Wirtschaftsführer fordern neue ethische Standards für künstliche Intelligenz

  • Equal-AI-Initiative zielt darauf ab, bewusste und unbewusste geschlechtsspezifische Vorurteile in der KI zu beseitigen.
  • Arianna Huffington, Martha Lane Fox, Professor Justine Cassell und Jimmy Wales unterstützen Initiative.
  • Neuer AI-Report mit Verhaltenskodex für Unternehmen wird im September veröffentlicht.

 

LivePerson hat weltweit führende Unternehmen aus Wirtschaft, Technologie und Wissenschaft zusammengebracht, um ein ehrgeiziges Projekt zu starten, das neue Standards in der KI setzt. Die Initiative mit dem Namen »Equal AI« soll Marken dazu ermutigen, ihre derzeitigen Arbeitsweisen zu bewerten und ihre Bemühungen zur Beseitigung geschlechtsspezifischer Vorurteile bei der Entwicklung von KI zu konzentrieren.

 

Die Initiative wurde von Robert LoCascio, Gründer und CEO von LivePerson, bei den diesjährigen Cannes Lions, dem International Festival of Creativity, vorgestellt. Sie ist darauf ausgerichtet, geschlechtsspezifische Verzerrungen bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz zu korrigieren und zu verhindern. Mit dem raschen Wachstum der KI und ihrer Anfälligkeit für die Einbeziehung der persönlichen und unbewussten Vorurteile ihrer Schöpfer wird diese Initiative ein neues Licht auf dieses wichtige Thema werfen. LivePerson erhofft sich dadurch eine Reihe von Best Practices mit denen die Messlatte im gesamten KI-Bereich angehoben werden kann.

 

In einer kürzlich von LivePerson in Auftrag gegebenen Umfrage stimmten fast 60 % der US-Verbraucher der Aussage zu, dass »KI ein grundlegendes Risiko für die Existenz der menschlichen Zivilisation ist«. Als es um das Geschlechterungleichgewicht in der Technologiebranche ging, waren sich die meisten Befragten der aktuellen, stark von Männern dominierten Landschaft nicht bewusst: 50 % der Befragten gaben an, dass die Branche aus einer gleichen Mischung von Männern und Frauen besteht. Gleichzeitig sagten nur 8 % der Befragten, dass sie eine berühmte Technologieunternehmerin benennen können, verglichen mit 57 %, die angaben, sie könnten einen männlichen Unternehmer benennen.

 

Mit Equal AI stellt LivePerson aktiv die Folgen eines Internets in Frage, das von meist durch Männer dominierten Organisationen geschaffen wurde. Wenn KI-Schöpfer ihre unbewussten persönlichen Vorurteile in ihre Arbeit einbringen, setzen sie unwissentlich Maßstäbe für die gesamte Gesellschaft. Die Vorurteile finden sich unter Umständen in den Algorithmen wieder. Folglich lernen Maschinen aus Datensätzen und Texten, die die Vorurteile der Gesellschaft in Vergangenheit und Gegenwart widerspiegeln oder gar verstärken.

 

Gemeinsam mit Führungskräften aus Wirtschaft, Technologie und Wissenschaft soll Equal AI Richtlinien, Standards und Instrumente entwickeln, um eine gleichberechtigte Vertretung bei der Schaffung von KI zu gewährleisten.

 

Mitglieder der Equal AI-Initiative sind:

  • Professorin Bettina Büchel, Professorin für Strategie und Organisation an der IMD Business School, Schweiz
  • Damian Bradfield, Präsident von WeTransfer
  • Professorin Justine Cassell, Prorektorin für Technologiestrategie und Auswirkungen an der School of Computer Science der Carnegie Mellon University
  • Alex Depledge, Gründer von Hassle.com
  • Tabitha Goldstaub, Mitbegründerin von Cognition X
  • Tristia Harrison, Geschäftsführerin der TalkTalk Group
  • Arianna Huffington, Gründerin und CEO von Thrive Global
  • Martha Lane Fox, Gründerin von doteveryone
  • Jimmy Wales, Gründer von Wikipedia
  • Sarah Wood, Gründerin von Unruly
  • Debbie Wosskow, britische Unternehmerin

 

Im September 2018 wird Equal AI einen Bericht mit konkreten und praktischen Schritten veröffentlichen, die Unternehmen angehen können, um ihre Rolle bei der Beseitigung von Verzerrungen durch AI zu spielen. Der Bericht wird engagierte Unterstützer auffordern, diese Praktiken in ihren eigenen Unternehmen zu übernehmen und damit einen neuen Standard für die unternehmerische Verantwortung in diesem Bereich zu setzen. Die Website EqualAI.org informiert über die Arbeit und die Richtlinien der Initiative.

 

Gründer und CEO von LivePerson Robert LoCascio sagt: »Während wir in die KI-Revolution eintreten, die unsere Zukunft bestimmen wird, machen Frauen weniger als 30 % der Forschungspositionen weltweit aus. Noch schlimmer ist, dass in den größten Technologieunternehmen weniger als 20 % der technischen Positionen von Frauen besetzt sind.«

 

»Während sich die Welt darauf konzentriert, branchenübergreifende Ungleichheiten zu beseitigen, laufen wir gleichzeitig Gefahr, diese Verzerrungen in das Herz der Technologien zu programmieren, die unsere Zukunft gestalten. Es ist nötig, dass die Erbauer der Produkte von morgen weiblicher werden und sich auf eine Reihe von Standards einigen, die Geschlechter-, Rassen- und ethnische Vorurteile vermeiden, sonst wird die KI die nächste digitale Technologie sein, die uns trennt,« erklärt LoCascio.

 

Dr. Justine Cassell, Prorektorin für Technologiestrategie und Auswirkungen an der School of Computer Science, Carnegie Mellon University, sagt dazu: »Die KI hat großes Potenzial, unser Leben zu verändern, indem sie die Technologie effizienter, zuverlässiger und leistungsfähiger macht und enorme menschliche Möglichkeiten eröffnet. Aber wenn wir diese alltäglichen Vorurteile nicht jetzt angehen, wird die KI die problematischen Lücken, die derzeit in der Gesellschaft bestehen, festschreiben und aufrechterhalten.«

 

Verfechter Martha Lane Fox, Gründer doteveryone, sagt: »Die Entwicklung der KI, einer der größten Innovationen der Welt, läuft Gefahr, bevor Ethik und Standardisierung sie eingeholt haben. Es ist wichtig, dass alle, die für die Verwendung von KI verantwortlich sind, sich auf eine Reihe von Standards einigen. Als Gründer einer Organisation, die sich für verantwortungsvolle Technologie zum Wohle aller in der Gesellschaft einsetzt, ist es unerlässlich, diese Aufgabe zu unterstützen.«

 

Weitere Informationen finden Sie unter www.EqualAI.org.

 

 


 

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