Wie die Digitalisierung den Arbeitsplatz verändert

Wachstumsmöglichkeiten und neue Aufgabenfelder mit einem echten digitalen Arbeitsplatz.

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Digitalisierung führt die Unternehmen zum Re-Design ihres Marktauftritts, zur Umgestaltung ihrer Geschäftsmodelle und der Produkte sowie der Arbeitsumgebungen im Sinne eines »Digital Business«. Ein Beispiel für die Veränderung am Arbeitsplatz ist Henkel, das seit dem Jahr 2014 für inzwischen 47.000 Arbeitsplätze das cloud-basierte Office 365 eingeführt hat. Die neue Plattform ist jedoch erst der Ausgangspunkt für einen »wirklich digitalen« Arbeitsplatz und das, was danach kommt: Auf eine oft selektive beziehungsweise stufenweise Umstellung im Applikationsumfeld folgt eine Verknüpfung, um maximalen Mehrwert zu heben; dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, wusste schließlich schon Aristoteles.

Datenbasierte Entscheidungen beim Kunden Vor-Ort

Welche umfassenden Möglichkeiten sich in Sachen digitaler Arbeitsplatz ergeben können, zeigt das Beispiel einer großen europäischen, global agierenden Brauerei, die neue Wachstumsmöglichkeiten für sich und ihre Händler ermitteln wollte. Zudem sollte die Sichtbarkeit in indirekten Verkaufskanälen erhöht werden, in denen Händler zwischen Brauerei und Endkunden aktiv sind. Dementsprechend war die Brauerei auf der Suche nach einer mobilen Anwendung, die es den Vertriebsmitarbeitern ermöglicht, während Verhandlungen mit Kunden datenbasierte Entscheidungen zu treffen. Um dies zu gewährleisten, nutzt die entsprechende App für Vertriebsmitarbeiter eine Front-End-Schnittstelle zur Verwaltung von Kundendaten, Handelsverträgen und Umsätzen; damit können Informationen schnell und ortsunabhängig abgerufen werden. Die individuell entwickelte mobile Windows-10-Plattform für das Front-End ermöglicht die Nutzung durch Außendienstmitarbeiter auf Tablets. Dabei zeigen alle vorgenommenen Änderungen deutlich die positiven Auswirkungen eines digitalen Arbeitsplatzes.

Die mobile Anwendung der Brauerei umfasst nicht nur ein integriertes Datenbank-Back-End-System inklusive Customer Relationship Management (CRM) und Enterprise Resource Planning (ERP), sondern auch eine Business-Intelligence-Applikation. Das Ergebnis: Kundendaten stehen für die faktenbasierte Entscheidungsfindung quer durch alle Unternehmensbereiche schneller zur Verfügung. Vertriebsmitarbeiter können jederzeit und von überall aus relevante Daten in Echtzeit erheben, teilen und analysieren. Der Außendienst kann somit bei der Verhandlung von Handelsverträgen sachkundige Entscheidungen fällen. Darüber hinaus ist die Marketing-Abteilung in der Lage, Werbeausgaben gezielt auszurichten, während die Unternehmensleitung Fortschritte sowie Erfolge von Umsatzzielen direkt verfolgen und auf Fehlentwicklungen direkt einwirken kann.

Der digitale Arbeitsplatz – Zahlen, Daten, Fakten

Das Beispiel zeigt, dass neue Arbeitsplatzumgebungen im Sinne der Digitalisierung erforderlich sind – denn sie sind Wachstums- und Umsatztreiber. Zahlen belegen das: So konnten 100 Prozent der Unternehmen in Deutschland, die Tools für den digitalen Arbeitsplatz eingeführt haben, daraus einen Geschäftsnutzen generieren. Das ergab eine Studie des IT-Beratungsunternehmens Avanade aus dem Jahr 2015. Zu den Vorteilen zählen unter anderem eine gesteigerte Produktivität (61 Prozent), größere Mitarbeitermotivation (44 Prozent) und Umsatzwachstum (40 Prozent).

Einen solchen »Digital Workplace« zeichnet dabei aus, dass nicht neue und mehr Tools im Unternehmen benötigt werden, sondern die bereits vorhandenen besser integriert und über eine Oberfläche zentral erreich- und nutzbar sind: Social- und Mobile-Technologien sowie Analyseinstrumente werden unter Zuhilfenahme von Cloud-Technologien für die Mitarbeiter so integriert, dass sie einen individuell angepassten Arbeitsplatz ergeben. Damit lassen sich exakt die Informationen bereitstellen, die Mitarbeiter oder Teams für ihre Arbeit benötigen – zum gegebenen Zeitpunkt, am relevanten Ort und über das jeweilige Endgerät. Diesem Gedanken folgend eignen sich digitale Arbeitsplätze besonders für Mitarbeiter im Vertrieb und Außendienst. Wer eine entsprechende Karriere anstrebt, sollte also nicht nur offen sein für solche neuen Ansätze, sondern Arbeitgeber auch kritisch darauf prüfen.

