Welche KI-Trends Unternehmen in 2024 erwarten – Der Blick in die Glaskugel

Im November 2022 machte OpenAI seinen Chatbot »ChatGPT« der Öffentlichkeit zugänglich. Massiv prägten die Einführung und Verbreitung zahlloser KI-Tools das Jahr 2023. Künstliche Intelligenz ist überall – alles ist künstliche Intelligenz – zumindest auf dem Papier. Die inflationäre Verwendung des Buzzwords beschleunigte den Hype um das emotional aufgeladene Thema und schürte gleichzeitig Verunsicherung, besonders außerhalb der Digitalblase. In 2024 macht die anfängliche Technikeuphorie nun der Frage Platz, wie Unternehmen KI in der Praxis zielgerichtet und zukunftsweisend nutzen und einen kompetenten Umgang mit der disruptiven Technologie erlernen.

Wo es sich für Unternehmen wirklich lohnt, mit dem Strom zu schwimmen, verraten Simon Graff und Marie Krause von FOR REAL?! Media GmbH. Sie erklären die wichtigsten Trends und sprechen Handlungsempfehlungen aus.

Die Zukunft gehört der Mensch-Maschinen-Allianz. Künstliche Intelligenz wird vielfach als einfache Lösung für komplexe Probleme gepriesen. Unternehmen missverstehen KI gar als Wundermittel, mit dessen Unterstützung sie Versäumnisse in der Digitalisierungsstrategie egalisieren. Doch so einfach ist es nicht. Eine erfolgreiche Integration von KI setzt eine gesunde Datenbasis sowie digitale Prozesse voraus. Wer Digitalisierung meistern will, tut gut daran, menschliche und maschinelle Intelligenz zu verknüpfen. Erst aus den Kontexten menschlicher Erfahrungen heraus kann KI wirklich »Intelligenz« erlangen. In dieser Beziehung sieht Simon Graff, Founder und CEO der FOR REAL?! Media GmbH, großes Potenzial: »Generative KI-Tools nutzen und erweitern unser Wissen. Sie eröffnen neuartige Perspektiven und ermöglichen einen ungeahnten Produktivitätsboost.« Zum jetzigen Zeitpunkt nehmen Benutzer eine zentrale Rolle in dem Mensch-KI-Konstrukt ein, denn sie sind es, die Denkanstöße liefern und Resultate filtern. Per Augmented Intelligence, erweiterter Intelligenz, realisieren kreative Köpfe in 2024 Projekte, die zuvor ganze Teams eingebunden hätten.

Gesetze maßregeln die KI. Bis jetzt herrschte Wild-Wild-West-Stimmung am internationalen KI-Markt. Dem schob die EU Anfang Dezember 2023 nun den Riegel vor. Ihre Mitglieder einigten sich auf die Grundzüge des lang geplanten, europäischen Digitalgesetzes AI Act – ein weltweites Novum, das KI-Anwendungen nach Risikoklassen reguliert und auch KI-Grundlagenmodelle wie ChatGPT reglementiert. Der AI Act könnte künftig zum Vorbild für andere Länder und deren Big Player werden. Denn US-amerikanische Konzerne wie OpenAI unternahmen bislang noch keine rechtlichen Schritte in Richtung Datenschutz nach EU-Vorlage. Simon Graff befürwortet den Schritt des Europaparlaments und der EU-Staaten: »KI-Anwendungen beeinflussen Wirtschaft und Gesellschaft enorm und sie lernen in bemerkenswerter Geschwindigkeit. Diese technologisch getriebene Dynamik ist neu – und sie braucht klare Spielregeln, um Missbrauch vorzubeugen.« Planen Firmen für 2024, KI in ihre Arbeitsprozesse zu integrieren, müssen sie Sicherheitsrisiken per Nutzung künstlicher Intelligenz mitdenken und in entsprechende Sicherheitsmaßnahmen investieren.

Daneben verspricht die Verpflichtung zu mehr Transparenz Gamechanger-Potenzial. Die selbstlernenden Systeme lassen im sich verdichtenden Algorithmus-Dschungel kaum Rückschlüsse auf ihre Ergebnisquellen zu. Um ein zu hohes Bias zu umgehen sowie das Risiko schädlicher Nutzung und sozialer Unge-rechtigkeit zu senken, hilft es, die Qualität der Trainingsdaten und ihren Ursprung auf den Prüfstand zu stellen. Anbieter von Suchmaschinen bauen inzwischen Faktenchecks in ihre Bots ein, um diese gegen Halluzinationen, Fake-News aus der Feder von KI, abzusichern.

