Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) aus dem Jahr 2000 wird die Stromerzeugung aus sauberen, erneuerbaren Ressourcen gefördert, die zur Zielerreichung der Energiewende eine Notwendigkeit darstellt. Die Vorgaben im ersten Paragrafen des EEG definieren einen konkreten Zweck: Bis zum Jahr 2025 soll der Anteil von grünem Strom in der allgemeinen Versorgung bei 40 bis 45 Prozent liegen. Genau wie die direkte Vermarktung sowie Senkung und faire Verteilung der Kosten bildet die Integration dieser Art der Energiebeschaffung eine der Richtlinien. Daraus müssen die Abschaltung der aktuell bestehenden Kraftwerke und die Ablösung von fossilen Brennstoffen folgen. Hierfür erhalten die Betreiber eine gesetzliche Förderung mit dem Ziel, regenerativen Strom wirtschaftlicher zu produzieren. Eben diese Subventionen finanziert die EEG-Umlage. »Um die Energiewende gewinnbringend voranzutreiben, muss die Branche umdenken. Der Fokus muss zukünftig auf erneuerbaren Energien liegen«, weiß Tobias Thiel, Geschäftsführer der enermarket GmbH.
Höhere Netzentgelte und Beschaffungskosten
Trotz der auf 6,405 Cent pro Kilowattstunde sinkenden EEG-Umlage – das entspricht einer Verringerung um 5,7 Prozent – hat diese Entwicklung kaum Auswirkungen auf die Gesamtkostenaufstellung des Strompreises. Andere Bestandteile, aus denen sich der Betrag zusammensetzt, wie Netzgebühren und allgemeine Beschaffungskosten, steigen im diesem Jahr an. Die gesetzliche Abgabe gleicht die Differenz zwischen dem Börsenstrompreis und der staatlich garantierten EEG-Vergütung aus. »Sinkt also beispielsweise der Preis am Aktienmarkt, steigt die Umlage automatisch an und andersherum. Allerdings macht diese Gebühr nur etwa ein Viertel des Gesamtstrompreises aus und beeinflusst den Wert, den es vom Abnehmer zu bezahlen gilt, damit lediglich geringfügig«, erklärt Energie-Experte Thiel. Generell finanziert die EEG-Umlage die Ökostromförderung und lag bei der offiziellen Einführung im Jahr 2008 bei 1,2 Cent pro Kilowattstunde. Im vergangenen Jahr erreichte sie dann ihren Höchststand von 6,8 Cent. Verbraucherschützer kritisieren zudem, dass Privathaushalte sowie kleine und mittelständische Unternehmen einen Großteil der Kosten alleine tragen, da Großkonsumenten aus der Industrie teilweise von einer Befreiung der gesetzlichen Beiträge profitieren [1].
Sparpotenzial erkennen und nutzen
In letzter Zeit stiegen außerdem die Preise für Öl, Steinkohle und Gas, sodass der Beschaffungsaufwand für diese Rohstoffe im Allgemeinen expandiert [2]. »Dementsprechend kommen einige Ausgaben auf die Betriebe zu. Damit Unternehmen in diesem Zusammenhang den sinnvollsten Tarif finden, bietet das Online-Portal von enermarket den Service, innerhalb von wenigen Sekunden das bestmögliche Preis-Leistungs-Verhältnis zu ermitteln«, erläutert Thiel. »Eine der häufigsten Ursachen für vergleichsweise hohe Stromkosten stellen veraltete Verträge dar. Eine Vertragsumstellung beziehungsweise ein Anbieterwechsel bedeutet daher oftmals, Kosten zu sparen.« Der neutrale B2B-Marktplatz, »powered by eex«, bietet eine transparente Leistungsübersicht der jeweiligen Anbieter und erleichtert die Suche nach einem passenden Energieversorger.
Weitere Informationen finden Sie unter www.enermarket.de
[1] Prognose der EEG-Umlage 2019 nach EEV, Informationsplattform der deutschen Übertragungsnetzbetreiber, 15.10.2018.
[2] dena-Leitstudie Integrierte Energiewende, dena (Deutsche Energie-Agentur), 2018.
Haushaltsstrompreise: Durch Tarifwechsel sind große Einsparungen möglich
- Einzelhandelsstrompreise entwickeln sich je nach Anbieter und Tarif sehr unterschiedlich.
- Grundversorgungstarife sind zwischen 2007 und 2014 stark gestiegen, günstigste Markttarife dagegen weitgehend konstant geblieben.
- Sinkende Großhandelspreise wurden von den Anbietern in verschiedenem Maß an die Haushalte weitergegeben.
Die durchschnittlichen Strompreise für deutsche Haushalte sind seit 2007 fast kontinuierlich gestiegen, aber der Anstieg der Einzelhandelspreise hat Verbraucherinnen und Verbraucher unterschiedlich stark betroffen. Während sich die Grundversorgungstarife – die teuersten Tarife im Markt – bis 2014 um 50 Prozent erhöhten, blieben die günstigsten Tarife im Markt in der Regel unverändert.
