Kaufkraft in Europa: Schweiz auf Platz 2, Österreich auf 7, Deutschland 8

Europäer haben 2018 rund 355 Euro mehr zur Verfügung.

 

Im Jahr 2018 stehen den Europäern im Durchschnitt 14.292 Euro für Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung. Das zeigt die Studie »GfK Kaufkraft Europa 2018«, die ab sofort verfügbar ist [1]. Es gibt jedoch deutliche Unterschiede, was das verfügbare Nettoeinkommen der untersuchten 42 Länder anbelangt: Während die durchschnittliche Kaufkraft in Liechtenstein, der Schweiz und Island am höchsten ist, steht den Menschen in Weißrussland, Moldawien und der Ukraine am wenigsten Geld zur Verfügung.

Für das Jahr 2018 haben die Europäer insgesamt rund 9,7 Billionen Euro zur Verfügung. Die pro-Kopf-Kaufkraft verzeichnet 2018 ein Wachstum von rund 2,5 Prozent und liegt damit deutlich über dem Vorjahreswert. Pro Kopf entspricht das einer durchschnittlichen Kaufkraft von 14.292 Euro. Wie viel die Verbraucher für ihre Konsumausgaben zur Verfügung haben, unterscheidet sich jedoch von Land zu Land stark, was ein Blick auf die Top 10 verdeutlicht.

Top 10 Kaufkraftranking Europa

Ranking 2018

(Vorjahr)

Staat Einwohner Kaufkraft 2018 pro Einwohner in € Kaufkraft­index

Europa*

1 (1) Liechtenstein 37.877 65.438 457,9
2 (2) Schweiz 8.419.550 40.456 283,1
3 (3) Island 348.450 32.958 230,6
4 (4) Luxemburg 602.005 32.639 228,4
5 (5) Norwegen 5.295.619 29.072 203,4
6 (6) Dänemark 5.781.190 25.578 179,0
7 (7) Österreich 8.772.865 23.282 162,9
8 (8) Deutschland 82.521.653 22.949 160,6
9 (9) Schweden 10.120.242 21.462 150,2
10 (11) Finnland 5.513.130 21.058 147,3
  Europa gesamt 677.359.181 14.292 100,0
Quelle: © GfK Kaufkraft Europa 2018                * Index je Einwohner: Europadurchschnitt = 100
Wechselkurse der Nicht-Euro-Länder: Prognose der Europäischen Kommission für 2018 zum 03.05.2018

 

Liechtenstein führt das Kaufkraftranking wie im Vorjahr an. Hier beträgt die Pro-Kopf-Kaufkraft 65.438 Euro. Damit liegt Liechtenstein weit vor allen anderen Ländern und mehr als das 4,5-fache über dem europäischen Durchschnitt. Auf Platz zwei liegt die Schweiz mit einer Kaufkraft von 40.456 Euro pro Kopf. Den Schweizern steht somit knapp das 3-fache des Durchschnittseuropäers zur Verfügung. Auch alle anderen Länder in den Top 10 weisen eine sehr überdurchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft auf, die mindestens rund das 1,5-fache des europäischen Durchschnitts beträgt. Im Vergleich zum Vorjahr schafft es Finnland dieses Mal in die Top 10 und überholt das Vereinigte Königreich, das mit einer pro-Kopf-Kaufkraft von 20.572 auf dem 11. Platz landet.

Während insgesamt 17 Länder über dem europäischen Durchschnitt liegen, weisen 25 der untersuchten Länder eine pro-Kopf-Kaufkraft auf, die weniger als der europäische Durchschnitt beträgt. Schlusslicht des Rankings bildet die Ukraine. Hier haben die Menschen nur 1.318 Euro pro Kopf zur Verfügung.

 

 

 

Vergleich ausgewählter Länder und Regionen

Im Folgenden wird die Kaufkraftverteilung in Frankreich, den Niederlanden, Italien, Spanien, Polen und Ungarn genauer betrachtet. Diese Länder sind sich in Bezug auf ihre Lage und ihre Kaufkraft nahe und bieten aufschlussreiche Einblicke in die Verteilung des Ausgabepotenzials. Dabei ergeben sich laut der GfK Kaufkraftstudien nicht nur zwischen den Ländern, sondern auch innerhalb der Länder zum Teil große Unterschiede bei der pro-Kopf-Kaufkraft.

