Nachhaltigkeit und IT: So gelingt Nachhaltigkeit durch Digitalisierung

Nachhaltigkeit ist für Unternehmen keine eigenständige Disziplin, sondern ein Querschnittsthema, ein sehr komplexes noch dazu. Viele CxO stehen vor der Frage: Wie anfangen? Worauf achten? Welche Lösungen einsetzen? Antworten auf diese Fragen liefern die ehemalige Nationalspielerin Lena Schrum (_aware), Prof. Stefan Niessen (Siemens), Dr. Oliver Bäcker (Arena of IoT, Eintracht Frankfurt), Steffen Müter (Fujitsu) und Sven Prochowski (Wilo) auf einem gemeinsamen Roundtable. Was die Experten zum Thema zu sagen haben, erfahren Sie hier. Darüber hinaus behandelt das begleitende E-Magazin »born to transform – IT trifft Nachhaltigkeit« zahlreiche Sustainability-Aspekte, Use Cases, Customer Stories und vieles mehr.

 

Durch die Diskussionsrunde führte Business-Journalist Martin Puscher (li). V.l.n.r.: Martin Puscher (Moderator), Prof. Stefan Niessen (Siemens), Steffen Müter (Fujitsu), Lena Schrum (_aware), Sven Prochowski (Wilo), Dr. Oliver Bäcker (Arena of IoT, Eintracht Frankfurt).

 

Ohne valide Daten keine Nachhaltigkeitsstrategie

Zu den wichtigsten Fragen rund um die Nachhaltigkeit gehören:

  • Wie wichtig ist Technologie und warum ist das Thema Nachhaltigkeit gerade jetzt so wichtig?
  • Wie können sich Unternehmen und Mitarbeiter das bisher kaum vorhandene Wissen aneignen?
  • Welche Rolle spielt die Vernetzung von Unternehmen und Partnern, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen?
  • Wie kann man anfangen und welche Erfahrungen haben Unternehmen wie Wilo, Eintracht Frankfurt, Siemens, Mann & Hummel bei ihren Nachhaltigkeitsprojekten gemacht?
  • Sollte man das Thema eher Top-Down vom Management oder Bottom-Up über die Mitarbeitenden vorantreiben?
  • Spielt Nachhaltigkeit eine kleine oder größere Rolle bei der Gewinnung von Fachkräften und Absolventen?

 

Oliver Bäcker betont die Relevanz von Daten in allen Nachhaltigkeitsinitiativen: »Was Du nicht messen kannst, kannst Du auch nicht verbessern. IoT und Sensorik sind daher besonders wichtig, um nachhaltiger zu werden.« Professor Niessen schildert dazu ein Beispiel aus der Kraftwerkssteuerung, bei der die Digitalisierung und Verarbeitung der Daten Milliarden eingespart hat.

Bei Wilo hat die Erfassung von mehr als 40.000 Datenpunkten zum Energieverbrauch dazu geführt, einen Wasserstoff-Energiespeicher zu bauen. Zusammen mit 1000 Solarzellen auf dem Unternehmensgebäude können der Energiebedarf und -verbrauch vollständig erfasst und überschüssige Energie in Form von Wasserstoff gespeichert werden.

 

Ein weiteres interessantes Beispiel für Nachhaltigkeit ist das aktuelle Projekt zur Steuerung der Eisdicke für die internationale Rodelbahn in Winterberg. Hier kann durch den Einsatz von Temperatur-Sensoren die Eisdicke exakt gesteuert und damit der Energieverbrauch der gesamten Anlage deutlich gesenkt werden.

 

 

 

 

Wissensaustausch und Vernetzung als Motivation

Viele Teilnehmer hoben das Thema Vernetzung zum Erfahrungsaustausch hervor. Lena Schrum hat als Co-Founder von _aware diesen Gedanken zur Businessgrundlage gemacht: Unternehmen eine Plattform für den Wissensaustausch zu bieten und Mitarbeitenden sowie Führungskräften das Wissen zu vermitteln, das sie brauchen. Sie meint: »Best Practices zeigen Menschen, wie sie die neuen Herausforderungen von morgen angehen können. Eine Plattform ist dazu ideal geeignet. Beim Thema Nachhaltigkeit ist die Community viel stärker als in anderen Bereichen.«

Steffen Müter von Fujitsu betont, wie wichtig die von Fujitsu häufig genutzten Co-Creation-Workshops sind: »Weil man über Stunden hinweg gemeinsam Lösungen entwickelt, entsteht das notwendige Vertrauen und die Ideen. Hier hilft es besonders, das interdisziplinäre Denken zu fördern und Mitarbeiter aus allen Bereichen des Unternehmens zusammenzuführen.«

 

Direkt anfangen

Einhellige Meinung aller Diskussionsteilnehmenden war, dass es wichtig ist, Nachhaltigkeitsprojekte jetzt zu starten und Erfahrungen zu sammeln. Oliver Bäcker verwies darauf, dass etwa Eintracht Frankfurt jetzt schon Vorreiter bei der Digitalisierung und beim Thema Nachhaltigkeit sei und nicht darauf gewartet habe, bis die DFL das fordert. Er sagt: »Wir wollen unsere Lösung skalieren und auf die Stadt und Region ausweiten: Wenn man eine innovative Stadionlösung schafft, kann man diese später auch als White-Label-Lösung anderen Vereinen anbieten.«

Sven Prochowski von Wilo bestätigt die Notwendigkeit eines agilen, aktiven Vorgehens: »Das Rennen zu mehr Nachhaltigkeit lässt sich nicht im Konjunktiv gewinnen. Wir müssen anpacken, Kollegen mitnehmen, motivieren, Freiräume gewähren und ins Tun kommen.«

 

Fachkräfte orientieren sich am »Purpose« eines Unternehmens

Nachhaltige Unternehmen sind außerdem interessant für Fachkräfte. Steffen Müter war überrascht, als er frisch eingestellte Nachwuchskräfte fragte, warum sie sich für Fujitsu entschieden haben: »Sie waren bei uns, nicht weil wir ein erfolgreiches, weltweit operierendes Unternehmen mit vielen Aufstiegschancen sind, sondern weil wir einen ›Purpose‹ haben: Weil uns Nachhaltigkeit wichtig ist und wir darüber sprechen. Die neuen Mitarbeiter kamen zu uns wegen unserer Ausrichtung auf Nachhaltigkeit.«

 

Fazit

Alle Teilnehmenden waren sich einig, Nachhaltigkeit funktioniert nur gemeinsam in einem Team aus Partnern, Mitarbeitenden, Kunden und Lieferanten. Die Panel-Diskussion hat noch viele weitere Themengebiete gestreift, die für CxOs zahlreiche Anregungen und Hinweise beinhalten, wie sie ihr Unternehmen nachhaltiger ausrichten und den Weg dorthin beschreiten können.

Wer noch weitere Aspekte mitnehmen und die Diskussion selbst ansehen möchte, kann sich hier die Aufzeichnung anschauen.

 

Fotos: Quelle Fujitsu, Schwartz Public Relations