Schlauer werden immer nur die anderen: Aufruf zu mehr Wissens- und Kulturtransfer bei der Digitalisierung im Mittelstand

Um die Digitalisierung im Mittelstand zu stemmen, braucht es einen Paradigmenwechsel in der Zusammenarbeit zwischen Beratungsdienstleistern und Unternehmen.

 

Der deutsche Mittelstand und die Digitalisierung – zwei, deren Beziehung noch immer Startschwierigkeiten hat. Grund ist nicht der mangelnde Investitionswille, sondern vor allem zu wenig Fachkräfte und Know-how. Eines ist klar: Eine Lösung muss gefunden werden, denn zeitlicher Verzug kann letztendlich die Zukunft des Unternehmens gefährden. Es schlägt also die Stunde der Berater und Digitalagenturen. Warum die Unternehmen dabei oft nicht von klassischen Beratungsmodellen profitieren, was Digitalagenturen damit zu tun haben, und wie der Mittelstand doch noch digital wird, erklärt Nicolas Escherich, Vorstand von Ray Sono:

 

Die Expertise ins Haus holen – leichter gesagt als getan

Der deutsche Mittelstand muss aufholen – das ist keine Frage. Aber anders als oft vermutet fehlt es nicht am Willen, sondern vor allem an der ausreichenden Expertise in den Unternehmen. Wie eine aktuelle IDC-Studie zeigt, fehlen in mehr als 80 Prozent der Unternehmen Fachkräfte wie Entwickler, KI-Spezialisten oder Data Scientists – und das nicht nur an Standorten weit abseits der Großstädte, sondern auch in Ballungszentren.

Hier kommen die Berater und Digitalagenturen ins Spiel. Sie füllen die Know-how-Lücke, bieten wertvolle Ressourcen und treiben so die Digitalisierung voran – und das bei großer Skalierbarkeit für den Auftraggeber. Doch dieses Modell hat einen Haken. Oft ziehen sich Berater zu schnell wieder zurück: Job erledigt, Rechnung gestellt, Haken dran.

Wem das nützt? Vor allem den Beratern selbst, die mit jedem neuen Projekt wertvolle Erfahrungen und Praxiswissen sammeln. Prozesse, die langfristig im Unternehmen aufgebaut werden, und die Ausbildung hauseigener Kompetenzen, bleiben hingegen oft auf der Strecke. Das Wissen marschiert buchstäblich zur Tür hinaus, die Unternehmen bleiben ratlos zurück und beginnen im schlechtesten Fall wieder bei Null, wenn es um Weiterentwicklungen oder zukunftsweisende strategische Entscheidungen geht.

 

Nährboden für digitale Projekte – Das Inkubator-Prinzip

Das Problem an herkömmlichen Agenturmodellen ist, dass diese oft nur auf eine kurzfristige Projektumsetzung ausgelegt sind. Dieser zu kurz gedachte Austausch »Geld gegen Wissen« kann langfristige Digitalisierungsinvestitionen nicht unterstützen. Die Dienstleister bekommen dabei oft nicht genügend Einblicke in die Ziele der Unternehmen, um nachhaltige Konzepte erstellen zu können. Und so sind die Ergebnisse oft nur austauschbare Inhalte ohne nachhaltigen Mehrwert. Des Weiteren liefern einmalige Projekte keine nachhaltigen Mehrwerte für eine langfristige digitale Transformation.

Gebraucht wird eine Neudefinition von Zusammenarbeit – ein strategisches und nachhaltiges Investment, von dem beide Seiten profitieren. Bei Ray Sono hat sich so über die Jahre das Konzept des »Digital Incubators« herausgebildet. Den Begriff Inkubator kann man hier wörtlich nehmen: Sie bieten die idealen Bedingungen für Austausch, kreative Ideen und innovative Lösungsansätze – bis hin zur Umsetzung derselben. Damit Hand in Hand geht auch der Wissenstransfer und der Aufbau von unternehmensseitigen Kompetenzen.

Konkret sieht das so aus: Die UX-Experten, Digitalstrategen, Change-Manager und Entwickler von Ray Sono klappen vor Ort ihr Notebook auf und arbeiten mit der Belegschaft zusammen am gesetzten Ziel. Dabei geht es aber nicht nur um einen reinen Wissenstransfer. Vielmehr entsteht auch ein Kulturtransfer, der nicht nur Arbeitsweisen oder Arbeitsplatzgestaltung umfasst, sondern auch den Aufbau einer authentischen digitalen Employer Brand, um passende neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Nach und nach reduziert sich der Anteil der Ray-Sono-Mitarbeiter und Mitarbeiter des Unternehmens kommen hinzu. Man könnte sagen, dem Unternehmen wird wirklich eine digitale DNA eingeimpft.

Hinter dieser besonderen Art der Zusammenarbeit steht die Philosophie, dass Digitalwissen ohne eine menschliche Inspiration, bezogen auf Arbeitsweise und Umgang mit den Themen, wenig kraftvoll ist. Es geht darum, dass Unternehmen und digitale Berater sich auf Augenhöhe begegnen, ehrlich und wertebasiert miteinander arbeiten. Und dass partnerschaftlich Konzepte erarbeitet werden, mit denen sich Unternehmen identifizieren können und nicht das Gefühl haben, mit abgehobenen aber am Ende wenig praktikablen Lösungen einen schlechten Handel eingegangen zu sein.

 

Warum Agenturen sich nicht vor der Entbehrlichkeit fürchten sollten

Ziel des Digital-Incubator-Modells ist es, dass ein Unternehmen langfristig von den Beratungsleistungen profitiert, das gewonnene Know-how immer mehr nach innen verlagert und parallel die Agenturleistung nach und nach reduziert. Verlange ich damit, dass Agenturen sich selbst abschaffen sollen? Keineswegs! Was ich verlange, ist ein Umdenken auf Agentur- und Beraterseite. Nie hatte man als Agentur mehr Möglichkeiten bei der Mitgestaltung von Kernthemen und Prozessen eines Unternehmens. Nie konnte man durch die erbrachte Leistung mehr bewegen.

Eine erfolgreiche Digitalisierung braucht langfristige Beziehungen, einen dauerhaften Wechsel im Mindset, eine vorausschauende, belastbare Strategie. Sie braucht Menschen, die den Weg bereiten, Wissen vermitteln, motivieren und Dinge in Frage stellen – auf Seiten der Agentur aber auch im Unternehmen. Nur mit einem tiefgreifenden Austausch kann dies funktionieren. Und wenn sich Agenturen dabei entbehrlich machen? Welch schöneres Kompliment könnte es geben!

 

 


 

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