Mehr Resilienz und Flexibilität 2026: Lieferketten müssen fundamental umgestaltet werden

Illustration Absmeier foto freepik

Neue Studie belegt die Kosten von schlechtem Design von Lieferketten.

 

Die digitale Transportmanagement-Plattform Alpega stellt die Ergebnisse einer Branchenstudie vor, basierend auf der Transportation Readiness Benchmark Survey von Alpega sowie auf Experteneinschätzungen von DXC Technology, 4flow, Dojo Consulting, Customs Support Group, Prewave und Proxio Systems. Der Bericht verbindet quantitative Erkenntnisse mit Experteneinschätzungen und konkreten Handlungsempfehlungen, um Entscheidungsträger in der Logistik dabei zu unterstützen, Resilienz, Compliance und Nachhaltigkeit in einer Ära ständiger Disruption zu stärken.

 

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Unternehmen ihre bisher auf Effizienz ausgerichteten Lieferketten angesichts der zunehmenden Risiken durch geopolitische Volatilität (von 56 % der Versender genannt) und handelspolitische Veränderungen (74 % der Versender) grundlegend neu ausrichten müssen, um ihre Resilienz zu sichern. Anstatt ausschließlich auf Optimierung zu setzen, sollten Unternehmen ihre Lieferketten so gestalten, dass Regionalisierung, eine verbesserte Compliance-Fähigkeit sowie der pragmatische Einsatz KI-gestützter Technologien gewährleistet sind. Dadurch lassen sich die Folgekosten eines »schlechten Design« vermeiden.

Experten sind sich einig: Die Kosten für ein »schlechtes Design« (cost of bad design) übersteigen die Investitionen in eine von Grund auf durchdachte Gestaltung bei Weitem. Die Antwort auf Volatilität, Compliance-Anforderungen und Nachhaltigkeit liegt in einer grundlegenden Neugestaltung der Logistiknetzwerke und -prozesse. Transport und Compliance dürfen dabei nicht als nachträgliche Überlegungen betrachtet werden, sondern müssen von Beginn an als zentrale Design-Parameter einfließen.

»Die im Report enthaltenen Daten und Experteneinschätzungen zeigen klar: 2026 wird kein Jahr des Abwartens. Unternehmen, die ihre Netzwerke neu gestalten, Transparenz erhöhen und technologische Fähigkeiten ausbauen, werden künftig deutlich besser auf geopolitische und regulatorische Veränderungen reagieren können. Mit dem Alpega Trends Reports möchten wir der Branche Orientierung und konkrete Handlungsempfehlungen geben, um Lieferketten resilienter und flexibler zu machen«, erklärt Todd DeLaughter, CEO von Alpega.

 

Regionalisierung, Compliance und KI prägen Lieferketten 2026

Basierend auf Experteneinschätzungen und Interviews mit Verladern (Shippers), Frachtführern (Carriers) und Logistikdienstleistern (LSPs) wurden fünf zentrale Trends identifiziert, die bestimmen, wie globale Lieferketten künftig gestaltet und gesteuert werden:

