IT-Infrastrukturen – Konsequent auf Modernisierung setzen

Durch die herstellerübergreifende und produktneutrale Beratung und Managed Services von Kyndryl können Kunden die beste Lösung für ihre individuellen Bedürfnisse auswählen und müssen keinen Vendor Lock-in befürchten. The Kyndryl Way resultierte aus dem Wunsch, Kunden, Investoren, Partnern und Mitarbeitern eine Erfahrung von gegenseitigem Mehrwert und Erfolg zu bieten.

Im Interview erklärt Stephan Hierl, CTO bei Kyndryl Germany warum viele IT-Modernisierungsprojekte scheitern, was es mit der branchenweit erste Open-Integration-Plattform für Technologiedienstleistungen auf sich hat, wieso Kyndryl auch für den Mittelstand immer interessanter wird oder dass die Modernisierung von IT-Infrastruktur nicht unbedingt in der Cloud erfolgen muss.


Stellen Sie Kyndryl und Ihr Geschäftsmodell bitte kurz vor. 

Kyndryl ist ein Spin-off der IBM und ist 2021 aus dem dortigen Geschäftsbereich GTS (Global Technology Services) hervorgegangen. Zum Zeitpunkt der Ausgründung haben wir uns in dieser Business Unit viel um Outsourcing gekümmert, daneben aber noch weitere Themenfelder betreut. Wir haben auch Technologieberatung angeboten und Kundenprojekte realisiert, die jenseits von Outsourcing angesiedelt waren – prinzipiell alles, was mit Technologie und Beratung rund um IT-Systeme zu tun hat. 

 

Stephan Hierl,
CTO bei Kyndryl Germany

 

Bei der Ausgründung konnten wir den Hauptteil der Kunden mitnehmen, darunter auch Verträge mit einem sehr großen Volumen. Das war für uns ein wichtiger Vertrauensbeweis. Dennoch wollten wir nicht weitermachen wie bisher und haben uns neu organisiert. Kyndryl ist jetzt in sechs verschiedenen Practices aufgestellt, um Kundenthemen besser zu adressieren und die Kooperation mit Partnern zu erleichtern. Unter dem Dach der IBM hätten wir beispielsweise nicht ohne weiteres mit ausnahmslos allen großen Hyperscalern zusammenarbeiten können. Mit dem ausgeprägten Partnerökosystem – 30 Allianzen sind seit der Ausgründung hinzugekommen, wie zum Beispiel Veritas, Fortinet, Cloudflare oder auch Nokia – können wir Kunden einen Mehrwert bieten, der früher so nicht möglich gewesen wäre. So können Kunden die beste Lösung für ihre individuellen Bedürfnisse auswählen und müssen keinen sogenannten Vendor Lock-in befürchten. 

Trotz eines starken Cloud-Fokus kennen wir durch unsere langjährigen Beziehungen zu unseren Kunden auch deren, mitunter komplexe, Legacy-Systeme gut und können darauf aufbauend hybride Lösungen realisieren. Wir haben bereits früh neben den Managed Services auf Beratung gesetzt, um Kunden bei der digitalen Transformation zu unterstützen.


Da Sie aus der IBM-Welt kommen, gehe ich davon aus, dass Ihr Kundenstamm eher aus Großunternehmen und globalen Konzernen besteht. Haben Sie auch kleinere und mittelständische Kunden? 

IBM hatte immer schon versucht, den Mittelstand zu adressieren, durch die komplexen Strukturen im Konzern war dies allerdings ein schwieriges Thema. Bei Kyndryl sehen wir uns nun als echten Mittelstandspartner. Global sind wir zwar auch ein großes Unternehmen, doch auf lokaler Ebene sind wir der Organisation nach auch ein Mittelständler und können auf die Bedürfnisse der Kunden aus diesem Bereich viel besser eingehen. Mit der Ausgründung haben wir uns eine Struktur gegeben, die sich stark auf die wichtigsten Märkte fokussiert. Deutschland ist einer dieser Märkte und wird von Markus Koerner als Präsidenten mit sehr viel Gestaltungsspielraum geführt. Allein im letzten Jahr konnten wir einige deutsche Mittelständler, darunter Symrise, als Kunden gewinnen.


Welche Themen adressieren Sie als Kyndryl nun genau, worauf liegt Ihr besonderer Fokus?

Im Prinzip adressieren wir nach wie vor das komplette Portfolio des IT-Betriebs. Besonders fokussieren wir uns allerdings auf die Modernisierung von IT-Infrastrukturen. Aufgrund unserer Erfahrung sehen wir dort auch eine besondere Stärke von Kyndryl. Was das Thema Mainframe anbelangt sind wir beispielsweise weltweit einer der wichtigsten Modernisierungspartner. Daneben beschäftigt uns das Thema Security sowohl in hybriden als auch dedizierten Infrastrukturen stark. Auch hier kommen uns die neuen Partnerschaften zugute – beispielsweise bauen wir aktuell Security-Plattformen mit AWS und Microsoft.


