Outsourcing und Managed Services – Wird die IT-Abteilung überflüssig?

Outsourcing, Managed Services, Automatisierung, Künstliche Intelligenz: Manche prophezeien schon das Ende der IT-Abteilung. Soweit wird es nicht kommen, aber sie muss sich von der Administration hin zum Prozess- und Projektmanagement entwickeln.

Die Aufgaben für die IT-Abteilung nehmen kontinuierlich zu. Dabei werden die Prozesse immer komplexer und die Kosten steigen. Da beim Betrieb eines eigenen Rechenzentrums entsprechende Redundanzen vorzuhalten sind – sowohl personell als auch technisch – lassen sich die Budgets nur schwer planen. So werden häufig Kapazitäten aufgebaut, die dann doch nicht benötigt werden.

Daher tendieren immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen dazu, die Technik für Rechenzentren, Infrastrukturen und Anwendungen an Dienstleister auszulagern. Aber auch das Outsourcing von Arbeitsprozessen an Managed Service Provider wird zunehmend attraktiv. Diese übernehmen zum Beispiel das Management und die Aktualisierung der Infrastruktur sowie die Überwachung des laufenden Betriebs. Der Kunde profitiert durch Festpreise von überschaubaren, genau kalkulierbaren Kosten.

IT-Abteilungen kleiner – oder größer. Durch diese Auslagerung von Prozessen können viele kleine und mittelständische Unternehmen ihre IT-Abteilung verkleinern. Dies ist in vielen Fällen ohnehin nötig, da aufgrund des Fachkräftemangels nicht genügend junge Talente zur Verfügung stehen. Zudem werden die eigenen IT-Administratoren von Routineaufgaben befreit und können sich verstärkt auf strategische Entscheidungen und die Unterstützung von Geschäftsprozessen konzentrieren.

Gerade dies wird in Zeiten der umfassenden Digitalisierung und Vernetzung immer wichtiger. So basieren heute viele Arbeitsvorgänge und Business-Entscheidungen auf umfangreichen Datenbanken, IT-Systemen und Echtzeit-Analysen.

Gerade bei der Produktion gilt Industrie 4.0 und das umfassendere Internet der Dinge derzeit als zentrales Thema für die Einführung zukunftsfähiger Unternehmensprozesse. Da die Vernetzung von Office- und Produktions-IT das Kerngeschäft betrifft, werden bei Fertigungsunternehmen die IT-Abteilungen derzeit sogar vergrößert statt verkleinert oder neue Industrie-4.0/IoT-Abteilungen mit IT- und Fertigungsspezialisten eingerichtet. Dies gilt auch für andere Branchen wie Finanz- und Automobilindustrie, Logistik, Medien oder Telekommunikationsunternehmen. Denn beim Kerngeschäft sucht jede Firma nach der individuell besten Lösung und es gibt kaum standardisierte Best Practices, die sich einfach auslagern lassen.

Eine andere Rolle. Anders sieht es außerhalb des Kengeschäfts aus. So kann es sich durchaus lohnen, etwa das Management der Basisinfrastruktur, der Arbeitsplatzgeräte, die Anbindung an das Internet oder die IT-Security als Service zu nutzen. So werden zum Beispiel Angebote für kontinuierliches und vorausschauendes IT Security Monitoring und IT Risk Detection sowie Security Operation Center als Managed Services immer beliebter. Doch welche Hardware und Software, welche Anwendungen und Infrastrukturen lassen sich dabei in die Hände von Dienstleistern geben, welche müssen dagegen im Haus bleiben? Dies muss das Management der IT-Abteilung entscheiden.

Entsprechend ändern sich auch der Tätigkeitsbereich und die Rolle der IT-Mitarbeiter. Sie werden in Zukunft weniger als Administratoren tätig sein, die sich selbst um Management, Updates und Fehlerbehebungen bei Basisinfrastruktur und Arbeitsplatz-PCs kümmern. Stattdessen konzipieren sie verstärkt strategische, geschäftsrelevante IT-Prozesse und setzen diese um. Dabei müssen sie nicht selbst Hand anlegen, sondern können die eigentliche Implementierung und den Betrieb von externen Dienstleistern erledigen lassen. Doch bei der IT-Abteilung bleibt die Verantwortung dafür, also die Steuerung und Überwachung der unterschiedlichen Service Provider.