Ranking 2018 (Vorjahr) Staat Einwohner Kaufkraft 2018 pro Einwohner in € Kaufkraftindex Europa*
13 (13) Frankreich 64.300.821 20.038 140,2
15 (15) Niederlande 17.081.507 18.823 131,7
16 (16) Italien 60.483.973 17.601 123,1
17 (17) Spanien 46.572.132 14.324 100,2
  Europa gesamt 677.359.181 14.292 100,0
29 (29) Polen 38.433.558 7.228 50,6
30 (30) Ungarn 9.778.371 6.654 46,6
Quelle: © GfK Kaufkraft Europa 2018                         * Index je Einwohner: Europadurchschnitt = 100
Wechselkurse der Nicht-Euro-Länder: Prognose der Europäischen Kommission für 2018 zum 03.05.2018

 

Frankreich: Kaufkraft in den Regionen Île-de-France und Auvergne-Rhône-Alpes am höchsten

In Frankreich liegt die durchschnittliche Kaufkraft rund 40 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Hier stehen den Menschen durchschnittlich 20.038 Euro pro Kopf zur Verfügung. Damit belegt das Land Rang 13 innerhalb Europas.

Ein Blick auf das Ranking zeigt, dass vor allem Kreise, die in den Regionen Île-de-France und Auvergne-Rhône-Alpes liegen, in den Top 10 vertreten sind. Boulogne-Billancourt führt diese Tabelle an. Pro Kopf stehen den Menschen, die südwestlich von Paris leben, rund 30.310 Euro zur Verfügung – das ist mehr als das 2-fache des Durchschnittseuropäers. Der Kreis Paris landet auf dem dritten Platz. Die pro-Kopf-Kaufkraft beträgt hier im Schnitt 29.433 Euro.

Am unteren Ende des Rankings liegen Kreise wie Vervins, Lens und Saint-Denis. Letzterer bildet mit einer durchschnittlichen Kaufkraft von 14.696 Euro pro Kopf das Schlusslicht. Hier liegt das verfügbare Einkommen rund 27 Prozent unter dem Landesdurchschnitt.

 

Niederlande: Verteilung der Kaufkraft ausgewogen

Mit einer durchschnittlichen pro-Kopf-Kaufkraft von 18.823 Euro liegen die Niederländer rund 32 Prozent über dem europäischen Durchschnitt auf Rang 15.

Die regionale Kaufkraft ist dabei recht ausgewogen verteilt, das zeigt ein Blick auf die zwölf niederländischen Provinzen. In der Hälfte der Provinzen weicht die durchschnittliche pro-Kopf-Kaufkraft höchstens drei Prozent vom Landesdurchschnitt ab. Darunter liegt die Provinz Noord-Brabant besonders nahe am Landesdurchschnitt. In der Region, die im Süden der Niederland liegt und an die belgische Region Flandern grenzt, stehen den Einwohnern 18.645 Euro pro Kopf zur Verfügung.

Die Provinz Noord-Holland, in der auch die Hauptstadt Amsterdam liegt, konnte ihren Platz an der Spitze verteidigen. Hier stehen den Einwohnern 20.364 Euro pro Kopf zur Verfügung. Im europaweiten Vergleich liegt die pro-Kopf-Kaufkraft hier etwa 43 Prozent über dem Durchschnitt.

Die drei nordöstlichsten Provinzen des Landes Groningen, Drenthe und Friesland bilden hingegen die Schlusslichter der Tabelle. Mit einer Kaufkraft von 16.923 Euro pro Kopf liegt Groningen rund zehn Prozent unter dem Landesdurchschnitt und landet damit auf dem letzten Platz. Dennoch liegt die Provinz mehr als 2.600 Euro und damit etwa 18 Prozent über dem Europadurchschnitt.

 

Italien: Kaufkraft im Norden höher als im Süden

Mit einer durchschnittlichen pro-Kopf-Kaufkraft von 17.601 Euro liegen die Italiener rund 23 Prozent über dem europäischen Durchschnitt und belegen damit Rang 16 der 42 Länder.

Insgesamt 109 Provinzen gibt es in Italien. In Bezug auf die Kaufkraft liegen das süditalienische Potenza und Campobasso besonders nah am europäischen Durchschnitt. Die Bewohner von Potenza kommen im Schnitt auf 14.301 Euro pro Kopf, in Campobasso stehen den Menschen 14.264 Euro pro Kopf zur Verfügung.

