Arbeitsmarkt: Zahl der offenen Stellen steigt sprunghaft an

Die Zahl der offenen Stellen in Deutschland hat ein Rekordhoch erreicht. Wie das IAB-Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit am 20.2.2019 meldete, gab es trotz Konjunkturschwäche im vierten Quartal 2018 einen neuen Höchstwert von 1,46 Millionen offenen Stellenangeboten. Im Westen waren 1,13 Millionen Stellen frei und im Osten 325.000.

»Die Personalnachfrage ist deutlich gestiegen«, sagte IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. Als Grund für die stabile Lage des Arbeitsmarkts identifizieren Experten unter anderem das Wachstum im Dienstleistungsbereich – bei Pflege, Unternehmensdienstleistern und Erziehung. Frauke Suhr

https://de.statista.com/infografik/17075/anzahl-der-offenen-stellen-pro-quartal/

 


Ergebnisse der IAB-Stellenerhebung für das vierte Quartal 2018: Neuer Rekord mit 1,5 Millionen offenen Stellen

 

Im vierten Quartal 2018 gab es bundesweit rund 1,46 Millionen offene Stellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Gegenüber dem dritten Quartal 2018 erhöhte sich die Zahl der offenen Stellen um 221.000, gegenüber dem vierten Quartal 2017 um 275.000. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

In Westdeutschland waren im vierten Quartal 2018 rund 1.134.000 offene Stellen zu vergeben, in Ostdeutschland rund 325.000.

»In allen Wirtschaftsabschnitten sehen wir ein deutliches Plus bei der Zahl offener Stellen. Das gilt sowohl im Vergleich zum Vorquartal als auch im Vergleich zum Vorjahresquartal«, erklärt der Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis.

Das Verhältnis von sofort zu besetzenden offenen Stellen und sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, die sogenannte Vakanzrate, beträgt im Bundesdurchschnitt 3,5 Prozent. Auf 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte kommen also 3,5 offene Stellen. Im vierten Quartal 2017 waren es noch 2,9 offene Stellen. »Die Personalnachfrage ist somit deutlich gestiegen«, so Kubis.

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im vierten Quartal 2018 wurden Antworten von rund 14.500 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche ausgewertet.

 

Die Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen auf Basis der IAB-Stellenerhebung sind unter

https://www.iab.de/stellenerhebung/daten online veröffentlicht.

 

Betriebliche Personalpolitik und offene Stellen

Diese Betriebsbefragung wird seit 1989 vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Auftrag gegeben. Sie ist die einzige Erhebung in Deutschland, die repräsentativ und statistisch valide die Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Arbeitskräftebedarfs misst und den betrieblichen Rekrutierungsprozess im Detail untersucht. Informationen über die Anzahl an offenen und sofort zu besetzenden Stellen sowie über Such- und Besetzungszeiten und Wege der Rekrutierung von Personal sind sowohl für die Forschung als auch für die Arbeitsmarktpolitik und nicht zuletzt für die Unternehmen/Verwaltungen sowie ihre Verbände von hoher Relevanz. So konnten die Analysen auf Basis dieser Erhebung zum Beispiel wesentlich dazu beitragen, Ursachen und Ausmaß von Engpässen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu untersuchen. Auf Basis der Ergebnisse aus der Erhebung werden Empfehlungen sowohl an die Betriebe als auch an die Politik abgegeben. Ein Beispiel ist die Frage, wie einem möglichen Fachkräfteengpass entgegengesteuert werden könnte. Konjunkturelle Schwankungen lassen sich dabei ebenso beobachten wie das Verhalten von Betrieben in Wirtschaftskrisen.

Sowohl die Bundesregierung als auch die Europäische Kommission unterstützen diese Erhebung aufgrund ihrer hohen Relevanz für Politik und Wirtschaft. Die Daten sind in der Forschung für verschiedene Fachrichtungen wie beispielsweise für Ökonomen und Soziologen von Interesse und werden bei der Untersuchung vielfältiger Fragestellungen herangezogen.

Die Angaben aller Teilnehmer unterliegen strengen Datenschutzregelungen. Sie werden streng vertraulich behandelt. Dies garantieren das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie das Institut Economix Research & Consulting, das derzeit mit der Durchführung der Befragung beauftragt ist.

 

 

Die Grafik bildet die Entwicklung der offenen Stellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt ab. Angezeigt wird die Anzahl an offenen Stellen (in Tausend) in Deutschland, sowie aufgegliedert nach West- und Ostdeutschland.

 

Die Grafik bildet die Entwicklung der offenen Stellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt ab. Dabei wird nach sofort zu besetzenden und später zu besetzenden Stellen unterschieden. Angezeigt wird die Anzahl an sofort und später zu besetzenden Stellen (in Tausend) in Deutschland, sowie aufgegliedert nach West- und Ostdeutschland.

 

Die Grafik bildet die Entwicklung der Meldequote auf dem deutschen Arbeitsmarkt ab. Dabei handelt es sich um den Anteil der von den Betrieben als bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet angegebenen offenen Stellen an allen offenen Stellen für Deutschland, sowie aufgegliedert nach West- und Ostdeutschland, in Prozent.

