Ein IT-Service-Management-System spielt eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), indem es Unternehmen in verschiedenen Schlüsselbereichen unterstützt.
Etwa 50.000 Unternehmen müssen seit diesem Jahr EU-weit die Richtlinien der Corporate Sustainability Reporting Directive umsetzen. Sie verlangt transparente Informationen über soziale und ökologische Risiken und Chancen sowie die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf Menschen und Umwelt. Kunden, Mitarbeitende, Investoren und andere Stakeholder sollen sich hierüber umfassend über alle Nachhaltigkeitsthemen informieren können. Auch KMUs, die nominell (noch) nicht berichtspflichtig sind, können in der Praxis durch die Lieferkettenanforderungen vor allem ihrer Kunden ebenfalls betroffen sein.
Die konkrete Ausgestaltung dieser Berichterstattung wird in den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) geregelt. Durch die Harmonisierung der Berichtspflichten sollen die Kosten der Berichterstattung mittel- bis langfristig gesenkt werden. Aber zunächst kämpfen die betroffenen Organisationen mit deutlich höheren Aufwänden und einer Fülle von Herausforderungen.
Die Zeit drängt – und andere Herausforderungen. Nach einer PWC-Studie von 2023 betrachten 64 % der Befragten die komplexe technische Umsetzung der CSRD-Vorgaben als große Hürde. Knappe Ressourcen und der hohe Zeitdruck empfinden die meisten angesichts der Komplexität der Themen, welche über die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet werden müssen, als große Herausforderung. Das Problem sind insbesondere sogenannte Scope-3-Daten, die sowohl die Berichterstattung über die Lieferkette als auch über den Produktlebenszyklus umfassen. Zu diesen indirekten Emissionen der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette zählt zum Beispiel der CO₂-Ausstoß, der beim Abbau eingekaufter Rohstoffe entsteht – oder anteilig die Emissionen der Flüge, die für Dienstreisen genutzt werden.
Auch Gartner-Untersuchungen zeigen, dass Unternehmen aufgrund des dynamischen und komplexen regulatorischen Umfelds Schwierigkeiten haben, umfangreiche granulare Nachhaltigkeitsdaten zu sammeln und zu zentralisieren, Scope-3-Emissionen zu quantifizieren und einen realistischen Zeitplan für Verbesserungen festzulegen. Das erfordert effiziente, automatisierte Prozesse und Systeme. Die Datenqualität ist am Ende entscheidend für ein erfolgreiches ESG-Reporting. Dabei greifen Excel-Spreadsheets, die laut PWC 27 % der Unternehmen hierfür nutzen möchten, zu kurz.
ITSM-Systeme für das CSRD-Datenmanagement. ITSM-Systeme sind nicht nur für die transparente Steuerung von IT-Assets und den optimierten IT-Betrieb erfolgskritisch, sondern können auch der Dreh und Angelpunkt für die CSRD-Daten sein. Denn es geht auch hier um Service-Prozesse, Datenanalyse und Datenmanagement. Mit der CMDB bieten sie eine zentralisierte Plattform für das Sammeln, Speichern und Analysieren von Nachhaltigkeitsdaten. Diese liegen erfahrungsgemäß in unterschiedlichen Unternehmensbereichen vor, so dass ein IT-System benötigt wird, das für einen ganzheitlichen Überblick die Daten aus Finanzapplikationen, Betriebsmanagementsystemen, HR-Anwendungen oder externen Datenbanken zusammenführt. Dabei lässt sich die Erfassung relevanter Daten wie Energieverbrauch, Ressourcennutzung oder Abfallmanagement automatisieren, was die Genauigkeit, Qualität und die Revisionssicherheit der Berichterstattung erhöht.
So kann zum Beispiel ein Hersteller von Elektronikgeräten sein ITSM-System nutzen, um den Lebenszyklus seiner Hardware zu überwachen. Das System hilft dabei, die Nutzungsdauer zu maximieren und frühzeitig umweltfreundliche Ersatz- oder Upgrade-Möglichkeiten zu identifizieren. Dies trägt zur Reduzierung von Elektroschrott und zur effizienteren Nutzung von Ressourcen bei.
