Start-ups rollen Logistikbranche auf

Steigende Investitionen in Logistik-Start-ups in den USA und Asien – Branchenprimus Deutschland gerät unter Druck.

Die Logistikbranche steht vor weitreichenden Veränderungen durch die Digitalisierung des kompletten Speditionsgeschäfts. Ausgerechnet die global führenden deutschen Unternehmen gehen die Aufgabenstellungen der digitalen Transformation eher zögerlich an. Zu dieser Einschätzung kommt die Managementberatung Oliver Wyman in einer internationalen Markt-Analyse: Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten die etablierten Logistikdienstleister weitaus stärker als bisher die Zusammenarbeit mit innovativen Start-ups ihrer Branche suchen.

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Logistiksektor im Visier der Investoren

Sie heißen Flexport, UShip, Uber Freight oder Freighthub und sind dabei, die Logistiklandschaft zu revolutionieren. Wurden in den vergangenen Jahren Milliardenbeträge hauptsächlich in Start-ups aus dem Umfeld der Personenmobilität, wie Uber, BlaBlaCar oder Flixbus investiert, steht nun der Logistiksektor auf dem Plan der Investoren. Auch wenn die Newcomer vielen Logistikern heute noch nicht bekannt sind, verändern sie die Branche bereits mit erheblichen finanziellen Mitteln. Der Analyse der Managementberatung Oliver Wyman zufolge beliefen sich allein die öffentlich bekannten Finanzierungsrunden von Logistik-Start-ups in den letzten zehn Jahren auf fast elf Milliarden Euro. Im Schnitt wird alle fünf Tage ein neues Logistik-Start-up gegründet.

Joris D’Incà, Partner und Logistikexperte bei Oliver Wyman: »Innovative Start-ups sind dabei, das klassische Speditionsgeschäft komplett zu digitalisieren. Sie fragmentieren die bisherigen Supply Chains und revolutionieren durch die Kombination einer bisher nicht gekannten Menge an Daten die Effizienz und Transparenz des Transportgeschäfts. Wenn die etablierten Anbieter nicht rechtzeitig auf die digitalen Geschäftsmodelle reagieren, können die agilen Start-ups schon bald zu einer realistischen Gefahr werden.«

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Nachholbedarf in Deutschland

Als Standort global führender Unternehmen wie DHL, DB Schenker und Dachser nimmt Deutschland weltweit eine der Spitzenpositionen in der Logistik ein. Allein hierzulande arbeiten rund drei Millionen Menschen in der Logistik, der Gesamtumsatz der Branche liegt bei über 250 Milliarden Euro pro Jahr. Ob Deutschland Branchenprimus bleibt, hänge auch davon ab, »wie es den Logistikern gelingt, ihr Geschäft zu digitalisieren«, sagt Max-Alexander Borreck, Principal bei Oliver Wyman: »Viele Logistiker tun sich schwer, mit dem Tempo der Digitalisierung Schritt zu halten. Start-ups hingegen sind flexibel und müssen nicht auf gewachsene Strukturen Rücksicht nehmen. Und sie beherrschen dieselben Big-Data-Ansätze wie die Start-ups aus der Personenmobilität, für die Uber das bekannteste Beispiel ist. Mit dieser Agilität und diesem Wissen können die innovativen Newcomer zu Schrittmachern der Branche werden.«

Veränderungspotenzial in Europa noch nicht ausreichend erkannt

Das Problem für Deutschland: Die Finanzierung innovativer Transport- und Logistik-Start-ups findet bis dato vor allem in den USA und in Asien statt. In beiden großen Märkten werden jeweils etwa 45 Prozent der globalen Investitionen in Logistik-Start-ups getätigt. Europa kommt lediglich auf fünf Prozent. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Venture-Capital-Unternehmen aus dem Silicon Valley, wie Kleiner Perkins Caufield & Byers oder Andreessen Horowitz. Diese Firmen haben die Veränderungspotenziale der digitalen Transformation für die Logistik erkannt und investieren verstärkt in diesem Bereich. Allein 2016 haben die führenden amerikanischen Venture-Capital-Firmen mehr als 250 Millionen Euro für Logistik-Start-ups ausgegeben.