Die Grundversorger sind gesetzlich verpflichtet, in ihren jeweiligen Versorgungsgebieten Energie zu einem Grundversorgungstarif an alle Haushalte zu verkaufen. Ein Tarifwechsel von diesem Grundversorgungstarif zum günstigsten Lieferanten hätte den Verbraucherinnen und Verbrauchern viel Geld gespart. Im Jahr 2014 wäre bei einem mittleren Stromverbrauch (2800 Kilowattstunden pro Jahr) eine durchschnittliche Ersparnis von fast 400 Euro möglich gewesen. Trotzdem wechseln immer noch relativ wenige Haushalte den Anbieter.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Studie des DIW Berlin, für die die Ökonomen Tomaso Duso und Florian Szücs anhand von detaillierten Mikrodaten für Deutschland über den Zeitraum von Januar 2007 bis August 2014 die Entwicklung der Einzelhandelsstrompreise unter die Lupe genommen haben [1]. Untersucht wurden über sechs Millionen monatliche Strompreise für alle deutschen Postleitzahlgebiete.
Anstieg von rund 50 Prozent
Die Preise in den Grundversorgungstarifen stiegen demnach von 2007 bis 2014 im Schnitt von etwas über 21 Cent pro Kilowattstunde (kWh) auf rund 32 Cent/kWh – ein Anstieg von rund 50 Prozent. Der günstigste Tarif der Grundversorger nahm von knapp 21 Cent um rund 40 Prozent auf 29 Cent/kWh zu. Dagegen sind die Tarife der jeweils günstigsten Anbieter im Mittel nicht gestiegen, sie bewegten sich meist in einem schmalen Band zwischen ungefähr 16 und 19 Cent/kWh.
»Ein Teil der Strompreissteigerung kann zwar auf höhere Steuern und Abgaben wie die EEG-Umlage zurückgeführt werden. Allerdings ist dies nicht der einzige Treiber. Das Verhalten der Stromanbieter, insbesondere wie sie Kostensenkungen weitergeben, spielt eine große Rolle und auch die Wechselbereitschaft der Haushalte«, sagt Studienautor Tomaso Duso, Leiter der Abteilung Unternehmen und Märkte am DIW Berlin.
Die »Großen Vier«
In der Untersuchung zeigte sich, dass die »Großen Vier« (E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall) zwar in 59 Prozent der untersuchten Gebiete den Grundversorger stellten, aber nur in 22 Prozent der Fälle den günstigsten Tarif anboten. Dagegen werden 61 Prozent der günstigsten Tarife von unabhängigen Einzelhändlern angeboten, die dabei nur drei Prozent der Grundversorger stellen.
Um nachzuvollziehen, inwieweit Kostensenkungen insbesondere durch gesunkene Großhandelspreise an die Haushalte weitergegeben wurden, haben die Ökonomen die Entwicklung der Tarife im Zusammenhang mit der Entwicklung der Kosten analysiert. In den Grundversorgungstarifen wurden von jedem Euro Kostenersparnis nur rund 40 bis 60 Cent an die Haushalte weitergegeben. Bei den günstigsten Tarifen im Markt wurden Kostensenkungen zuletzt dagegen fast vollständig weitergegeben. Dazu wird vor allem der höhere Anteil an wechselbereiten Kundinnen und Kunden dieser Anbieter beigetragen haben.
Liberalisierung der Strommärkte funktioniert – teilweise
»Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die Liberalisierung der Strommärkte zumindest auf der Anbieterseite funktioniert. Der Wettbewerb kommt allerdings nur in Schwung, wenn die Kunden auch wirklich zu billigeren Anbietern wechseln«, konstatiert Studienautor Tomaso Duso. Dies finde in Deutschland wie in vielen anderen Ländern immer noch zu selten statt. »Knapp ein Drittel der Haushalte hierzulande bezieht noch den teuren Grundversorgungstarif.« Informationskampagnen könnten zur Aufklärung von Verbraucherinnen und Verbraucher beitragen. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen in anderen Ländern ist aber fraglich, ob dies alleine ausreicht. Zusätzlich sollten leichte Regulierungsinstrumente geprüft werden. Eine Möglichkeit sind sogenannte Opt-out-Optionen, wie sie in Großbritannien angedacht sind und durch die Kundinnen und Kunden der Grundversorger attraktivere Angebote von konkurrierenden Anbietern erhalten. In einem solchen System werden die Grundversorger angewiesen, Kundeninformationen an die Regulierungsbehörde weiterzugeben, die diese den Wettbewerbern zur Verfügung stellen kann.
Interview mit Tomaso Duso
»Die Grundversorger haben die Kostenersparnisse sehr begrenzt an die Kunden weitergegeben«
Herr Duso, wie haben sich die Strompreise in den letzten Jahren in Deutschland entwickelt?
