Wirksames Risikomanagement: Ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Modernisierung

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Modernisierung ist für das Unternehmenswachstum im 21. Jahrhundert unabdingbar. Sie ist unerlässlich, um den wachsenden Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden, mit den Digital Natives Schritt zu halten sowie den ständigen Anforderungen an Kostensenkung und Innovation gerecht zu werden.

 

Die Jotun-Gruppe, ein globaler Anbieter von dekorativen Farben und Pulverbeschichtungen, demonstrierte den Wert der Modernisierung deutlich: Das Unternehmen modernisierte seine wichtigsten Geschäftsanwendungen, um sie in einer Platform-as-a-Service-Umgebung auf Microsoft Azure auszuführen. Die Firma konnte die Leistung seiner Applikationen mit geringeren Ausfallzeiten und Betriebskosten verbessern. Die Software-Releases beschleunigten sich von zwei bis drei pro Jahr auf eine neue Version innerhalb von zwei bis drei Wochen. Darüber hinaus ist nun ein einziges Team für jede Anwendung während des gesamten Lebenszyklus zuständig – mit tieferen Einblicken und neuen Tools, um die Anwendungsleistung und Sicherheit sowie die Kosten zu optimieren.

Unternehmen stehen unter einem enormen Modernisierungsdruck. Sie müssen sich aber auch darüber im Klaren sein, dass die Ergebnisse kontraproduktiv sein könnten, wenn sie nicht richtig durchgeführt werden. Doch wie können Organisationen modernisieren, ohne ein zu großes Risiko einzugehen? Schließlich besagt das Risiko-Rendite-Prinzip, dass höhere Erträge aus dem Eingehen größerer Risiken resultieren. Wenn also die Erwartungen an die Modernisierung steigen, dann sind auch die damit verbundenen Risiken höher. Es gibt vier Arten von Modernisierungsrisiken, die Firmen berücksichtigen sollten.

  • Risiko der Disruption: Dies bezieht sich auf die mögliche Bedrohung, der eine Organisation aufgrund von kulturellem Wandel oder neuen Technologien und aktualisierten Geschäftsverfahren ausgesetzt ist – und die sich auf die Geschäftsziele auswirken können. Die Kosten dieser möglichen Unterbrechungen können beträchtlich sein. Dazu gehören beispielsweise Produktivitätsverluste, geringere Kundenzufriedenheit und Sicherheitsverletzungen.
  • Höheres Kostenrisiko: Die Modernisierung ist ein komplexes Unterfangen. Unternehmen unterschätzen oft den Aufwand oder die Zeit, die für die Durchführung des Projekts erforderlich ist. Jede Verzögerung, neue Anforderungen oder unerwartete und zusätzliche Anpassungsschichten führen zu Kostensteigerungen.
  • Risiko des Projektausfalls: Eine hohe Zahl an Modernisierungsprojekten verfehlt ihre Ziele, weil es keinen klaren Fahrplan gibt oder Unternehmen die ROI-Faktoren falsch einschätzen. Oftmals verzögert sich die Implementierung oder Firmen wählen einen falschen Ansatz. Es ist daher sehr wichtig, sich die Zeit zu nehmen, diese Elemente vor Beginn eines Projekts zu entwickeln, um das Risiko des Scheiterns zu minimieren.
  • Risiko der Personalverwaltung: Dies bezieht sich auf die möglichen negativen Auswirkungen auf die Belegschaft eines Unternehmens bei der Umsetzung von Modernisierungsinitiativen. Wenn Organisationen die Mitarbeiter nicht berücksichtigen, laufen sie Gefahr, sie zu verprellen, zu demotivieren oder zu verlieren. Demotivierte Angestellte gefährden auch künftige Modernisierungspläne, da sie die Ergebnisse nicht überzeugen.

 

Risikominderung ist somit enorm wichtig – Es ist eine solide gut durchdachte Strategie erforderlich, bevor Unternehmen sich auf eine Modernisierungsreise begeben. Um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen, müssen sich Organisationen auf die folgenden Faktoren konzentrieren.