In Deutschland erfolgt das Umdenken langsam – Die Branchenführer DHL oder DB Schenker beispielsweise haben damit begonnen, sehr selektiv in erste Partnerschaften mit Start-ups zu investieren. So übernahm DHL beispielsweise Streetscooter, ein Spin-off der RWTH Aachen, das helfen soll, kosteneffiziente, elektrische Lieferfahrzeuge zu entwickeln. DB Schenker kooperiert mit der amerikanischen Frachtbörse Uship, um die Auslastung im Landverkehr zu erhöhen und zugleich die eigene Innovationskraft zu steigern.

Insbesondere bei der Investition und Wachstumsförderung lokaler Start-ups bleibt die deutsche Logistikwirtschaft aber zögerlich. Oliver Wyman-Principal Borreck: »In Deutschland gibt es mehr als 30 interessante Start-ups im Logistikumfeld. Der Austausch mit deutschen Logistikunternehmen findet bisher wenn überhaupt nur sehr zögerlich statt. Das kann langfristig zu einem Wettbewerbsnachteil für den Standort Deutschland werden.«

Wie die Zusammenarbeit mit Start-ups gelingt

Aus der Sicht der Managementberater ist es mit einer reinen Kapitalbeteiligung an Start-ups meist nicht getan »Eine wesentliche Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Investition in Start-ups ist die Bereitschaft, das eigene Kerngeschäft radikal zu hinterfragen und zu digitalisieren. Die Start-ups sind gewissermaßen die Katalysatoren dafür«, sagt Joris D’Incà. Die Unternehmensorganisationen müssten mithilfe schlanker Strukturen in Sachen Entscheidungsprozessen und Verantwortungsregelungen deutlich agiler werden. Gleichzeitig sei die Entwicklung von Big-Data- und Analyse-Kompetenzen zu beschleunigen. Für den gesamten Prozess der digitalen Transformation müsse eine Roadmap mit klaren Vorgaben und Zeitabläufen angelegt werden. Die Partner in den Start-ups könnten dabei als Ideenlieferanten für Lösungen und Talent-Pools mitwirken und Tempo machen auf dem Weg zur digitalen Logistik.

https://www.oliverwyman.de/



Logistik und Mobilität: Handlungsempfehlungen für Wirtschaft und Politik

Das Jahr 2035 in Hessen: Die Digita­li­sie­rung hat nahezu alle Berei­che unseres Alltags und vor allem die Logistik- und Mobili­täts­wirt­schaft erfasst und tiefgrei­fend verän­dert. Mobili­tät ist heute ein umfas­sen­des Service­an­ge­bot gewor­den. Die unter­schied­lichs­ten Verkehrs­mit­tel für die nahtlose, häufig emissi­ons­freie Reise zu nutzen, ohne Fahrpläne studie­ren oder Tickets persön­lich kaufen zu müssen, ist selbst­ver­ständ­lich gewor­den. Die Waren­ströme im Land sind fast vollstän­dig trans­pa­rent. Kundin­nen und Kunden können für jedes Endpro­dukt nicht nur erken­nen, wo sich die Ware befin­det und bestim­men, wohin die Ware wann gelie­fert werden soll. Ein moder­nes Infor­ma­ti­ons­ma­nage­ment erlaubt es, Details über den »ökolo­gi­schen Fußab­druck« der Ware zu erhal­ten (CO2-Ausstoß für Produk­tion und Trans­port).

