Gesundheit: Sprechstunde bei Doktor Google

Zwei Drittel der Deutschen nutzen laut Eurostat das Internet zur Beschaffung von gesundheitsrelevanten Informationen – das sind etwa doppelt so viele vor zehn Jahren. Ähnlich sieht die Entwicklung in den meisten Staaten der Europäischen Union aus. Besonders beliebt ist »Doktor Google« in Luxemburg (71 Prozent). Wenig Neigung Gesundheitsthemen online zu recherchieren zeigen dagegen die Bulgaren. Und eine gewisse Skepsis ist auch angebracht. Menschen mit Beschwerden werden von Suchmaschinen nicht selten in die Irre geführt. Aus harmlose Kopfschmerzen wird dann in der Eigendiagnose schnell ein tödlicher Hirntumor. Ärzte raten daher generell davon ab, Symptome zu googlen. Wer Beschwerden hat, sollte immer als erstes zum Arzt gehen. Mathias Brandt

https://de.statista.com/infografik/8497/nutzung-des-internets-fuer-gesundheits-informationen/


 

Krankheiten: Jeder Siebte sucht im Netz Rat bei Leidensgenossen

  • Foren und Blogs zu Gesundheitsthemen sind beliebt.
  • Jeder zweite Nutzer fühlt sich dank des Austauschs besser verstanden.

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»Was tun gegen Hustenreiz?«, »Sind meine Werte im Normalbereich?« oder »Helfen Kapseln mit dem Extrakt von grünen Kaffeebohnen?«: In Internetforen oder Blogs findet man so gut wie jede Frage zur Gesundheit, die man sich vorstellen kann – samt zahlreicher Antworten aus der Community. Und diese Form des Austauschs über Gesundheitsthemen ist bei Internetnutzern durchaus beliebt, wie eine Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom zeigt.

Demnach haben sich 14 Prozent aller Internetnutzer schon mal in Foren oder Blogs mit anderen Nutzern über Krankheiten ausgetauscht, 6 Prozent sogar mehrfach oder häufig. Der Anteil reiner Leser dürfte noch weitaus höher liegen. Inzwischen gibt es zu beinahe jeder Krankheit einschlägige Foren oder Blogs im Internet, auf denen Betroffene meist anonym ihre Erfahrungen miteinander teilen und sich Empfehlungen geben – offenbar mit einigem Nutzen. So sagt jeder zweite Nutzer von Gesundheits-Foren beziehungsweise Gesundheits-Blogs (54 Prozent): »Durch den Austausch mit anderen Nutzern fühle ich mich weniger allein mit meinen gesundheitlichen Problemen.« Fast jeder Dritte (31 Prozent) hat durch den Austausch mit anderen schon wertvolle Gesundheitstipps bekommen.

»Für kranke Menschen kann der Kontakt zu anderen Betroffenen sehr wertvoll sein«, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. »Gerade bei seltenen Erkrankungen oder ausbleibendem Behandlungserfolg ist das Internet eine ideale Möglichkeit, um Leidensgenossen zu finden. Den Arztbesuch können Ratschläge von Laien in aller Regel aber nicht ersetzen.«

Insbesondere ältere Menschen suchen Rat auf entsprechenden Websites: Von den Internetnutzern ab 65 Jahren haben sich schon 26 Prozent in Foren oder Blogs mit anderen ausgetauscht, bei den 50- bis 64-Jährigen sind es 14 Prozent, bei den 30- bis 49-Jährigen 13 Prozent und bei den 14- bis 29-Jährigen 14 Prozent. Zudem konsultieren Frauen mit 17 Prozent tendenziell häufiger entsprechende Websites als Männer mit 11 Prozent.

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Gesunder Menschenverstand auch bei Foren

Wer Gesundheits-Foren und Blogs im Internet nutzt, sollte einige Grundsätze beherzigen. So sollten Patienten beispielsweise nicht aufgrund von Empfehlungen in einem Forum eigenmächtig Therapieänderungen vornehmen, also etwa vom Arzt verordnete Medikamente absetzen. Skepsis ist auch angebracht, wenn User offensiv ein bestimmtes Arzneimittel bewerben. Teils stecken Unternehmen dahinter, die eigene wirtschaftliche Interessen verfolgen. Vor allem sollten sich Nutzer nicht gegenseitig in Panik versetzen, etwa aufgrund einzelner Krankheits-Symptome. Laut der Bitkom-Befragung erklärt jeder fünfte Nutzer von Gesundheits-Foren und -Blogs (20 Prozent): »Der Austausch mit anderen Nutzern führt dazu, dass ich mir mehr Sorgen über meinen gesundheitlichen Zustand mache als zuvor.«

[1] Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 783 Internetnutzer befragt.