  • Technologie- und Geschäftsinteressenten identifizieren: Um erfolgreich zu sein, müssen die technologischen und geschäftlichen Interessengruppen in die Planung, Umsetzung und Verwaltung der Modernisierung einbezogen werden. Leitende Softwarearchitekten, IT-Führungskräfte und Entwickler unterstützen die Modernisierung. Die Geschäftsleitung, Kunden, Anbieter und Partner sollten ebenfalls involviert sein.
  • Geeigneten Business Case erstellen, um Entscheidungsträger hinsichtlich zu erwartender Investitionen zu überzeugen: Um die Finanzierung der Modernisierungsinitiative zu sichern, ist eine detaillierte Analyse des Ist-Zustands notwendig. Darüber hinaus müssen Unternehmen einen Plan mit dem gewünschten Ergebnis, der detaillierten Realisierung und einer überzeugenden Begründung der Investitionsnotwendigkeit entwickeln. Die langfristige Kosten-Nutzen-Analyse sollte ebenfalls Teil des Business Case sein, der die Gesamtkosten sowie die zu erwartenden Einsparungen der Modernisierung berücksichtigt. Ein solcher solider Case hilft bei der regelmäßigen Bewertung der Ergebnisse und trägt dazu bei, die Unterstützung zu festigen – insbesondere, wenn es zu Verzögerungen kommt.
  • Anforderungen in Bezug auf Menschen, Prozesse und Technologie verstehen: Die am Prozess beteiligten Mitarbeiter müssen über die notwendigen Fähigkeiten und die Expertise verfügen, um sich an die neuen Arbeitsweisen anzupassen, die durch die neuen Technologien ermöglicht werden. Durch ein Mikro-Änderungsmanagement werden große und komplexe Änderungen in kleinere und inkrementelle Änderungen aufgeteilt – und lassen sich so besser bewältigen. Darüber hinaus ist es wichtig, die Interaktion zwischen verschiedenen Teams und Diensten zu fördern. Nur so ist eine harmonisierte Arbeitsweise zwischen Legacy- und modernen Systemen gewährleistet. Die Einführung von DevSecOps und Automatisierung durch einen cloudbasierten Plattformansatz kann die Transformation weiter beschleunigen.
  • Zielzustand durch Auswahl der richtigen Architektur und Technologien erreichen: Die Modernisierung ist ein komplexer Prozess, der eine sorgfältige Auswahl der richtigen Architektur und Technologien erfordert, um den gewünschten Zielzustand zu erreichen. Dies erfordert einen strategischen Ansatz, der das Ergebnis, den aktuellen Zustand und die Unternehmensstrategie berücksichtigt.
  • Vorhandene Ressourcen bewerten und einen Ressourcenmanagementplan entwickeln: Das Ressourcenmanagement bewertet die vorhandenen Ressourcen und arbeitet auf dieser Basis einen Plan für den effizienten Einsatz der Mitarbeiter aus. Es handelt sich um einen kontinuierlichen Prozess – eine regelmäßige Bewertung und Anpassung gewährleistet den optimalen Einsatz der Ressourcen.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Unternehmen für künftige Anforderungen planen und gleichzeitig die aktuellen Technologien und Verfahren optimieren müssen, ohne dabei den Geschäftsbetrieb zu unterbrechen. Nur so sind sie in der Lage, das Modernisierungsrisiko effektiv zu bewältigen. Wird die Modernisierung richtig durchgeführt, kann sie trotz der damit verbundenen Risiken zu Vorteilen wie erhöhter Widerstandsfähigkeit, höherer Skalierbarkeit, größerer Wertschöpfung aus exponentiellen Technologien und besseren Kundenerfahrungen führen.

Naresh Duddu

Naresh Duddu ist Associate Vice President und Global Head der Infosys Modernisation Practice. Dieser Bereich entwickelt neue Angebote, baut Services und Beratungsleistungen auf und führt Projekte zur Transformation von Anwendungen in verschiedenen Branchen und Service-Segmenten durch. Die Abteilung besteht aus vier Hauptsäulen der Anwendungsmodernisierung: Open Source, Agile/DevOps, Legacy-Modernisierung und Cloud.

 

 


Wie funktioniert Mikro-Änderungsmanagement

Mikro-Änderungsmanagement ist ein Ansatz, der darauf abzielt, kleine, aber kontinuierliche Verbesserungen in einer Organisation zu fördern. Anstatt große und radikale Veränderungen anzustreben, die oft auf Widerstand stoßen und schwer umzusetzen sind, konzentriert sich Mikro-Änderungsmanagement auf inkrementelle Schritte, die leichter zu akzeptieren und zu verfolgen sind.

Mikro-Änderungsmanagement basiert auf der Idee, dass kleine Veränderungen eine große Wirkung haben können, wenn sie kumulativ und systematisch angewendet werden. Dies gilt sowohl für die Verbesserung von Prozessen und Produkten als auch für die Entwicklung von Kompetenzen und Fähigkeiten der Mitarbeiter. Mikro-Änderungsmanagement ermutigt die Beteiligung und das Engagement aller Ebenen einer Organisation, indem es ihnen ermöglicht, Vorschläge für Verbesserungen zu machen und Feedback zu erhalten.

Um Mikro-Änderungsmanagement erfolgreich umzusetzen, sind einige Schritte erforderlich. Zunächst muss eine klare Vision und Strategie für die angestrebten Ziele definiert werden. Diese sollten in messbare und erreichbare Indikatoren übersetzt werden, die regelmäßig überprüft werden können. Zweitens muss eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung geschaffen werden, die Innovation und Experimentieren fördert. Dies erfordert eine offene Kommunikation, eine positive Fehlerkultur und eine Anerkennung der Leistungen. Drittens muss ein systematischer Prozess für die Identifizierung, Priorisierung, Implementierung und Bewertung von Mikro-Änderungen etabliert werden. Dies kann durch verschiedene Methoden wie Kaizen, Lean oder Agile erfolgen. Viertens muss ein Lernprozess stattfinden, der es ermöglicht, aus den Erfahrungen zu lernen und die besten Praktiken zu verbreiten.

Mikro-Änderungsmanagement bietet viele Vorteile für eine Organisation. Es kann die Effizienz und Qualität steigern, die Kundenzufriedenheit erhöhen, die Mitarbeitermotivation verbessern und die Anpassungsfähigkeit an Veränderungen erhöhen. Es kann auch dazu beitragen, Risiken zu minimieren, Kosten zu senken und Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Mikro-Änderungsmanagement ist daher ein wirksames Instrument, um eine Organisation zukunftsfähig zu machen.

Genki Absmeier