Liebster KI-Buddy … Microsoft und Google stießen mit der Integration generativer künstlicher Intelligenz in ihre Produkte eine Bewegung an. Und erst im Herbst 2023 stellte Meta seinen KI-Assistenten Meta AI vor, der Usern in den USA schon bald in WhatsApp, Messenger und Instagram Frage und Antwort stehen soll – außerdem 28 personalisierte Chatbots, denen sogar Prominente wie Snoop Dogg ihr Gesicht leihen. KI-Assistenten schwingen in 2024 zum Megatrend auf. Bisher galten KI-Chatbots primär als Informationslieferanten. Die personalisierten KI-Assistenten hingegen muten wie ein Chatbot mit »Charakter« an. Sie könnten im neuen Jahr ein Weg sein, um Benutzerinnen und Benutzer länger in den Social Apps zu halten und das Engagement dort zu erhöhen. Wo Nutzer verstärkt von Benefits profitieren, müssen Betreiber von Onlineshops und Buchungsplattformen umdenken, um den Anschluss nicht zu verpassen.

Auch OpenAI prescht selbstbewusst nach vorne und stellte im November GPTs vor, multimodale Anwendungen, die Benutzern den Weg frei machen, auch ohne Vorkenntnisse eigene KI-Assistenten zum Leben zu erwecken. Der Schaffensprozess baut dabei wie gewohnt auf Texteingaben. »Der Trend wird noch größere Ausmaße annehmen, sodass jeder die eigene Personal Brand beziehungsweise sich selbst via KI -skalieren kann«, prognostiziert Simon Graff. Intern existieren solche Assistenten bereits als BoschGPT oder dmGPT, im nächsten Schritt erleichtern die KI-Klone den Kundenservice und polieren das Dienstleistungsangebot auf.

Alexa und Siri in schlau. »Das habe ich nicht verstanden« – bisher sorgten Smart Assistants wie Alexa, Siri und Echo immer wieder für Frustration unter den Nutzenden. Einfache Befehle führen die Smart Speaker zwar aus, bei komplexeren Anfragen jedoch zeigt sich die hohe Fehleranfälligkeit der Smart-Home-Assistenten. Auf der Grundlage von generativer KI wollen Google, Amazon und Co. das Smart-Speaker-Ruder in 2024 herumreißen und ihre KI-Helferlein wieder auf Kurs bringen. Auch Simon Graff erwartet in absehbarer Zeit Interaktionen für das Smart Home, die einem Vergleich mit der Sprachausgabe der ChatGPT-App standhalten. Von der Integration der Large Language Models und dem damit verbundenen Upgrade der Smart Assistants versprechen sich die Big Player vor allem im Bereich Haushalt neue Potenziale zu erschließen. Kühlschränke, die ihre Temperatur dem Inhalt anpassen oder an den kommenden Wocheneinkauf erinnern – diverse Einsatzszenarien sind denkbar. Meta macht es vor und launcht in Kooperation mit Ray-Ban Smart Glasses mit integrierter KI und Sprachsteuerung.

KI-Tech verleiht Kreativität einen Boost. Die Text-to-Image-KI Midjourney lässt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen. Wirkten die ersten Versuche der Software noch wackelig, beeindruckt sie mittlerweile mit fotorealistischen Motiven. Diese rasante Evolution ist beispielhaft für KI-Generatoren in den Bereichen Audio und Video. Sie gestalten aktuell maßgeblich die Videospielbranche und erhöhen auch die Dynamik im Metaverse.

Abseits der Gaming-Industrie sprießen auch in der Werbeindustrie KI-Tools wie Pilze aus dem Boden. So erlaubt PikaLab die Rekreation von Ads ohne jegliches Equipment wie Kameras oder Mikrofone. »Generative KI wird auch im Bereich der Medienproduktion nicht mehr wegzudenken sein«, prognostiziert Marie Krause, Creative Technologist bei FOR REAL?!, und ergänzt: »Künstliche Intelligenz läutet ein neues Zeitalter ein und beeinflusst unsere Arbeitswelt massiv.« Für Marketer heißt es nun Inhalte und Erlebnisse zu schaffen, die aus der Content-Flut hervorstechen und Menschen emotional bewegen. Echte Kreativität ist mehr gefragt denn je.

 


https://www.forreal.media/

 

Illustration: © mtkang | shutterstock.com; Stockeeco | Dreamstime.com