Das bedeutet wiederum, dass die IT-Mitarbeiter weniger detailliertes IT-Wissen benötigen, sondern grundlegende Kenntnisse ausreichen. Ein umfassender Überblick über aktuelle Technologien, Sicherheitsgefahren und Marktanforderungen ist wichtiger als das Programmieren beziehungsweise das Instandhalten exotischer Anwendungen und Systeme. Die IT-Abteilung wird damit immer mehr zum IT-Management, das gemeinsam mit Fachabteilungen und Geschäftsführung nach der jeweils besten Lösung sucht.

Die Grenzen verschwinden. Damit wird aber auch die Bedeutung der Fachabteilungen und der dort tätigen Mitarbeiter steigen, die ihrerseits über immer mehr IT-Grundkenntnisse verfügen. So kann durchaus ein qualifizierter Mitarbeiter aus der Fachabteilung in die IT-Abteilung integriert werden, um den Blick auf praktische Lösungen für die täglichen Arbeitsprozesse und künftige Anforderungen einzubringen. Umgekehrt werden auch Mitarbeiter der IT-Abteilungen in Fachprojekte eingebunden, um Interoperabilitäts-, Innovations-, sowie Konnektivitäts- und Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen.

Dies umfasst auch die immer wichtigere Datenanalyse. Schließlich kann ein Unternehmen nichts mit der Informationsflut anfangen, wenn es keine geschäftsrelevanten Erkenntnisse daraus ziehen kann. So ist die Konzipierung geeigneter Big-Data-Analysen für die Erstellung intelligenter Geschäftsprozesse sehr wichtig – ob alleine durch das Unternehmen oder mit Partnern.

Die IT-Abteilung bleibt. Doch auch wenn sich der Aufgabenbereich ändert, viele Prozesse automatisiert oder an externe Dienstleister ausgelagert werden und das Kerngeschäft nur wenig Berührungspunkte mit der IT-Infrastruktur hat: Die IT-Abteilung wird immer bleiben. Schließlich benötigen die Mitarbeiter einen Kollegen vor Ort, den sie bei Problemen oder Wünschen mit ihren festen und mobilen Geräten, den Anwendungen und Netzwerkanbindungen fragen können.

Selbst wenn es sich dabei nur um eine Person handelt, die lediglich IT-Grundkenntnisse besitzt und die Fragen an die Dienstleister weiterleitet und entgegennimmt, handelt es sich um eine Art IT-Abteilung. Dies könnte in Zukunft auch eine Künstliche Intelligenz erledigen, doch bis dahin wird es noch einige Zeit dauern.

Ganz so schlimm wird es auch nicht kommen, denn die digitale Transformation sorgt schließlich dafür, dass die Unternehmensprozesse immer stärker IT-basiert und daher die Infrastrukturen noch mehr ein grundlegender Bestandteil des Kerngeschäfts sind. Daher werden Unternehmen in Zukunft auch nur Routinetätigkeiten und die Basisinfrastruktur auslagern, aber nicht die Entwicklung neuer Prozesse und Anwendungen für das Business.

Fazit. So führt auch in Zukunft kein Weg an einer eigenen IT-Abteilung vorbei. Doch sie besteht weniger aus klassischen Administratoren, sondern mehr aus Informations-Managern. Denn sie muss verstärkt die Geschäftsstrategie unterstützen, Lösungen entwerfen, Fachabteilungen einbinden, Dienstleister steuern, Prozesse orchestrieren, Kosten prüfen und Projekte managen. Nur wenn sie dabei die Fäden zusammenhält und die richtige Richtung für das Unternehmen vorgibt, ist die IT-Abteilung und somit das gesamte Unternehmen auch in Zukunft wettbewerbsfähig.


Maximilian Fried,
Leiter IT-Infrastructure Consulting & Product Management, Konica Minolta
IT Solutions GmbH,
www.konicaminolta.de/it

 

 

Titelbild: © iko/shutterstock.com 

 

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