Digitaler Vorreiter ist 2016 die IKT-Branche, ab 2021 sind es die wissensintensiven Dienstleister

  • 27 Prozent der Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft sind »hoch« digitalisiert.
  • 81 Prozent der IKT-Unternehmen erzielen mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes bereits digital, während es in der umsatzstärksten Branche der gewerblichen Wirtschaft, dem Handel, erst 38 Prozent sind.
  • 20 Prozent der chemisch-pharmazeutischen Industrie bietet noch keine Produkte und Dienste digital an.

grafik-tns-kantar-digitalisierung-deEs bestehen noch große Unterschiede im Digitalisierungsgrad zwischen den verschiedenen Kernbranchen der gewerblichen Wirtschaft. Dies zeigen die »Digitalisierungsprofile«, die auf jeweils 50 Charts den branchenspezifischen Stand und die Perspektiven der Digitalisierung analysieren, und die im Vorfeld des IT-Gipfels im Rahmen des »Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL 2016« veröffentlicht wurden.

Die Betrachtung des »Wirtschaftsindex DIGITAL« der einzelnen Kernbranchen zeigt, dass sie sich in drei Digitalisierungsdimensionen zwischen »hoch«, »durchschnittlich« und »niedrig« digitalisiert aufteilen lassen. 27 Prozent der Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft sind »hoch« digitalisiert (>= 70 Indexpunkte), 49 Prozent »durchschnittlich« (40 bis 69 Punkte im Index) und 24 Prozent sind »niedrig« (< 40 Punkte) digitalisiert.

»Hoch« digitalisiert

Digitaler Vorreiter ist die IKT-Branche, auf die 3,7 Prozent des gesamten gewerblichen Umsatzes im Jahr 2015 (223 Mrd. €) entfiel. Mit 75 Indexpunkten ist und bleibt sie auf dem ersten Rang vor den anderen Branchen. Damit liegt sie deutlich über dem gesamten Wirtschaftsindex DIGITAL 2016 von 55 Punkten. In keiner anderen Branche erzielen 81 Prozent der Unternehmen mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes bereits digital.

grafik-tns-kantar-wirtschaftsindex-digital-ikt

Ebenfalls als »hoch« digitalisiert gelten auf dem zweiten Rang die wissensintensiven Dienstleister mit heute 70 und in fünf Jahren 79 Punkten. Nach der Prognose werden sich diese im Jahr 2021 sogar vor der IKT-Wirtschaft mit 77 Punkten platzieren. Wissensintensive Dienstleister, dies heißt Medienunternehmen, Werbeagenturen, Wirtschaftsprüfungen, Unternehmensberatungen, Marktforscher, Rechts- oder Steuerberater u.dgl. schätzen bereits zu 95 Prozent den Vernetzungsgrad ihrer Wertschöpfungsketten als hoch ein.

 

 

»Durchschnittlich« digitalisiert

zeigen sich sieben der elf analysierten Kernbranchen der gewerblichen Wirtschaft. Die Finanz- und Versicherungswirtschaft positioniert sich mit 61 Punkten auf Rang drei nach den hoch digitalisierten Branchen. Prognostiziert wird ihr eine Verbesserung um drei Punkte bis 2021. Sie erzielt bereits jetzt zu 55 Prozent mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes digital und hat bereits zu 85 Prozent ihre unternehmensinternen Prozesse und Arbeitsabläufe insgesamt hoch digitalisiert.

Während die wissensintensiven Dienstleister als auch die Finanz- und Versicherungswirtschaft 2015 jeweils 4,2 Prozent des gesamten gewerblichen Umsatzes (255 Mrd. €) generierten, stellt die Handelsbranche mit 29,4 % Umsatzanteil (1.771 Mrd. €) die stärkste Branche der gewerblichen Wirtschaft dar. Der Handel liegt im Digitalisierungsgrad 2016 bei 55 Punkten (2021: 58 Punkte) und behauptet seinen vierten Rang mit deutlichem Vorsprung zur Energie- und Wasserversorgung mit 48 Punkten (2021: 52 Punkte) auf Rang fünf. Während im Handel bereits 38 Prozent der Unternehmen mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes mit digitalen Angeboten generiert, sind es in der Energie- und Wasserversorgungsbranche erst 13 Prozent. Die Energiewirtschaft hatte 2015 einen Anteil von 5,7 Prozent an den Umsätzen der gesamten gewerblichen Wirtschaft (341 Mrd. €).

Rang sechs im Index erreicht der Maschinenbau mit 46 Punkten (2021: 47 Punkte), auf den 3,9 Prozent des gesamten gewerblichen Umsatzes (237 Mrd. €) im Jahr 2015 entfiel. 2016 werden zu 18 Prozent mehr als 60 Prozent des Umsatzes mit digitalen Angeboten erzielt, was im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe (25 Prozent) unterdurchschnittlich ist.

