»Wir brauchen international erfolgreiche Plattformen«

  • Von digitalen Plattformen profitieren alle.
  • 3 von 5 Deutschen sehen Vorteile für Kunden, die auf Plattformen einkaufen.
  • 57 Prozent der Deutschen shoppen auf Plattformen, 27 Prozent bieten dort Produkte oder Services an.

Digitale Plattformen bringen verschiedene Anbieter, Partner und Kunden auf den unterschiedlichsten Märkten zusammen. Weltweit werden so Milliardenumsätze erzielt und ganze Branchen grundlegend verändert. Nach Ansicht der großen Mehrheit der Bundesbürger profitieren davon alle Beteiligten: Plattformbetreiber ebenso wie die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen auf den Plattformen sowie ihre Kunden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 1.003 Bundesbürgern ab 16 Jahre im Auftrag des Digitalverbands Bitkom [1].

Demnach sagen 3 von 5 (60 Prozent), dass die Kunden profitieren. In der Altersgruppe zwischen 16 und 49 Jahre beträgt der Anteil sogar 70 Prozent. Dass die Anbieter von den Plattformen profitieren, sagen mehr als drei Viertel (77 Prozent) aller Befragten und sogar 82 Prozent unter 50 Jahren. Und 95 Prozent aller Befragten sehen Vorteile für die Plattformbetreiber.

»Digitale Plattformen sind in allen Branchen deshalb so erfolgreich, weil sie einen konkreten Nutzen und enorme Mehrwerte etwa durch die Vergleichsmöglichkeiten für die Kunden bieten. Anbieter haben so einen neuen, sehr effizienten Vertriebsweg und können neue Kundengruppen erreichen«, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

 

»Wir sollten in Deutschland alles unternehmen, um international erfolgreiche Plattformen zu etablieren. Dazu müssen wir verstärkt eine Diskussion über die Chancen der Plattform-Ökonomie führen und dürfen nicht bei Verbots-Debatten und dem Ruf nach mehr Regulierung stehenbleiben.«

 

Bekannte Beispiele für digitale Plattformen, die sich an Privatkunden richten, sind etwa Airbnb, Amazon, Ebay, Flixbus, Netflix, Spotify oder die App-Stores von Apple oder Google. Dazu zählen aber ebenso Angebote, die zum Beispiel Arbeitsaufträge vermitteln, Bewertungsportale oder Partnerschafts-Börsen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Plattformen, die Geschäftskunden zusammenbringen oder bei der Finanzierung von Startups helfen.

 

Drei Viertel der Jüngeren nutzen digitale Plattformen

Mehr als die Hälfte der Bundesbürger (57 Prozent) gibt an, selbst aktiv digitale Plattformen zu nutzen. Dabei kaufen 3 von 5 Befragten (57 Prozent) auf Plattformen ein oder buchen Dienstleistungen. Jeder Vierte (27 Prozent) verkauft selbst Produkte über Plattformen oder bietet Dienstleistungen an. Dabei nutzen Jüngere Plattformen deutlich häufiger. So sagen unter den 16- bis 29-Jährigen 78 Prozent, dass sie Plattformen als Kunden nutzen, 39 Prozent sind dort als Anbieter unterwegs. Unter den 30- bis 49-Jährigen liegen die Anteile mit 76 Prozent Kunden und 36 Prozent Anbietern nur leicht darunter. Unter den 50- bis 64-Jährigen nutzt dagegen nur eine Minderheit von 43 Prozent Plattformen, unter denjenigen ab 65 Jahre sind es mit 30 Prozent nochmals deutlich weniger.

 

[1] Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.003 Bundesbürger ab 16 Jahren telefonisch befragt. Die Fragestellungen lauteten: »Nutzen Sie selbst digitale Plattformen?« und »Wie stark profitieren Ihrer Meinung nach die folgenden Akteure von digitalen Plattformen?«

 


 

Wirtschaft in Deutschland investiert in digitale Plattformen

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Digitale Plattformen machen als Geschäftsstrategie Schule in Deutschland. Fast jedes zweite für eine Studie befragte Unternehmen steckt mitten im Aufbau, jedes fünfte ist bereits Betreiber einer digitalen Plattform. Als Vorbild für die strategische Ausrichtung als Plattform stehen unter anderem große Internetkonzerne und Vergleichsportale.

Für 93 Prozent der befragten Experten werden digitale Plattformen in Zukunft eine bedeutende Rolle im Geschäftsmodell-Mix spielen, für 50 Prozent ist es das Modell der Zukunft. Das ergibt die Studie »Digital Platform Management« von Sopra Steria Consulting, in Kooperation mit Forschern des Hamburger Informatik Technologie-Centers [1].