Weitere Aspekte sind Standardisierung und Qualitätssicherung: Die CSRD verlangt, dass die Berichterstattung nach bestimmten Standards erfolgt, zum Beispiel nach den Standards des Global Reporting Initiative (GRI) oder des Sustainability Accounting Standards Board (SASB). Ein IT-System kann Templates und Frameworks bereitstellen, die diesen Standards entsprechen, und so die Konsistenz und Qualität der Berichterstattung sicherstellen. Zudem können Validierungsregeln implementiert werden, um Fehler und Inkonsistenzen in den Daten zu minimieren.
Neben der automatisierten Datenerfassung sind präskriptive KI-basierte Modellierungsfunktionen und kontextbezogene Analysen wichtig. Damit könnte ein Finanzdienstleister etwa seinen Energieverbrauch im Rechenzentren optimieren. Durch die Analyse von Verbrauchsdaten und die automatische Anpassung von Ressourcen wird der Energieverbrauch effizienter gestaltet und der CO₂-Fußabdruck reduziert. Für einen kontinuierlichen Verbesserungsansatz sollte – wie bei ITSM – Change Management integriert sein, um flexibel auf neue Anforderungen reagieren zu können.
Neben dem Einsatz von KI für die Analyse unterstützt GenAI künftig auch bei der Visualisierung und Erstellung von CSRD-Berichten. Integrierte Workflows sorgen dafür, dass die einzelnen Prozessschritte bis zum Reporting automatisiert werden, was manuelle Aufwände und die Fehlerquote minimiert.
Compliance & Governance. Die Einhaltung der CSRD-Anforderungen ist ein kontinuierlicher Prozess. Compliance-Funktionen von ITSM-Systemen ermöglichen eine zentralisierte Überwachung und Steuerung der Einhaltung dieser Richtlinien und die Dokumentation entsprechender Maßnahmen. Beispielsweise setzt eine Bank ihr ITSM-System ein, um den Fortschritt ihrer Nachhaltigkeitsinitiativen zu überwachen und Compliance-Reports automatisiert zu erstellen, die mit den CSRD-Richtlinien konform sind.
Ein entsprechendes System gewährleistet auch die Nachverfolgbarkeit und Transparenz der Daten, was für die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung entscheidend ist und auch die Bestätigung durch die Wirtschaftsprüfer erleichtert. Auch Funktionen wie Audit-Trails, die jede Änderung an den Daten dokumentieren, und Zugriffskontrollen, die sicherstellen, dass nur autorisierte Personen Daten ändern können, tragen zur Integrität der Berichterstattung bei.
Implementierung nachhaltiger ITSM-Prozesse. Im Kontext von CSRD erfüllt ITSM nicht nur Schlüsselfaktoren wie Effizienzsteigerung, Datenmanagement und Reporting, sondern unterstützt auch dabei, ITSM-Prozesse an Nachhaltigkeitsprinzipien auszurichten. So können ITSM-Systeme durch die Unterstützung von Remote-Arbeit und digitalen Zusammenarbeitswerkzeugen dazu beitragen, Reiseemissionen und den damit verbundenen CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Ein weiterer Aspekt ist die nachhaltige Beschaffung von IT-Hardware. Dabei unterstützt die Lösung die Auswahl von Lieferanten, die nachhaltige Praktiken verfolgen und Produkte mit längerer Lebensdauer und besserer Energieeffizienz anbieten. IT-Management-Systeme können nicht zuletzt die Wiederverwendung und das Recycling von IT-Komponenten steuern.
Fazit. ITSM-Lösungen sind auch für die Umsetzung von CSRD-Anforderungen geeignet. Sie bieten nicht nur die erforderliche Infrastruktur für eine effiziente und transparente Datenerfassung und -berichterstattung, sondern fördern auch nachhaltige IT-Praktiken und unterstützen die Einhaltung von Compliance-Vorgaben. In einer Welt, in der Nachhaltigkeit und Transparenz immer mehr an Bedeutung gewinnen, sind ITSM-Systeme das Bindeglied, das Unternehmen dabei hilft, ihre Nachhaltigkeitsziele effektiv zu verfolgen, zu dokumentieren und über ihre Fortschritte zu berichten.
Dr. Thomas Gerick, Berater,
USU Software AG