 

Tipps rund um die Online-Gesundheitsrecherche

Die Gesundheitsrecherche im Internet ist heutzutage selbstverständlich: Zwei Drittel der Internetnutzer (64 Prozent) informieren sich online zu Themen wie Ernährung, Krankheitssymptomen, Fitness oder Behandlungsmethoden, jeder fünfte sogar mindestens einmal im Monat. Angesichts der Fülle von Gesundheitsinformationen im Internet ist es allerdings oft nicht einfach einzuschätzen, ob diese korrekt, ausgewogen und seriös sind. Folgende Tipps von Bitkom können dabei helfen:

  • 1. Passendes Portal auswählen: Während allgemeine Gesundheitsportale teils über ein sehr breites Spektrum von Erkrankungen informieren, gibt es auch spezialisierte Webseiten für bestimmte Krankheiten. So informieren im Internet etwa die Deutsche Herzstiftung über Herz-Kreislauf-Probleme oder das Deutsche Krebsforschungszentrum über Krebserkrankungen . Als Faustregel gilt: Je spezialisierter ein Portal, desto detaillierter und fundierter sind oft die Informationen. Darüber hinaus gibt es im Internet auch zahlreiche Foren und Blogs, auf denen Betroffene meist anonym ihre Erfahrungen miteinander teilen und sich Empfehlungen geben. Gerade bei seltenen Erkrankungen oder ausbleibendem Behandlungserfolg kann dieser Austausch mit Leidensgenossen für die Betroffenen hilfreich sein. Fachinformationen beziehungsweise einen Arztbesuch kann der Austausch mit Laien in aller Regel aber nicht ersetzen.
  • 2. Urheber prüfen: Um die Qualität von Gesundheitsinformationen einschätzen zu können, sollte man wissen, wer der Urheber ist und welche Interessen dieser möglicherweise verfolgt. Der Betreiber einer Seite sollte bestenfalls schon auf der Homepage oder unter »Kontakt« klar identifizierbar sein, spätestens aber mit einem Blick ins Impressum. Teils wird daraus ersichtlich, dass die jeweilige Internetseite von Unternehmen betrieben wird, die damit wirtschaftliche Interessen verfolgen. Teils stecken Gruppen dahinter, die Meinungen fernab der Schulmedizin oder etablierter alternativer Heilverfahren vertreten. In solchen Fällen sind die Informationen mit Vorsicht zu genießen.
  • 4. Mehrere Quellen heranziehen: Ein Vergleich unterschiedlicher Seiten kann helfen einzuschätzen, ob die jeweiligen Informationen glaubwürdig sind oder nicht. Wenn beispielsweise in einem Laien-Forum eine Therapie empfohlen wird, lohnt es sich, diesen Vorschlag anschließend auf einer Experten-Website, etwa von dem jeweiligen Fachärzte-Verband, gegen zu checken.
  • 5. Ausgewogenheit der Informationen: Kaum eine Therapie ohne Risiken, kaum ein Medikament ohne Nebenwirkungen. Deshalb gilt: Wenn Arzneimittel oder Behandlungsmethoden auf einer Website durchweg positiv dargestellt werden, sollte man misstrauisch werden. Auch die möglichen Folgen einer ausbleibenden Behandlung sollten benannt werden.
  • 6. Belege für Informationen: Professionelle und seriöse Autoren untermauern ihre Aussagen mit Belegen und Quellenangaben. Wer beispielsweise die Wirksamkeit eines Präparats anpreist, sollte hierzu entsprechende Studien benennen beziehungsweise verlinken.
  • 7. Aktualität der Informationen: Die Zahl der Medikamente und Therapieansätze steigt permanent. Weltweit werden täglich etwa 6000 medizinische Fachartikel veröffentlicht. Sogar Experten fällt es selbst in ihrem kleinen Fachgebiet zuweilen schwer, stets auf dem neuesten Stand der Forschung zu bleiben. Wenn eine Information im Internet schon seit Jahren nicht aktualisiert wurde, ist es je nach Thema gut möglich, dass sie veraltet ist.
  • 8. Vorsicht vor Werbung: Inhalt und Werbung sollten auf seriösen Seiten klar voneinander getrennt sein. Wenn zum Beispiel Produktbilder passend zur jeweiligen Information auf der Website platziert sind – etwa Hustensaft bei einem Artikel zur Erkältung – kann man die Unabhängigkeit des Artikels in Zweifel ziehen. Ein Check im Sortiment einer Online-Apotheke kann zudem schnell Produktalternativen aufzeigen.
  • 9. Allgemeiner Eindruck: Wer regelmäßig im Internet unterwegs ist, dem genügt häufig schon ein Blick auf eine Webseite, um die Seriosität eines Angebots einzuschätzen. Macht die Website insgesamt einen aufgeräumten Eindruck? Oder ist sie unübersichtlich, grell und wimmelt nur so vor Rechtschreibfehlern? Werden schulmedizinische Methoden pauschal verunglimpft? Werden gar Angst und Panik geschürt? In solchen Fällen: Finger weg.
  • 10. Kein Arzt-Ersatz: Die Informationen aus dem Internet können einen ausgebildeten Mediziner, der den Körper untersuchen kann, nicht ersetzen. Wenn Beschwerden stärker werden oder länger anhalten, sollte man deshalb unbedingt zum Arzt gehen. Die Informationen aus den Portalen können aber dabei helfen, einen guten Arzt zu finden, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten und dann beispielsweise gezielter nachzufragen.
Textquelle: https://www.bitkom.org/Themen/Branchen/Gesundheitswesen/10-Hinweise-zur-Gesundheitsrecherche.html

 


 

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