Davon gehen die Exper­tin­nen und Exper­ten wie auch eine Vielzahl von Bürge­rin­nen und Bürgern aus, die an der Umfrage zur Zukunft von Logis­tik und Mobili­tät in Hessen teilge­nom­men haben. Entstan­den ist das »Zukunfts­bild Logis­tik und Mobili­tät in Hessen 2035«, das die House of Logis­tics and Mobility (HOLM) GmbH und das Fraunhofer-Institut für Materi­al­fluss und Logis­tik IML in den vergan­ge­nen zwölf Monaten erarbei­tet haben und das am 16. Septem­ber von den Heraus­ge­bern Michael Kadow, Geschäfts­füh­rer der HOLM GmbH, und den Insti­tuts­lei­tern des Fraun­ho­fer IML, Prof. Dr.-Ing. Uwe Clausen und Prof. Dr. Michael Henke, in Frank­furt vorge­stellt worden ist [1].

Das Zukunfts­bild skizziert eine Vielzahl von Themen in sieben Handlungs­fel­dern, leitet 67 Zukunfts­the­sen ab und gibt 102 Handlungs­emp­feh­lun­gen für Wirtschaft, Wissen­schaft und Politik. An der Studie nahmen knapp 200 Exper­ten und rund 300 hessi­sche Bürge­rin­nen und Bürger per Onlin­e­be­fra­gung teil, deren Ergeb­nisse zusätz­lich in Workshops und Inter­views mit rund 70 führen­den Logistik- und Mobili­täts­ex­per­ten validiert wurden.

Das Bild enthält eine Analyse globa­ler Trends und dokumen­tiert weltweite Lösungs­an­sätze im Bereich Logis­tik und Mobili­tät. Die Studie leistet einen Beitrag, die Wettbe­werbs­fä­hig­keit des Landes Hessen als eine der wichti­gen Drehschei­ben für Personen-, Güter- und Infor­ma­ti­ons­ströme auch langfris­tig zu gewähr­leis­ten und weiter zu erhöhen.

Einige Ergeb­nisse der Umfrage unter Exper­ten und Bürgern:

  • Hessen wird auch 2035 nicht stauf­rei sein, aber es wird weniger Still­stände auf Autobah­nen geben, weil Verkehr zuneh­mend intel­li­gent gesteu­ert werden kann. Gleich­zei­tig wird die Zahl der Verkehrs­un­fälle abneh­men.
  • Autono­mes Fahren hat am Gesamt­ver­kehr in Hessen einen Anteil bis zu 25 Prozent. Autonome Fahrzeuge sind in den ÖPNV integriert, der 24-Stunden-Betrieb von autonom fahren­den Bussen in ländli­chen Regio­nen ist möglich.
  • Fast drei Viertel der Befrag­ten möchten auf kreuzungs­freien Fahrrad­schnell­we­gen unter­wegs sein.
  • Den Öffent­li­chen Perso­nen­nah­ver­kehr (ÖPNV) wollen die Bürger 2035 häufi­ger nutzen als heute.
  • In den Unter­neh­men sind Roboter und autonome Systeme 2035 keine Ausnah­men mehr.
  • Der Flugha­fen Frank­furt wird trotz Verla­ge­rung von Hub-Verkehren seine Bedeu­tung behal­ten. Der Flugha­fen hat sich bis 2035 zur Airport City gewan­delt, die eine wichtige Rolle für stand­ort­be­zo­ge­nen Handel, für Konfe­ren­zen, Forschung und für Freizeit spielt.
  • Inlands­flüge werden nicht komplett auf die Schiene verla­gert worden sein. Die Reise­zeit für Wege etwa von München nach Hamburg ist mit dem Flugzeug immer noch kürzer als mit der Bahn.
  • Der schnelle Schie­nen­gü­ter­trans­port in Europa wird nicht dazu führen, dass Luftfracht auf die Schiene verla­gert wird. 80 Prozent halten das für unrea­lis­ti­sch.
  • 80 Prozent der Exper­ten gehen davon aus, dass die Hälfte aller Trans­port­fahr­zeuge 2035 emissi­ons­freie Antriebe nutzt.
  • 75 Prozent der befrag­ten Exper­ten gehen davon aus, dass die Digita­li­sie­rung den Bedarf an Fachkräf­ten mit hoher Quali­fi­ka­tion nicht senken wird. Bürge­rin­nen und Bürger erwar­ten sogar mit einer Mehrheit von 84 Prozent, dass ihr Arbeits­platz durch Digita­li­sie­rung und Automa­ti­sie­rung nicht wegfällt.
  • Ein persön­li­ches Emissi­ons­kon­tin­gent für CO2 wird es 2035 – trotz des Klima­wan­dels – vermut­lich nicht geben. Dennoch sind drei Viertel der Bürger bereit, im Falle der Einfüh­rung eines solchen Kontin­gen­tes höhere Abgaben zu zahlen, wenn ihr Kontin­gent erschöpft ist und zusätz­li­cher CO2-Ausstoß verur­sacht wird.
  • Bürger erwar­ten für 2035, dass sie über alle Großpro­jekte frühzei­tig und umfas­send infor­miert und an Entschei­dungs­pro­zes­sen betei­ligt sind.

