Fünf Praxistipps für das Gelingen der digitalen Transformation des Mittelstands

Illustration: Geralt Absmeier

Wie schnell traditionelle Branchen von der Digitalisierung überrollt werden, davon können beispielsweise Buchhändler und Taxifahrer aus eigener Erfahrung leidvoll berichten. E-Books, Taxi-Apps und Uber sind nur einige Beispiele, wie etablierte Geschäftsmodelle auf der digitalen Überholspur in kurzer Zeit eingeholt werden. Insbesondere im Mittelstand steckt die digitale Transformation noch in den Kinderschuhen. Es bedarf keiner prophetischen Gabe um festzustellen, dass es kaum eine Branche gibt, deren heutiges Geschäftsmodell die Digitalisierung unbeschadet überstehen wird.

»Aber viele mittelständische Unternehmen oder erfolgreiche Marktführer gehen diesen digitalen Weg nur in kleinen Schritten und verfügen nicht über eine digitale Strategie«, berichtet Alexander Feil, von der Gebrüder Feil Unternehmensgruppe. Häufig sei in mittelständischen Unternehmen nicht das Know-how vorhanden, um eine solche grundlegende Transformation in die Wege zu leiten. Seit rund zehn Jahren begleiten die Brüder Alexander und Philipp Feil Unternehmen auf dem Weg der digitalen Transformation und haben daraus fünf wesentliche Schritte abgeleitet, die entscheidend zum Erfolg des digitalen Umbaus beitragen.

 

  1. Die gesamte Wertschöpfungskette analysieren

»Unternehmen sollten nicht mehr nur in Webseiten und ERP-Systeme investieren, sondern die gesamte Wertschöpfungskette unter dem Aspekt der Digitalisierung betrachten«, sagt Alexander Feil, der mit seiner Unternehmensgruppe den Mittelstand nicht nur berät, sondern auch gleichzeitig für die Umsetzung sorgt. Häufig wird die Digitalstrategie immer noch mit der IT-Strategie gleichgesetzt. Die IT-Strategie ist für den effizienten Betrieb wichtig und notwendig, ersetzt aber keinesfalls die Digitalstrategie. Jenseits von Großunternehmen gibt es bei den Unternehmen kaum interne Spezialisten, die eine Digitalstrategie erarbeiten können. Klassische Unternehmensberatungen sind derzeit dabei, sich das Wissen in Form von Startups und Agenturen einzukaufen. Der Wettbewerbsvorteil im Mittelstand resultiert hauptsächlich aus technologischen Verbesserungen oder Innovationen in Geschäftsmodellen oder Prozessen. Eine systematische Unternehmensanalyse, die Identifizierung von Rationalisierungspotenzialen sowie die Aufdeckung von relevanten Schnittstellen bringen weiteres Potenzial zum Vorschein.

 

  1. Auf Kundenreise gehen

»Wir nehmen unsere Kunden mit auf eine Customer Journey und zeigen so nachvollziehbar die notwendigen Handlungsoptionen auf«, so Feil. Damit ist eine differenzierte Analyse aller Berührungspunkte des Kunden mit der Marke oder der Dienstleistung gemeint. Wie kommt der Kunde mit dem Unternehmen in Kontakt? Wo informiert er sich? Was braucht er um seine Kaufentscheidung zu treffen? Und wie müssen die Schnittstellen zum Kunden idealerweise beschaffen sein? Wo kann die Wertschöpfungskette mit digitalen Services ergänzt und verbessert werden? Die Antworten auf diese Fragen bilden die Grundlage für die Entwicklung einer digitalen Strategie. Das digitale Geschäftsmodell ist kundenzentriert und orientiert sich an der technologischen Entwicklung. Konsumenten erwarten vor allem Einfachheit, Geschwindigkeit und Service. Es geht so weit, dass Markt- und Industriegrenzen der Digitalisierung zum Opfer fallen: Apple wird zum Musikanbieter, Amazon zum Filmproduzenten und Google zum universellen Übersetzer.

 

  1. Digitalstrategie festlegen

Ein interdisziplinäres Team, das aus Unternehmensvertretern und externen Spezialisten bestehen sollte, sichtet und prüft die gemeinsam die Ideen für die Digitalisierung von Produkten, Services und Businessmodellen. Wichtig ist dabei die Kombination aus methodischem und fachlichem Wissen mit praktischer Umsetzungskompetenz beim Design der Useroberflächen sowie IT-Erfahrung. Die Digitalstrategie bildet die Grundlage für die Digitalisierung der Produkte, Services und Touchpoints entlang der Customer Journey. Darauf basiert eine gute Customer Experience und eine hohe operative Qualität. Die Digitalisierung von Prozessen und Abläufen bedeutet gleichzeitig, bestehende Strukturen in Frage zu stellen. Die reine digitale Abbildung von vorhandenen Prozessen führt nicht zwangsläufig zu Verbesserungen. Wer sich auf den Weg in die digitale Transformation macht, muss bereit sein, neue Wege zu beschreiten. »Deswegen sollte die Digitalstrategie immer eine Managementaufgabe sein«, so Alexander Feil.

 

  1. Umsetzung und Implementierung managen

Eine Roadmap für die Umsetzung setzt zeitliche wie inhaltliche Ziele. Gerade Unternehmen aus dem Mittelstand sehen sich mit der Auswahl einer Beratungsfirma schon überfordert, geschweige denn die Umsetzung der Digitalstrategie in eigener Regie zu managen. Nicht umsonst versanden so viele digitale Projekte. »Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es sinnvoll ist, den Prozess von Anfang bis Ende zu begleiten«, erläutert Alexander Feil. So entstehen die wenigsten Reibungsverluste. Die Flexibilität sowie die Kapazität in der Umsetzung sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren. Die beste Strategie ist nutzlos, wenn es keine Programmierer gibt, die das Projekt umsetzen und zum Laufen bringen. In Zeiten knapper Programmierressourcen ist die Verfügbarkeit von qualifizierten Programmierern und Designern ein entscheidendes Kriterium für den Umsetzungserfolg. »Viele Kunden legen darauf zu wenig Fokus und müssen mit langen Verzögerungen rechnen. Das, obwohl es bei Digitalprojekten immer auch um Schnelligkeit geht«, fasst Feil seine Erfahrungen zusammen.

 

  1. Erfolgskontrolle und Weiterentwicklung der Strategie

Die digitale Transformation ist kein Projekt, das am Tag X abgeschlossen ist. Vielmehr gilt es, nach dem Motto create & prove, mit schnellen Prototypen Erfahrungen zu sammeln, Kundenfeedback aufzunehmen und die Prozesse kontinuierlich weiter zu entwickeln. Denn die Transformation und die Digitalisierung gehen rasant weiter. »Wir sehen heute, dass die Geschwindigkeit konstant hoch bleibt. Künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge, virtuelle Realität, da stehen wir noch ganz am Anfang«, sagt Alexander Feil, der Gründer der Digitalagentur Feil, Feil und Feil. Wenn die Kunden mit einer VR-Brille im Wohnzimmer testen, ob das Sofa gut passt oder die neue Raumfarbe auswählen, müssen sich bald Möbelhäuser und Handwerker mit dem Thema auseinandersetzen. »Die Quintessenz aus der Begleitung vieler Projekte ist: Die digitale Transformation muss sich am Ende des Tages rechnen, das ist das oberste Ziel. Nur wenn mit einem digitalen Geschäftsmodell auch Geld verdient wird, ist es ein gutes Modell«, fasst Alexander Feil zusammen.

 

Mehr Informationen unter: https://ffuf.de/de/  und https://oettinger.digital/

 


 

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