Innovation und Digitalisierung in der deutschen Logistikbranche steckt im Stau

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Nachhaltigkeit kein Thema bei deutschen Logistikern. Industrie lässt Potenzial ihrer ortsbezogenen Daten ungenutzt.

 

Die Digitalisierung der Logistikbranche steckt in Deutschland bestenfalls in den Kinderschuhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie unter 300 Logistikprofis in Deutschland, die HERE Technologies, die Plattform für ortsbezogene Daten und Technologie, in Teilen mit Amazon Web Services entwickelt wurde. Die Studie wurde im Januar 2024 neben Deutschland auch im Vereinigten Königreich und in den USA durchgeführt [1].

59 Prozent der Befragten geben an, ortsbezogene Daten vor allem für Echtzeit-Tracking und Routenoptimierung (44 Prozent) zu nutzen. Dabei schätzt die Hälfte der Studienteilnehmer den Fortschritt ihres Unternehmens in Sachen Echtzeit-Transparenz als durchschnittlich ein. Nur 8 Prozent sehen ihr Unternehmen als Vorreiter.

 

Kaum Fokus auf Nachhaltigkeit

Dabei könnte der Einsatz datengetriebener Technologien der Transportbranche bei einem ihrer größten Probleme helfen: dem CO₂-Ausstoß. Jedoch haben der Studie zufolge 66 Prozent der Unternehmen aktuell keine Nachhaltigkeitsstrategie für den Transport etabliert. Im Vereinigten Königreich (60 Prozent) und den USA (55 Prozent) ist die Situation ähnlich.

Für 10 Prozent der Befragten in Deutschland ist es ein Hauptziel, Nachhaltigkeit zu verbessern. 28 Prozent der Befragten geben dagegen an, dass Nachhaltigkeit in ihrer Planung und dem End-to-End-Supply-Chain-Management die niedrigste Priorität hat. Im Fokus stehen stattdessen bessere Routenplanung oder höhere Kundenzufriedenheit.

Dies ist eine überraschende Erkenntnis der Studie. Schließlich ist das Thema Nachhaltigkeit fest im öffentlichen Bewusstsein verankert und regulatorische Vorschriften sowie Verbrauchererwartungen setzen Unternehmen unter Druck, nachhaltig zu handeln. Der Transport als großer Emittent von Treibhausgasen gilt als wichtiger Ansatzpunkt.

 

Prioritäten beim Einsatz digitaler Technologien

Wenn es um den Einsatz ortsbezogener Daten und Technologie geht, ist für Logistiker in Deutschland Transparenz das wichtigste Thema. Beim Blick auf die einzelnen Transportmodi zeigt die Studie, dass Unternehmen beim Lkw-Transport über die höchste Transparenz verfügen. Dies sagen 48 Prozent der Befragten. Bei Transporten auf der letzten Meile geben 22 Prozent an, eine sehr gute Transparenz zu haben.

Beim Einsatz von Digitalisierung verlässt sich die Branche auf am Markt etablierte Technologien und Lösungen. Möglichkeiten für das Tracking von Lkw-Lieferungen und Routenoptimierung sind schon lange im Einsatz. Sie liefern einen greifbaren Mehrwert und haben sich inzwischen durchgesetzt. Solche Lösungen nutzen die vorhandenen ortsbezogenen Daten der Versender und Verlader, sind jedoch nur ein kleiner Teil dessen, was technologisch möglich und verfügbar ist.

 

Rückstand beim Einsatz von künstlicher Intelligenz

Bei neueren Technologien sind Logistiker in Deutschland eher zurückhaltend: Weniger als die Hälfte (41 Prozent) sagen, dass sie Datenanalysen im Supply-Chain-Betrieb verwenden. Gleichzeitig geben 36 Prozent der Befragten an, keine künstliche Intelligenz im Einsatz zu haben. Gerade einmal 9 Prozent nutzen laut Umfrage sowohl Datenanalysen wie auch künstliche Intelligenz für Echtzeit-Tracking und Predictive Maintentance in der Lieferkette.

Dies ist erstaunlich vor dem Hintergrund, dass Deutschland im Logistics Performance Index 2023 der Weltbank den zweiten Platz belegt. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass Unternehmen in Zeiten von Fachkräftemangel und anfälligen Lieferketten nicht auf Digitalisierung als Lösung setzen und den Wert der eigenen Daten erkennen.

 

Investitionsstau bei der Digitalisierung

Doch woran liegt die schleppende Adaption neuer Technologien in der Transportbranche? Es herrscht ein ungünstiges Investitionsklima: In der Umfrage geben 31 Prozent an, Kosten seien die größte Hürde für den Einsatz neuer Technologien. Weitere 13 Prozent sagen, dass Wissen oder die internen Ressourcen für einen solchen Transformationsprozess fehlen würden. Auch befürchten viele, dass der Einsatz neuer Technologien ihre bestehenden Prozesse stört.

»Einerseits zeigt die Studie den Fortschritt, den Unternehmen beim Erhöhen der Lieferkettentransparenz machen. Andererseits wird klar, dass die Branche aktuell nicht über die kontextualisierten Daten, KI-Kompetenzen und Tools verfügt, um Flottenauslastung, Routing und im Bedarfsfall den Wechsel von Transportmodi zu optimieren«, sagt Remco Timmer, Vice President of Product Management bei HERE Technologies. »Wir sehen daher eine steigende Nachfrage nach ortsbezogenen Daten und Services, mit denen Logistikunternehmen Störungen in Echtzeit beheben können und gleichzeitig Treibhausgasemissionen verringern sowie die Sicherheit der Mitarbeiter verbessern können.«

 

[1] Die Umfrage unter je 300 Logistikprofis in Deutschland, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten hat YouGov im Januar 2024 durchgeführt. Die Studie untersucht verschiedene Trends in der Transport- und Logistikbranche, wie Lieferkettentransparenz, Nachhaltigkeit, den Einsatz von Datenanalysetechnologien und künstlicher Intelligenz sowie die Hürden beim Implementieren solcher Technologien. Sie soll Unternehmen in der Branche als Leitfaden zu den Möglichkeiten und Herausforderungen der Digitalisierung in der Logistik dienen. Die gesamte Studie ist hier einsehbar: https://www.here.com/solutions/supply-chain/2024-logistics-tech-trends