Sechs (längst überfällige) Ansätze für eine nachhaltigere Digitalisierung

Illustration Absmeier foto freepik

Die schnell voranschreitende Digitalisierung hat enorme Auswirkungen auf die Umwelt, da die Produktion und der Betrieb von Computern, Servern und anderen elektronischen Geräten große Mengen natürlicher Ressourcen und sehr viel Energie verbraucht. Wie also kann man den digitalen Wandel nachhaltiger gestalten?

 

Digitalisierung und Nachhaltigkeit zählen zu den großen Herausforderungen für Wirtschaft und Gesellschaft, und beide Themen sind dabei eng miteinander verknüpft. Einerseits tragen digitale Lösungen selbst zu mehr Nachhaltigkeit bei, indem sie beispielsweise Dienstreisen überflüssig machen, Fehlproduktionen in der Industrie reduzieren oder den Verkehr intelligent steuern, um Staus zu verhindern. Andererseits ist die Herstellung von IT-Infrastruktur ressourcenintensiv, ihr Betrieb verbraucht Strom und oft enden die Geräte schon nach wenigen Jahren als Elektroschrott. Deshalb müssen Anbieter und Nutzer digitaler Lösungen stärker darauf achten, wie diese produziert und eingesetzt werden. Dell Technologies nennt sechs Ansätze, die helfen können, die Umweltauswirkungen der Digitalisierung zu reduzieren:

  1. Energieeffiziente Lösungen
    Server- und Storage-Systeme werden kontinuierlich weiterentwickelt und mit jeder Generation leistungsstärker und energieeffizienter. Dadurch lassen sich Anwendungen, die früher auf mehreren Servern liefen, heute oft auf einem einzigen System konsolidieren. Zudem bieten moderne Speicherlösungen eine erheblich höhere Speicherdichte als ältere Arrays, sodass sie im Rack viel weniger Platz beanspruchen. Beides senkt den Stromverbrauch der Infrastruktur und der im Rechenzentrum eingesetzten Klimatechnik. Wie schnell die Entwicklung voranschreitet, zeigen aktuelle Server-Modelle wie Dell PowerEdge, dessen neueste Generation 29 Prozent energieeffizienter als die Vorgängergeneration ist.
  2. Umweltfreundliche Materialien
    Die Produktion von IT-Systemen erfordert Rohstoffe, die endlich sind oder deren Gewinnung mit hohem Energie- und Wasserverbrauch sowie Umweltschäden verbunden ist. Deshalb wächst die Bedeutung von Werkstoffen, die auf recycelten Materialien basieren, keine zusätzlichen natürlichen Ressourcen verbrauchen und sich umweltschonend verarbeiten lassen. So kommen bei der Herstellung von Laptops bereits Kohlefaserabfälle aus der Luft- und Raumfahrtindustrie als Polycarbonat-Basis zum Einsatz und auch Bio-Kunststoffe, die aus Nebenprodukten bei der Papierherstellung gewonnen werden. Das kann aber nur der Anfang sein: Die Industrie muss weitere Materialien auf ihre Wiederverwendbarkeit testen und Werkstoffe mit großen Umweltauswirkungen mehr und mehr durch umweltschonende Alternativen ersetzen.
  3. Wiederverwendung von Rohstoffen
    2023 fallen weltweit voraussichtlich mehr als 60 Millionen Tonnen Elektroschrott an [1]. Darin enthalten sind viele wertvolle Rohstoffe, die derzeit noch zu selten wiederverwendet werden. Selbst in der EU, die führend beim Recycling von Elektroschrott ist, werden weniger als 40 Prozent der Altgeräte ordnungsgemäß gesammelt und recycelt [2]. Das muss sich dringend ändern, um die Umweltbelastung durch die Produktion von IT-Geräten deutlich zu senken. Recycelte Kunststoffe beispielsweise eignen sich gut für Verpackungen, und die Metalle und Mineralien aus den Geräten können für die Produktion neuer Produkte genutzt werden. Beim Recycling helfen kann eine Vereinfachung von Produktdesigns, damit sich Bauteile und Materialien leichter trennen und wiederverwenden lassen.
  4. Einfache Reparaturen
    Die Reparatur von Geräten verlängert deren Leben und ist fast immer nachhaltiger als der Kauf eines neuen Systems. Das hilft, Elektroschrott zu vermeiden und den Ressourcenverbrauch sowie Umweltschäden durch die Produktion neuer Geräte zu reduzieren. Zudem stärken Reparaturen die lokale Wirtschaft, da sie sich meist in der Nähe durchführen lassen. Allerdings sind Reparaturen nur möglich, wenn Komponenten leicht ausgetauscht werden können, Ersatzteile und Anleitungen verfügbar sind und die Garantiebedingungen eine Reparatur zulassen.
  5. Langes Produktleben
    Dank Produktdesigns, die Reparaturen erleichtern, können viele Geräte länger eingesetzt werden. Dennoch tauschen Anwender sie oft aus, obwohl sie noch gut funktionieren, wenn Modelle mit mehr Leistung verfügbar sind oder der Support endet. Wichtige Schritte, die Nutzungsdauer zu verlängern, sind deshalb die Bereitstellung von Hardware-Upgrades und die langfristige Versorgung der Geräte mit Firmware-Aktualisierungen und Security-Updates. Selbst wenn die Geräte die Anforderungen ihres ursprüngliches Einsatzzwecks irgendwann nicht mehr erfüllen, können sie noch ein zweites oder sogar drittes Leben in anderen Bereichen oder anderen Einrichtungen – etwa als Spende an gemeinnützige Organisationen – führen, bis sie tatsächlich das Ende ihrer Lebenszeit erreicht haben.
  6. Alternative Betriebsmodelle
    Ein leistungsstarker Server, der kaum genutzt wird, verbraucht in der Regel mehr Energie als ein gut ausgelasteter Server mit weniger Leistung. Deshalb ist es nicht sinnvoll, überdimensionierte Systeme zu betreiben, um mögliche Lastspitzen abzufangen – dafür eignen sich Cloud-Services viel besser. Diese können benötigte Ressourcen bei Bedarf kurzfristig bereitstellen und laufen noch dazu meist in großen, hocheffizienten Rechenzentren von Cloud-Anbietern und Service-Providern.

