Arbeitnehmer fürchten Digitalisierung: Bildungsexperte schlägt Digitalführerschein vor

Illustration: Geralt Absmeier

43 Prozent der Deutschen befürchten, dass ihre aktuellen digitalen Fähigkeiten für den beruflichen Alltag bald nicht mehr ausreichen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Vodafone Instituts. Der Bildungsexperte Joachim Giese bringt daher das Konzept eines Digitalführerscheins ins Gespräch. Er ist der Vorstand des privaten Bildungsanbieters WBS GRUPPE:

 

»Die aktuelle Studie des Vodafone Instituts belegt einmal mehr, dass deutsche Arbeitnehmer den Herausforderungen der Digitalisierung aktuell noch nicht gewachsen sind. Dies könnte mittelfristig die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland massiv belasten. Die Politik ist hier gefordert, Lösungen zu finden, um die Arbeitnehmer in Deutschland auf die Herausforderung der Digitalisierung vorzubereiten.

 

Der aktuelle Beschluss des Qualifizierungschancengesetzes ist in diesem Zusammenhang ein erster Schritt in die richtige Richtung. Es reicht jedoch nicht aus, nur mehr Geld in Weiterbildungen zu stecken. Ein Lösungsansatz wäre die Einführung eines Digitalführerscheins für deutsche Arbeitnehmer. Auf diese Weise kann geprüft werden, ob Arbeitnehmer Wissenslücken im Bereich der Digitalisierung aufweisen. Ist dies der Fall, muss es sofort möglich sein, die fehlenden Kenntnisse durch entsprechende Weiterbildungen kostenfrei zu erlernen. Die Bundesregierung ist hier gefragt, die entsprechenden Investitionen für dieses Projekt zu tätigen. Als Exportweltmeister muss es der Anspruch dieses Landes sein, Vorreiter im Bereich der Digitalisierung zu sein, denn diese wird den gesamten Jobmarkt und damit die gesamte Wirtschaft komplett auf den Kopf stellen.

 

Als eines der größten Bildungsunternehmen des Landes haben wir unser Angebot daher auf die Herausforderungen der Digitalisierung angepasst. So bieten wir einerseits komplette Schulungen zum Thema Arbeiten 4.0 und bringen andererseits jedem unserer Weiterbildungsteilnehmer neben fachspezifischen Kenntnissen auch Wissen im Bereich Digitalisierung bei. Dafür haben wir den WBS LearnSpace 3D entwickelt, eine virtuelle, dreidimensionale Simulation einer Schulungsumgebung, die es ermöglicht, Weiterbildungen ortsunabhängig unter realen Bedingungen zu gestalten«

 


 

Deutsche empfinden ihr Land als digital abgehängt

 

Deutsche sehen den Digitalisierungsgrad ihres Landes besonders kritisch. USA, China und Schweden werden von den Befragten als digitale Elite-Nationen eingeschätzt. Mehrheit aller Befragten sieht Arbeitsplätze durch Digitalisierung gefährdet. Weniger Bereitschaft zur digitalen Weiterbildung in Europa. Arbeitgeber stellen weniger Zeit zur Verfügung.

https://www.vodafone-institut.de/

Die Deutschen sehen den Digitalisierungsgrad ihres Landes besonders pessimistisch. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie (»The Tech Divide: Industrie und Arbeit«) im Auftrag des Vodafone Instituts, umgesetzt durch das Meinungsforschungsinstitut Ipsos. 59 Prozent der befragten Deutschen stimmen der Aussage zu, dass ihr Land bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich hinterherhinkt. Dies ist der höchste Wert aller befragten Länder, noch vor Indien (57 Prozent) und Bulgarien (55 Prozent). Am wenigsten pessimistisch sehen sich in dieser Hinsicht China (27 Prozent) und Schweden (16 Prozent). Auch im direkten Vergleich der Nationen beziehungsweise Kontinente gelten USA, China und Schweden als digitale Elite-Nationen.

