Drei von zehn würden Online-Sprechstunde nutzen

■  Online-Sprechstunde ergänzt den Praxisbesuch und schließt Versorgungslücken.

■  Vorteile für Patienten: weniger Wartezeit und Zugang zu entfernten Ärzten.

■  Seit 1. April ist die Online-Sprechstunde Kassenleistung.

 

Das Wartezimmer ist bis auf den letzten Platz belegt, man wartet seit Stunden und der fiebernde Sitznachbar hustet und hustet: Ein Arztbesuch kann nervenaufreibend und zeitraubend sein – und im schlimmsten Fall geht man mit mehr Viren und Bakterien nach Hause, als man gekommen ist. Dank Online-Sprechstunde können Arzt und Patient persönlich und dennoch unabhängig vom jeweiligen Aufenthaltsort bequem miteinander in Kontakt treten. Dabei kommunizieren Arzt und Patient per Videochat. Fast drei von zehn Deutschen (27 Prozent) können sich vorstellen, die Online-Sprechstunde künftig zu nutzen. Das hat eine Umfrage ergeben, die der Digitalverband Bitkom zusammen mit der Bayerischen TelemedAllianz (BTA) durchgeführt hat [1].

»Gerade wenn es um eine einfache Nachkontrolle, das Einholen einer Zweitmeinung oder eine reine Informations-Sprechstunde geht, erleichtert die Online-Sprechstunde den Alltag für Arzt und Patient enorm«, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. »Patienten werden die Hemmungen vor dem Gang in die Praxis genommen und auch der Arzt hat Vorteile: Er reduziert den Andrang im Wartezimmer und kann die Online-Sprechstunde flexibler handhaben als Termine in der Praxis.«

Pluspunkte der Online-Sprechstunde

Sechs von zehn Internetnutzern (60 Prozent) sehen den Vorteil, dass der Zugang zu räumlich weit entfernten Ärzten erleichtert wird, etwa zu speziellen Fachärzten oder wenn man als Patient auf dem Land lebt. 58 Prozent geben als großen Pluspunkt der Online-Sprechstunde an, dass die Wartezeit in der Praxis entfällt. Dass man der Ansteckungsgefahr dort dank Online-Konsultation nicht ausgesetzt ist, sagen 41 Prozent. Auch die Ersparnisse bei Zeit (37 Prozent) und Kosten (22 Prozent) für die Anfahrt sind für die Patienten ein wichtiger Vorteil.

Nachteile

Als Nachteil nennen 72 Prozent der Befragten die Sorge vor Fehlbehandlungen, zum Beispiel weil die körperliche Untersuchung entfällt. 54 Prozent geben an, dass das Vertrauensverhältnis ohne den direkten Kontakt zwischen Arzt und Patient leiden könnte. Ebenfalls jeder Zweite (52 Prozent) fürchtet, dass sensible Gesundheitsdaten in falsche Hände geraten könnten, wenn sie via Internet übertragen werden.

Online-Sprechstunde eine hervorragende Alternative in bestimmten Fällen

»Die Online-Sprechstunde ist nicht für eingehende körperliche Untersuchungen gedacht, sondern etwa für das Einholen einer Zweitmeinung oder eines Folgerezepts. Auch die Besprechung von Untersuchungsergebnissen oder ein reines Informationsgespräch, etwa für Neu-Patienten oder allgemeine Auskünfte zum Verlauf einer Krankheit, können online oft genauso gut stattfinden wie in einer Praxis«, so Rohleder. Gerade für Patienten, die auf dem Land wohnen oder mobil eingeschränkt sind, sei die Online-Sprechstunde eine hervorragende Alternative und könne so auch vorhandene Versorgungslücken schließen. »Online-Sprechstunden sparen Zeit und Geld und sollten zum Standard werden«, so Rohleder.

Krankenkassen übernehmen seit dem 1. April 2017 die Kosten einer Online-Sprechstunde.

