Testautomatisierung im ERP-Umfeld: Wie myToys mit DataOps agile Prozesse vorantreibt

Erfolg im E-Commerce steht und fällt mit einer agilen Softwareentwicklung und einer flexiblen IT-Infrastruktur. Unternehmen müssen heute in der Lage sein, schnell neue Features umzusetzen – nicht nur im Shop, sondern auch im ERP-System. Gerade bei Letzterem fallen allerdings riesige Datenmengen an. Testdaten zu generieren wird damit zum Problem. Wie eine DataOps-Plattform helfen kann, den Weg für die Testautomatisierung zu ebnen, zeigt das Beispiel myToys.

 

Die myToys-Unternehmensgruppe zählt zu den erfolgreichsten E-Commerce-Unternehmen in Deutschland und bietet ein umfangreiches Shopping-Erlebnis für die ganze Familie. Seit 1999 gibt es den myToys-Online-Shop für Spielzeug, Kindermode und Produkte rund ums Kind. Heute gehören zur Marke 17 gleichnamige Filialen in Deutschland. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin-Schöneberg hat rund sieben Millionen Kunden und beschäftigt über 2.000 Mitarbeiter.

Bei seinem Multishop-Konzept setzt myToys auf Eigenentwicklungen in allen Bereichen – angefangen von der IT über den Einkauf, das Marketing, den Kundenservice bis hin zur Logistik. Neben der Weiterentwicklung des Shop-Bereichs spielt für den Unternehmenserfolg auch die Optimierung der rückgelagerten Inhouse-Prozesse eine wichtige Rolle. Ein Team arbeitet daher kontinuierlich daran, neue Applikationen und Features für das ERP-System zu entwickeln. myToys setzt die Oracle E-Business Suite (EBS) für den Einkauf, das Finanz- und Rechnungswesen, die Bestell- und Bestandsverwaltung, den Kundendienst und die Logistik ein. Pro Quartal fallen rund 70 Entwicklungsprojekte an. Um diese möglichst schnell zur Marktreife zu bringen, hat das Unternehmen bereits teilweise agile DevOps-Methoden umgesetzt. Für jedes Modul der Oracle EBS gibt es ein Entwicklerteam von fünf Leuten, das den Microservice gemeinsam mit Vertretern der Fachabteilung und einem Product Owner vorantreibt. Die Mitarbeiter sind über Kanban organisiert und können als Gruppe für ihren Verantwortungsbereich autonom agieren, ohne dass sie erst an anderer Stelle rückfragen müssen. In einem Architektur-Board treffen sich die verschiedenen Teams zum regelmäßigen Austausch, um sicherzustellen, dass sich die einzelnen Microservices nicht auseinanderentwickeln und kein Technologiewildwuchs entsteht.

 

Testautomatisierung im ERP-Bereich ist anspruchsvoll

Während myToys bereits mit Continuous Delivery arbeitet, ist die Testautomatisierung im Software-Entwicklungsprozesses noch nicht agil umgesetzt. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen ist die Testautomatisierung im ERP-Umfeld anspruchsvoller als in der Shop-Entwicklung, da es hier meist nicht um Einzeltransaktionen geht, sondern um Stapelverarbeitung. Wenn also ein Entwickler Testdaten für einen Auftrag generiert, kann es sein, dass er sich mit einem anderen Entwickler in die Quere kommt, der für ein anderes Projekt auf denselben Batch-Prozess zugreifen muss. Eine weitere Herausforderung ist, dass myToys Test und Entwicklung auf nur einer Infrastruktur betreibt und sich alle Entwickler eine Testumgebung teilen. Dadurch graben sich die Projekte gegenseitig Ressourcen ab und bremsen einander aus.

Ideal wäre, wenn man einfach nach Bedarf neue Testsysteme aufsetzen könnte. Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Denn zum Testen brauchen Entwickler Kopien der Daten aus dem Produktivsystem, um Fehler zu vermeiden und die Qualität zu sichern. Bei ERP-Projekten fallen aber Unmengen an Daten an. So umfasst das Produktiv-System bei myToys zirka 20 Terabyte. Testdaten zu generieren wird dadurch sehr aufwändig und teuer. Entwickler müssen dafür in einem Cloning-Prozess das gesamte System kopieren und anschließend noch umkonfigurieren. Nach jeder Programmänderung müssen zudem neue Testdaten erstellt werden. Das kostet nicht nur viel Arbeitszeit, sondern auch immensen Speicherplatz, sodass die Infrastruktur an ihre Grenzen stößt. Um wirklich reibungslos zu arbeiten, bräuchte das Team zirka zehn bis 15 Test- und Entwicklungssysteme, also zehn bis 15 Kopien der Produktionsinstanz. Dafür müsste man neue Hardware anschaffen und neue Server einrichten. Insgesamt wäre das so exorbitant teuer, dass es sich bei der Geschäftsleitung nie verargumentieren ließe.

