Bemühten sich früher Astrologen, Auguren und Haruspices darum, den Entscheidern und Wissbegierigen ihrer Zeit günstige oder ungünstige Zeichen als Hilfestellungen für ihre Handlungsentscheidungen anzubieten, sind es heute Produkte der Informationstechnologie, die Managern und Investoren eine Vielzahl der für ihre Aktivitäten benötigten Daten liefern. Hier haben sich in den letzten Jahren vor allem Business-Intelligence-Systeme bewährt. Eine ganz neue Entwicklungsstufe präsentiert der globale Entwickler von Business Software IFS: Enterprise Operational Intelligence (EOI).
BI-Systeme wollen – ebenso wie Astrologen und ihre Kollegen – der Entscheidungsfindung dienen, um etwa die Strategie eines Unternehmens und seine Steuerung für die nähere oder weitere Zukunft anzupassen und positiv zu beeinflussen. Dabei betätigen sie sich als Analysesystem, indem sie eine Sternkonstellation zu einer bestimmten Zeit oder Unternehmensdaten eines bestimmten Zeitraums analysieren und aus den Ergebnissen künftige Entwicklungen prognostizieren. Die Systeme bilden also eine Vergangenheit ab, selbst wenn sie nur wenige Minuten alt ist. Daraus folgt, dass BI-Systeme es nicht erlauben, in dem Moment auf Fehlentwicklungen zu reagieren, in dem sie sich ereignen oder andeuten. Da BI-Systeme auf gesammelten Daten beruhen, die sie meist in einem definierten Turnus aus den operativen Systemen extrahieren, ist ihre Aktualität zudem beschränkt.
Prozessorientierte Sicht in Echtzeit Des Weiteren lassen sich BI-Systeme als Daten- und Reporting-getrieben auffassen – sie sind nicht Ereignis-zentriert. Ihre Kennzahlen basieren auf sogenannten ETL-Prozessen (Extract, Transform, Load), bei denen strukturierte Daten aus unterschiedlichen Datenquellen in einer Datenbank – etwa einem Data Warehouse – zusammengefasst werden. Bei Fehlentwicklungen kann der Verantwortliche nun Ursachenforschung betreiben: Er schlüsselt die entsprechende Kennzahl von oben nach unten auf, bis er schließlich auf die Transaktion (Buchungen in der Finanzbuchhaltung, Rückmeldungen in der Fertigung oder Lagerentnahmen) stößt, die die Fehlentwicklung verursacht hat. Er sieht aber lediglich, was nicht geklappt hat. Warum etwa ein Artikel nicht ausgeliefert werden konnte – vielleicht auf Grund einer verspäteten Rückmeldung aus der Produktion – sieht er nicht. Auch den Anlass für die verspätete Meldung erfährt er nicht.
Der Grund dafür besteht darin, dass BI-Systeme nur strukturierte Transaktions- und keine unstrukturierten Prozessdaten verarbeiten und somit keine Einblicke in die Prozesse erlauben. Auch wenn ein BI-System ohne Zeitverzögerung über einen Fehler informieren könnte, hätte der Bearbeiter keine Möglichkeit, sofort zu reagieren, da er nicht weiß, wo im Prozessablauf er eingreifen muss. Genau hier setzt eine Lösung des Business Software-Anbieters IFS an. IFS Enterprise Operational Intelligence (IFS EOI) erlaubt die prozessorientierte Sicht auf ein Unternehmen in Echtzeit. Das erreicht die Software in mehreren Schritten.
Zunächst lässt sich mit einer sogenannten BizMap das operative Geschäft eines Unternehmens ganzheitlich grafisch so modellieren, dass sämtliche individuellen Prozesse und Teilprozesse einschließlich ihrer Abhängigkeiten untereinander dargestellt werden. Diese Prozesse kann man über Konnektoren mit Daten aus den unterschiedlichsten Systemen verbinden, die die Prozesse messen können. Dazu gehören etwa ERP-Systeme und MES, aber auch Maschinendaten. Die möglichen Daten sind nicht nur Transaktionsdaten, sondern auch unstrukturierte Daten, manuell geführte Daten (Excel, Access, Word) oder Messdaten von Maschinensensoren. Das System gleicht die Prozessdaten laufend mit den strategischen Unternehmenszielen ab, die in der BizMap etwa in Form der klassischen KPIs (Key Performance Indicator) wie Auslastung, Ausfallzeiten oder Reklamationsquoten hinterlegt sind. Dabei müssen die Daten nicht erst aus den Vorsystemen extrahiert werden, sondern das System kann sie mit Hilfe der hinterlegten Formeln permanent auswerten. So entstehen keinerlei Verzögerungen, im Moment der Entstehung sind die Daten bereits Bestandteil der EOI-Analyse.
Verbesserte Unternehmenssteuerung. Mit dieser Technologie lassen sich nun rollenbasierte Cockpits für Führungskräfte aller Ebenen einrichten. Geschäftsführer, Finanz-, Controlling- und Produktionsleiter und andere Manager erhalten so für ihre Aufgaben individuell zugeschnittene Sichten und können damit die für sie relevanten Prozesse überwachen. Bei Gefahr alarmiert das Cockpit in Echtzeit und so konkret, dass ein sofortiges Eingreifen möglich ist. Da IFS EOI auch Maschinendaten analysiert, wird etwa der Produktionsleiter bei einem Maschinenausfall sofort einschließlich der Ursache informiert. Eventuell lässt sich ein Ausfall sogar verhindern, wenn nämlich aus den Sensordaten der Maschine – beispielsweise aus den Temperaturen – ein drohender Ausfall als wahrscheinlich erkannt wird.
Mit Business-Process-Management-Lösungen lassen sich Prozessabläufe zwar grafisch modellieren und umgestalten, ob aber geplante Ziele erreicht werden, muss erst die Realität zeigen. Mit IFS EOI kann man dagegen die Auswirkungen von Prozessänderungen durchrechnen und simulieren. Es lässt sich also genau überprüfen, wie sich Prozess- und Umweltänderungen auf Unternehmensziele auswirken oder wie Abläufe verändert werden müssen, um sie geänderten Unternehmenszielen anzupassen. So kann man nicht nur auf Störungen unmittelbar und effektiv reagieren, sondern Prozesse lassen sich gezielt optimieren und anpassen, Zeitverzögerungen werden transparent bevor sie auftreten. Damit ergänzt Operational Intelligence die Möglichkeiten von BI durch Funktionalitäten, die BI-Systeme nicht bieten können und ermöglicht damit, Unternehmen zielgerichteter und sicherer zu steuern.
Volker Vorburg
Illustration: © Eugene Ivanov/shutterstock.com
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