Im Rahmen des sogenannten »E-Health-Gesetzes« sind Online-Sprechstunden damit nun Bestandteil der vertragsärztlichen Versorgung. Der Erstbesuch beim Arzt muss allerdings weiterhin persönlich erfolgen, weitere Konsultationen können dann per Video-Sprechstunden stattfinden. Ärzte müssen für die Videosprechstunde zuvor eine schriftliche Einwilligung des Patienten einholen. Bei der Online-Sprechstunde treten Arzt und Patient dann über einen zertifizierten Videodienstanbieter, wie beispielsweise Patientus, in Kontakt. Der Videodienstanbieter sorgt für einen reibungslosen und sicheren technischen Ablauf der Online-Sprechstunde. Dafür nötig sind eine Internetverbindung, eine Webcam, Lautsprecher und ein Mikrofon. Eine zusätzliche Software ist nicht erforderlich.

 

[1] Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.003 Personen ab 14 Jahren befragt, darunter 798 Internetnutzer. Die Fragestellungen lauteten: »Was wären für Sie persönlich die drei wichtigsten Vorteile der Online-Sprechstunde?«, »Was wären für Sie persönlich die drei größten Nachteile der Online-Sprechstunde?«; Welche der folgenden digitalen Angebote haben Sie bereits genutzt beziehungsweise können Sie sich vorstellen, künftig zu nutzen?
Weitere Ergebnisse aus der Verbraucherbefragung zum Thema E-Health sind unter diesem Link verfügbar. https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Markt-fuer-Digital-Health-mit-grossem-Wachstumspotenzial.html oder hier: https://ap-verlag.de/markt-fuer-digital-health-mit-grossem-wachstumspotenzial/32851/

 


 

10 Tipps zur sicheren Gesundheitsrecherche im Internet

 

Die Gesundheitsrecherche im Internet ist heutzutage selbstverständlich: Zwei Drittel der Internetnutzer (64 Prozent) informieren sich online zu Themen wie Ernährung, Krankheitssymptomen, Fitness oder Behandlungsmethoden, jeder fünfte sogar mindestens einmal im Monat. Angesichts der Fülle von Gesundheitsinformationen im Internet ist es allerdings oft nicht einfach einzuschätzen, ob diese korrekt, ausgewogen und seriös sind. Folgende Tipps können dabei helfen:

  1. Passendes Portal auswählen:

Während allgemeine Gesundheitsportale teils über ein sehr breites Spektrum von Erkrankungen informieren, gibt es auch spezialisierte Webseiten für bestimmte Krankheiten. So informieren im Internet etwa die Deutsche Herzstiftung über Herz-Kreislauf-Probleme oder das Deutsche Krebsforschungszentrum über Krebserkrankungen. Als Faustregel gilt: Je spezialisierter ein Portal, desto detaillierter und fundierter sind oft die Informationen. Darüber hinaus gibt es im Internet auch zahlreiche Foren und Blogs, auf denen Betroffene meist anonym ihre Erfahrungen miteinander teilen und sich Empfehlungen geben. Gerade bei seltenen Erkrankungen oder ausbleibendem Behandlungserfolg kann dieser Austausch mit Leidensgenossen für die Betroffenen hilfreich sein. Fachinformationen beziehungsweise einen Arztbesuch kann der Austausch mit Laien in aller Regel aber nicht ersetzen.

  1. Urheber prüfen:

Um die Qualität von Gesundheitsinformationen einschätzen zu können, sollte man wissen, wer der Urheber ist und welche Interessen dieser möglicherweise verfolgt. Der Betreiber einer Seite sollte bestenfalls schon auf der Homepage oder unter »Kontakt« klar identifizierbar sein, spätestens aber mit einem Blick ins Impressum. Teils wird daraus ersichtlich, dass die jeweilige Internetseite von Unternehmen betrieben wird, die damit wirtschaftliche Interessen verfolgen. Teils stecken Gruppen dahinter, die Meinungen fernab der Schulmedizin oder etablierter alternativer Heilverfahren vertreten. In solchen Fällen sind die Informationen mit Vorsicht zu genießen.

