Sind die Mitarbeiter bereit für den digitalen Wandel?

Diagnoseverfahren zeigt Haltung der Angestellten gegenüber Digitalisierung.

Tiefrote Zahlen in der Digitalisierungsbilanz: Die meisten etablierten Unternehmen der Finanzbranche haben erheblichen Nachholbedarf, wenn es um die Zukunftsfähigkeit ihrer Strukturen geht. Das jedenfalls ist die Erfahrung der TME AG, einer Frankfurter Unternehmensberatung für Financial Services, die sich schwerpunktmäßig um Digital Banking, Risk & Regulatory und Transformationsprozesse kümmert. »Der Negativsaldo kommt nicht nur von einer veralteten IT«, betont Stephan Paxmann, Vorstand der TME. »Auch die Haltung und Einstellung der Mitarbeiter zur Digitalisierung stammen häufig noch aus dem analogen Zeitalter.«

 

Mit dem von der TME entwickelten Diagnoseverfahren wird die Bereitschaft jedes einzelnen Mitarbeiters gegenüber der Digitalisierung ermittelt. Sieht er sich als Mitgestalter der digitalen Transformation seines Arbeitsplatzes, seines Teams und seines Unternehmens? Nur wenn diese Fragen mit Ja beantwortet würden, könne der digitale Wandel gelingen, sagt Paxmann. »Und ob er gelingt oder nicht, ist eine Überlebensfrage.« Das gelte in vielen Branchen, doch gerade in Banken sei schnelles Handeln angesagt. Weil die Margen sinken und der Kunde völlig neue Bedürfnisse hat. Aber auch weil Banken mit den FinTechs starke digital versierte Konkurrenz bekommen haben. Für diese Start-ups ist eine digitale Einstellung selbstverständlich, sie hat die jungen kreativen Unternehmen überhaupt erst entstehen lassen.

 

Ganz anders in den Banken, die deutlich länger am Markt sind. Hier stehen vor allem vier Punkte der Digitalisierung beziehungsweise der optimalen Ausnutzung digitaler Möglichkeiten im Wege.

  1. Zum Ersten dominieren Individualismus und Karrieresinn der Angestellten. Es wird häufig allein gearbeitet, Wissen nicht geteilt.
  2. Zweitens herrschen straffe Hierarchien, was die Durchsetzung neuer Ideen erschwert, also Agilität behindert.
  3. Der dritte Punkt ist Silo-Denken statt Vernetzung. Abteilungen schotten sich voneinander ab, so dass viel an kreativem Potenzial nicht zum Tragen kommt.
  4. Und viertens sind Finanzinstitute oftmals konservativ. Zwar erhöht das in den Augen der Kunden Seriosität und Professionalität, aber es bedeutet auch weniger Offenheit. Ein Schwachpunkt in Zeiten grundlegender Veränderungen, worauf eine Bank reagieren muss.

 

Bestandsaufnahme der digitalen Affinität

Die etablierten Player der Finanzszene werden demnach von Traditionen und Egoismen der Einzelnen ebenso ausgebremst wie von Technologien, die längst ihr Ablaufdatum überschritten haben. Allerdings liegen die Herausforderungen im Detail überall anders. Wie also sieht die dringend nötige Bestandsaufnahme in Sachen digitaler Status Quo in einem Kreditinstitut konkret aus? Marco Leist, Director HR Transformation der TME, und sein Team haben dazu den Digital Attitude and Readiness Check (D-ARC) entwickelt, der acht Dimensionen umfasst. Unter anderem werden die allgemeine digitale Affinität, die Nutzung digitaler Möglichkeiten bei der Teamarbeit und die digitale Vernetztheit analysiert. Quasi alldem übergeordnet steht die Frage der digitalen Zukunftsorientierung. Ein Unternehmen, das sich wandeln will, muss dabei die Menschen mitnehmen. Deshalb ist es so wichtig, wie weit die Mitarbeiter die Digitalisierung als Chance für die Zukunftssicherung ihrer eigenen Aufgaben begreifen, erläutert Leist.

Um eine valide Aussage treffen zu können, hat die TME einen Fragekatalog zu den einzelnen Dimensionen entwickelt, der diese sehr genau abbildet.

An diesem waren Transformations-Experten beteiligt und das Messinstrument wurde einer Validierungsstudie unterzogen. Ergebnis: Objektivität, Messgenauigkeit und Validität sind gegeben. Mit Blick auf andere Persönlichkeitsmerkmale wurden signifikante Zusammenhänge festgestellt.

Die Dimensionen des D-ARC sind nicht durch andere Verfahren ersetzbar, so dass der D-ARC ein eigenständiges Verfahren darstellt. »Wir sehen dieses diagnostische Testverfahren als belastbare Möglichkeit, die Ausgangslage zuverlässig zu beschreiben«, so Leist. »Und eine solche Beschreibung ist unverzichtbar für jeden Transformationsprozess.«

 

Selbstverständlich sei es mit der Diagnose allein nicht getan, ergänzt Paxmann. Zusätzliche Interviews mit Mitarbeitern aller Ebenen und Digital-Team-Audits verbreiterten die Informationsbasis. Auf dieser Grundlage müssten in einem weiteren Schritt Maßnahmen beschlossen werden, welche die Digital Readiness verbessern. »Schließlich brauchen eine strategische und auch eine technische Neuausrichtung die Akzeptanz der Mitarbeiter«, weiß Leist. Nur die ermögliche eine konsequente operative Umsetzung und ohne eine solche würden Pläne nur Pläne bleiben – und das Kreditinstitut die Digitalisierung verschlafen.

 

Das Whitepaper des TME Instituts zu »Digital Attitude and Readiness Check« steht hier zum Download zur Verfügung. https://www.tme-ag.de/publikationen/whitepaper-tme/tme-digital-attitude-and-readiness-check/

 


 

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