Die Bedieneigenschaften, sogenannte User Experience, sind bei einem digitalen Arbeitsplatz ein entscheidender Faktor: »Nutzerfreundlichkeit steigert die Akzeptanz und Motivation der Mitarbeiter – denn die beste Lösung ist unnütz, wenn sie nicht verwendet wird«, fasst Thomas Krofta zusammen, Vice President und Digital Workplace Lead bei Avanade. »Daher sollten Unternehmen den Wandel hin zu einem digitalen Arbeitsplatz aktiv umsetzen und sich der damit einhergehenden kulturellen Transformation bewusst sein. Spezielle Schulungen, reorganisierte Prozesse und Anreizsysteme wie etwa ›Gamification Features‹ steigern die Akzeptanz bei den Mitarbeitern zusätzlich.«

Auf Grund des weitreichenden Charakters der Digitalisierung setzt sich die (Weiter-)Entwicklung der Arbeitsplätze dahingehend fort, dass auch völlig neue Berufsbilder entstehen. Bei der Avanade-Studie gaben zum Beispiel 91 Prozent aller Befragten und 85 Prozent der Befragten in Deutschland an, dass ihrer Einschätzung nach die heutigen Jugendlichen in Funktionen arbeiten werden, die es bis jetzt noch gar nicht gibt. Wenig erstaunlich ist, dass speziell im Bereich Data Scientists neue Berufe entstehen werden. Die zahlreichen Daten wollen immerhin nutz- und gewinnbringend verarbeitet werden, hierfür sind Spezialisten dringend erforderlich. Themengebiete wie Sicherheit und Identitätsmanagement gewinnen ebenfalls an Bedeutung. Zudem werden Unternehmen bald völlig neue Berufe wie »Digital Humanists« nachfragen. Ihre Aufgabe wird es sein, ethisch in Bezug auf die Nutzung digitaler Technologien zu beraten und aufzuzeigen welchen Einfluss diese auf Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter nehmen – ein Weckruf auch an die teils sehr verschulten und fachorientierten Ausbildungsrichtungen an den Universitäten.

Änderungen aktiv gestalten

Die derzeit rollende Digitalwelle bringt größere und schnellere Entwicklungen mit sich als jemals zuvor. Gerade »Knowledge Worker« werden in naher Zukunft auf einen digitalen Arbeitsplatz angewiesen sein. Bereits jetzt entstehen gemischte Belegschaften, in der sich Menschen, Maschinen und intelligente Software ergänzen. Dieser Prozess wird den Menschen mehr und mehr die Freiheit geben, sich auf geschäftskritische Themen und Innovationen zu konzentrieren. Große Paradigmenwechsel in Berufsfeldern wie diesen hat es in der Geschichte immer wieder gegeben. Während sich Gesellschaft und Wirtschaft weiterbewegen hin zu dem, was Gartner die »Algorithm Economy« nennt, müssen alle Beteiligten Wege finden, um die Arbeitswelt aktiv zu gestalten. Denn auch das zeigte der Verlauf der Geschichte: Jede dieser Änderungsbewegungen hatte insgesamt eine Steigerung der Arbeitsplatzzahlen zum Ergebnis.

Stefan Karl

Stefan Karl, Geschäftsführer bei der Consulting Projects GmbH

Brauerei-Beispiel

Konkret erleichtert die Anwendung dem Unternehmen:

  • die Identifizierung von Bereichen mit Entwicklungspotenzial basierend auf differenzierten Handelsstrategien für jedes Kundensegment;
  • das Teilen von Netzwerk-Benchmarks mit Händlern zur Identifizierung von Bereichen mit Verbesserungspotenzial;
  • die Identifizierung bewährter Branchenmethoden und Erfolgsfaktoren für Werbemaßnahmen zu Beginn des Verkaufszyklus;
  • die Zusammenarbeit mit Händlern zur Verbesserung der Routenplanung für Außendienstmitarbeiter;
  • die Verbesserung der End-to-End Supply-Chain, die Reduzierung der Bestandsdeckung bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Service-Levels sowie der Reduzierung der Obsoleszenz und Out-of-stock-Probleme;
  • die effektive Nutzung der Ausgaben im Trade Marketing mit großem Einsparpotenzial auf der Ausgabenseite.

 


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