 

Die Grafik bildet die Entwicklung der Vakanzrate auf dem deutschen Arbeitsmarkt ab. Dabei handelt es sich um den Anteil sofort zu besetzender Stellen an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zuzüglich der sofort zu besetzenden offenen Stellen. Angezeigt werden die Vakanzraten für Deutschland, sowie aufgegliedert nach West- und Ostdeutschland. Die letzten beiden Quartale am aktuellen Rand sind unter Verwendung vorläufiger Beschäftigtenzahlen aus der Statistik der BA berechnet.

 

Die Grafik bildet die Entwicklung der Relation der Arbeitslosen zu allen offenen Stellen in Deutschland ab. Angezeigt wird die Relation der Arbeitslosen zu den offenen Stellen in Deutschland, sowie aufgegliedert nach West- und Ostdeutschland. Durch Klicken auf die Legende (beispielsweise »Westdeutschland«) können Datenreihen aus- und eingeblendet werden.

 


 

Arbeitskräftemangel in 2030 birgt große Gefahr für Wohlstand und Wachstum

Deutschland könnten in 15 Jahren zwischen 5,8 und 7,7 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Alle Bundesländer sind davon betroffen, die neuen Bundesländer aber besonders stark. Verlust an Wirtschaftsleistung in 2030 bis zu 550 Milliarden Euro möglich.

Vom Babyboom zur Mangelware – der demografische Wandel wird zu einem großen Problem für den deutschen Arbeitsmarkt, denn Fachkräftemangel bremst das Wirtschaftswachstum. Diese Entwicklung wird sich bis 2030 noch verschärfen. In Deutschland könnten so in den kommenden 15 Jahren 5,8 bis 7,7 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Dies geht aus der neuen Studie Die halbierte Generation von The Boston Consulting Group hervor. »Von dieser Arbeitskräftelücke sind alle Bundesländer betroffen. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, steht das deutsche Wirtschaftswachstum auf dem Spiel und letztlich auch unser Wohlstand«, sagt Rainer Strack, BCG-Senior-Partner und Autor der Studie. Den Berechnungen zufolge könnten Deutschland aufgrund dieser Lücke in 2030 rund 410 bis 550 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung entgehen.

Arbeitskräfteangebot deckt nicht den Bedarf

In der Studie werden vier verschiedene Szenarien simuliert, wie sich Arbeitskräfteangebot und -bedarf bis 2030 entwickeln könnten, um aus dieser Differenz die Arbeitskräftelücke zu berechnen. Eines der vier Szenarien ist das sogenannte Basisszenario, dem beispielsweise eine optimistische Bevölkerungsentwicklung zugrunde liegt, die bereits eine hohe Nettomigration und eine steigende Erwerbsquote voraussetzt.

In diesem Basisszenario ergibt sich in Deutschland eine Arbeitskräftelücke von 6,1 Millionen im Jahr 2030. In den Bundesländern werden die Lücken unterschiedlich groß sein: Während Bayern das nach absoluten Zahlen höchste Arbeitskräftedefizit von rund 1,2 Millionen verzeichnen könnte, sieht sich Thüringen mit der größten relativen Lücke von minus 28 Prozent konfrontiert. »Vor allem in den neuen Bundesländern wird der Mangel zum großen Problem werden«, sagt Rainer Strack voraus. »Den Verlust von bis zu einem Fünftel der Arbeitskräfte werden diese Regionen kaum verkraften, ohne in ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erheblichen Schaden zu nehmen. Bleiben Gegenmaßnahmen aus, sind eine weitere Verödung ländlicher Gebiete, die Abwanderung von Betrieben und das Schrumpfen lokaler Märkte absehbar.«

Hoher Handlungsdruck: Deutschland braucht langfristige Personalstrategie

Das Wachstum der gesamten Wirtschaftsleistung in Deutschland – gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf – würde im Verhältnis zu Vergangenheitswerten folglich drastisch zurückgehen: von durchschnittlich 1,3 auf 0,5 Prozent pro Jahr. Der Handlungsdruck für die Beteiligten in Politik und Wirtschaft, diese Auswirkungen abzumildern, ist hoch.

»Wir brauchen eine langfristige Personalplanung – das gilt für Unternehmen wie auch für Deutschland. Im Vergleich zur Kapitalseite, bei der kontinuierlich gemessen wird, wie produktiv Eigen- und Fremdkapital eingesetzt werden, sind viele Unternehmen und eben auch die deutsche Politik von einer vergleichbar intensiven Betrachtung des Vermögenswertes ›Mitarbeiter‹ noch weit entfernt«, resümiert Strack. »Wir müssen uns viel stärker damit auseinandersetzen, welche Mitarbeiter wir jetzt und in Zukunft brauchen, woher sie kommen und wie wir sie bestmöglich ausbilden können.«

[1] Die aktuelle Untersuchung »Die halbierte Generation« ist eine Vertiefung und Weiterentwicklung der BCG-Studie The Global Workforce Crisis. $10 Trillion at Risk aus dem Jahr 2014 über demografische Entwicklungen und ihre Folgen auf weltweiter Ebene. Das Onlineportal findet sich unter www.bcgperspectives.com.

grafik bcg bestimmung von arbeitskräftemangel und -angebot deutschland 2030

grafik bcg treiber arbeitskräfteangebot deutschland 2030

grafik bcg prognose arbeitskräftemangel bip-pro-kopf-modell deutschland 2030


 

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