SaaS im ERP-Markt boomt speziell bei KMUs

Der zentrale, klassische On-Premise-ERP-Markt – der aktuell noch sehr groß ist – wird in den kommenden Jahren weiterhin sinken, SaaS-Lösungen boomen. Status quo mit Blick in die Zukunft:

  • Ein vor Ort installiertes ERP-System ist maximal noch für Großunternehmen interessant, in denen die gleichen Prozesse einheitlich gelten und eine einheitliche Organisationsstruktur über alle Fachbereiche und Standorte gegeben ist
  • Durch Übernahmen, Umstrukturierungen und Akquisen ist dies aber selbst bei Großunternehmen immer seltener der Fall

Der On-Demand-SaaS-ERP-Markt – der aktuell und im Vergleich noch relativ klein ist – wird in den kommenden Jahren stark wachsen:

  • Marktdynamik und Wachstum fordern – gerade im Mittelstand – Flexibilität
  • Viele SaaS-Angebote werden als Ergänzung beziehungsweise Erweiterung bestehender Systeme genutzt
  • Kleine Unternehmen können sich erstmalig professionelle ERP-Systeme leisten – individuelle user- und nutzungsbasierte Lizenzmodelle sind Treiber

Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen holen bis 2019 und darüber hinaus auf, indem sukzessive alte Systeme im On-Premise-Betrieb abgeschaltet werden und durch neue SaaS-basierte Lösungen ergänzt und schließlich ersetzt werden:

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Abbildung: SaaS-Ausgaben nach Größenklassen. Quelle: Experton Group AG, 2016.

 

Die langsame Adaption von Public Cloud SaaS liegt zum Großteil an der starken Zurückhaltung von kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland, die vorwiegend Angst vor dem externen Bezug von Services hatten und individuelle Prozesse und damit auch differenzierende Merkmale beibehalten wollten. Die SaaS-Lösungen von heute sind allerdings in den meisten Fällen ausreichend gesichert und erlauben dank des modularen Aufbaus auch die Individualisierung beziehungsweise Veredelung über Partnerlösungen.

In einigen Fällen wie beispielsweise in der Nutzung von Services im Kontext von Marketing Suites preschen Marketing-Verantwortliche nicht selten vor und nutzen SaaS – zur Not auch im Rahmen der sogenannten Schatten-IT. Auf der anderen – traditionellen – Seite herrscht dagegen oft offzielle Zurückhaltung – vor allem bei Office-Anwendungen, ERP und Analytics beziehungsweise auch Big Data-Lösungen.

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Abbildung: Hürden der SaaS-ERP-Nutzung. Quelle: Experton Group AG, 2016.

 

Die Vorteile von SaaS gegenüber herkömmlicher Software sind bereits vielen Entscheidern kommuniziert worden, allerdings noch nicht tief genug verankert:

  • Leichtere Einbindung internationaler Standorte
  • Bessere Kostenstruktur: Gebühren statt Investitionen
  • Weniger zusätzliche IT-Komplexität
  • Flexiblere Einbindung von Geschäftspartnern
  • Einfache Einbindung mobiler Endgeräte
  • Schnelle Implementierung

Die Nutzungsrate der Public Cloud ist in den letzten Jahren hauptsächlich bei den Großunternehmen in die Höhe geschnellt, allerdings handelt es sich hier zumeist um kleine überschaubare Pilotprojekte oder Nischenlösungen, aber nicht um Migrationen im großen Stil.

In einigen Jahren wird sich die Nutzung über alle Größenklassen besser verteilt haben, so dass die kleinen und mittelständischen Unternehmen ebenfalls eine höhere Nutzungsrate von Public SaaS vorweisen, jedoch in der Volumenbetrachtung weiterhin hinter den Großunternehmen liegen.

Die Veränderung der Nutzung und somit Adaption von SaaS wird auch hier in vielen kleinen Teilschritten vonstattengehen und in einer breit gefächerten Grauschattierung beziehungsweise hybriden Systemform zu bewundern sein.

Die hybride Nutzung profitiert natürlich von einem verbesserten Schnittstellen- beziehungsweise API-Management und dem zunehmenden Verständnis von SLAs in Mashup-Systemlandschaften. Dabei halten die Vorteile und Innovationen – kommend aus der mobilen App-Entwicklung – zunächst im Public-SaaS-Segment Einzug und werden dann vorwiegend in hybriden On-Premise-SaaS-Landschaften zu sehen sein. Klassische Software-Lösungen werden hinsichtlich Usability, Connectivity und Support stark an Attraktivität einbüßen und schon bald zu dem Typ einer Notlösung zu zählen sein.

Heiko Henkes, Oliver Giering, Experton Group AG