Kürzlich fand in Ludwigsburg der sogenannte IT kessel.18 statt – eine Hausmesse veranstaltet von Konica Minolta. Konica Minolta und IT? Grund genug, bei Bernd Goger, Geschäftsführer der Konica Minolta IT Solutions GmbH, Stuttgart, nachzufragen.
Herr Goger, bei Konica Minolta denke ich an Kameras, Drucker und Kopiersysteme. Jetzt verwirren Sie mich mit IT-Lösungen. Was hat es damit auf sich?
Diese Aufklärungsarbeit muss ich des Öfteren leisten. Konica Minolta macht weltweit 80 % seines Umsatzes nach wie vor mit Drucklösungen – von Production Printing bis zu Office-Lösungen. Hier existiert ein sehr starker Wettbewerb. Parallel gibt es den Trend, dass Unternehmen mehr und mehr digitalisieren. Das bedeutet, sie steigen auf digitale Workflows um, weg vom Dokument, weg von Medienbrüchen. Wenn wir unsere Kunden weiter unterstützen wollen, müssen wir uns genauso aufstellen und diese Digitalisierung fördern. Darum haben wir uns breiter aufgestellt – um unsere Kunden auf ihrem Weg besser und entsprechend ihrer Bedürfnisse begleiten zu können.
Und die Lösung sehen Sie in der Metamorphose zum IT-Systemhaus?
Konica Minolta will unter seinem bekannten Label IT-Lösungen im B2B-Bereich vermarkten. Also hat man vor fünf Jahren mit der Konica Minolta IT Solutions GmbH in den Geschäftsbereich IT Services investiert. Sie basiert deutschlandweit auf drei Säulen: Da ist einmal die Business Software, die zweite Säule ist die IT-Infrastruktur und schließlich kommt noch die IT-Security. Es ist ein großer Vorteil, dass wir mit einer starken Marke und Organisation sowie einem finanzkräftigen Partner dahinter, Vertrauen für unsere Kunden ausstrahlen. Und als Kunden sprechen wir klar von mittelständischen Kunden. Es ist unsere primäre Strategie, uns mit unserem gesamten Portfolio auf den deutschen Mittelstand zu fokussieren, aber selbstverständlich spezifische Lösungen auch größeren Kunden anzubieten.
Sozusagen als Startschuss der Transformation hat Konica Minolta vor fünf Jahren ein regionales Systemhaus übernommen, das die Basis unserer Aktivitäten in Deutschland bildete – die heutige Konica Minolta IT Solutions GmbH. Dazu analog war die Vorgehensweise dann auch in Belgien, Großbritannien, Frankreich, Tschechien und anderen Ländern. Dadurch setzten und setzen wir Schritt für Schritt unsere IT-Strategie in Europa um. Das Ziel von Konica Minolta ist es, zunächst Bestandskunden und Interessenten ein passendes und dabei zeitgemäßes Angebot bieten zu können. Es gibt natürlich aber auch Themen, die darüber hinaus auf dem IT-Markt relevant sind. Aus diesem Grund haben wir Anfang des Jahres in Darmstadt ein Digital Manufacturing Center für den Weltmarkt eröffnet, wo wir mit unseren Portfolio-Elementen Digital Manufacturing-Lösungen entwickeln. Wir sind beispielsweise hier sehr stark im Sensing-Bereich. Aus unseren Einzelkomponenten, gepaart mit IT-Lösungen, IT-Plattformen und gänzlich neuen Themen, entwickeln wir dort einen Baukasten für IT- und Manufacturing-Lösungen für die Industrie.
Das ist ein umfangreiches Programm.
Konica Minolta ist da ungeheuer aktiv und zukunftsorientiert. In einer weiteren Sparte entwickeln wir beispielsweise zum Thema Medicals and Pharmaceuticals. In der Healthcare-Sparte entstehen vor allem bildgebende Technologien, sogenannte medizinische Bildsysteme. Natürlich basierend auf unserer Kamera- und Kopiertechnik bzw. -expertise. Des Weiteren haben wir fünf „Business Innovation Center“ gegründet, eines davon in Europa, um einen Teil der Forschung und Entwicklung des Konzerns auch hier anzusiedeln. Hier will man neue Technologien entwickeln und möglichst in drei bis fünf Jahren zur Marktreife bringen. Dazu gehört zum Beispiel das Thema Smart Glasses, das wir für industrielle Anwendungen, etwa mit Augmented Reality kombiniert, weiterentwickeln.
Und für alle diese Felder ist IT unerlässlich. Über alle diese Themen hinweg gilt: Die IT wird immer ein erforderliches verbindendes Element sein. Wir sehen uns dabei aber nicht als Insellösung innerhalb des Konzerns. Ganz im Gegenteil: Die baldige Vereinigung der Konica Minolta IT Solutions und unserer Mutter, der Konica Minolta Business Solutions Deutschland, ist bereits geplant. Damit wollen wir auch intern noch besser Synergieeffekte nutzen und im Markt ein klares Bild abgeben. Wir werden ein großes Systemhaus sein, natürlich immer noch mit starken Akzenten im Printing-Umfeld, aber Schritt für Schritt stärker und moderner mit unserem umfassenden innovativen Angebot.
Was können Sie jungen Unternehmen anbieten? Sicher beraten Sie auch?
Ich erinnere nochmal an die drei Säulen von Konica Minolta IT Solutions: Wir belassen es schließlich nicht beim ERP-System. Zur Säule Business Software zählen Microsoft Dynamics und Infor LN, CRM, ECM, Zusatz- und Branchenlösungen, BI und auch Personalmanagement-Software. Bei Infrastruktur gehören unter anderem die Hardwarepartner Dell, Fujitsu, Lenovo sowie Storage-Lösungen und Managed Services, vor allem für den klassischen Mittelstand, dazu. Der Security-Bereich ist unser kleinster und dennoch ein strategisch besonders wichtiger Bereich. Hier bieten wir mit einem ausgesprochen kompetenten Consulting-Team die entsprechende Informationssicherheit als Beratung bis zur 27001-Zertifizierung an. Wir sind also ein ganz klassisches Systemhaus.
Mit unseren Microsoft Dynamics-Lösungen sind wir im kleineren Produktionsumfeld stark, bei größeren Produktionsbetrieben eher mit Infor LN. Dynamics ist ein sehr offenes, flexibles und breit aufgestelltes System. Wir reichern dieses oft mit spezifischen Zusatzmodulen aus eigener Entwicklung oder von Partnern an. Wir sprechen dann gerne von Veredelung. So haben wir eigene Branchenlösungen erstellt, etwa im kirchlichen Umfeld, zum Beispiel für Landeskirchen oder für Stiftungen, oder auch im sozialen Umfeld, also für betreute Werkstätten oder Behinderten-Werkstätten, Kindertagesstätten und weitere soziale Einrichtungen.
Im CRM-Bereich fokussieren wir uns besonders auf die Immobilienbranche. Konkret: auf größere Immobilienkunden, also auf Kunden, die Flächen vermitteln, makeln oder managen. Das können große Flughäfen sein, aber auch Versicherungen, die in Immobilien investieren, sowie große soziale oder kirchliche Einrichtungen, die Grundbesitz haben, der verwaltet werden muss.
Meine Vision ist, dass wir uns noch stärker als IT-Partner unserer Kunden in Richtung Service und Betrieb entwickeln, als Partner, der seine IT-Landschaft managed. Denn je hybrider künftig die Lösungen werden, desto unübersichtlicher werden sie auch. Hier wollen wir als umfassender IT Services Provider unsere Kunden kompetent unterstützen.
Herr Goger, vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Volker Vorburg.