Unternehmen sind nicht auf GDPR vorbereitet

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Geringe technische und unternehmenskulturelle Vorbereitung sowie fehlendes Verständnis für Erwartungen der Verbraucher und die Gesetzgebung bergen erhebliche Risiken für Umsätze und Unternehmenswert.

Einer der weltweit führenden Anbieter für Cybersicherheit hat untersucht, wie gut sich die europäischen Unternehmen auf die im Mai 2018 in Kraft tretende Europäische Datenschutzverordnung GDPR vorbereiten: 96 Prozent der Unternehmen haben noch immer keinen vollständigen Überblick, was die neue Regelung für sie bedeutet und welche Herausforderungen mit ihr verbunden sind. In Deutschland betrifft das sogar 99 Prozent der Unternehmen.

Für die Studie von Symantec mit dem Titel »State of European Data Privacy Survey« wurden insgesamt 900 Business- und IT-Entscheidungsträger aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien um ihre Einschätzungen gebeten [1]. Laut der Untersuchung haben 91 Prozent der Befragten Bedenken, dass ihr Unternehmen in der Lage sein wird, die neue Regelung einzuhalten. 22 Prozent der Unternehmen wollen das Thema Compliance dagegen in den kommenden beiden Jahren mit höchster Priorität behandeln, während gleichzeitig nur 26 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass ihr Unternehmen bereits vollständig auf GDPR vorbereitet ist.

»Diese Zahlen zeigen, dass die Unternehmen nicht nur unzureichend für GDPR gerüstet sind, sondern sich auch nicht ausreichend darauf vorbereiten«, sagt Kevin Isaac, Senior Vice President von Symantec.

Es besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen der Bedeutung von Datenschutz und -sicherheit für die Verbraucher und der Priorität, mit der die Unternehmen das Thema behandeln.

Die gute Nachricht ist, dass bis zum Inkrafttreten von GDPR noch genug Zeit ist – sofern Unternehmen jetzt aktiv werden.«

Fehlendes Bewusstsein für Regulierung

Knapp ein Viertel der Befragten (23 Prozent) gibt an, dass ihre Organisation bis 2018 die neue Regelung nicht oder nur teilweise einhalten können wird. Von dieser Gruppe glauben wiederum nur 20 Prozent, dass es überhaupt möglich ist, vollständig konform mit der neuen Europäischen Datenschutzverordnung zu werden. Beinahe die Hälfte (49 Prozent) glaubt, dass nur einzelne Abteilungen in der Lage sein werden, der neuen Regelung zu entsprechen, andere jedoch nicht. Die fehlende Zuversicht, bis zum Inkrafttreten der Regelung im Mai 2018 compliant zu werden, birgt ein erhebliches Bußgeldrisiko für Unternehmen – wodurch der Unternehmenserfolg beeinträchtigt werden kann.

Diskrepanz zu den Erwartungen der Verbraucher

Zwar betreiben viele Unternehmen erhebliche Anstrengungen, um die neuen Regelungen einzuhalten, es fehlt ihnen aber am notwendigen Bewusstsein für die Erwartungen der Verbraucher hinsichtlich Datenschutz und -sicherheit: Fast drei Viertel der Befragten (74 Prozent) glauben nicht, dass es für Kunden ein Top-3-Kriterium bei einer Kaufentscheidung oder weitergehenden Geschäftsbeziehung ist, wie ein Unternehmen beim Datenschutz aufgestellt ist. Jedoch erkundigen sich mehr als ein Drittel der Kunden (36 Prozent) bei Transaktionen nach den Sicherheitsvorkehrungen. Ähnlich besorgniserregend ist die Erkenntnis, dass 35 Prozent der Studienteilnehmer nicht der Meinung sind, dass ihr Unternehmen einem ethischen Ansatz beim Schutz und Sichern von Daten folgt.

Diese Ergebnisse der Befragung zeigen, dass es eine deutliche Diskrepanz zu den Erwartungen und Wünschen der Verbraucher gibt: Denn nach dem Symantec State of Privacy Report [2], einer Studie unter Verbrauchern zum Thema Datenschutz, ist Datensicherheit für 88 Prozent der europäischen Verbraucher das wichtigste Kriterium bei einer Kaufentscheidung oder der Aufnahme einer Geschäftsbeziehung. Für 86 Prozent ist sie sogar wichtiger als die Produktqualität. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass 55 Prozent der Unternehmen laut dem »State of European Data Privacy Report« nicht davon überzeugt sind, dass sie den Erwartungen der Verbraucher bezüglich Datensicherheit vollständig entsprechen.