  1. Lieferketten rücken näher an den Heimatmarkt
    Multinationale Unternehmen überarbeiten ihre globalen Netzwerke und setzen verstärkt auf Regionalisierung, um schneller auf lokale Nachfrage zu reagieren, die Resilienz zu erhöhen sowie Transportkosten und CO₂-Emissionen zu senken. Bereits 64 % der Hersteller haben ihre Produktion regionalisiert oder befinden sich im Prozess. Parallel dazu treiben digitale Innovationen die End-to-End-Sichtbarkeit voran: 79 % der Hersteller nutzen Dashboards zur Echtzeitüberwachung von Warenströmen. Regionalisierung und Digitalisierung bilden die zwei Säulen der nächsten Generation resilienter Lieferketten.
  2. Compliance wird zur strategischen Priorität
    Neue Vorschriften wie die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) oder der CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) heben Compliance von einer Back-Office-Funktion auf die C-Suite-Ebene. Unternehmen müssen ihre Daten-Governance für Produktklassifizierung und Ursprungsbestimmung stärken, da Compliance ein Kernpfeiler der Resilienz ist. Nichttarifäre Handelshemmnisse können 30 bis 40 % der gesamten Einstandskosten ausmachen und müssen von Anfang an in das Design integriert werden.
  3. Arbeitskräftemangel beschleunigt Automatisierung
    Der Fachkräftemangel bleibt eine strukturelle Herausforderung. 71 % der Carrier sehen den Fahrermangel als größtes Risiko für 2026. Unternehmen integrieren daher die Verfügbarkeit von Arbeitskräften und Automatisierungspotenziale frühzeitig in ihre Netzwerkdesign- und Optimierungsmodelle. Die Strategie verschiebt sich von starren Großsystemen hin zu modularen Robotik- und Automatisierungslösungen, die flexibel auf sich ändernde Geschäftsmodelle reagieren.
  4. KI als Co-Pilot, nicht als Ersatz
    Künstliche Intelligenz (KI) wird zum »Co-Piloten« für logistische Entscheidungen. »Augmented« KI ergänzt menschliche Expertise und ermöglicht adaptive Entscheidungen auf operativer (zum Beispiel Routenoptimierung), taktischer (schnelle Reaktion auf Störungen) und strategischer Ebene (Netzwerkgestaltung). Beispiel: KI-gestützte Lastoptimierung kann die Lkw-Auslastung um 20–30 % steigern und gleichzeitig Kosten sowie CO₂-Emissionen senken.
  5. Dekarbonisierung als Designprinzip
    Nachhaltigkeit wird zum festen Bestandteil des Lieferkettendesigns. Unternehmen mit höherem Reifegrad integrieren CO₂-Reduktion direkt in Beschaffungsprozesse und fordern in Ausschreibungen duale Gebotsoptionen (kosten- und emissionsoptimiert). GLEC-konforme Emissions-Baselines und steigende Kohlenstoffkosten (ETS2) beschleunigen diesen Trend.

 

Die Readiness Lücke: Bewusstsein vs. Vorbereitung

Die Umfrage zeigt eine deutliche Diskrepanz zwischen Risikobewusstsein und operativer Bereitschaft (Readiness). Während 74 % der Verlader (Shippers) sich primär auf makroökonomische und geopolitische Risiken konzentrieren und Volatilität der Zoll- und Handelspolitik als größte Sorge (74 %) nennen, fokussieren sich Spediteure (Carriers/LSPs) auf interne, operative Herausforderungen, angeführt vom Fahrermangel (71 %). Bei der Fähigkeit zur Störungsabsorption klafft bei Verladern eine Lücke: Nur 35 % geben an, über automatisierte Ausnahmebehandlung und Re-Tendering in ihrem TMS zu verfügen, und 21 % besitzen keinerlei Resilienz-Fähigkeiten. Im Gegensatz dazu investieren Spediteure in Sichtbarkeit: 43 % nutzen Control Tower mit proaktiven Warnungen und prädiktiver ETA-Sichtbarkeit. Dennoch bleiben strukturelle Maßnahmen wie Stresstests oder dokumentierte Playbooks selten.

 

Fazit: 2026 erfordert aktives handeln

Liefernetzwerke, die einst auf Kosteneffizienz ausgelegt waren, geraten durch Zölle, geopolitische Unsicherheit, Fachkräftemangel sowie neue Nachhaltigkeits- und Compliance-Vorgaben unter Druck.

Das Jahr 2026 wird jene Unternehmen stärken, die Transport, Risiko-Management und Compliance als zentrale Design-Inputs verstehen und nicht als nachgelagerte Aufgaben. Erfolgskritisch sind robuste Netzwerkstrukturen, verbindliche operative Leitfäden und eine moderne Technologiearchitektur (z.B. TMS, offene Carrier-Netzwerke, interoperable Datenflüsse).

 

[1] Die Studie basiert auf zwei Umfragen (September 2025) und Experteninterviews.
Insgesamt wurden 48 qualifizierte und verifizierte Führungskräfte befragt:
  1. Versender (Shippers): 34 Führungskräfte aus dem Lieferketten- und Logistikbereich von Unternehmen aus den Sektoren Fertigung, Einzelhandel und Vertrieb.
  2. Frachtführer und Logistikdienstleister (LSPs): 14 Führungskräfte von Frachtführern und Logistikdienstleistern.
Die Umfrageergebnisse wurden durch Interviews mit Experten von Organisationen wie Customs Support Group, Dojo Consulting Group, DXC Technology, 4Flow, Prewave und Proxio Systems ergänzt, um Einsichten in die Anpassungen für 2026, die Absorptionsfähigkeiten bei Störungen und geplante Technologiemodernisierungen zu gewinnen.
Den vollständigen Report finden Sie hier. https://www.alpegagroup.com/de-de/community/bibliothek/designing-for-disruption/
Weitere Informationen zu Alpega, finden Sie unter: alpegagroup.com/de-de/