Die Kaufraftverteilung in Italien folgt einem deutlichen Nord-Süd-Gefälle. Das zeigt ein Blick auf die Ergebnisse der GfK-Studie. So liegen alle Provinzen, die sich in den Top 10 befinden, im Norden Italiens – allen voran die Provinz Milano, in der sich auch die Metropole Mailand befindet. In dieser Provinz beträgt die pro-Kopf-Kaufkraft 24.080 Euro und liegt damit fast 37 Prozent über dem Landesdurchschnitt und rund 69 Prozent über dem europäischen Durchschnitt.

Umgekehrt liegen die zehn kaufkraftschwächsten Provinzen alle im südlichen Teil des Landes. Den letzten Platz des Rankings belegt dabei Crotone, das ganz im Süden Italiens liegt. Hier stehen der Bevölkerung 10.361 Euro pro Kopf zur Verfügung – das sind rund 41 Prozent weniger als der Landesdurchschnitt und 27 Prozent weniger als der europäische Durchschnitt.

 

Spanien: Kaufkraft im europäischen Durchschnitt

Den Spaniern steht 2018 eine pro-Kopf-Kaufkraft von 14.324 Euro zur Verfügung – damit liegen sie nur minimal, nämlich 0,2 Prozent beziehungsweise 32 Euro, über dem europäischen Durchschnitt. Im Ländervergleich steht Spanien alleine im europäischen Mittelfeld: Italien, das das nächstkaufkraftstärkere Land ist, liegt mit 17.601 Euro pro Kopf mehr als 23 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Portugal, das nächstschwächere Land nach Spanien, liegt mit 11.805 Euro mehr als 17 Prozent darunter.

Ein Blick auf die Top 10 der 54 spanischen Provinzen zeigt Veränderungen zum Vorjahr: Die Provinz Bizkaia im Baskenland rund um die Industrie- und Hafenstadt Bilbao tauscht im Ranking mit Madrid den Platz und verdrängt die Hauptstadtprovinz auf den fünften Platz. Mit 17.696 Euro pro Kopf steht den Menschen in Bizkaia drei Euro mehr zur Verfügung als den Einwohnern in Madrid. Neu in der Top 10 ist dieses Jahr Zaragoza, das mit einer pro-Kopf-Kaufkraft von 15.772 Euro den zehnten Platz belegt und damit die benachbarte Provinz Huesca auf Platz elf schiebt.

Die kaufkraftstärkste Provinz Spaniens ist Araba/Alava. Hier beträgt die pro-Kopf-Kaufkraft 19.717 Euro und damit fast 38 Prozent über dem Landesdurchschnitt liegt. Das Schlusslicht bildet wie in den letzten Jahren die andalusische Provinz Cadiz, wo den Einwohnern lediglich 10.173 Euro pro Kopf zur Verfügung stehen, was 71 Prozent des Landesdurchschnitts entspricht.

Mit 14.279 Euro pro Kopf weist die nördliche Provinz Asturias die durchschnittlichste Kaufkraft Spaniens auf: Die Provinz, die dank ihrer grünen Küstenlandschaft auch als »Costa Verde« bekannt ist, liegt 0,3 Prozent unter dem spanischen und 0,1 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt.

 

Polen: Kaufkraftschere öffnet sich weiter

In Polen beträgt die durchschnittliche pro-Kopf-Kaufkraft im Jahr 2018 rund 7.228 Euro, was in etwa der Hälfte der durchschnittlichen Kaufkraft in Europa entspricht. Damit belegt Polen Rang 29 im Europa-Ranking.

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist der Kontrast zwischen arm und reich in Polen besonders hoch: Ein Blick auf die 380 Kreise zeigt, dass die Einwohner des kaufkraftschwächsten Kreises weniger als ein Drittel des Geldes zur Verfügung haben als die Menschen, die im kaufkraftstärksten Kreis leben.