Anpassung der Unternehmenskultur

Die »State of European Data Privacy Survey«-Studie zeigt zudem, dass viele Unternehmen noch nicht begonnen haben, sich mit den notwendigen organisatorischen und unternehmenskulturellen Veränderungen zu beschäftigen, die sie bis Mai 2018 umsetzen müssen. Das zeigen unter anderem diese Ergebnisse:

  • Bei fast jedem zehnten Unternehmen (9 Prozent) haben alle Mitarbeiter Zugriff auf die persönlichen Informationen der Kunden.
  • Sechs Prozent geben an, dass in ihrem Unternehmen die gesamte Belegschaft Zugang zu Zahlungsinformationen der Kunden hat.
  • Nur 14 Prozent sind der Meinung, dass jeder im Unternehmen Verantwortung dafür trägt, dass Daten geschützt werden

Der weitreichende Zugang zu persönlichen Informationen in vielen Unternehmen macht deutlich, dass viele Organisationen die mit GDPR verbundenen Herausforderungen unterschätzen. Das verdeutlichen auch diese Zahlen:

  • Weniger als die Hälfte der Befragten (47 Prozent) sagt, dass der ethische Umgang mit Daten hohe Priorität in ihrer Organisation hat. Weniger als die Hälfte gibt zudem an, dass sie in Zukunft mehr Schulungen hinsichtlich Sicherheit anbieten wollen.
  • Nur 27 Prozent planen im Zuge von GDPR ihre Herangehensweise an Security komplett zu überarbeiten.

Technische Voraussetzungen und das Recht auf Vergessen

  • 91 Prozent der Befragten haben Bedenken, ob ihr Unternehmen in der Lage sein wird, GDPR einzuhalten. Als Gründe nannten sie die Komplexität, Daten korrekt und zeitnah weiterzuverarbeiten, sowie die damit verbundenen Kosten.
  • Nur 28 Prozent der IT- und Business-Entscheidungsträger haben realisiert, dass das sogenannte Recht auf Vergessen Teil von GDPR ist.
  • 90 Prozent der Organisationen sind überzeugt, dass Anfragen zur Löschung von Kundendaten für ihr Unternehmen eine Herausforderung sein werden.
  • 81 Prozent der Studienteilnehmer glauben, dass ihre Kunden von ihrem Recht auf Löschung von Daten Gebrauch machen würden.
  • Trotzdem haben 60 Prozent aller Organisationen bisher kein bestehendes System, das ihnen die Umsetzung dieser Anfragen ermöglicht.

»Unternehmen sollten erkennen, dass Datenschutz und -sicherheit sowie die Compliance mit der europäischen Datenschutzregelung extrem relevante Unterscheidungsmerkmale für Unternehmen sind«, erklärt Kevin Isaac, Senior Vice President von Symantec. »Der Umgang eines Unternehmens mit GDPR sollte deshalb ein Kernelement der Unternehmensstruktur und -kultur werden. Eine teilweise Abarbeitung von Einzelpunkten führt zu Stückwerk und zu mehr Komplexität und Problemen, als dass sie ein Unternehmen voranbringt.«

Peter Gooch, Cyber Risk Partner bei Deloitte meint dazu: »Ob Unternehmen erfolgreich die Regularien von GDPR meistern, hängt davon ab, wie bereit sie sind, sich dem integrierten Datenschutz (»Privacy by Design«) anzunehmen. Sie müssen zudem verstehen, dass gute Prozesse nicht nur durch vorgegebene Regularien eingefordert werden, sondern im Bereich Sicherheit und Privatsphäre entscheidende Wettbewerbsvorteile bringen können und dazu beitragen, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen.«

Prof. Dr. Udo Helmbrecht, Executive Director, The European Union Agency for Network and Information Security (ENISA) ergänzt: »Angesichts der grundlegenden Relevanz der europäischen Datenschutzverordnung für die digitale Welt der EU von morgen, begrüßt die European Union Agency for Network and Information Security Initiativen wie diese. Sie schärfen unser Verständnis für Herausforderungen, die wir meistern müssen, um unsere selbst gesetzten Ziele erreichen zu können.”

[1] Über die Studie »State of European Data Privacy Survey«: Im September 2016 hat das unabhängige Marktforschungsinstitut Vanson Bourne im Auftrag von Symantec 900 Entscheidungsträger aus Wirtschaft und IT von Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern in Großbritannien, Deutschland und Frankreich befragt.
[2] Symantec’s 2015 State of Privacy Report: www.symantec.com/content/en/us/about/presskits/b-state-of-privacy-report-2015.pdf

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