 

Wie DataOps helfen kann

Um die geschilderten Probleme zu lösen und agile Prozesse voranzutreiben, beschloss myToys eine DataOps-Plattform einzuführen. Die DataOps-Technologie erzeugt virtuelle Kopien der Produktivdaten, die nur einen Bruchteil des Speicherplatzes von echten Datenklonen benötigen. Dadurch reduzieren sich die Infrastrukturkosten erheblich. Entwickler können sich auf der Plattform beliebig viele DataPods anlegen: Umgebungen, die virtuelle Datenkopien bereitstellen und automatisch kontinuierlich mit den jeweiligen Quellen synchronisieren. Die Größe der Datensätze spielt dabei keine Rolle. Dadurch sind Entwickler in der Lage, schnell und einfach im Selfservice neue Testumgebungen aufzusetzen. Jedes Team kann dann in seiner eigenen Umgebung mit seinen eigenen Datenkopien arbeiten, ohne auf andere Rücksicht nehmen zu müssen. Das beschleunigt den gesamten Test- und Entwicklungsprozess erheblich.

(Quelle: myToys)

Ralf Schmilewski, Leiter Anwendungsentwicklung ERP bei myToys, erwartet einen großen Schritt nach vorn: »Als Effizienzsteigerung für die Testdatengenerierung hat uns Delphix 20 Prozent versprochen. Doch auch wenn wir nur bei fünf Prozent landen, wäre das bei einer Abteilung, die 40 Mitarbeiter umfasst, ganz gewaltig.« In puncto Storage hat die DataOps-Technologie bereits überzeugende Erfolge erzielt. »Wir konnten das Speichervolumen für die Testsysteme sogar stärker verringern, als wir erwartet hatten«, so Ralf Schmilewski. »Gerechnet hatten wir mit einer Reduzierung von 20 Terabyte auf zehn Terabyte. Tatsächlich sind wir jetzt bei ungefähr sieben Terabyte und haben damit eine Einsparung von 65 Prozent erreicht.« Da das Unternehmen jährlich mit einem Datenwachstum von 20 Prozent rechnet, macht sich die Optimierung gerade mit Blick auf die Zukunft deutlich bezahlt.

Ein weiterer Aspekt der neuen Lösung, der sich bezahlt macht, ist der Selfservice. Dadurch, dass Entwickler sich nun selbst schnell und einfach maßgenschneiderte Testumgebungen erstellen können, sparen Administratoren viel Arbeitszeit. Lästige und aufwändige Routinejobs fallen damit weg, sodass die Mitarbeiter mehr Freiraum gewinnen, sich um wichtigere Aufgaben zu kümmern – zum Beispiel um die Security.

Als Nebeneffekt bringt die DataOps-Technologie auch im Hinblick auf den Datenschutz eine Verbesserung. Denn die Plattform ermöglicht es, personenbezogene Daten von einer zentralen Instanz aus zu maskieren, sodass diese automatisch in allen Test- und Entwicklungsumgebungen anonymisiert vorliegen. Das ist eine wichtige Maßnahme, um die Einhaltung der DSGVO zu gewährleisten.

 

Den Weg in die Cloud ebnen

Die Virtualisierung der Dateninfrastruktur ist für myToys nur der erste Schritt auf dem Weg zu einer flexibleren, agileren IT-Infrastruktur. Künftig möchte sich das Unternehmen in Richtung Hybrid-Cloud entwickeln. Die Produktionsumgebung soll aus Compliance-Gründen weiterhin im eigenen Rechenzentrum bleiben, die Test- und Entwicklungs-Infrastruktur dagegen ausgelagert werden, da hier die Skalierbarkeit der Cloud voll zum Tragen kommt. »Früher war es für uns sinnvoll, die gesamte IT im eigenen Haus zu haben«, erinnert sich Ralf Schmilewski. »Dadurch waren wir in der Lage, Neuerungen schnell umzusetzen. Mittlerweile hat sich das umgekehrt. Heute wird man deutlich schneller, wenn man auf Cloud-Services setzt.« Die DataOps-Technologie hilft dabei, den Weg in die Cloud zu bereiten. Dadurch, dass sie das Datenvolumen deutlich reduziert, müssen geringere Datenmengen in die Cloud übertragen werden. Das beschleunigt die Migration und spart gleichzeitig Kosten.

 

Fazit

Eine agile Softwareentwicklung und -bereitstellung ist für E-Commerce-Unternehmen unverzichtbar, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die DataOps-Technologie hilft dabei, DevOps auch im ERP-Umfeld umzusetzen. Mit ihrer schnellen und kostengünstigen Testdatengenerierung schafft sie die Grundlage für die Testautomatisierung. Außerdem ebnet die Datenvirtualisierung den Weg für die Migration in die Cloud und ist damit ein wichtiges Bindeglied in einer agilen, flexiblen IT-Infrastruktur.

 

Minas Botzoglou, Regional Director DACH bei Delphix (Quelle: Delphix)

 

 

 

 

 

 

 

Eine DataOps-Lösung optimiert Migrationsprojekte und beschleunigt Test- und Entwicklungsprozesse (Quelle: Delphix).

 


 

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