»Als inter­na­tio­na­les Logis­tik­dreh­kreuz lebt Hessen von der Mobili­tät, und die Landes­re­gie­rung will, dass das so bleibt«, sagte Mathias Samson, Staats­se­kre­tär im Hessi­schen Minis­te­rium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landes­ent­wick­lung, bei der Vorstel­lung der Studi­en­er­geb­nisse. »Aber damit es so bleiben kann, muss Mobili­tät nachhal­tig werden – ökolo­gi­sch, ökono­mi­sch und sozial. Darauf arbei­tet die Landes­re­gie­rung hin. Studien wie das Zukunfts­bild Logis­tik und Mobili­tät sind dabei eine wertvolle Hilfe. Denn wie die Welt in 20 Jahren ausse­hen wird, hängt auch davon ab, wie wir sie uns heute ausma­len. Zu wissen, dass drei von vier Befrag­ten im Jahr 2035 ohne Verbren­nungs­mo­tor unter­wegs sein und gerne Radschnell­wege benut­zen möchten, nehme ich als Ermuti­gung für die hessi­sche Verkehrs­po­li­tik«, so Samson.

Innova­tio­nen offen gegen­über­ste­hen.

»Zukunfts­fä­hig sind wir nur, wenn wir langfris­tig auch wettbe­werbs­fä­hig sind«, sagte Michael Kadow, Geschäfts­füh­rer der HOLM GmbH, bei der Präsen­ta­tion. »Die Studie bietet Entschei­dern in Wirtschaft und Politik, aber auch den Bürge­rin­nen und Bürgern Infor­ma­tio­nen und Orien­tie­rung für die Entwick­lung von Logis­tik und Mobili­tät. Das Bild, das wir zeich­nen, gibt uns auch die Möglich­keit, die richti­gen Entschei­dun­gen zu treffen, um Arbeits­plätze sichern und neue schaf­fen zu können.« Eines der inter­es­san­tes­ten unter vielen anderen Ergeb­nis­sen sei, dass die große Mehrheit der hessi­schen Bevöl­ke­rung Innova­tio­nen ausge­spro­chen offen gegen­über­steht. »Das ist einer der vielleicht wichtigs­ten Stand­ort­vor­teile in einer Zeit, in der wir zuneh­mend Skepsis und Ableh­nung beobach­ten«, sagte Kadow, der die Studie initi­iert hat.

Die hessi­schen Straßen werden 2035 ihre Kapazi­täts­grenze überschrit­ten haben. 

