Einkommenserwartung stellt erneut Rekord auf

Die Stimmung der Verbraucher zeigt im August ein positives, wenn auch nicht einheitliches Bild. Sowohl die Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung können ihr ohnehin exzellentes Niveau noch einmal verbessern, während die Konjunkturerwartung nach fünf Anstiegen in Folge einen Dämpfer erhält. GfK prognostiziert für September einen Anstieg des Konsumklimas gegenüber dem Vormonat um 0,1 Zähler auf 10,9 Punkte.

Die Bundesbürger sehen die Binnenkonjunktur in Deutschland weiter auf einem überaus guten Weg. Dies belegt der erneute Anstieg der Einkommenserwartung sowie der Anschaffungsneigung. Beide können ihr hohes Niveau noch einmal steigern. Dagegen erleidet die Konjunkturerwartung einen Rückschlag. Dennoch deutet ihr gegenwärtiges Niveau nach wie vor darauf hin, dass die Verbraucher die deutsche Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs sehen.

Konjunkturerwartung muss Dämpfer hinnehmen

Nachdem die Konjunkturaussichten der Verbraucher seit April Zuwächse vermeldeten, müssen sie im August einen Rückschlag hinnehmen. Die Konjunkturerwartung verliert 14,2 Zähler und sinkt damit auf 30,4 Punkte. Dennoch weist der Indikator nach wie vor ein gutes Niveau auf. Gegenüber dem Vorjahr verzeichnet er noch immer ein stattliches Plus von knapp 22 Punkten.

Trotz der Einbußen sehen die deutschen Verbraucher die deutsche Wirtschaft auf einem soliden Wachstumskurs. Ob es sich bei dem Rückgang des Indikators im August um einen einmaligen »Ausrutscher« handelt, muss man abwarten. Möglicherweise ist eine Reihe von Bundesbürgern etwas verunsichert darüber, ob sich die Exportnation Deutschland angesichts der Diskussionen um die Zukunft des Diesel-Pkws sowie zahlreicher Krisenherde auch künftig so dynamisch entwickeln kann wie bisher.

Die Wirtschaftsexperten gehen dagegen davon aus, dass Deutschland seinen Wachstumskurs beibehalten wird. So berichtet das Statistische Bundesamt, dass das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2017 um 0,6 Prozent gegenüber der Vorperiode zugenommen hat (1. Quartal: 0,7 Prozent). Gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum gibt es im zweiten Vierteljahr kalenderbereinigt – also unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Anzahl der Arbeitstage – ein Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent an, nach 2,0 Prozent im ersten Quartal 2017. Folglich geht die Deutsche Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht auch davon aus, dass die Wirtschaft in diesem Jahr sogar noch etwas stärker wachsen kann als die im Juni prognostizierten 1,9 Prozent.

Einkommenserwartung eilt von Rekord zu Rekord

Trotz moderater Konjunkturaussichten in diesem Monat eilt die Einkommenserwartung weiter von Rekord zu Rekord. Im August gewinnt der Indikator 0,5 Zähler hinzu und steigt damit auf 61,4 Punkte. Dies ist bereits der fünfte Anstieg in Folge. Damit erreicht der Indikator einen erneuten Höchstwert seit der Wiedervereinigung. Noch nie seit 1991, als die Erhebung der Verbraucherstimmung für Gesamtdeutschland startete, wurde ein besserer Wert gemessen.

Wesentlicher Grund für diese Rekordfahrt ist und bleibt die äußerst gute Situation auf dem Arbeitsmarkt, der ebenfalls von Bestmarke zu Bestmarke eilt. So nimmt die Anzahl der Erwerbstätigen ständig zu. Im zweiten Quartal waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 44,2 Millionen Menschen im Inland erwerbstätig, so viele wie noch nie in Deutschland. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Zuwachs von mehr als 660.000 Personen oder 1,5 Prozent.

Anschaffungsneigung macht Vormonatsverluste wieder wett

Trotz gemäßigter Konjunkturaussichten bleiben die Bundesbürger auch im August in bester Kauflaune. Die Anschaffungsneigung gewinnt 3,3 Zähler hinzu und klettert damit auf 58,1 Punkte. Damit werden die Einbußen des Indikators aus dem Vormonat (-3,1 Punkte) mehr als kompensiert.