Angeführt wird das Kreisranking von Warszawa, das mit 13.535 Euro pro Kopf mit Abstand die größte Kaufkraft aufweist. Damit haben die Menschen im Hauptstadtkreis über 87 Prozent mehr Geld für Ausgaben zur Verfügung als der Landesdurchschnitt und immerhin noch knapp 95 Prozent des europäischen Durchschnitts. In etwa im polnischen Durchschnitt liegen die beiden Kreise Kepinski und Minski mit einer pro-Kopf-Kaufkraft von 7.243 Euro beziehungsweise 7.218 Euro. Im kaufkraftschwächsten Kreis Przysuski beträgt die pro-Kopf-Kaufkraft hingegen lediglich 4.295 Euro – das sind weniger als 60 Prozent des polnischen Durchschnitts.

Auffallend ist dabei jedoch, dass sich die Kaufkraftschere in Polen immer weiter öffnet. Rund 24 der 380 Kreise haben eine pro-Kopf-Kaufkraft, die mindestens 20 Prozent über dem Landesdurchschnitt liegt. Rund 131 Kreise liegen hingegen mindestens 20 Prozent darunter. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es noch 22 kaufkraftstärkere Kreise, die 119 kaufkraftschwächeren Kreisen gegenüberstanden.

 

Ungarn: Kaufkraftstarke Komitate rund um die Hauptstadt bis an die österreichische Grenze

Die Ungarn haben eine durchschnittliche Kaufkraft von 6.654 Euro pro Kopf für Ausgaben zur Verfügung. Das entspricht knapp 47 Prozent des europäischen Durchschnitts, womit Ungarn im Ländervergleich Rang 30 direkt hinter Polen belegt.

Betrachtet man die Komitate, in die Ungarn unterteilt ist, so stellt man fest, dass es in den kaufkraftschwächeren Komitaten im Vergleich zum Vorjahr ein paar Veränderungen in Bezug auf die Platzierungen innerhalb des Rankings gibt. In der Top 10 ändern sich die Platzierungen jedoch nicht – hier führt weiterhin das Hauptstadtkomitat Budapest das Feld an. Mit 8.191 Euro pro Kopf liegen die Einwohner Budapests 23 Prozent über dem Landesdurchschnitt, gleichzeitig aber auch fast 43 Prozent unter dem Europadurchschnitt.

Insgesamt sind es sieben der 20 Komitate, die eine überdurchschnittliche Kaufkraft verzeichnen. Sie alle befinden sich geografisch in und um die Hauptstadt Budapest herum sowie ziehen sich westlich bis zur österreichischen Grenze. Das direkt an Österreich angrenzende Gyor-Moson-Sopron weist dabei die durchschnittlichste Kaufkraft auf. Den Menschen steht hier 1,7 Prozent mehr Geld für ihre Ausgaben zur Verfügung als dem Landesdurchschnitt.

Den letzten Platz des Komitat-Rankings belegt Szabolcs-Szatmar-Bereg, das sich im Nordosten des Landes an der Grenze zu Rumänien und der Ukraine befindet. Hier verfügen die Menschen über eine pro-Kopf-Kaufkraft von 5.281 Euro, was knapp 80 Prozent des Landesdurchschnitts und 37 Prozent des europäischen Durchschnitts entspricht.

 

[1] Die Studie »GfK Kaufkraft Europa 2018« liegt für 42 europäische Länder auf feinräumigen Ebenen wie Gemeinden und Postleitzahlen vor, ebenso wie passende Daten zu Einwohnern und Haushalten sowie digitale Landkarten.
Die Kaufkraft bezeichnet das verfügbare Einkommen ohne Steuern und Sozialabgaben inklusive Transferleistungen und wird pro Kopf und Jahr in Euro als Index ausgewiesen. Die GfK Kaufkraft bezieht sich auf die nominal verfügbaren Einkommen. Dies bedeutet, dass die Werte nicht inflationsbereinigt sind. Basis der Berechnung sind neben Daten der Einkommensteuerstatistik einschlägige Statistiken zur Berechnung von Transferleistungen sowie Prognosewerte der Wirtschaftsinstitute.
Von der allgemeinen Kaufkraft bestreiten die Verbraucher alle Ausgaben für Essen, Wohnen, Dienstleistungen, aber auch Energiekosten, private Altersvorsorge und Versicherungen sowie andere Ausgaben, beispielsweise für Urlaub, ihre Mobilität und Konsumwünsche.
Weitere Informationen zu den regionalen Marktdaten von GfK finden Sie hier.

 


 

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