65 Prozent der befrag­ten Exper­ten sind der Meinung, dass die zukünf­tig angestie­gene Mobili­täts­nach­frage weder vom Straßen- noch vom Bahnver­kehr angemes­sen bedient werden kann. »Niemand steht gern im Stau, sucht Parkplätze oder wartet auf Anschlüsse im öffent­li­chen Verkehr. Steigen­des Verkehrs­auf­kom­men wird vor allem in unseren Metro­po­len die Straßen und Schie­nen­wege weiter stark belas­ten. Aber eine Offen­heit für andere Formen der Mobili­tät, neue Techno­lo­gien, integrierte Planung und intel­li­gente Lösun­gen in der Verkehrs­steue­rung bieten auch neue Chancen, um Staus, Emissio­nen und Verkehrs­un­fälle zu reduzie­ren. Dafür brauchen wir die enge Zusam­men­ar­beit von Anbie­tern und Kommu­nen, Indus­trie und Nutzern, Gesetz­ge­ber und Wissen­schaft«, erklärt Prof. Dr.-Ing. Uwe Clausen, Insti­tuts­lei­ter am Fraun­ho­fer IML.

Arbeits­plätze der Zukunft

Die Digita­li­sie­rung wird nicht dazu führen, dass die Arbeit enthu­ma­ni­siert wird. Davon gehen 70 Prozent der Exper­ten aus. »Die Digita­li­sie­rung wird die mensch­li­che Arbeits­kraft nicht erset­zen. Die Arbeits­plätze der Zukunft werden mit Sicher­heit anders ausse­hen als heute, manche werden wegfal­len, andere hinzu­kom­men. Wichtig wird es sein, Prozesse und Quali­fi­ka­tio­nen entspre­chend anzupas­sen«, so Prof. Dr. Michael Henke, Insti­tuts­lei­ter am Fraun­ho­fer IML. Aufgrund komple­xer und oft wechseln­der Tätig­kei­ten werden Arbeit­neh­mer mit Misch­qua­li­fi­ka­tio­nen beson­ders gefragt sein. Roboter und autonome Systeme gewin­nen an Bedeu­tung, werden den Produk­ti­ons­pro­zess aber nicht vollstän­dig überneh­men. Die Bedeu­tung von Bildung wird zuneh­men, Program­mie­ren gehört zum standard­mä­ßi­gen Lehrplan.

Die Studie »Zukunfts­bild Logis­tik und Mobili­tät in Hessen 2035« kommt auch zum Ergeb­nis, dass die Logis­tik und Mobili­tät effizi­en­ter, kunden­freund­li­cher und weniger energie­in­ten­siv gewor­den sind. Dazu beige­tra­gen hat die Offen­heit nicht nur der Unter­neh­men, sondern auch der hessi­schen Gesell­schaft, die sich in der Umfrage für diese Studie techno­lo­gi­schen Innova­tio­nen und Neuerun­gen aufge­schlos­sen zeigt.

[1] Die Studie steht unter https://www.iml.fraunhofer.de/content/dam/iml/de/documents/OE%20983/Presse/Pressemitteilungen/Zukunftsstudie-ES_klein.pdf zum Download bereit.

Handlungsempfehlungen an Wirtschaft, Wissenschaft und Politik (Auszug)

Die Studie »Zukunfts­bild Logis­tik und Mobili­tät in Hessen 2035«, die von der House of Logis­tics and Mobility (HOLM) GmbH und dem Fraunhofer-Institut für Materi­al­fluss und Logis­tik IML erarbei­tet worden ist, enthält 102 Handlungs­emp­feh­lun­gen, die unter den Stich­wor­ten »Koope­ra­tion«, »Recht­li­che Rahmen­be­din­gun­gen«, »Neue Geschäfts­mo­delle«, »Rolle des Menschen« und »Infra­struk­tur­ent­wick­lung« zusam­men­ge­fasst worden sind.