Die sehr gute Beschäftigungssituation in Deutschland ist und bleibt der wichtigste Grund für gute Konsumstimmung. Stabile Beschäftigungsverhältnisse lassen kaum Angst aufkommen, den Job zu verlieren. Folglich sind die Bundesbürger eher bereit, sich finanziell etwas risikofreudiger zu engagieren und größere Anschaffungen zu tätigen, die auch mit einer Kreditaufnahme verbunden sein können.

Eine nach wie vor sehr schwache Sparneigung gibt der Konsumlaune zusätzlichen Schub. Zwar ist der Indikator im August angestiegen, konnte aber die starken Verluste aus dem Vormonat nicht wettmachen. So verharrt die Sparneigung auch im Sommer 2017 weiter tief im Keller.

 

Konsumklima verzeichnet höchsten Wert seit Oktober 2001

Nach 10,8 Zählern im August prognostiziert GfK für September einen Anstieg auf 10,9 Punkte. Dies bedeutet den fünften Anstieg in Folge und den höchsten Wert seit Oktober 2001. Damit bleibt die Konsumstimmung in Deutschland weiterhin auf einem stabilen Wachstumskurs.

GfK bestätigt seine zu Jahresbeginn veröffentlichte Prognose, wonach die realen privaten Konsumausgaben 2017 um etwa 1,5 Prozent zunehmen werden. Die Binnennachfrage wird folglich auch in diesem Jahr einen wesentlichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum in Deutschland leisten können.

Mögliche Risiken für die Konsumkonjunktur kommen weniger aus dem Inland als vielmehr aus dem internationalen Umfeld. Die sehr schleppend verlaufenden Brexit-Verhandlungen, die wenig transparente US-Politik, eine Verschärfung der Lage in diversen Krisenregionen, wie Nordkorea oder dem Nahen Osten, sowie die Terrorgefahr könnten auch dem Konsumklima künftig Schaden zufügen.

 

 

Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der einzelnen Indikatoren im August im Vergleich

zum Vormonat und Vorjahr:

August 2017 Juli 2017 August 2016
Konjunkturerwartung 30,4 44,6 8,6
Einkommenserwartung 61,4 60,9 58,3
Anschaffungsneigung 58,1 54,8 57,3
Konsumklima 10,8 10,6 10,0

 

 

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung des Konsumklimaindikators im Verlauf der letzten Jahre:

GfK-Indikator Konsumklima

 

 

 

Zur Studie
[1] Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie »GfK-Konsumklima MAXX« und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte. Die GfK-Konsumklimastudie wird seit 1980 durchgeführt.
Das Konsumklima bezieht sich explizit auf die gesamten privaten Konsumausgaben. Der Einzelhandel macht jedoch – je nach Abgrenzung – lediglich etwa 30 Prozent der privaten Konsumausgaben aus. Der Rest sind Dienstleistungen, Reisen, Miete, Gesundheitsdienstleistungen sowie der gesamte Wellness-Bereich.
GfK prognostiziert für das Jahr 2017 einen Anstieg des privaten Konsums von 1,5 Prozent. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg der private Konsum im Jahr 2016 real um 2,0 Prozent. Auch hierbei geht es nicht um die Einzelhandelsumsätze, sondern um die gesamten Konsumausgaben der Verbraucher.
Die Anschaffungsneigung ist – wie alle anderen Indikatoren auch – ein Stimmungsindikator. Sie fragt, ob die Verbraucher es derzeit für ratsam halten, größere Anschaffungen zu tätigen. Selbst wenn sie dies mit »Ja« beantworten, müssen noch zwei weitere Voraussetzungen für einen Kauf vorhanden sein: Der Verbraucher muss das nötige Geld für eine solche größere Anschaffung besitzen und auch eine Notwendigkeit für diese Anschaffung sehen. Zudem handelt es sich hier tatsächlich ausschließlich um langlebige Gebrauchsgüter, die auch ein größeres Budget erfordern.
Die Ergebnisse der Stimmungsbefragung stammen aus monatlich durchgeführten persönlichen Interviews bei etwa 2.000 Personen, die repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland sind. Dieses Befragungsinstrument unterliegt ständigen Qualitätskontrollen, vor allem auch im Hinblick auf seine Repräsentativität. Die ausgesprochen hohe Qualität dieser Erhebung zeigt sich auch daran, dass sie für Umfragen im Bereich der empirischen Rechtsforschung (etwa Verwechslungsgefahr von Produkten) verwendet und anerkannt ist. Das heißt, die Ergebnisse haben Gutachterqualität und müssen jeweils vor Gericht standhalten.

 


 

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