 

»Um die Digitalisierung nachhaltig zu gestalten, sind gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten notwendig«, betont Emanuel Lippmann, Global Program Manager ESG bei Dell Technologies in Deutschland. »Die Anbieter von IT-Systemen müssen sich um nachhaltige Designs und eine umweltverträgliche Produktion bemühen, sind aber auch auf Kunden angewiesen, die solche Systeme nachfragen. Eigentlich sollte die Entscheidung hier leichtfallen, denn in der Regel bedeutet nachhaltiger gleichzeitig auch wirtschaftlicher. Was Strom spart, senkt Kosten, und was sich preiswert reparieren oder lange nutzen lässt, macht teure Neuanschaffungen überflüssig.«

 

[1] https://www.statista.com/statistics/1067081/generation-electronic-waste-globally-forecast/
[2] https://www.europarl.europa.eu/news/en/headlines/society/20201208STO93325/e-waste-in-the-eu-facts-and-figures-infographic

 


 

Welche psychologischen Hürden müssen bei Menschen überwunden werden?

 

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie eine nachhaltige Digitalisierung gelingen kann, die nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt. Dabei geht es nicht nur um technische Lösungen, sondern auch um die Einstellungen und Verhaltensweisen der Menschen, die die Digitalisierung nutzen und gestalten.

Eine nachhaltige Digitalisierung ist schwierig, weil sie einen Wandel in vielen Bereichen erfordert, die oft miteinander verknüpft sind. Zum Beispiel müssen Unternehmen ihre Geschäftsmodelle anpassen, um Ressourcen zu sparen und klimafreundlich zu wirtschaften. Gleichzeitig müssen sie aber auch die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Kunden erfüllen, die vielleicht noch an alten Gewohnheiten festhalten oder skeptisch gegenüber neuen Angeboten sind. Auch die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, die Innovationen fördern, aber auch soziale Gerechtigkeit und Datenschutz gewährleisten. Und schließlich müssen die Bürgerinnen und Bürger bereit sein, sich auf Veränderungen einzulassen, die vielleicht mit Unsicherheiten oder Einschränkungen verbunden sind.

