Trends: In welchen Branchen werden Big-Data-Lösungen 2018 eine große Rolle spielen?

Es ist eine Binsenweisheit, dass Daten künftig in allen Branchen eine Rolle für Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle spielen werden. Wir möchten in diesem Beitrag einen Blick auf die Branchen werfen, die sich im kommenden Jahr intensiver mit dem Thema Big Data und Data Analytics auseinandersetzen werden.

Eine große Bedeutung wird die intensive Nutzung von Daten für neue Geschäftsmodelle sein. Oft werden (leider) nur bestehende Geschäftsprozesse um Daten aus neuen Quellen angereichert und somit verfeinert. Das prominente Beispiel wäre hier ein verhaltensabhängiger Versicherungstarif, beim dem durch einen hohen IT-Invest neue Daten erschlossen werden, die letztendlich aber lediglich das rund hundert Jahre alte Produkt Kfz-Schaden modifizieren. Das ist zwar im Grunde in Ordnung. Ein wirklich neues Geschäftsmodell oder neue Formen der Wertschöpfung entstehen dadurch nicht wirklich. Darum wird es aber in den kommenden Jahren gehen, wenn von datengetriebenen Geschäftsmodellen die Rede ist.

Branchen, die bislang viel mit Daten zu tun hatten, waren Fertigungsunternehmen sowie Fintech und Versicherungen, aber auch Dienstleistungen und der Handel, letztere vor allem durch die Analyse von Social-Media-Daten, und Versorgungsunternehmen. Viele Branchen arbeiten inzwischen an Big-Data-Szenarien, wenn auch in unterschiedlicher Intensität:

Abbildung: Big-Data-Anwenderbranchen. Quelle: ISG Germany, 2017.

Im kommenden Jahr werden vor allem zwei Branchen verstärkt mit Big-Data-Themen konfrontiert werden: das Gesundheitswesen und die Landwirtschaft. Während beim Gesundheitswesen recht schnell Szenarien vor dem geistigen Auge auftauchen, erschließt sich bei der Landwirtschaft nicht sofort, wie Big Data die Rübenernte, die Milchleistung oder den Fleischertrag beeinflussen könnten.

Das Gesundheitswesen wird in der nahen Zukunft vor allem deshalb verstärkt mit Big Data Analytics konfrontiert werden, weil für die Verarbeitung der personenbezogenen Daten eine wesentliche Voraussetzung erleichtert wird: das Einverständnis der Patienten. Die eIDAS-Verordnung und die Datenschutzgrundverordnung der EU sind hier neben dem Bundesdatenschutzgesetz maßgeblich. Sie ermöglichen den Anwendern die Verarbeitung personenbezogener Daten, sofern die Einwilligung der Patienten vorliegt. Mit der eIDAS-Verordnung werden neue Dienste wie digitale Signaturen, die Fernsignatur per Smartphone und andere neue Technologien auch im Gesundheitswesen Einzug halten, was die Einholung von Einverständniserklärungen vereinfacht. Neben den konkreten Nutzungsarten für die Diagnostik und Therapie darf hier auch an übergeordnete Nutzungen beispielsweise für demografische Analysen gedacht werden.

Auch die Landwirtschaftsbranche wird in nächster Zeit immer größere Datenbestände analytisch durchpflügen. Im Ackerbau entstand mit dem Precision Farming schon Ende der 80er Jahre eine Grundlage für die Industrialisierung, wenn sich die Technologien teilweise auch sehr schleppend entwickelten. Mittlerweile haben die Precision-Farming-Technologien vom Bus-System in Fahrzeugen über die GPS-gesteuerte Landmaschine bis zur Satellitenbildanalyse für Böden und Pflanzen ein starkes Momentum erreicht. Damit stehen jetzt viele unterschiedliche, strukturierte und unstrukturierte Daten zur Verfügung, die fortgeschrittener Analysen harren. Darüber hinaus gibt es neue Datenquellen, die Landwirte in ihre Analysen aufnehmen können. Da wären zunächst Drohnen zu nennen, die Bilder und Sensordaten liefern. Das können aber auch Daten aus Chips sein, die den Tieren implantiert oder angeheftet werden. Das Jahr 2018 wird deshalb interessant, weil neue Technologien wie Drohnen eine erhebliche Marktdurchdringung erreichen und andererseits die Standardisierungsbemühungen der letzten Jahre Früchte tragen werden. Die Analyse der Laufwege einer Kuh kann dann hinsichtlich der Milchleistung analysiert werden. Besonders spannend zu beobachten sind die Initiativen um Data Hubs für landwirtschaftliche Daten.

Das kommende Jahr bietet also interessante neue Betätigungsfelder rund um datengetriebene Geschäftsprozesse und -modelle in Branchen, die bislang nicht im direkten Fokus von Big Data Analytics standen. Anwender benötigen vielleicht noch ein wenig Phantasie oder die Anregung von außen. ICT-Anbieter benötigen Fachwissen und funktionierende Partnerschaften mit den Anbietern der jeweiligen Branchentechnik.

Holm Landrock, ISG Germany

 


 

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