Kostenfallen beim Kauf von Monitoring-Tools erkennen und vermeiden

IT-Verantwortung braucht ständig aktuelle Informationen zur Verfügbarkeit und zum Zustand von Geräten und Netzwerk. Das macht IT-Monitoring zu einer der wichtigsten Grundvoraussetzungen für Administratoren und ITOps-Teams. Auf der anderen Seite macht Monitoring nicht unbedingt Spaß: Man investiert eine Menge Zeit und Geld, nur um im besten Fall nie etwas von der eingesetzten Monitoring-Lösung zu hören. Na gut, das ist vielleicht etwas übertrieben: Im Idealfall liefert IT-Monitoring nicht nur Alarme im Störfall, sondern ständig essenzielle Informationen über den laufenden IT-Betrieb, die eine kontinuierliche Optimierung von Infrastruktur und Netzwerk erlauben. Dazu muss die eingesetzte Lösung je nach zu überwachender IT-Umgebung eine Vielzahl von Anforderungen erfüllen. Der Markt hat sich darauf eingestellt und bietet eine kaum überschaubare Menge unterschiedlichster Angebote. Eine Lösung zu finden, die alle funktionalen Anforderungen erfüllt, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, und manchmal werden dabei versteckte Kostenfallen übersehen. Dieser Artikel zeigt einige dieser Kostenfallen auf und gibt Tipps zur Vermeidung derselben.

 

Mit der richtigen Monitoring-Lösung haben Sie alles im Blick.

 

Marktverständnis als Voraussetzung

Zunächst einmal ist es wichtig, den Monitoring-Markt zu verstehen. Es existieren grundsätzlich drei Konzepte bei Monitoring-Anbietern:

  1. Spezialisten

Das sind Lösungen, die auf einen eng eingegrenzten Bereich ausgerichtet sind und dafür tiefgehende Auswertungen für Spezialisten liefern. Das können Traffic-Analysen sein, aber auch tiefe Einblicke in Storage-Systeme eines einzelnen Herstellers. Solche Tools verlangen Expertenwissen für die Einrichtung und Bedienung, sind meist relativ kostspielig und dienen weniger dem breiten Monitoring der IT, sondern kommen vor allem bei der Root-Cause-Analyse zum Einsatz. Vor allem im Netzwerkbereich übernehmen solche Lösungen oft auch Sicherheitsaufgaben.

  1. Suiten

Im Bestreben, dem Kunden möglichst breite und gleichzeitig tiefe Informationen aus einer Hand zu liefern, fassen manche Anbieter spezialisierte Tools in Suiten unter einem übergeordneten Dashboard zusammen. Zwar gibt es hier meist keine echte Integration der einzelnen Tools untereinander, vor allem für große Unternehmen bietet sich so aber die Option, unterschiedliche Lösungen von einem Hersteller zu beziehen und so den Einkauf zu vereinfachen.

  1. Breite Monitoring-Lösungen

Weniger an Spezialisten, sondern mehr an klassische Administratoren oder Helpdesk-Teams richten sich breit aufgestellte Lösungen, die das komplette Infrastruktur- und/oder Netzwerk-Monitoring abdecken. Dabei geht es weniger um tiefgehende Analysen als vielmehr um ein möglichst umfassendes Echtzeit-Monitoring. Oft können solche Tools mit Spezialisten-Tools integriert werden: Die breit aufgestellte Lösung erkennt Unregelmäßigkeiten oder Ausfälle, informiert bzw. alarmiert die Verantwortlichen und verlinkt auf die Spezialisten-Lösung für die weitergehende Analyse der Problemursachen.

 

Entscheidend ist eine umfassende Bestandsaufnahme und darauf aufbauend eine möglichst genaue Liste der Anforderungen:

  • Benötigen Sie Infrastruktur- oder Netzwerk-Monitoring oder brauchen Sie beides?
  • Sollen bereits existierende Monitoring-Lösungen erweitert werden, in ein übergreifendes Monitoring integriert werden oder soll ein komplett neues Monitoring-Gesamtkonzept umgesetzt werden?
  • Brauchen Ihre Spezialisten eine tiefgehende Lösung für ihre Systeme oder sollen viele Kollegen eine übergreifende Lösung nutzen?
  • Geht es um fortgeschrittene Analysen und Ursachenermittlung oder brauchen Sie ein Echtzeitmonitoring für den täglichen IT-Betrieb?

 

Wie wird die Lösung lizenziert?

