Wie Rechenzentren den Klimaschutz vorantreiben – Grüne Digitalisierung

Obwohl die Digitalisierung mit steigenden Datenmengen Auswirkungen auf den Energiebedarf zeigt, kommt besonders auch Rechenzentren beim Thema Nachhaltigkeit eine Schlüsselrolle zu. »manage it« hat mit Equinix‘ Marketing Director Deutschland, Dietmar Keßler, über den Beitrag von Rechenzentren zum Klimaschutz gesprochen – und was Unternehmenskultur mit Ökologie zu tun hat.


Welchen Beitrag können Rechenzentren wie die von Equinix für den Klimaschutz leisten?

Die Digitalisierung hat in nahezu alle Lebensbereiche Einzug gefunden und ist ein wichtiger Beschleuniger bei der Erreichung der Pariser Klimaziele. Eine aktuelle von eco, dem Verband der Internetwirtschaft, durchgeführte Studie zu Rechenzentren hebt hervor, dass Digitalisierung in Deutschland bis zu 34 Prozent zum deutschen Klimaziel 2030 beitragen kann [1]. Als Rückgrat der Digitalisierung nehmen Rechenzentren somit eine wichtige Rolle ein. Führende Betreiber wie Equinix setzen auf Innovationen in Schlüsselbereichen, um kontinuierliche Fortschritte zu gewährleisten und helfen Unternehmen dabei, ihre digitale Infrastruktur nachhaltig zu gestalten.

 

Dietmar Keßler,
Marketing Director Deutschland
bei Equinix

 

Vor allem der Wechsel von kleinen und meist ineffizienten unternehmenseigenen Rechenzentren hin zu hoch-effizienten großen Rechenzentren trägt zu einer positiven Klimabilanz bei, da Colocation-Anbieter in der Regel weitaus effizienter im Betrieb sind, Angebote bündeln und regelmäßig in umweltfreundliche Upgrades investieren. Während unternehmenseigene Rechenzentren oft nur zu 40 bis 50 Prozent ausgelastet sind, kommt die Auslastung in unseren Rechenzentren auf 80 bis 90 Prozent.


Wie gestalten sich aktuelle und zukünftige Nachhaltigkeitsbemühungen in der Branche?

Wie viele Unternehmen sind auch Rechenzentrumsbetreiber bemüht, ihren Fußabdruck so gering wie möglich zu halten und einen aktiven Beitrag zu leisten, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Natürlich gib es nicht die eine große Stellschraube, an der man dreht, um den Energiebedarf von Rechenzentren zu senken. Aber in unserer Branche nehmen wir bei Equinix eine Vorreiterrolle bei Innovationen und Effizienzsteigerungen für einen besseren Umweltschutz ein. Wir sind der erste Betreiber, der sich selbst Science Based Targets für die Klimaneutralität bis 2030 gesetzt hat. Dies zeigt sich beispielsweise in der konsequenten Nutzung und Einhausung von Kaltgängen, in der Optimierung der Energieeffizienz mithilfe von künstlicher Intelligenz und dem Einkauf von Ökostrom über ein entsprechendes Grünstromzertifikat der Mainova. Ferner besetzen wir unsere Fassaden mit Grünpflanzen: Diese agieren als natürliche Klimaanlage und helfen dabei, CO2 in Sauerstoff umzuwandeln. All diese Maßnahmen lohnen sich – wir können bereits heute feststellen, dass die Equinix-Rechenzentren in Deutschland einen um 20 bis 25 Prozent geringeren Energiebedarf haben als der geschätzte Branchenschnitt.


Auch das Thema Abwärme wird im Zusammenhang mit »grünen« Rechenzentren vermehrt diskutiert. Welche Herausforderungen und Bestrebungen gibt es hier aktuell?

Die Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren ist eine sinnvolle Möglichkeit, umliegende Gebiete zu versorgen und kann somit eine wichtige Entlastung für den Energiemarkt darstellen. Aus unserer Sicht ist eine spätere Anbindung bestehender Rechenzentren an das örtliche Nah- oder Fernwärmenetz technisch gut umsetzbar. Bei den Neubauten in Deutschland, wo der Anschluss an das Nahwärmenetz direkt möglich ist, wird dies bereits frühzeitig im Design umgesetzt. In Finnland beispielsweise arbeitet Equinix seit über zehn Jahren mit einem der größten Energieunternehmen des Landes zusammen, um die Abwärme für die Beheizung tausender Wohnungen in Helsinki zu nutzen. Hierzulande ist der großflächige Einsatz von Abwärme oft noch durch fehlende Abnehmer aufgrund eines unzureichenden Netzausbaus und Unterschiede zur Netztemperatur erschwert. Besonders wichtig ist also eine gezielte Zusammenarbeit mit Investoren, Städteplanern, Wärmenetz- und Rechenzentrenbetreibern, um frühzeitig gemeinsame Lösungen zu finden.


Nachhaltiges Wirtschaften hat viele Facetten. So sind sich Unternehmen auch zunehmend ihrer sozialen Verantwortung bewusst. Aber wie passt das zusammen – was hat Ökologie beispielsweise mit Diversität & Inklusion (D&I) und der Kultur eines Unternehmens zu tun?

Auch wenn das Thema Klima schon lange das prominenteste ist, muss eine Balance zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem das Ziel jeder unternehmerischen Nachhaltigkeitsstrategie sein. Nur wenn alle drei Aspekte angegangen werden, kann man als Unternehmen auch wirklich nachhaltig sein. Dazu gehören also auch Diversität und die Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze. Arbeitnehmende zahlen am Arbeitsplatz eine sogenannte »emotionale Steuer« , wenn sie sich in einem Umfeld befinden, in dem sie sich anders fühlen als ihre Kolleginnen und Kollegen [2]. Diese emotionale Steuer wirkt sich negativ auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden aus – und hat wiederum einen starken Einfluss auf die Unternehmensleistung. Deshalb haben 87 % der Unternehmen heute Initiativen zum Thema Wohlbefinden eingeführt, darunter auch Equinix [3]. Wir sind bestrebt, eine Kultur zu schaffen und zu erhalten, in der alle Mitarbeitenden jeden Tag selbstbewusst sagen können: »Ich bin sicher, ich gehöre dazu, und ich bin wichtig.« Das Unternehmen hat mittlerweile sechs neue »Finding a Better Way«-Initiativen ins Leben gerufen – sprich, um bessere Lösungen zu finden, die sich mit psychischer Gesundheit der Mitarbeitenden befassen. Dazu gehört etwa eine Begrenzung der Meetingdauer auf 25 oder 50 Minuten, um kurze Pausen zwischen Terminen zu ermöglichen. Darüber hinaus müssen Führungskräfte unbedingt ihren Teil dazu beitragen, damit Diversität am Arbeitsplatz aktiv gelebt wird. Daher haben bei uns international über 300 Manager im Jahr 2021 Schulungen zu integrativen Führungsqualitäten absolviert. Wir sind überzeugt, dass ein integrativer Arbeitsplatz wiederum die besten Innovationen und die besten Geschäftsergebnisse hervorbringt.

 


[1] https://www.bitkom.org/sites/main/files/2022-02/10.02.22-studie-rechenzentren.pdf
[2] https://www.catalyst.org/research-series/emotional-tax/; https://www.catalyst.org/wp-content/uploads/2019/02/emotionaltax.pdf
[3] Aon 2021 Global Wellbeing Survey: https://www.aon.com/global-wellbeing-survey.aspx

 

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