Wer in der Elektrotechnik-Branche am meisten verdienen will, sollte tunlichst nicht als Ingenieur einsteigen. Denn am Ende gehen nicht jene, die die Produkte entwickeln und produzieren mit dem höchsten Gehalt nach Hause, sondern vor allem die, die es anschließend vermarkten und verkaufen. 64.302 Euro brutto jährlich verdienen Fachkräfte der Elektronik und Elektrotechnik in Deutschland im Durchschnitt.
Das ist das Ergebnis des jährlichen »Gehaltsreport Elektronik & Elektrotechnik« des Fachmediums »Elektronikpraxis«, für den 2016 über 6.000 Datensätze ausgewertet wurden. Ein Blick auf die Gehaltslandkarte offenbart jedoch das klassische Ost-West-Gefälle. So verdienen Fachkräfte in den westlichen Ballungsgebieten der Branche in Bayern (67.993 Euro), Baden-Württemberg (65.540 Euro) und Nordrhein-Westfalen (65.142 Euro) am meisten, während die drei geringsten Durchschnitts-Einkommen in Sachsen-Anhalt (42.035 Euro), Thüringen (46.153 Euro) und Sachsen (46.562 Euro) erzielt werden. Das macht zwischen Bayern und Sachsen-Anhalt satte 38 Prozent Unterschied. Niedrige Gehälter werden allerdings auch im westdeutschen Bremen (49.405 Euro) gezahlt.
Elektronik-Gehälter: Nicht nur der Ort, auch die Funktion zählt
Wie in allen Branchen kommt es in der Elektrotechnik aber nicht nur darauf an, wo man seinen Job verrichtet, sondern auch welchen Job genau man gemacht. Alle Gehaltsangaben verstehen sich inklusive variabler Bestandteile und gelten für Fachkräfte ab sechs Jahren Berufserfahrung. Ingenieure in der Entwicklung kommen bei durchschnittlich 41,5 geleisteten Wochenstunden am besten weg: Hardware-Entwickler ab sechs Jahren Erfahrung können im Schnitt mit 58.600 Euro rechnen, während es mit 59.878 Euro für Software-Entwickler noch lukrativer wird. Entwicklungsleiter verdienen durchschnittlich 94.045 Euro.
Verglichen damit müssen Fertigungsingenieure (56.903 Euro) und Prozessingenieure in der Produktion (59.069 Euro) Abstriche machen – trotz leicht erhöhter Arbeitszeit von im Schnitt 41,8 Stunden. Auch ein Produktionsleiter verdient mit 69.348 Euro eklatant weniger als sein Pendant in der Entwicklung. Alarmierend: 17,6 Prozent der Befragten aus der Fertigung halten es für sehr oder eher wahrscheinlich, im Laufe des kommenden Jahres den Arbeitgeber zu wechseln.
Lohnen könnte sich ein Wechsel in die Qualitätsabteilung: Dort verdienen Ingenieure im Schnitt 72.833 Euro, Führungskräfte sogar 91.570 Euro bei einer Arbeitsleistung von 41,7 Wochenstunden. Applikationsingenieure im Innendienst (55.982 Euro) sowie Field Application Engineers im Außendienst (58.063 Euro) können da nicht ganz mithalten, auch wenn sie mit 42,8 Wochenstunden mehr arbeiten. Vielleicht ist deshalb auch fast jeder vierte Applikationsingenieur latent wechselwillig (18,3 Prozent).
Ingenieur sein lohnt sich – doch in Marketing und Vertrieb winkt noch mehr Geld
Das werden die Techniker nun nicht gerne lesen: Marketing und Vertrieb verdienen besser. So erhält der durchschnittliche Marketing Manager 71.628 Euro, der Kollege im Business Development geht mit 82.007 Euro nach Hause. Auch der hierarchische Aufstieg ist außerhalb der Technik-Abteilungen lukrativer. So kratzt der Director Marketing mit 97.857 Euro knapp am sechsstelligen Bereich, den der Director Business Development mit einem Jahresgehalt von 127.822 Euro locker knackt.
Knapp darunter landet der Vertriebsleiter mit seinen durchschnittlich 107.858 Euro. Nicht viel weniger erreichen Key Account Manager mit 94.901 Euro. Einzig »normale« Vertriebsingenieure liegen mit 65.660 Euro etwas zurück. Für ihr vergleichsweise hohes Gehalt müssen Vertriebsmitarbeiter allerdings eine hohe Arbeitsbelastung von durchschnittlich 45 Wochenstunden in Kauf nehmen.
Arbeitszufriedenheit: Wie Unternehmen Mitarbeiter binden können
Für die berufliche Zufriedenheit der Mitarbeiter in der Elektrotechnik spielen vor allem drei Faktoren eine Rolle: leistungsgerechte Vergütung, gutes Betriebsklima, hohe Arbeitsplatzsicherheit. Doch gerade an letzterer scheint die Elektronikbranche zu scheitern. Das Thema »Arbeitsplatzsicherheit« nennen die Befragten am häufigsten auf die Frage, womit sie gerade »ziemlich unzufrieden« sind. Gleichzeitig verlangen sie von ihren Arbeitgebern dringend mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten und mehr gestalterischen Freiraum. »Nicht so zufrieden« sind die Studienteilnehmer außerdem mit ihren Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie der Anerkennung Ihrer Leistungen.