Die Lizenzierung ist wahrscheinlich der schwierigste Punkt bei der Evaluierung der unterschiedlichen Lösungen. Im Markt finden sich kaum zwei Hersteller, die ein identisches Lizenzierungsmodell fahren. Manche Tools, vor allem Cloud-basierte, werden als Abonnement angeboten, andere Lösungen gibt es nur als Kaufoption mit regelmäßigen Wartungsverlängerungen für Updates und Support. Lizenziert wird nach Anzahl der Nutzer, nach überwachten Geräten oder Applikationen oder auch nach Anzahl der eingesetzten Server. Es gibt Lösungen, die so gut wie alle Features und Optionen in jeder Lizenz liefern, und ganze Bauchläden mit zahlreichen Add-Ons und Modulen. Wichtig ist, dass Sie für jede evaluierte Lösung die Kosten für alle benötigten Komponenten für mindestens die nächsten drei Jahre verbindlich kennen. Denken Sie dabei auch an eventuell benötigte Zusatzfunktionen oder Upgrades auf größere Lizenzen, falls das Monitoring in der Zukunft ausgeweitet werden soll – funktional oder vom Umfang her. Ist die Lösung erst einmal gekauft und implementiert, wird es schwierig, bei unvorhergesehenen Kosten alles rückgängig zu machen – meist muss dann zähneknirschend das Monitoring-Budget nachträglich erhöht werden.

 

Mobile Apps zur Bedienung der Monitoring-Lösung sind praktisch, aber sind sie auch im Preis enthalten?

 

Mehrere Standorte

Knifflig kann es werden, falls Sie mehrere Standorte oder voneinander separierte Netzwerke (wie beispielsweise Test- und Produktivnetze) überwachen müssen. Bei manchen Lösungen ist das ohne Aufpreis möglich, da werden nur die überwachten Geräte oder die Zahl der eingesetzten Messpunkte gezählt, eventuell benötigte Komponenten wie Polling Engines/Remote Probes oder zusätzliche, vor Ort zu installierende Server der Monitoring-Lösung werden nicht extra berechnet. Andere Hersteller bieten spezielle Lizenzen für verteilte Umgebungen an, die zusätzlich zum oft schon höheren Preis noch alle technischen Komponenten extra in Rechnung stellen. Zwischen diesen beiden Extremen sind so gut wie alle Modelle vertreten. Machen Sie sich vorher ein Bild über die Kosten, die für die aktuelle Implementierung anfallen, aber denken Sie auch an die Zukunft: Gibt es Filialen, die vielleicht angebunden werden sollen? Muss die Monitoring-Lösung möglicherweise auch in von der IT separierten Produktionsumgebungen eingesetzt werden? Sollen eventuell künftig Cloud-Umgebungen über eigene Polling Engines in das zentrale Monitoring eingebunden werden? Wie bei der eigentlichen Lizenzierung können auch in Hinblick auf eine räumliche Erweiterung des Monitorings hohe Folgekosten fällig werden.

 

Mit Open Source sparen?

Irgendwann taucht bei der Evaluierung einer Monitoring-Lösung fast immer das Thema Open Source auf. Wozu Lizenzkosten zahlen, wenn es zahlreiche Open Source Tools gibt, für die man keine teure Lizenz kaufen muss? Was erst einmal sehr verführerisch klingt, zeigt bei näherem Hinsehen eine ganze Reihe von Haken. Der erste und entscheidende ist die Usability. Open Source Tools basieren auf Linux und sind meist Frameworks, die in Eigenarbeit auf die jeweiligen Bedürfnisse zurechtgezimmert werden müssen. Das erfordert erfahrene Experten mit viel Zeit; zwei Komponenten, die normalerweise nicht zusammen auftreten – und die teuer sind. Dazu kommt, dass Wartung, Weiterentwicklung und Betrieb von Open Source-Lösungen in der Regel deutlich aufwändiger als bei kommerziellen Tools sind. Der nächste Haken ist der Support: Da hat man die Wahl zwischen kostenlosem Support durch die Community, der gut sein kann, aber nicht muss, und bezahltem Support durch den Hersteller der Open Source-Lösung oder durch einen Dienstleister. Der ist dann meistens nicht gerade günstig. Viele Open Source-Lösungen haben ihre Berechtigung und bringen je nach Einsatzbereich durchaus Vorteile mit sich. Einen generellen Kostenvorteil gibt es aber sicher nicht, da muss gut gerechnet und abgewogen werden.

 

Nicht nur Lizenzen verursachen Kosten

Implementierung, Wartung, Betrieb, Bedienung – all das kann einfach und intuitiv sein (niedrige Kosten) oder aufwändig und komplex (hohe Kosten). Manche Tools erfordern extra geschulte Experten für die tägliche Arbeit, andere können von jedem halbwegs erfahrenen Administrator ohne großen Aufwand aufgesetzt, eingerichtet und gewartet werden. Neben den Kosten für all die Arbeit haben komplexe und aufwändige Lösungen noch einen besonderen Haken: Nur wenn ein Monitoring-Tool im täglichen Betrieb tatsächlich genutzt und aktuell gehalten wird, kann es seinen Zweck erfüllen und bei Störungen und Ausfällen zuverlässig informieren und alarmieren. Ist eine Lösung so komplex, dass sich nach der Anfangsimplementierung niemand mehr damit beschäftigen mag bzw. kann, dann wird sie über kurz oder lang nicht mehr up to date sein. Sie wird stattdessen ein trügerisches Gefühl von Sicherheit vermitteln, die aber tatsächlich nicht mehr gegeben ist.

