Deutsche Unternehmen, die Cloud-Dienste nutzen, profitieren in erster Linie von hohen Einsparmöglichkeiten (90 Prozent), einer stets aktuellen Technik (85 Prozent, Mehrfachantworten erwünscht) und von großer Flexibilität bei der Nutzung (84 Prozent). Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie »IT-Sicherheit und Datenschutz 2015« der Nationalen Initiative für Informations- und Internet-Sicherheit e.V. (NIFIS), die mit ihrer Untersuchung zu einem realistischeren Stimmungsbild in puncto Cloud beitragen möchte. Ausgelöst durch die NSA-Skandale und nicht zuletzt auch durch die derzeitige BND-Abhöraffäre ist laut NIFIS-Vorsitzendem Rechtsanwalt Dr. Thomas Lapp das Vertrauen vieler einheimischer Firmen in die digitale Wolke derzeit nachhaltig gestört.
Der »digitalen Verunsicherung« entgegenwirken
Die umfangreiche und professionelle Ausspähung deutscher Firmen durch NSA und Co. und die rechtlich legitimierte digitale Sammelwut von US-Behörden hat das negative Bild vom Cloud Computing hierzulande in Medien, Öffentlichkeit und Wirtschaft geprägt. Laut NIFIS-Studie werden in erster Linie der Kontrollverlust über die eigenen Daten (73 Prozent), interne und externe Hackerangriffe (71 Prozent) und die eigene Unwissenheit über die vorhandenen Risiken (89 Prozent) von der deutschen Wirtschaft als Hauptgefahren beim Cloud Computing wahrgenommen. Die Risiken der digitalen Wolke sichtbar zu machen, ist für den NIFIS-Vorsitzenden sehr wichtig und kann dazu führen, dass die Unternehmen keine unnötigen, weil eigentlich unbegründeten Ängste mehr vor der digitalen Wolke haben. »Genauso wichtig ist es aber auch, die Vorteile herauszustellen, damit verloren gegangenes Vertrauen in diese zukunftsweisende Technologie wieder zurückgewonnen wird«, fügt Lapp hinzu. Um der »digitalen Verunsicherung« entgegenzuwirken fordert er daher auch eine breit angelegte Aufklärungskampagne von Bundesregierung und Wirtschaftsverbänden.
Deutsche Wirtschaft profitiert durch Cloud-Dienste
Als weitere Vorteile stehen bei der Studie wiederum monetäre Aspekte im Mittelpunkt. So gehen 79 Prozent der befragten IT-Experten davon aus, dass ein Unternehmen bei der Nutzung von gemieteten Cloud-Diensten sein Kapital nicht längerfristig und in größerem Umfang binden muss. Da Cloud-Anbieter ihre Ressourcen für viele Marktteilnehmer bereitstellen, können die einzelnen Dienstleistungen zudem kostengünstig angeboten werden – davon sind 77 Prozent der Befragten überzeugt. Darüber hinaus können auch verschiedene regionale Standorte ohne größere Investitionen an die Unternehmensressourcen angebunden werden (74 Prozent). Aber auch die hohe Verfügbarkeit und höhere Ausfallsicherheit der Hardware in der Cloud spielen für 70 Prozent der befragten Fachleute eine wesentliche Rolle. Hinzu kommen Vorteile für die Fachabteilungen: Diese können sich nämlich durch Nutzung der digitalen Wolke auf ihre Kernaufgabe im Unternehmen konzentrieren (65 Prozent) und schneller auf aktuelle Geschäftsentwicklungen reagieren (64 Prozent).
Unternehmen gehen leichtfertig mit ihren Daten um
Die NIFIS-Studie hat noch weitere Sicherheitsaspekte beim Cloud Computing berücksichtigt. So können moderne Verschlüsselungsprogramme laut mehrheitlicher Expertenmeinung (66 Prozent) zwar das Mitlesen von Daten deutlich erschweren – doch auch sie bieten keinen hundertprozentigen Schutz vor Ausspähung. Weitere 54 Prozent attestieren der deutschen Wirtschaft einen leichtfertigen Umgang mit ihren Cloud-basierten Daten. Bemerkenswert ist auch die Einschätzung von fast der Hälfte der befragten IT-Experten (49 Prozent), dass Cloudanbieter ihrerseits in einigen Fällen auch allzu sorglos mit den anvertrauten Daten umgehen. Die aktuelle US-Rechtsprechung trägt laut NIFIS-Vorsitzendem Rechtsanwalt Dr. Thomas Lapp ebenfalls dazu bei, dass die deutschen Unternehmen bei der Wahl des Cloud-Anbieters verunsichert sind. Laut Studie sind 65 Prozent der befragten Unternehmen der Meinung, dass es an Transparenz darüber mangelt, ob die Cloud-Dienstleister, die in Europa die Daten ihrer Kunden verwalten, diese nicht doch an US-Behörden wie Geheimdienste weitergeben.
NIFIS-Vorsitzender fordert Aufklärungskampagne
Um den deutschen Unternehmen die Verunsicherung beim Cloud Computing zu nehmen, fordert Lapp eine breit angelegten Aufklärungskampagne: »Bundesregierung und Wirtschaftsverbände müssen die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft als nationale Aufgabe verstehen.« Im Rahmen einer intensiveren Zusammenarbeit vor allem zwischen Staat und Wirtschaft müsse eine Aufklärungskampagne über die Gefahren und Risiken von Cloud Computing informieren. »Dies würde vielen Unternehmen mehr Sicherheit im Umgang mit der digitalen Wolke geben und gleichzeitig das Vertrauen in die neue Technologie massiv stärken. Wenn Unternehmen die Gefahren besser kennen, werden sich viele ihrer Befürchtungen zudem als unbegründet erweisen«, betont der NIFIS-Vorsitzende.
Erhöhte Sorge um IT-Sicherheit lässt Ausgaben steigen
Laut Lapp scheinen die deutschen Firmen weiterhin nachhaltig unter dem Eindruck von PRISM und Co. zu stehen. So haben die Spionage-Skandale laut NIFIS-Studie 88 Prozent der deutschen Wirtschaft in puncto Datenschutz sensibilisiert. Dementsprechend werden sich die Ausgaben für IT-Sicherheit und Datenschutz in 2015 weiter erhöhen. Fast die Hälfte der deutschen Firmen (49 Prozent) geht davon aus, dass die Investitionen in diesem Jahr um 50 Prozent zunehmen werden. Weitere 17 Prozent prognostizieren sogar eine Verdopplung. Im Vergleich zum Vorjahr rechnen damit deutlich mehr Firmen mit einer steigenden Nachfrage nach IT- und Informationssicherheit.h der NIFIS organisierten Gremien ist es, Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität sowie den sicheren Transport von Daten in digitalen Netzwerken sicherzustellen. Dazu entwickelt die NIFIS seit ihrer Gründung im Jahr 2005 unterschiedliche Konzepte und setzt diese in pragmatische Lösungen um. Zu den Schwerpunkten der Tätigkeit zählen die aktive Kommunikation und die Bereitstellung von Handlungsempfehlungen und Dienstleistungen.