Es gibt ja immer noch einige Unternehmen, die den längst totgesagten Mainframe als günstiges, performantes System weiterlaufen lassen. Wie realisieren Sie dort Modernisierungen? 

Grundsätzlich können wir verschiedene Wege bei der Modernisierung gehen. Dazu müssen wir allerdings zunächst die Infrastrukturen genau analysieren und verstehen. Dabei ist Kyndryl Bridge für uns eine große Hilfe. Kyndryl Bridge ist die branchenweit erste Open-Integration-Plattform für Technologiedienstleistungen. Für rund 500 globale Unternehmenskunden integrieren wir hier bereits künstliche Intelligenz (KI), Betriebsdaten und das Fachwissen von Kyndryl.

Unter anderem befassen wir uns mit Kommunikationswegen und potenziellen Latenzen, die bei der Migration eine Rolle spielen könnten. 

Wir schauen heute, anders als früher, sehr stark aus der Applikations- und Business-Perspektive auf die Systeme und können Kunden daher auch beraten, wo entsprechende Workloads am besten platziert werden sollten. Das muss nicht immer die Cloud sein, wir betreiben nach wie vor noch eigene, hochmoderne Rechenzentren. Unser Ansatz ist nicht, die Migration in die Cloud um jeden Preis umzusetzen, denn in der Vergangenheit haben wir auch oft gesehen, dass sich erhoffte Einsparungen durch den hohen Migrationsaufwand nicht realisieren ließen.


Viele IT-Modernisierungsprojekte scheitern – warum? 

Viele Unternehmen scheitern, weil sie zu Beginn den Aufwand und die Komplexität unterschätzen. Oft fehlt auch die Applikationsperspektive und Modernisierung wird nur aus dem Infrastrukturblickwinkel betrachtet. Solche Projekte können dann die Erwartungen in Bezug auf Laufzeit, Kosten und letztlich ROI nicht erfüllen. Unserer Erfahrung nach ist umfassende Beratung und Planung zu Beginn solcher Projekte besonders wichtig. Anschließend sollte man schrittweise von Legacy zu Cloud migrieren statt in großen Wellen.


Kann es auch sein, dass die IT-Strategie und Business-Strategie auseinandergehen und Projekte letztlich daran scheitern? 

Traditionelle IT-Abteilungen sind oft nicht eng mit dem Business verknüpft, wodurch die langfristige Perspektive fehlt. Wie bereits erwähnt, sollte Migration niemals auf einer reinen Infrastrukturebene betrachtet werden, sondern immer auch Applikationen und Business Impact mit einbeziehen.

Security ist heute zwar überall präsent, aber in der Chefetage ist das Thema meist noch nicht angekommen. Entstehen dabei und bei ähnlich gelagerten Themen Reibungen in Unternehmen? Wie sehen Sie das? 

Wir nehmen wahr, dass Security immer mehr zur Chefsache wird. Das mag noch nicht überall der Fall sein, doch die Entwicklung ist klar zu erkennen. Ein großes Problem sehen wir heute eher in fehlenden Fachkräften für die einzelnen Bereiche. Dabei können wir, zum Beispiel mit Hilfe unseres Security-as-a-Platform-Ansatzes, sehr gut unterstützen, auch im Mittelstand. Wir übernehmen in solchen Fällen den Betrieb im Status quo und leiten dann die Modernisierung ein.

Thema Fachkräftemangel. Es fehlen in Deutschland über 100.000 Mitarbeiter in der IT. Diese offenen Stellen werden wir nicht allein aus dem Ausland besetzen können. Welche Ansätze sehen Sie, um aus dem Dilemma herauszukommen? 

Ein guter Ansatzpunkt ist, dass Unternehmen prüfen, welche Teile des IT-Betriebs sie an externe Dienstleister abgeben können, um dadurch eigene Ressourcen für andere Aufgaben verfügbar zu machen. Zumindest auf nähere Sicht wird dies das Mittel der Wahl sein, denn die Ausbildung neuer Fachkräfte wird Zeit brauchen.


Was muss Deutschland tun, um wieder Innovationsweltmeister zu werden? 

Wir haben bereits ganz viele Hidden Champions und einen sehr innovativen Mittelstand. Worauf es jetzt ankommt, ist bei der Digitalisierung nicht abgehängt zu werden und konsequent auf Modernisierung zu setzen. 

Vielen Dank für das Gespräch.

 


Illustration: © Krulua | Dreamstime.com