 

Weckruf an Politik und Wirtschaft

»Dass eine Mehrheit der Deutschen ihr Land digital abgehängt sieht, ist ein Weckruf an Politik und Wirtschaft. Deutsche nutzen rund um die Uhr ihr Smartphone, kaufen online ein oder streamen Filme – im eigenen Unternehmen, beim Arztbesuch oder im Rathaus hingegen erleben viele Menschen Deutschland noch als weitgehend analog. Digitalisierungsstrategien in Politik und Wirtschaft werden nur greifen, wenn Menschen konkrete Verbesserungen in ihrem Alltag erfahren«, erläuterte Inger Paus, Geschäftsführerin des Vodafone Instituts, die Ergebnisse der Studie.

»Angesichts der weit verbreiteten Angst vor Arbeitsplatzverlust durch Digitalisierung braucht es aber auch mehr Eigeninitiative in puncto lebenslanges Lernen: Nicht nur Staat und Unternehmen sind für die Vermittlung von Kompetenzen für eine digitale Welt verantwortlich, sondern jeder Einzelne auch selbst. Das haben viele Deutsche im Vergleich zu Menschen in China und Indien noch nicht verinnerlicht.«

Weit über die Hälfte der Befragten stimmt der Aussage zu, dass Digitalisierung und neue Technologien zum Verlust von Arbeitsplätzen führen werden. Vor allem in Großbritannien (70 Prozent), den USA (66 Prozent) und Deutschland (65 Prozent) wird dies so gesehen. Nur in China (45 Prozent) findet sich für diese These keine Mehrheit.

 

https://www.vodafone-institut.de/

 

Weniger Zeit zur Weiterbildung in Europa

Laut Umfrage besteht ein großer Nachholbedarf beim Erwerb digitaler Fähigkeiten. So gibt eine Mehrheit aller Befragten an, dass ihre derzeitigen digitalen Fähigkeiten künftig nicht für ihren Beruf ausreichen werden. Dies sehen vor allem Menschen in Asien so. Zudem stellen Arbeitgeber in Asien ihren Angestellten wesentlich mehr Zeit zur Weiterbildung digitaler Qualifikationen zur Verfügung als Arbeitgeber in Europa und den USA.

So können 40 Prozent der Chinesen zwischen einer und fünf Stunden der Arbeitszeit pro Woche zur Weiterbildung nutzen, 23 Prozent sogar mehr als fünf Stunden. In Deutschland sind es dagegen nur 19 beziehungsweise 6 Prozent.

Auch die Bereitschaft, sich in der Freizeit weiterzubilden, ist im asiatischen Raum wesentlich ausgeprägter. Rund 50 Prozent der Befragten in China und Indien sind bereit, sich bis zu fünf Stunden pro Woche in ihrer Freizeit weiterzubilden, davon über 20 Prozent sogar mehr als fünf Stunden. In Europa ist der Grad der Bereitschaft signifikant niedriger. In Italien und Spanien würden 40 Prozent beziehungsweise 41 Prozent der Befragten bis zu fünf Stunden pro Woche investieren, 13 beziehungsweise 11 Prozent mehr als fünf Stunden. In Deutschland und Schweden sind es sogar nur 35 beziehungsweise 26 Prozent (bis zu fünf Stunden) und je 6 Prozent (über fünf Stunden).

 

Diskrepanz zwischen Europa und Asien

Hintergrund der Studie ist die zunehmende Diskrepanz zwischen Europa und den USA beziehungsweise China bei der Akzeptanz neuer Technologien. Die Studie untersucht, ob diese Unterschiede auch mit der tatsächlichen Einstellung repräsentativer Teile der Bevölkerung korrelieren. Hierfür wurden insgesamt über 9.000 Menschen in neun Ländern per Online-Umfrage befragt. »Industrie und Arbeit« ist der zweite Teil der Technologieakzeptanz-Studien »The Tech Divide«. Der dritte Teil erscheint Mitte Februar zum Summit »The Future of Made in Europe« am 19. Februar in Berlin. Dieser dient als Plattform für Debatten und den Austausch hochrangiger Vertreter aus Wirtschaft und Politik für eine EU-Vision für das digitale Zeitalter. Die Keynote hält Bundeskanzlerin Angela Merkel.