  1. Qualitätssiegel:

Einige Websites werden von unabhängigen Experten geprüft und können ein entsprechendes Qualitätssiegel vorweisen. Zu diesen Prüfzeichen zählen zum Beispiel das HON-Siegel der »Health On the Net Foundation«, das Logo des bundesweiten »Aktionsforums Gesundheitsinformationssystem« (afgis) und das Zertifikat »Geprüfte Homepage« der Stiftung Gesundhei . Auch auf der Seite medinfo.de finden sich zahlreiche Hinweise zur Qualität von Gesundheitsportalen und weitere Gütesiegel.

  1. Mehrere Quellen heranziehen:

Ein Vergleich unterschiedlicher Seiten kann helfen einzuschätzen, ob die jeweiligen Informationen glaubwürdig sind oder nicht. Wenn beispielsweise in einem Laien-Forum eine Therapie empfohlen wird, lohnt es sich, diesen Vorschlag anschließend auf einer Experten-Website, etwa von dem jeweiligen Fachärzte-Verband, gegen zu checken.

  1. Ausgewogenheit der Informationen:

Kaum eine Therapie ohne Risiken, kaum ein Medikament ohne Nebenwirkungen. Deshalb gilt: Wenn Arzneimittel oder Behandlungsmethoden auf einer Website durchweg positiv dargestellt werden, sollte man misstrauisch werden. Auch die möglichen Folgen einer ausbleibenden Behandlung sollten benannt werden.

  1. Belege für Informationen:

Professionelle und seriöse Autoren untermauern ihre Aussagen mit Belegen und Quellenangaben. Wer beispielsweise die Wirksamkeit eines Präparats anpreist, sollte hierzu entsprechende Studien benennen beziehungsweise verlinken.

  1. Aktualität der Informationen:

Die Zahl der Medikamente und Therapieansätze steigt permanent. Weltweit werden täglich etwa 6000 medizinische Fachartikel veröffentlicht. Sogar Experten fällt es selbst in ihrem kleinen Fachgebiet zuweilen schwer, stets auf dem neuesten Stand der Forschung zu bleiben. Wenn eine Information im Internet schon seit Jahren nicht aktualisiert wurde, ist es je nach Thema gut möglich, dass sie veraltet ist.

  1. Vorsicht vor Werbung:

Inhalt und Werbung sollten auf seriösen Seiten klar voneinander getrennt sein. Wenn zum Beispiel Produktbilder passend zur jeweiligen Information auf der Website platziert sind – etwa Hustensaft bei einem Artikel zur Erkältung – kann man die Unabhängigkeit des Artikels in Zweifel ziehen. Ein Check im Sortiment einer Online-Apotheke kann zudem schnell Produktalternativen aufzeigen.

  1. Allgemeiner Eindruck:

Wer regelmäßig im Internet unterwegs ist, dem genügt häufig schon ein Blick auf eine Webseite, um die Seriosität eines Angebots einzuschätzen. Macht die Website insgesamt einen aufgeräumten Eindruck? Oder ist sie unübersichtlich, grell und wimmelt nur so vor Rechtschreibfehlern? Werden schulmedizinische Methoden pauschal verunglimpft? Werden gar Angst und Panik geschürt? In solchen Fällen: Finger weg.

  1. Kein Arzt-Ersatz:

Die Informationen aus dem Internet können einen ausgebildeten Mediziner, der den Körper untersuchen kann, nicht ersetzen. Wenn Beschwerden stärker werden oder länger anhalten, sollte man deshalb unbedingt zum Arzt gehen. Die Informationen aus den Portalen können aber dabei helfen, einen guten Arzt zu finden, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten und dann beispielsweise gezielter nachzufragen.

Textquelle: https://www.bitkom.org/Themen/Digitale-Transformation-Branchen/Health/Inhaltsseite.html

 


 

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