An siebter Stelle platziert sich die chemisch-pharmazeutische Industrie, die aktuell und künftig 45 Punkte im Index erzielt und 2015 vier Prozent des gesamten gewerblichen Umsatzes (242 Mrd. €) auf sich vereint. Wie auch im Maschinenbau werden hier erst zu 18 Prozent mehr als 60 Prozent des Umsatzes mit digitalen Angeboten erzielt. Während sieben Prozent der Maschinenbauunternehmen keinerlei Produkte und Dienste digital anbietet, sind es in der chemisch-pharmazeutischen Industrie mit 20 Prozent deutlich mehr.

Die Verkehrs- und Logistikbranche, die einen 3,5 prozentigen Umsatzanteil an der gesamten gewerblichen Wirtschaft im Jahr 2015 hatte (213 Mrd. €), und mit 43 Indexpunkten im Jahr 2016 auf Rang acht nach Digitalisierungsgrad liegt, verbessert sich bis 2021 durch einen deutlichen Zuwachs auf 47 Indexpunkte auf Rang sieben. Dann werden 55 Prozent der Unternehmen eine starke Einbettung ihrer Digitalisierung haben.

Der Fahrzeugbau, der acht Prozent des gesamten gewerblichen Umsatzes (484 Mrd. €) 2015 generierte, ist und bleibt mit jeweils 40 Punkten 2016 und 2021 auf Rang neun. Er erzielt lediglich zu 15 Prozent schon mehr als 60 Prozent seines Umsatzes mit digitalen Angeboten.

»Niedrig« digitalisiert:

Auf Rang zehn stagniert das Gesundheitswesen mit 36 Punkten (2021: 38 Punkte), das mit einem sehr verhaltenen Digitalisierungstempo unterdurchschnittlich digitalisiert ist.

[1] Digitalisierungsprofile: TNS Infratest und ZEW haben im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL 2016 den Digitalisierungsgrad der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland nach insgesamt zehn Branchen differenziert erhoben. Unter Digitalisierung verstehen wir die Nutzungsintensität von digitalen Technologien und Diensten, die Ausrichtung der Unternehmen auf die Digitalisierung und den Einfluss der Digitalisierung auf den Geschäftserfolg. Auch analysieren wir die jeweiligen Treiber und Barrieren der Digitalisierung sowie die unternehmensinternen Weiterbildungsaktivitäten für den Auf- und Ausbau von Digitalkompetenzen. Die Ergebnisse zu jeweils 30 Fragen werden auf 50 Charts dargestellt. Die Digitalisierungsprofile können unter https://www.tns-infratest.com/go/digitalisierungsprofile heruntergeladen werden.
Wirtschaftsindex DIGITAL: Der Wirtschaftsindex DIGITAL zeigt in einer Zahl an, wie weit die Digitalisierung in den deutschen Unternehmen aktuell fortgeschritten ist und wie sie sich bis 2021 verändern wird. Der Wirtschaftsindex DIGITAL misst in einer Zahl zwischen 0 und 100 Punkten den Digitalisierungsgrad der deutschen gewerblichen Wirtschaft und ihrer Teilbranchen. Weitere Informationen im »Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL 2016« unter www.tns-infratest.com/bmwi
Studiensteckbrief: TNS Infratest führte April bis Juli 2016 eine repräsentative Befragung unter den deutschen Unternehmen zum Stand und zu den künftigen Perspektiven der Digitalisierung in Deutschland durch. Es wurden 924 Interviews durchgeführt. Der Fragebogen wurde in enger Projektpartnerschaft gemeinsam mit dem ZEW Mannheim, erarbeitet. Die Befragung ist für die gesamte gewerbliche Wirtschaft repräsentativ, das heißt für die folgenden elf Branchen: den Maschinenbau, den Fahrzeugbau, die chemisch-pharmazeutische Industrie, das sonstige verarbeitende Gewerbe, die Informations- und Kommunikationswirtschaft, die Energie- und Wasserversorgung, den Handel, den Bereich Verkehr und Logistik, die Finanz- und Versicherungswirtschaft sowie für die wissensintensiven Dienstleister und die Gesundheitswirtschaft.

Fehleinschätzung: Nur zehn Prozent sehen ihren Arbeitsplatz durch die Digitalisierung gefährdet

Digitalisierungsindex Mittelstand: Digitale Revolution ist bereits in vollem Gang

B2B-Commerce im Umbruch: Die Digitalisierung nimmt Fahrt auf

Studie zu den rechtlichen Herausforderungen der Digitalisierung und den Auswirkungen auf die Rechtsabteilungen

Logistikbranche in der Zwickmühle – zwischen dem Druck der Digitalisierung und der Angst, die Datenhoheit zu verlieren

Wer sind die Treiber und Bremser der Digitalisierung in den Unternehmen?

Die Digitalisierung muss in die Unternehmensstrategie eingebunden werden

Die Angst der Manager vor der Digitalisierung

Zunehmende Digitalisierung im Beruf belastet Familienleben

Digitalisierung der Business-Prozesse nimmt Fahrt auf

Schreiben Sie einen Kommentar