Eine Million deutsche KMUs ignorieren den Klimawandel

Illustration: Absmeier – imustbedead

65 Prozent der deutschen Unternehmen haben vor, in den nächsten Jahren klimaneutral zu werden – bis 2045 sogar 82 Prozent. An der Umsetzung hapert es allerdings gewaltig. Rund 47 Millionen Tonnen Müll erzeugt die deutsche Wirtschaft pro Jahr und die Zahlen steigen stetig. Obwohl sich beispielsweise Privathaushalte längst an eine Mülltrennung gewöhnt haben, hinken vor allem kleine und mittelständische Betriebe (KMUs) hinterher. Auch die Überwachung der eigenen Emissionen funktioniert nicht, weil die Datengrundlage fehlt. Es gibt also an allen Ecken Aufholbedarf. Eine Möglichkeit zur Besserung bietet die App Teamfit, die dabei unterstützt, Mitarbeitende zu nachhaltigerem Verhalten am Arbeitsplatz zu motivieren.

 

Die Auswirkungen des Klimawandels wird auch die Wirtschaft zu spüren bekommen, darüber sind sich deutsche Unternehmer einig. Jeder zweite befürchtet eine schlechtere Reputation oder ein finanzielles Risiko, sollte keine Nachhaltigkeitsstrategie vorhanden sein. Aber auch in Sachen Employer Branding wird soziales Engagement immer wichtiger. Denn obwohl vielen Beschäftigen das Thema sehr am Herzen liegt, glauben nur zwei von zehn, dass die Klimaziele bei ihrem Arbeitgeber bis 2045 wirklich erreicht werden können. »Es ist notwendig, die Mitarbeitenden bei einer neuen Nachhaltigkeitsstrategie so früh wie möglich ins Boot zu holen, sie sind schließlich zum Großteil für deren Erfolg verantwortlich«, erklärt Alexander Kuttig, Gründer von Teamfit. Möglich sei das beispielsweise mit firmeninternen Challenges, bei denen die Teammitglieder für umweltfreundliches Verhalten belohnt würden. Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, regional kocht oder Ecosia als Suchmaschine benutzt, bekommt Punkte. Am Ende locken Belohnungen für das Gewinner-Team. »Viele Unternehmen wollen umweltfreundlicher agieren, wissen aber nicht, wo sie anfangen sollen. Genau hier setzen wir an und bieten eine relativ simple Möglichkeit und den ersten Baustein für eine nachhaltige Geschäftsstrategie«, so Kuttig.

 

Nachhaltigkeit ist zu teuer

Rund 60 Prozent der Mitarbeitenden in deutschen KMUs gaben bei einer Umfrage im letzten Jahr an, dass es ihnen sehr wichtig sei, dass sich ihr Arbeitgeber sozial entwickelt. Der Wunsch ist also da, in der Realität hapert es allerdings oft an der Umsetzung. Zum einen sind nicht alle Beschäftigten zu gleichen Teilen bereit ihren Anteil zu leisten, zum anderen rückt das Thema in stressigen Zeiten gerne in den Hintergrund. »Ab einer gewissen Größe und Mitarbeiteranzahl wird es immer schwieriger, die Teammitglieder zu motivieren bestimmte nachhaltige Handlungen, wie etwa das Mülltrennen oder das Reduzieren von unnötiger Beleuchtung, konsequent durchzuführen«, erzählt Kuttig aus eigener Erfahrung. Die größten Hindernisse für mehr Umweltschutz im Unternehmen seien für die deutschen KMUs allerdings die Annahme eine Umstellung sei zu teuer oder zeitlich nicht umsetzbar. Zum Großteil fehlt es Firmen auch an grundsätzlichen Daten, wie etwa dem eigenen CO2-Fußabdruck, die ihnen als Basis dienen.

 

Energiekosten sparen als Teamchallenge

Während kleinere Betriebe laut der Umfrage eher weniger Wert auf Umweltschutz legen, priorisieren das Thema mehr als 80 Prozent der Unternehmen mit über 200 Mitarbeitenden. »Wir sehen vor allem bei unseren größeren Kunden eine starke Nachfrage nach innovativen Lösungen. Mitarbeitende zum richtigen Verhalten zu animieren, ist dabei der erste Schritt«, so Kuttig. Vor allem in der Energiekrise mache es Sinn, wenn jeder seinen Teil dazu beitrage – zuhause und im Büro. So können Punkte gesammelt werden, wenn etwa die Wäsche auf 30 Grad gewaschen oder unter fünf Minuten geduscht wird. Die Beleuchtung im Büro zu reduzieren, die Treppen, statt dem Aufzug zu nehmen und die Temperatur, wo es möglich ist auf 19 Grad einzustellen, spart dem Unternehmen über den Winter zudem beträchtliche Energiekosten. Die Beschäftigten zum richtigen Verhalten zu motivieren, hat laut dem Experten allerdings noch weitere Vorteile. So sei das Gefühl, gemeinsam etwas zu bewirken, ein wichtiger Baustein für Teambuilding und eine gute Arbeitsatmosphäre. In Zeiten des akuten Fachkräftemangels sei diese ausschlaggebend für ein attraktives Employer Branding.

 

Urlaubstage für nachhaltiges Verhalten

Wie solch ein Wir-Gefühl entsteht, weiß der App-Gründer: »Unsere Teamchallenges dauern etwa zwei bis vier Wochen und sind so aufgebaut, dass jeder mit einem Smartphone mitmachen kann. Ob Umweltschutz oder Fitness-Aufgaben macht dabei keinen Unterschied.« Innerhalb eines größeren Konzerns werden einzelne Teams bestimmt oder ein kleinerer Betrieb »kämpft« mit der gesamten Belegschaft für eine gute Sache. Jede vollbrachte Tat sammelt dabei eine bestimmte Anzahl an Punkten, die in der App eingetragen und mit einem Foto belegt wird. Begleitet wird das Ganze durch regelmäßige Nachhaltigkeitstipps via die App sowie Aktionen wie dem »Tag des Stromsparens«, an dem es beispielsweise extra Punkte gibt. Das Gewinner-Team oder auch einzelne Mitarbeitende können am Ende belohnt werden: »Einige unserer Kunden vergeben extra Urlaubstage oder auch Gutscheine für einen Restaurantbesuch. Selbst T-Shirts als Geschenk sind möglich.« Am Ende zähle für die Teilnehmer aber meist das Dabeisein mehr als das Gewinnen.