Die Einzelhandelsstrompreise für deutsche Haushalte sind im letzten Jahrzehnt kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2007 lagen sie im Schnitt noch bei rund 20 Cent/kWh und sind bis 2017 auf knapp 30 Cent/kWh gestiegen.
Was ist der Grund für diesen Anstieg?
Sicherlich waren die staatlich beeinflussten Preisbestandteile, wie zum Beispiel die EEG-Umlage, Steuern und Netzentgelte eine treibende Kraft dieses Strompreisanstiegs. Allerdings ist das Verhalten der Stromanbieter, insbesondere die Frage, inwieweit sie Kostenersparnisse an die Kunden durchgereicht haben, auch ein wichtiger Treiber des Preisanstiegs.
Welche VerbraucherInnen trifft der Strompreisanstieg mehr und welche weniger?
Sicherlich wurden Verbraucher- Innen, die einen Grundversorgungsvertrag haben, beziehungsweise aus diesem Tarif nicht gewechselt sind, am meisten getroffen. Diese Tarife sind in der Zeitperiode von 2007 bis 2014, die wir betrachtet haben, um rund 50 Prozent gestiegen. Dagegen wurden VerbraucherInnen, die oft gewechselt und günstigere Tarife im Markt ausgewählt haben, vom Strompreisanstieg viel weniger getroffen.
Inwieweit spiegeln die Tarife der Stromanbieter die tatsächliche Entwicklung der Kosten wider?
Da gibt es große Unterschiede. In den Grundversorgungstarifen wurden die Kostenersparnisse sehr begrenzt an die Kunden weitergegeben. Von jedem Euro Kostenersparnis kamen im Durchschnitt nur 40 bis 60 Cent den VerbraucherInnen zu Gute. Das ist ganz anders bei den billigsten Tarifen im Markt. Dort wurden zuletzt praktisch alle Kostenersparnisse vollständig weitergegeben.
Wie groß sind die Unterschiede bei den Durchschnittspreisen, und wie viel könnten VerbraucherInnen durch einen Tarifwechsel maximal sparen?
Das Ersparnispotenzial ist zum Teil beträchtlich. Bei einem Durchschnittskonsum von 2 800 kWh pro Jahr lag der Unterschied zwischen dem Grundtarif, also dem höchsten Tarif am Markt, und dem billigsten Tarif im Jahr 2014 bei durchschnittlichen 13,5 Cent pro kWh. Das bedeutet eine potenzielle jährliche Ersparnis von 381 Euro. Das ist natürlich eine Obergrenze. Diese Ersparnis kann niedriger sein, wenn die Kunden schon bei einem billigen Tarif sind oder zu einem nicht so günstigen Tarif wechseln.
Wie groß sind die regionalen Unterschiede?
Es gibt sehr große regionale Unterschiede. Grundversorgungstarife sind in den neuen Bundesländern am teuersten, weil die Stromlieferkosten dort am höchsten sind. Im Südosten dagegen sind die Preise deutlich geringer. Der Westen von Deutschland weist homogenere Preisstrukturen auf.
Eigentlich müssten doch die VerbraucherInnen massenweise zu den billigeren Anbietern wechseln. Das scheint aber nicht der Fall zu sein, oder?
In der Tat wechseln viele VerbraucherInnen immer noch nicht, auch wenn das für sie günstiger wäre. Nach Angaben der Bundesnetzagentur hat knapp ein Drittel der deutschen Haushalte noch immer den teuersten Grundversorgungsvertrag. Ungefähr 40 Prozent der Kunden sind immer noch bei einem Grundversorger, haben aber immerhin einen billigeren Tarif gewählt. Ein weiteres knappes Drittel der Haushalte wird von einem Stromanbieter beliefert, der nicht der örtliche Grundversorger ist. Die Anzahl der Wechsler ist aber zum Glück über die Jahre deutlich gestiegen.
Braucht es mehr Wettbewerb am Strommarkt oder müsste die Politik das Wechselverhalten der VerbraucherInnen fördern?
Der Wettbewerb am Strommarkt ist schon sehr hoch. Es gibt in vielen Netzgebieten über hundert verschiedene Anbieter, die viele unterschiedliche Tarife anbieten. Die Auswahl ist also sehr groß. Man muss besser verstehen, wieso viele VerbraucherInnen immer noch nicht wechseln. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass es oft daran liegt, dass diese Haushalte schlecht informiert sind. In diesem Fall kann die Politik sicherlich helfen.
Das Gespräch führte Erich Wittenberg.
Interview mit Tomaso Duso: »Die Grundversorger haben die Kostenersparnisse sehr begrenzt an die Kunden weitergegeben« (Audio) | MP3, 4.21 MB
https://www.diw.de/sixcms/detail.php?id=diw_01.c.577708.de