5 Tipps, wie Unternehmen ihre Zukunftsfähigkeit in der Multi-Krise sichern

Illustration: Absmeier – SamBeetrArts

Spätestens seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine befindet sich die deutsche Wirtschaft in einer multiplen Krise: Die Energiekosten sind regelrecht explodiert, im Winter drohen regionale Blackouts und die Inflation liegt mit 10 Prozent auf dem höchsten Stand seit über 70 Jahren. Außerdem sind die internationalen Lieferketten weiterhin gestört und auch die Corona-Pandemie ist noch nicht vollständig überwunden. Zu alldem kommt ein massiver Arbeits- und Fachkräftemangel. Aufgrund dieser Krisen prognostizieren die führenden Wirtschaftsinstitute in Deutschland für 2023 eine deutliche Rezession. Trotzdem sollten Unternehmen aber weiterhin an ihrer Zukunftsfähigkeit arbeiten, denn solche Investitionen zahlen sich mittel- und langfristig immer aus.

 

Dabei können die folgenden fünf Praxis-Tipps helfen.

 

  1. Betriebliches Vorschlagswesen und Ideenportal einrichten

In Zeiten des Arbeits- und Fachkräftemangels sind Mitarbeiter für viele Unternehmen die wichtigste Ressource. Häufig schlummert in der Belegschaft ein enormes ungenutztes Ideenpotenzial. Helfen können dabei ein strukturiertes internes betriebliches Vorschlagswesen sowie ein Ideenportal für externe Geschäftskontakte. Dabei werden sichere Kommunikationskanäle eingerichtet, über die sowohl Mitarbeiter als auch Externe entweder allein oder in gemeinsamer Abstimmung Verbesserungsvorschläge einreichen können. Diese Vorschläge werden anschließend von Experten im Unternehmen evaluiert und gegebenenfalls umgesetzt. Führen die Vorschläge dazu, Kosten einzusparen oder Erträge zu steigern, erhalten die Ideengeber dafür oftmals eine Prämie. Machen Mitarbeiter während ihrer Arbeitszeit gar praktische Erfindungen, steht ihnen dafür eine angemessene Vergütung zu. Um Anreize für zukünftiges Ideenwachstum zu setzen, können Vorgesetzte ihren Mitarbeitern neben der gesetzlich vorgeschriebenen Erfindervergütung auch zusätzliche Boni auszahlen. Ein betriebliches Vorschlagswesen kann so zu einer echten Win-win-Situation werden: Mitarbeiter bringen sich aktiv ein und fühlen sich wertgeschätzt, und Unternehmen können mit den neuen Vorschlägen ihre Prozesse und Strukturen optimieren, und Mitarbeiter enger an sich binden.

 

  1. Schutz vor Datendiebstahl, Spionage und Sabotage sicherstellen

Für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen ist es unverzichtbar, Betriebsgeheimnisse und andere Daten ausreichend zu schützen. Wie eine neue Studie des Digitalverbands Bitkom zeigt, sind dieses Jahr bereits 84 Prozent der Unternehmen in Deutschland Opfer von Datendiebstahl, Spionage oder Sabotage geworden. Die Schäden, die dabei verursacht wurden, liegen inzwischen bei über 200 Milliarden Euro jährlich. Eine Sicherheitslücke ist dabei oftmals der E-Mail-Verkehr von Unternehmen, da häufig auch sensible Daten wie Zeichnungen oder andere Dokumente unverschlüsselt versendet werden. Wichtig ist es daher, in IT-Lösungen zu investieren, die eine verschlüsselte und sichere Zusammenarbeit möglich machen. Außerdem bieten diverse spezialisierte Dienstleister eine umfassende Cybersecurity an, die Datendiebstahl effizient verhindert. Aber auch hier zählt der Faktor Mensch: die meisten Cyberattacken werden nur möglich, weil ein unachtsamer Mitarbeiter den Zugriff aufs Firmennetz ermöglicht hat. Ebenso unverzichtbar sind daher gezielte Schulungen des Personals und eine Sensibilisierung für die genannten Gefahren.

