit dem Status quo ihrer Rechenzentren zufrieden, sondern arbeiten stetig darauf hin, noch umweltbewusster und -schonender zu agieren. Für Unternehmen ist es daher an der Zeit, nachzuziehen und den Weg in die Cloud zu gehen.