 

Download »The Tech Divide: Industrie und Arbeit« (deutsche Zusammenfassung): https://www.vodafone-institut.de/wp-content/uploads/2018/11/VFI_Industrie_und_Arbeit_Tech_Divide.pdf

 

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Europavergleich: IT-Weiterbildung lohnt sich in Deutschland am meisten

  • 42 Prozent der deutschen Studenten der Cisco NetAcad erhalten nach Abschluss einen neuen Job.
  • Fast alle deutschen Teilnehmer verbesserten ihre berufliche Lage.
  • Weltweit fanden 1,6 Millionen Absolventen eine neue Position.

Der Fachkräftemangel in der IT ist ein weltweites Problem. Alleine in Deutschland sind laut Bitkom zurzeit 51.000 Stellen für IT-Spezialisten unbesetzt. Um diese Situation zu verbessern, bildet die Cisco Networking Academy (NetAcad) seit 20 Jahren IT-Fachkräfte kostenlos aus. In dieser Zeit haben weltweit 1,6 Millionen Absolventen einen neuen Job gefunden. 42 Prozent der deutschen Studenten konnten sich danach eine neue Position sichern, und für 95 Prozent verbesserte sich die berufliche Situation. Das ist der höchste Wert in Europa, gemäß der Cisco-Studie »Student Outcome Survey«.

»Alle Welt spricht von digitaler Transformation, künstlicher Intelligenz und Cybersicherheit, doch es gibt nicht genug Experten, die mit diesen Themen im Alltag umgehen können«, erklärt Oliver Tuszik, Deutschlandchef von Cisco. »Dabei bietet gerade Deutschland durch seine Initiativen in den Bereichen Industrie 4.0, Innovation und Digitalisierung ausgezeichnete Voraussetzungen. Dies zeigt sich auch darin, dass fast alle deutschen Teilnehmer der Networking Academy eine höhere Position, eine neue Beschäftigung oder eine Weiterbildungsmöglichkeit erhalten konnten. Das bedeutet: Die Jobs sind da, die Talente müssen sich aber die richtigen Kenntnisse und Fähigkeiten über Angebote wie die Cisco Networking Academy aneignen.«

Die Networking Academy in Deutschland

In Deutschland erhielten 42 Prozent der Absolventen mit Cisco Certified Network Associate (CCNA)-Zertifizierung einen neuen Job, das entspricht rund 10.000 Arbeitsplätzen. Seit der Einführung der Cisco Networking Academy in Deutschland haben mehr als 220.000 Studenten am Programm teilgenommen. Zum Vergleich: In IT-Berufen arbeiten in Deutschland laut Bitkom rund 850.000 Beschäftigte. Damit ist die ITK-Branche der zweitgrößte industrielle Arbeitgeber in Deutschland und hat seit 2011 jedes Jahr mindestens 20.000 neue Arbeitsplätze geschaffen.

An der Networking Academy sind hierzulande aktuell mehr als 40.000 TeilnehmerInnen an Kursen eingeschrieben. Das sind knapp 20 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Besonders dynamisch entwickeln sich die Einstiegskurse mit Basiswissen im Bereich Internet der Dinge und Cybersecurity. Dabei nehmen auch immer mehr Menschen aus nicht-IT-Berufsausbildungsgängen teil, um digitale Basiskompetenzen zu erhalten. In Deutschland arbeitet Cisco mit über 500 Partnerinstitutionen zusammen.

Weitere Initiativen

Im März 2016 hat Cisco die Initiative Deutschland Digital ins Leben gerufen. Dies ist ein Investitionsprogramm, um die Digitalisierung Deutschlands anzukurbeln. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen Bildung, Innovation und Sicherheit. Dabei spielt die Cisco Networking Academy als integraler Bestandteil eine wichtige Rolle.

Cisco unterstützt auch die Initiative »erlebe IT« des Bitkom. Diese möchte Kinder und Jugendliche durch entdeckendes und projektorientiertes Lernen an Digitalthemen heranführen. Sie setzt sich seit 2009 für die Vermittlung von Digitalkompetenzen an deutschen Schulen ein. Bundesweit kooperieren bereits 850 Schulen mit erlebe IT.

https://www.cisco.com/c/de_de/training-events.html

https://www.netacad.com/

 


 

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