 

  1. Patentportfolio richtig verwalten

Um sich gegen Nachahmung von geistigem Eigentum abzusichern, bieten Patente und Gebrauchsmuster den bestmöglichen Schutz. Bei der Patentanmeldung legen Erfinder ihre Innovation offen und erhalten dafür 20 Jahre lang ein einklagbares Schutzrecht, das anderen die Nutzung der Erfindung untersagt oder aber gegen Zahlung einer Lizenzgebühr erlaubt. Trotzdem kopieren Wettbewerber immer wieder Produkte. Einer Befragung von 64 Mitgliedern des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) zufolge entstehen dadurch Schäden von etwa 6,4 Milliarden Euro jährlich. Mit einem klug gemanagten Patentportfolio lassen sich solche Schäden minimieren, da bei Verletzung von Schutzrechten gegen Produktpiraten meist erfolgreich geklagt werden kann.

Das bestehende Patentportfolio sollte dabei möglichst effizient verwaltet werden. Patente, die im Unternehmen nicht zum Einsatz kommen und für die sich auch keine Lizenznehmer finden lassen, sollten nicht verlängert werden, um Kosten zu sparen. Zudem ist oft auch ein Blick auf den Geltungsbereich eines Patents sinnvoll, denn je mehr Länder ein Schutzrecht abdeckt, umso teurer ist es in der Regel. Hier bietet das Europäische Einheitspatent, das 2023 eingeführt wird, eine bedeutende Vereinfachung für Europäische Patente.

 

  1. Mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen

Nachhaltigkeit ist derzeit das große Zukunftsthema, denn auch die Klimakrise steht quasi vor der Tür. Viele Kunden legen immer mehr Wert auf grüne Produkte und Dienstleistungen, Investoren achten vermehrt auf die ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). Und auch die Politik übt mit neuen rechtlichen Anforderungen, zum Beispiel dem neuen Lieferkettengesetz, direkten Druck auf die Wirtschaft aus. Unternehmen, die sich aktiv mit Nachhaltigkeitskriterien sowohl im eigenen Betrieb als auch entlang ihrer Lieferkette auseinandersetzen, werden mittelfristig massiv profitieren so und ihre Zukunftsfähigkeit dauerhaft sichern. Auch in den Führungsetagen der bedeutendsten deutschen Unternehmen ist diese Entwicklung angekommen. Bereits jetzt stufen die Rating-Agenturen MSCI, S&P Global und Morningstar rund ein Drittel der 40 im DAX gelisteten Firmen als Vorreiter bei den ESG-Kriterien ein.

 

  1. In die Digitalisierung investieren

Digitalisierung ist ein weiterer Schlüssel zu mehr Krisenresilienz. Ein gutes Beispiel hierfür war der massive Digitalisierungsschub in der Frühphase der Corona-Pandemie, in der viele Unternehmen auf digitale Meetings und Remote Work umstellen mussten. Aus dieser Erfahrung sollten Unternehmen lernen und jetzt ihre bestehende IT-Infrastruktur weiter modernisieren. Zwar ist die Einführung von neuen digitalen Tools und Prozessen häufig mit einem großen einmaligen Zeit- und Arbeitsaufwand verbunden. Nach diesem Erst-Investment entstehen dann aber in aller Regel keine hohen Folgekosten mehr. Mittelfristig wird sich eine stärkere Digitalisierung daher amortisieren. Auch hier gilt: Betroffene Mitarbeiter müssen aktiv in das Geschehen eingebunden werden und im Rahmen von Change-Prozessen an neue digitale Lösungen herangeführt werden, denn die beste IT ist nutzlos, wenn sie von der Belegschaft nicht angenommen wird oder nicht zu den Bedürfnissen der Mitarbeitern passt.

 

Fazit

Trotz der zahlreichen Herausforderungen können Unternehmen also einiges dafür tun, um ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern. Auch wenn sich die aktuelle Situation äußerst negativ auf die Wirtschaft in Deutschland auswirkt, liegt in ihr auch eine Chance. Wer jetzt die richtigen Weichen stellt und kluge Entscheidungen trifft, kann gestärkt aus der aktuellen Multi-Krise hervorgehen.

Jan Witt, Sales Director DACH, Anaqua

 

Jan Witt ist Sales Director DACH bei Anaqua, dem weltweit führenden Anbieter von integrierten Technologien und Dienstleistungen zum Management von Innovationen und geistigem Eigentum.