Um eine nachhaltige Digitalisierung zu erreichen, müssen also psychologische Hürden bei Menschen überwunden werden, die oft mit Widerständen oder Ängsten zu tun haben. Einige Beispiele dafür sind:

  • Die Trägheit der Gewohnheit: Viele Menschen neigen dazu, an bekannten und bewährten Verhaltensweisen festzuhalten, auch wenn sie wissen, dass sie negative Folgen haben können. Zum Beispiel fällt es vielen schwer, auf das Auto zu verzichten oder weniger online zu bestellen, auch wenn sie sich der Umweltbelastung bewusst sind. Um diese Trägheit zu überwinden, braucht es Anreize und Alternativen, die attraktiv und einfach sind.
  • Die Angst vor dem Neuen: Viele Menschen empfinden Veränderungen als bedrohlich oder riskant, besonders wenn sie nicht selbst darüber entscheiden können oder nicht wissen, was sie erwartet. Zum Beispiel fürchten sich viele vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze oder ihrer Privatsphäre durch die Digitalisierung. Um diese Angst zu reduzieren, braucht es Transparenz und Partizipation, die Vertrauen und Sicherheit schaffen.
  • Die Illusion der Kontrolle: Viele Menschen überschätzen ihre Fähigkeit, die Folgen ihres Handelns zu kontrollieren oder zu korrigieren. Zum Beispiel glauben viele, dass sie ihren ökologischen Fußabdruck durch einzelne Maßnahmen ausgleichen können oder dass sie ihre Daten jederzeit löschen oder schützen können. Um diese Illusion zu korrigieren, braucht es Aufklärung und Feedback, die realistische Einschätzungen ermöglichen.

Eine nachhaltige Digitalisierung ist also nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine psychologische. Um sie zu meistern, müssen wir uns bewusst machen, welche Hürden uns im Weg stehen und wie wir sie überwinden können. Nur so können wir die Chancen nutzen, die uns die Digitalisierung bietet, ohne dabei unsere Zukunft zu gefährden.

Genki Absmeier

 


 

Warum ist eine nachhaltige Digitalisierung so schwierig?

 

Die Digitalisierung ist ein Prozess, der viele Bereiche unseres Lebens verändert. Wir nutzen digitale Technologien, um zu kommunizieren, zu lernen, zu arbeiten, zu konsumieren und uns zu unterhalten. Die Digitalisierung bietet viele Chancen, aber auch Herausforderungen. Eine davon ist die Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit bedeutet, dass wir die Bedürfnisse der Gegenwart erfüllen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden. Das heißt, wir müssen unsere natürlichen Ressourcen schonen, den Klimawandel bekämpfen und soziale Gerechtigkeit fördern. Wie passt das mit der Digitalisierung zusammen?

Die Digitalisierung kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit haben. Zum einen kann sie dazu beitragen, Ressourcen zu sparen, Emissionen zu reduzieren und soziale Teilhabe zu verbessern. Zum Beispiel können wir durch digitale Anwendungen wie Videokonferenzen, E-Learning oder Smart Home Energie und Mobilität einsparen. Durch digitale Plattformen wie soziale Medien, Online-Petitionen oder Crowdfunding können wir uns informieren, vernetzen und engagieren. Durch digitale Innovationen wie künstliche Intelligenz, Blockchain oder Internet der Dinge können wir neue Lösungen für komplexe Probleme finden.

Zum anderen kann die Digitalisierung auch negative Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit haben. Zum Beispiel kann sie zu einem erhöhten Ressourcenverbrauch, einer verstärkten Umweltbelastung und einer verschärften sozialen Ungleichheit führen. Durch digitale Geräte wie Smartphones, Tablets oder Laptops verbrauchen wir mehr Strom, Rohstoffe und seltene Erden. Durch digitale Dienste wie Streaming, Cloud Computing oder Online-Shopping erzeugen wir mehr Datenverkehr, Serverkapazitäten und Abfall. Durch digitale Prozesse wie Automatisierung, Algorithmen oder Überwachung verändern wir unsere Arbeitswelt, unsere Privatsphäre und unsere Demokratie.

Eine nachhaltige Digitalisierung ist also eine große Herausforderung. Sie erfordert ein Umdenken und ein Umlenken von allen Beteiligten: von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und uns als Nutzerinnen und Nutzern. Wir müssen uns fragen: Welche Ziele verfolgen wir mit der Digitalisierung? Welche Werte leiten uns? Welche Grenzen setzen wir? Und vor allem: Wie können wir die Chancen der Digitalisierung nutzen, um die Nachhaltigkeit zu fördern?

Genki Absmeier