 

Der wichtigste Rat

Verschaffen Sie sich frühzeitig einen Überblick über die zu erwartenden Kosten – bevor Sie allzu viel Zeit in die technische Evaluierung investieren. Nichts ist frustrierender, als viel Zeit und Schweiß zu investieren, eine Lösung technisch bis ins kleinste Detail auf ihre Eignung zu überprüfen, nur um am Ende festzustellen, dass die Kosten den gesetzten Rahmen völlig sprengen. Auf der anderen Seite müssen Sie natürlich zuallererst wissen, ob das Tool Ihre technischen Anforderungen erfüllt. Ein mögliches Vorgehen könnte so aussehen:

 

  1. Einen Anforderungskatalog erstellen

Was wollen/müssen Sie überwachen? Wie ist die räumliche Verteilung? Wer soll mit der Lösung arbeiten? Je genauer Sie wissen, was Sie brauchen, desto präziser können Sie bei der Evaluierung vorgehen. Allerdings sollten Sie sich etwas Freiraum zur Improvisation lassen – möglicherweise gibt es Lösungen, die zwar das eine oder andere nicht ganz so wichtige Feature nicht abdecken, die insgesamt aber so viele Vorteile bieten, dass Sie die Mankos in Kauf nehmen können. Der Monitoring-Markt ist so heterogen, dass es schwer wird, die eine perfekte Lösung zu finden, Sie werden immer irgendeinen Kompromiss machen müssen.

 

  1. Erste Evaluierung der Kandidaten

Falls Sie nicht so tief im Monitoring-Thema bzw. -Markt stecken (und das tun die wenigsten), scannen Sie Google, Fachmagazine, Foren, fragen Sie Kollegen und Experten, was auch immer geeignet und verfügbar ist. Ziel ist eine halbwegs überschaubare Liste in Frage kommender Kandidaten. Geht es um ein größeres Projekt, kann es durchaus sinnvoll sein, einen erfahrenen Dienstleister hinzuzuziehen. Achten Sie darauf, dass dieser mehr als nur eine Monitoring-Lösung im Angebot hat. Auch wenn das Geld kostet – eine »falsche« Monitoring-Lösung wird Sie vermutlich noch viel mehr Geld kosten.

 

  1. Erster Technik-Check

Scannen Sie Feature-Übersichten auf der Homepage des Herstellers, Handbücher, Übersichten im Internet, um eine erste technische Eignung sicherzustellen. Wenn möglich, lassen Sie sich eine erste Demo geben oder klicken Sie sich durch eine unverbindliche Online-Demo. Machen Sie ohne vorherigen Preischeck nur eine Testinstallation, wenn das wirklich – wirklich! – einfach, unkompliziert und unverbindlich möglich ist.

 

  1. Preischeck

Sie sollten jetzt genug wissen, um nach dem Preis sehen zu können. Viele Hersteller kommunizieren Preise nur auf Anfrage. Das macht es kompliziert, kann aber auch schon ein erster Hinweis auf einen potenziell hohen Endpreis sein: Mit der Preisanfrage sind Sie schon in Kontakt mit dem Vertrieb, ohne dass Sie vorher auch nur eine ungefähre Ahnung haben, in welchen Regionen Sie unterwegs sind. Ein Vorteil dabei ist, dass Sie so gezwungen sind, Ihre Anforderungen schon relativ genau zu definieren. Achten Sie auf alle in diesem Artikel beschriebenen Aspekte, soweit das in diesem Stadium schon möglich ist.

 

  1. Technische Evaluierung

Sie sollten jetzt eine hoffentlich nicht allzu umfangreiche Liste von in Frage kommenden Lösungen haben. Wenn irgend möglich, sollten Sie von allen Testimplementierungen aufsetzen – egal ob sie die Tools dazu installieren müssen oder als Service einrichten. Achten Sie dabei darauf, dass die Testimplementierung nach der Entscheidung nahtlos übernommen werden kann, nicht dass Sie die Implementierung zweimal machen müssen. Gibt es keine unverbindliche Testversion, dann lassen Sie sich eine ausführliche Demo geben oder erwerben Sie im ungünstigsten Fall eine Einstiegsversion der Software. Alle Screenshots und Handbücher können die praktische Erfahrung mit einer Software nicht ersetzen, aber das wissen Sie selbst.

Thomas Timmermann, Senior Market Expert bei Paessler