Im Einzel­nen empfeh­len HOLM GmbH und Fraun­ho­fer IML (Auszug):

  • Der Forschungs­stand zu künst­li­cher Intel­li­genz sollte in Koope­ra­tio­nen zwischen Forschungs­in­sti­tu­ten und der Wirtschaft unter Berück­sich­ti­gung recht­li­cher und ethischer Frage­stel­lun­gen schnell in markt­fä­hige Lösun­gen trans­fe­riert werden. Um dies zu ermög­li­chen und langfris­tig den Abstand zu den inter­na­tio­nal führen­den Insti­tu­tio­nen zu verrin­gern, ist es notwen­dig, gemein­same Aus und Weiter­bil­dungs­kon­zepte aufzu­set­zen und indus­tri­elle Anwen­dungs­fälle zu identi­fi­zie­ren.
  • Der Einfluss der Digita­li­sie­rung auf die Arbeits­welt muss präzi­ser erfasst und beglei­tende Quali­fi­ka­tio­nen für Beschäf­tigte in der Logistik- und Mobili­täts­bran­che in Koope­ra­tion mit Unter­neh­men, Hochschu­len und Landes­re­gie­rung entwi­ckelt werden.
  • Die Landes­re­gie­rung, die Indus­trie, darun­ter insbe­son­dere die Energie­wirt­schaft und die Logistik- und Mobili­täts­bran­che, sollten gemein­sam ein integrier­tes Konzept für den nachhal­ti­gen Verkehr und die Energie­wende entwi­ckeln.
  • Neue Belie­fe­rungs­kon­zepte für eine optimierte Güter­bün­de­lung und -vertei­lung (zeitlich, organi­sa­to­ri­sch, techni­sch) sollten entwi­ckelt und umgesetzt werden, insbe­son­dere im Austau­sch zwischen Wirtschaft und Kommu­nen.
  • Etablierte Projekte wie die Frank­fur­ter Wirtschafts­ver­kehre sollten auf die Metro­pol­re­gion Frank­furt­Rhein­Main ausge­dehnt und bundes­weit bewor­ben werben.
  • Kommu­nen sollten bei der Mitent­wick­lung und Umset­zung autono­mer Verkehrs­in­fra­struk­tur auf ihrer Gemar­kung über ausrei­chend Handlungs­spiel­raum verfü­gen und Koope­ra­tio­nen auf Bundes-, Landes- und Kommu­nal­ebene sollten geför­dert werden.
  • Verbund­pro­jekte wie E-Port An sollten mit Blick auf eine nachhal­tige Mobili­tät erwei­tert und emissi­ons­freier Verkehr in der künfti­gen Airport City etabliert werden.
  • Um einen verbind­li­chen CO2-Fußab­druck für alle Produkte und Dienst­leis­tun­gen auswei­sen zu können, müssen standar­di­sierte Messver­fah­ren etabliert werden.
  • Es ist zu prüfen, ob Umwelt­kos­ten in Zukunft inter­na­li­siert werden sollten, zum Beispiel durch die Einfüh­rung einer CO2-Steuer. So werden umwelt­freund­li­che Herstel­lungs­ver­fah­ren und Trans­port­kon­zepte wirtschaft­lich attrak­ti­ver.
  • Die Einbe­zie­hung des motori­sier­ten Indivi­du­al­ver­kehrs in das Emission Trading System der EU und die langfris­tige Einfüh­rung einer CO2-Steuer sollten von Hochschu­len in Koope­ra­tion mit Unter­neh­men geprüft werden.
  • Die Einfüh­rung eines Nachhal­tig­keits­la­bels (Sozial, Ökono­mi­sch, Ökolo­gi­sch) auf Produk­ten und für Dienst­leis­tun­gen ist einem reinen CO2-Label vorzu­zie­hen.
  • Hessens Innen­städte sollten als Testfeld für alter­na­tive Antriebe voran­ge­trie­ben werden.
