Das bedeutet Googles nächster Schritt in eine Welt ohne Cookies

Illustration: Absmeier freepik wayhomestudio

Im Hinblick auf die Abschaffung von Drittanbieter-Cookies in Chrome in der zweiten Jahreshälfte 2024 wird Google, beginnend mit dem Chrome-Release im Juli 2023 und in den darauffolgenden Wochen, die Relevance und Measurement APIs der Privacy Sandbox allen Chrome-Nutzern zur Verfügung stellen. Damit können Entwickler diese APIs nutzen, um skalierte Tests auf Basis von realem Datenverkehr beziehungsweise Live-Traffic durchzuführen, während sie sich auf den Betrieb ohne Cookies von Drittanbietern vorbereiten. Bis zur Abschaffung der Drittanbieter-Cookies werden jedoch keine signifikanten Änderungen an den API-Schnittstellen vorgenommen. Unternehmen, die bisher noch keine der APIs nutzen, sollten die Integration der APIs in ihre Produkte in Betracht ziehen, während sie den Übergang zu Privatsphäre wahrenden Lösungen planen.

Hema Thanki, EMEA Senior Product Marketing Manager bei Twilio, kommentiert die aktuellen Entwicklungen wie folgt:

»Googles Privacy Sandbox ist eine deutliche Erinnerung daran, dass das Ende der Cookies von Drittanbietern gekommen ist. Und es besteht kein Zweifel daran, dass sich Marken künftig auf Daten von Erstanbietern verlassen und diese sammeln müssen, sofern sie dies nicht bereits tun, um personalisierte und ansprechende Kundenerlebnisse zu bieten. First-Party-Daten – das heißt Daten, die den Unternehmen von ihren Kunden freiwillig zur Verfügung gestellt oder durch ihre Interaktionen mit ihnen generiert werden – liefern nicht nur die wertvollsten, relevantesten und genauesten Erkenntnisse bei der Entwicklung personalisierter Erlebnisse, sondern werden für Vermarkter bald unverzichtbar sein.«

»Die meisten Unternehmen sind noch nicht ausreichend darauf vorbereitet. Nur fünf Prozent der Marken nutzen im Rahmen ihrer Marketingstrategien ausschließlich Daten von Erstanbietern, wobei viele sich mit der Frage auseinandersetzen, wie sie diesen Wandel bewältigen sollen, und wiederum andere ihn komplett leugnen.«

»Unternehmen müssen jetzt handeln, um sicherzustellen, dass sie eine starke Kundenbindung aufrechterhalten oder diese sogar noch verbessern können. Die Anpassung an eine größere Abhängigkeit von First-Party-Daten ist von entscheidender Bedeutung – sonst riskieren Marken, ihre Kunden nicht zu kennen, und ihre Marketingkampagnen werden darunter leiden. Tatsächlich sind 27 Prozent der Verbraucher der Meinung, dass die Personalisierung in den letzten zwölf Monaten weniger zielgerichtet geworden ist, was die dringende Notwendigkeit unterstreicht, auf den First-Party-Zug aufzuspringen, um dieses Problem anzugehen.«

 

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Was bedeutet Googles Schritt in eine Welt ohne Cookies?

Illustration: Absmeier freepik wayhomestudio

Google hat kürzlich angekündigt, dass es ab 2024 keine Cookies von Drittanbietern mehr unterstützen wird, die es Werbetreibenden ermöglichen, die Online-Aktivitäten von Nutzern zu verfolgen. Dies ist ein wichtiger Schritt für den Datenschutz, aber auch eine Herausforderung für die Online-Werbung, die auf personalisierte Anzeigen angewiesen ist. Wie wird sich dieser Schritt auf die Nutzer, die Werbetreibenden und die Webseitenbetreiber auswirken?

Cookies sind kleine Dateien, die von Webseiten auf dem Computer oder dem mobilen Gerät des Nutzers gespeichert werden. Sie enthalten Informationen über die Präferenzen, das Verhalten und die Identität des Nutzers. Cookies von Drittanbietern sind solche, die von anderen Webseiten als derjenigen gesetzt werden, die der Nutzer besucht. Sie werden oft von Werbenetzwerken verwendet, um ein Profil des Nutzers zu erstellen und ihm relevante Anzeigen zu zeigen.

Google ist der größte Anbieter von Online-Werbung und verdient einen Großteil seines Umsatzes damit. Google hat jedoch auch ein Interesse daran, das Vertrauen der Nutzer zu gewinnen und zu erhalten, die sich zunehmend um ihre Privatsphäre sorgen. Google hat daher beschlossen, den Einsatz von Cookies von Drittanbietern in seinem Browser Chrome einzustellen und stattdessen auf andere Technologien zu setzen, die weniger invasiv sind.

Eine dieser Technologien ist das sogenannte Federated Learning of Cohorts (FLoC), das Google als Alternative zu Cookies vorschlägt. FLoC basiert auf einem maschinellen Lernalgorithmus, der die Nutzer anhand ihrer Browserhistorie in Gruppen oder Kohorten einteilt. Diese Kohorten werden dann mit einem anonymen Identifikator versehen, der an die Webseiten und Werbetreibenden weitergegeben wird. So können diese den Nutzern Anzeigen zeigen, die zu ihrer Kohorte passen, ohne ihre individuellen Daten zu kennen.

Google behauptet, dass FLoC den Nutzern mehr Privatsphäre bietet, da sie nicht mehr einzelnen Webseiten zugeordnet werden können. Außerdem verspricht Google, dass FLoC eine ähnliche Effektivität wie Cookies hat, was die Relevanz der Anzeigen betrifft. Google hat bereits Tests mit FLoC durchgeführt und behauptet, dass es zu einer Umsatzreduzierung von nur 5 % für die Werbetreibenden führt.

Allerdings gibt es auch Kritik an FLoC. Einige Datenschutzexperten argumentieren, dass FLoC immer noch eine Form der Überwachung ist, die den Nutzern aufgezwungen wird. Sie befürchten auch, dass FLoC zu Diskriminierung oder Manipulation führen könnte, wenn bestimmte Kohorten benachteiligt oder gezielt beeinflusst werden. Außerdem gibt es Bedenken, dass FLoC nicht mit den geltenden Datenschutzgesetzen wie der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vereinbar ist.

Ein weiterer Kritikpunkt an FLoC ist, dass es den Wettbewerb im Online-Werbemarkt beeinträchtigen könnte. Google hat einen Vorteil gegenüber anderen Werbetreibenden und Webseitenbetreibern, da es über mehr Daten über die Nutzer verfügt als diese. Google kann diese Daten nutzen, um seine eigenen Anzeigenplattformen wie Google Ads oder YouTube zu bevorzugen oder um höhere Preise für seine Dienste zu verlangen. Dies könnte zu einer Monopolisierung des Marktes führen und die Innovation hemmen.

Googles Schritt in eine Welt ohne Cookies ist also ein bedeutender Schritt für den Datenschutz, aber auch ein komplexer Schritt für die Online-Werbung. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Schritt auf die Nutzererfahrung, die Werbeeinnahmen und den Wettbewerb auswirken wird. Es ist auch möglich, dass andere Browser wie Firefox oder Safari andere Lösungen anbieten oder dass sich neue Standards entwickeln, die eine bessere Balance zwischen Privatsphäre und Personalisierung ermöglichen.