»Insgesamt zeigen die Experteninterviews Plattformaktivitäten in vielen Branchen und Unternehmen. Das Thema geht jede Entscheiderin und jeden Entscheider an.«, sagt Prof. Dr. Tilo Böhmann vom Hamburger Informatik-Technologiezentrum (HITeC) und der Universität Hamburg. Für viele Manager geht es bei der strategischen Entscheidung nicht mehr um das ob, sondern nur noch um das wie. Sie suchen die passende Rolle im Plattformuniversum.

»Einige einflussreiche Akteure wollen sich komplett neu als digitale Plattform ausrichten. Andere haben gesehen, dass Plattformpartner wie Paypal und Dropbox erfolgreich sein können und wollen sich als Nischenanbieter auf bestehenden Plattformen einklinken«, so Prof. Dr. Paul Drews von der Leuphana Universität Lüneburg.

 

Digitale Plattformen Made in Germany

Digitale Plattformen von Unternehmen in Deutschland finden sich in nahezu allen Branchen. Bekannt sind vor allem Vergleichsportale wie AutoScout24, Check24, FinanzScout24 und Verivox. Im Handel wandelt sich Otto aktuell mit dem Plattformumbau zum Marktplatz. Darüber hinaus wächst die Zahl der Plattformen in der Industrie und der Fertigung.

Siemens bietet mit MindSphere eine Art Betriebssystem für das industrielle Internet der Dinge (IoT), Unternehmen können hier Produkte, Anlagen, Systeme und Maschinen vernetzen und die Plattform für die Datenanalyse nutzen.

Bosch betreibt mit Bosch IoT eine Plattform, die Entwicklern die Arbeit an neuen IoT-Anwendungen erleichtert.

Im Finanzsektor entwickelt sich beispielsweise der Versicherer Allianz zum Softwareanbieter. Die offene Plattform Allianz Business System soll grundsätzlich allen Marktteilnehmern zur Verfügung stehen, um beispielsweise Tarife und neue Apps zu entwickeln und zu vermarkten.

 

Aufgabe Nummer 1: Das Plattformgeschäft erlernen

Der Umbau des Geschäfts und der Organisation zu einer digitalen Plattform bereitet Unternehmen noch Kopfzerbrechen. 67 Prozent der für die Studie Befragten kämpfen vorrangig mit der Gestaltung des Erlösmodells. Es bestehen zudem Unsicherheiten, wie das bisherige Geschäft eingebunden werden soll. Deutlich weniger Unternehmen, nur 15 Prozent, sträuben sich dagegen vor der Öffnung gegenüber Drittunternehmen, auch Wettbewerbern. Das belegen Plattformbeispiele wie Zinsmarkt der Deutschen Bank. Auf der Kreditplattform des Instituts sind auch Konkurrenzprodukte vertreten. Insgesamt bestätigen rund ein Drittel der für die Studie Befragten, dass die eigene digitale Plattform Konkurrenz zum Kerngeschäft darstellt.

»Das zeigt, Unternehmen werden mutiger. Denkverbote in den Chefetagen und Strategieabteilungen werden selbst in klassisch hierarchisch geprägten Branchen aufgehoben. Es geht nicht um einen neuen Kanal oder einen weiteren Service, der integriert wird. Diese Konsequenz in der Umsetzung ist notwendig, damit Plattformstrategien funktionieren«, sagt Urs M. Krämer, CEO von Sopra Steria Consulting. Das belegen auch Aussagen der befragten Experten: Für 40 Prozent der Befragten ist der Aufbau einer digitalen Plattform Teil der Gesamtunternehmensstrategie. Nur 23 Prozent sehen darin einen zusätzlichen Service oder ein neues Produkt.

 

[1] Über die Studie: Die Studie »Digital Plattform Management« ist die zweite Vertiefung der Ausgangsstudie »Digitale Exzellenz«. Sie gibt einen branchenübergreifenden Einblick in aktuelle Plattformprojekte und die Strategien der Unternehmen. Dazu zählt auch, welche Rolle Unternehmen in einem Plattformuniversum einnehmen und einnehmen sollten – entweder als Betreiber, als Partner und Lieferant sowie als Nutzer.
In die Studie flossen Interviews mit 51 Experten für den Aufbau und Betrieb digitaler Plattformen aus Unternehmen unterschiedlicher Branchen ein. Es wurde zunächst ein Experten-Workshop zum Thema digitale Plattformen durchgeführt. In einer zweiten Phase wurden branchenübergreifend persönliche leitfadengestützte Experteninterviews geführt und ausgewertet. In der dritten Phase wurde eine Online-Befragung durchgeführt.
Zur Studie »Digital Platform Management«
Zum Begleitvideo mit Urs M. Krämer, CEO Sopra Steria Consulting
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