  • Die Verkehrs­pla­nung sollte in die Planung zur logis­ti­schen Erschlie­ßung von Großver­an­stal­tun­gen und Baustel­len integriert werden. In diesem Kontext sind neue Geschäfts­mo­delle zur Ver- und Entsor­gung von inner­städ­ti­schen Paral­lel­bau­stel­len zu entwi­ckeln.
  • Bei der zukünf­ti­gen Infra­struk­tur­ent­wick­lung in und zwischen Städten ist der Radver­kehr stärker zu berück­sich­ti­gen und die Anfor­de­run­gen an die Infra­struk­tur im Zusam­men­spiel mit anderen Verkehrs­trä­gern und –mitteln zu definie­ren. Hessen sollte sich zu Proto­ty­pen und Pilot­pro­jek­ten hinsicht­lich Techno­lo­gien und Infra­struk­tur mit anderen Ländern austau­schen. Der umfas­sende Ausbau von Radschnell­we­gen sollte in Hessen höchste Priori­tät erhal­ten.
  • Eine abgestimmte Entwick­lung von Siedlungs­struk­tu­ren und Infra­struk­tur muss sicher­ge­stellt werden, damit ein gleich­mä­ßig verteil­tes Verkehrs­auf­kom­men erreicht wird und überlas­tete Ballungs­räume vermie­den werden.
  • Es sollte ein langfris­tig angeleg­tes Infra­struk­tur­kon­zept auf Grund­lage aktuel­ler demogra­phi­scher Daten erstellt werden, um den Kapazi­täts­be­darf für den schie­nen­ge­bun­de­nen Perso­nen­ver­kehr bis 2050 zu ermit­teln. Im Zuge der Ausar­bei­tung des Konzep­tes sollte geprüft werden, welche Ausbau­maß­nah­men bezie­hungs­weise Projekte vordring­lich sind, wie beispiels­weise ein zweiter S-Bahn-Tunnel in Frank­furt, ein S-Bahn-Ringverkehr Frank­furt­Rhein­Main oder ein Express­bus­sys­tem.
  • Die Entwick­lung und Einfüh­rung von Tür-zu-Tür-Transportkonzepten für Passa­giere und Gepäck im Luftver­kehr ist anzustre­ben.
  • Es ist zu prüfen, ob mit dem Einsatz von innova­ti­ven Lufttrans­port­mit­teln, wie beispiels­weise Luftschif­fen, bestehende Geschäfts­mo­delle und Prozesse erwei­tert werden können bezie­hungs­weise ob dadurch neue Geschäfts­mo­delle entste­hen.
  • Laufende Projekte zu digita­len Straßen, wie das Beispiel »Digita­les Testfeld Autobahn auf der A9«, haben eine Vorbild­funk­tion für die Zukunft. Eine intel­li­gente Vernet­zung und Digita­li­sie­rung der Verkehrs­in­fra­struk­tur sollte neben dem Straßen­ver­kehr auch andere Verkehrs­trä­ger wie die Schiene einbe­zie­hen.
  • Im Zuge der digita­len Arbeits­welt müssen neue Aus- und Weiter­bil­dungs­pro­file unter Berück­sich­ti­gung der persön­li­chen Möglich­kei­ten und Bereit­schaft der Mitar­bei­ter entwi­ckelt werden, um den Bedarf an quali­fi­zier­ten Mitar­bei­tern zu decken. Es bestehen Tenden­zen zu Misch­qua­li­fi­ka­tio­nen.
  • Die Mitar­bei­ter­mo­ti­va­tion sollte zu einem zentra­len Element der Unter­neh­mens­kul­tur werden, um die Mitar­bei­ter langfris­tig zu binden. Wichtig dabei ist die weitere Entwick­lung der Perso­nal­or­ga­ni­sa­tion vom inter­nen Dienst­leis­ter zum Talent- und Kompe­tenz­ma­na­ger. Es sollten noch stärker konzep­tio­nelle Branchen­kom­pe­ten­zen entwi­ckelt und darauf basie­rend Kommu­ni­ka­ti­ons­maß­nah­men im HR-Marketing aufsetzt werden.

 


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